Der SK Rapid Wien steht vor einer schweren Saison und befindet sich aktuell in personam Helmut Schulte in Transferverhandlungen. Die bereits fixen Abgänge von... Rapid auf der Suche nach einem routinierten Gerüst auf der Zentralachse – kommt heute schon der erste „echte“ Neue?

Helmut Schulte (SK Rapid Wien)Der SK Rapid Wien steht vor einer schweren Saison und befindet sich aktuell in personam Helmut Schulte in Transferverhandlungen. Die bereits fixen Abgänge von Gerson, Heikkinen, Katzer, Kulovits, Prager und Ex-Leihspieler Nuhiu möchten ersetzt werden. Doch auch wenn der neue Sportdirektor sehr ambitioniert in seine erste Transferzeit in Grün-Weiß geht, fehlt es am lieben Geld.

Es ist gut möglich, dass in den nächsten Tagen, womöglich bereits heute, ein erster tatsächlicher Rapid-Transfer vermeldet wird. Zuvor holte man nur Palla und Behrendt aus Leihgeschäften zurück. Gesucht werden ein Innenverteidiger, ein defensiver Mittelfeldspieler und ein Stürmer. Durch Verletzungen und Nationalteamabstellungen werden nur acht Feldspieler und die Torleute am Trainingsauftakt teilnehmen.

Schultes ruhige Handschrift

Im traditionell nervösen Austrian Soccer Board schrillen ob der vermeintlichen Untätigkeit der sportlichen Leitung bereits die Alarmglocken. Die Befürchtungen der Fans sind jedoch verfrüht: Helmut Schulte ist schon zu lange im Geschäft, um sich von fanseitiger Nervosität, die Stunde für Stunde ansteigt, aus der Ruhe bringen zu lassen. Dass der Beginn der Sommervorbereitung eher aus diversen Laufprogrammen besteht, lässt das Fehlen eines halben Kaders in etwas anderem Licht erscheinen. Happig wäre es, wenn Barisic die taktischen Weichen für die neue Saison stellen muss und zu diesem Zeitpunkt keine Kicker zur Verfügung hat. Wichtiger ist, dass die Spieler, die kommen werden, sofort weiterhelfen. Und da Schulte von wirtschaftlicher Seite aktuell wenig Hilfe in Form von „Flüssigem“ bekommt, ist es nur richtig, die Beobachtungs- und Entscheidungszeit so ausgiebig wie möglich zu gestalten. Transferflops kann sich Rapid im Sommer nicht „leisten“.

Rapid braucht nicht noch mehr Junge

Rapid mistete bereits vor einigen Wochen radikal aus und ließ speziell Routiniers ziehen. Gute junge Spieler hat man bereits an Bord, wonach die Neuverpflichtungen eher Spieler mit Erfahrung sein sollten. Spieler wie die zuletzt kolportierten Gartner oder Potzmann (beide Mattersburg) würden da nicht ins Bild passen – es sei denn, man verpflichtet sie „zusätzlich“, was wiederum das Budget nicht zuließe. Selbiges gilt eigentlich auch für Innenverteidiger Christopher Dibon, der als Kandidat gehandelt wird. Dem 22-Jährigen traut man allerdings auch die Rolle eines Abwehrchefs zu. Dass Dibon in den letzten 15 Monaten nur sieben Pflichtspiele für Red Bull Salzburg und zwei U21-Länderspiele bestritt sollte zu denken geben – auch wenn er einen Teil dieser Zeit verletzungsbedingt ausfiel. Über die aktuelle körperliche Verfassung des Red-Bull-Salzburg-Abwehrspielers kann nur gemunkelt werden. Dibon ist jedoch nur ein Kandidat von mehreren.

Eher ein typischer Sechser, als ein flexibler Achter

Rapid benötigt hinter den jungen Wilden auf den drei (bis vier) offensivsten Positionen einen defensiven Mittelfeldspieler mit Erfahrung. Dieser muss nicht unbedingt ein moderner Box-to-Box-Mittelfeldspieler sein. Ein klassischer Sechser mit solidem Passspiel und Abräumerqualitäten würde das Gesamtbild im zentralen Mittelfeld sogar verbessern. Auf der Achter-Position ist Rapid nach aktuellem Stand sogar überbesetzt bzw. im Falle einer 4-3-3-Variante zumindest doppel besetzt:

  • Boskovic: 8er, 10er
  • Hofmann: 8er, 10er
  • Wydra: 8er – für die Sechserrolle körperlich zu schwach
  • Schaub: 8er und offensivere Positionen
  • Der einzige aktuell unter Vertrag stehende Spieler, der als 6er eingesetzt werden kann, ist demnach Harald Pichler, mit dem in der Innenverteidigung zu rechnen ist.

Die Anforderungen sind also klar: Ein deutlich defensiv orientierter, zentraler Mittelfeldspieler muss her. Dazu ein Innenverteidiger, der zum neuen „Kommandanten“ in Rapids Viererkette werden soll, nachdem Sonnleitner und Pichler sich eher als Arbeiter, nicht aber als gut herausspielende Organisatoren entpuppten.

Boyd als einziger echter Stürmer, Sabitzer mit den besten Karten

Diese beiden Spieler zu finden hat bei Rapid aktuell höchste Priorität. Doch auch die Baustelle im Angriff möchte baldmöglichst bearbeitet werden. Die Verletzungen von Deni Alar und Dominik Starkl wiegen schwer – der einzige fitte „echte“ Angreifer im Kader ist somit Terrence Boyd, der aktuell beim US-Team weilt. Das offensiv fluide Barisic-System macht es jedoch wahrscheinlich, dass Marcel Sabitzer als Angreifer in die neue Saison startet. Der 19-Jährige zeigte zuletzt beim U19-Nationalteam als echte Spitze mit vier Toren gegen Bosnien und Schweden auf. Den nach Dominik Starkl treffsichersten Amateurstürmer Daniel Randak ins kalte Wasser zu werfen, kommt derzeit nicht in Frage.

Dennoch muss ein Spieler für die offensivste Position kommen

Rapid kann aber auch nicht mit „1 ½ Stürmern“ in eine Europacupsaison gehen, die vor allem finanziell einen Sattelpunkt darstellen könnte. Ein neuer Angreifer muss daher kommen und mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt nur ein Leihgeschäft in Frage. Ähnlich wie im zentralen Mittelfeld sind dabei nicht unbedingt flexible Spieler gefragt, sondern einer, der an vorderster Front möglichst präsent ist. Die Flexiblen für die Offensive sind bereits da:

  • Sabitzer kann im 4-3-3 auf allen drei Offensivpositionen spielen
  • Dasselbe gilt mit Abstrichen (Stürmer) für Burgstaller
  • Grozurek kann am linken und rechten Flügel eingesetzt werden
  • Schaub spielte zuletzt im U19-Team Stürmer, kann auch auf den Flanken und in der Mittelfeldzentrale aufgeboten werden.
  • Trimmel, der allerdings als Rechtsverteidiger gebraucht wird, kann ebenfalls als rechter Flügel eingesetzt werden.

Die Möglichkeiten zu rochieren sind nach aktuellem Personalstand also mannigfaltig. Auch die eines Tages zurückkehrenden Alar und Starkl gelten als flexible Spieler. Boyd ist im aktuellen Kader der einzige statische Offensivspieler. So seltsam es auch klingen mag: Wie auch im defensiven Mittelfeld muss Rapid auch im Angriff nicht nach einem besonders vielseitigen Spieler suchen. Einzig verlässlich und auf seine Aufgaben fokussiert muss er sein.

Weitere Baustellen in Grün-Weiß…

Viele Fans sehen derzeit bei Rapid noch wesentlich mehr Baustellen. Etwa die, die sich durch Michael Schimpelsbergers Verletzung in der rechten Abwehr auftat. Gleichzeitig muten mit Schrammel und Palla auch die Alternativen auf der linken Abwehrseite nicht gerade innovativ an. Das Duell der Torhüter entscheidet indes Jan Novota gegen Lukas Königshofer für sich. Der Slowake gilt als Musterprofi und wichtige Integrationsfigur – ein Klassekeeper ist allerdings auch er nicht. In diesem Fall muss man aber ein Auge zudrücken, denn gerade positive Typen wie Novota machten Rapid in schwierigen Phasen aus. Möglicherweise wiegt der Faktor Einstellung im Fall des hünenhaften Schlussmannes so manchen spielerischen Mangel auf.

…doch da heißt es „Bitte warten“

Der Fahrplan ist also recht klar abgesteckt: Rapid holt Innenverteidiger und Sechser. Danach kümmert man sich um die Stürmersuche bzw. hält nach „Leihstürmern“ Ausschau. Wenn diese drei Spieler, die wohl in der hier angeführten Reihenfolge kommen würden, bei Rapid unterschreiben, hat Trainer Zoran Barisic 20 Feldspieler und das Einkaufsprogramm wäre abgeschlossen. Illusionen, dass man in einer enorm prekären finanziellen Lage, auch die wunden Punkte in der Außenverteidigung in den Griff bekommt, wäre nicht nur zu optimistisch, sondern sogar unrealistisch. Was in dieser Saison errichtet werden kann, ist lediglich ein routiniertes Gerüst auf der Zentralachse. Die Gesichter zum Gerüst gibt es möglicherweise schon heute, sicher aber in den nächsten Tagen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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