Vor rund einem Jahr wechselte Martin Bernhard von Altachs Trainerbank in Rapids Coaching-Team. Auch unter Goran Djuricin ist der 46-jährige Vorarlberger nach wie... Rapid-Co Bernhard im Interview: „Knappe Spiele für uns entscheiden“

 

Vor rund einem Jahr wechselte Martin Bernhard von Altachs Trainerbank in Rapids Coaching-Team. Auch unter Goran Djuricin ist der 46-jährige Vorarlberger nach wie vor fester Teil des „Staff“. abseits.at nahm dies während der Länderspielpause zur Gelegenheit, um Fragen über die aktuelle Situation auf sowie abseits des Platzes beim SK Rapid Wien zu stellen.

abseits.at: Herr Bernhard, nach einem turbulenten Frühjahr bei Rapid liegt nun bereits ein Viertel der aktuellen Saison hinter uns. Wie zufrieden ist man mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Martin Bernhard: Der Saisonstart war nicht ganz so, wie wir uns das alle vorgestellt haben, aber jetzt nach den letzten Spielen haben wir uns gefangen und sind stabiler geworden, was auch die letzten Ergebnisse zeigen.

In der letzten Saison wirkte es oft so, als wäre Rapid vom Pech verfolgt. Hat man den Eindruck, dass man mit seit dem Sieg gegen Wolfsberg mittlerweile das Unglück, beispielsweise in Form von späten Gegentreffern, endgültig abgestellt hat?

Wenn wir die Spiele zu Saisonbeginn gegen Mattersburg und gegen die Austria nochmals analysieren, dann waren das Partien die wir hätten gewinnen müssen. Jetzt sind wir aber sicher in der Lage, auch knappe Spiele für uns entscheiden zu können.

Wie kann man in Zukunft solche Rückschläge während der Partien vermeiden?

Wenn wir die Chancenauswertung verbessern und die sich uns bietenden Tormöglichkeiten ummünzen können, denke ich, dass wir enge Spiele früher für uns entscheiden können.

Mittlerweile haben die meisten Bundesliga-Teams eine Vielzahl an Legionären im Kader. Wie klappt da bei euch die Kommunikation?

Die Legionäre absolvieren bei uns im Verein ihren wöchentlichen Deutschkurs, wo sie die Möglichkeit bekommen, unsere Sprache zu lernen. Das funktioniert hier beim SK Rapid hervorragend. Grundsätzlich sprechen unsere Legionäre schon recht gut Deutsch, was natürlich der Kommunikation in der Mannschaft zu Gute kommt.

Wie beurteilen Sie den Druck von außen, der besonders in den letzten Monaten von Seite der Medien zugenommen hat?

Rapid ist einfach ein Verein, der sehr im Fokus der Medien steht, ich denke am allermeisten von allen österreichischen Vereinen. Trotzdem herrscht im Verein die notwendige Ruhe, um uns gezielt auf unsere Arbeit konzentrieren zu können.

Sie waren vor Ihrem Engagement bei Rapid über längere Zeit bei Altach tätig. Wenn Sie jetzt beide Vereine samt Umfeld miteinander vergleichen, welche sind die gravierendsten Unterschiede zwischen beiden Vereinen?

Wenn man beide Vereine miteinander vergleicht, sind besonders die Größe und die Tradition ein gravierender Unterschied. Die Anzahl der Mitglieder, die Mitarbeiter, die Fans sowie die Infrastruktur sind in allen Bereichen über die von Altach zu stellen. Zusätzlich ist sicherlich bei Rapid der Druck größer als bei manch anderen Vereinen.

Viele Co-Trainer planen später einmal einen Karrieresprung zum Cheftrainer. Ist es ein persönliches Ziel von Ihnen, einmal Cheftrainer eines Klubs zu werden?

Ich bin derzeit mit meiner Rolle als Co-Trainer sehr zufrieden und daher ist der Gedanke, was ein Engagement als Cheftrainer betrifft, derzeit kein Thema. Was die Zukunft betrifft, kann ich nicht wissen, deswegen kann ich auch diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten.

In den letzten Partien, unter anderem im Cup, wurde wieder vermehrt auf junge Spieler gesetzt, die in dieser Spielzeit hauptsächlich bei Rapid II eingesetzt wurden.

Im Cupspiel haben wir einige Spieler für die Meisterschaft geschont, was gleichzeitig für junge Spieler wie Kostic, Keles, Arase oder Thurnwald eine gute Möglichkeit war, um sich präsentieren zu können. Ziel ist es, die Talente aus der zweiten Mannschaft an die Kampfmannschaft heranzuführen, was im Verein auch immer wieder gut gelingt, um sie für höhere Aufgaben vorzubereiten.

Auch bei Rapid II, aktuell Vierter in der Regionalliga Ost, rennt die Saison bislang ganz erfolgreich. Wie beurteilt man die Entwicklung der jungen Spieler in der Regionalliga?

Die Mannschaft der Amateure wurde im Sommer zu einem großen Teil neu aufgestellt. Fünf, sechs Stammspieler haben den Verein im Sommer verlassen, was sich auf die Qualität des Spiels ausgewirkt hat. Viele junge Spieler wurden aus der eigenen U18-Akademie hochgezogen und haben Zeit gebraucht, um sich an die Liga anzupassen. Wenn man die Tabelle betrachtet und die letzten Spiele, die nicht verloren gingen, analysiert, kann man sagen, dass sich die Mannschaft gut weiterentwickelt hat und es wirklich eine Freude ist, ihnen zuzuschauen.

Die Attraktivität der heimischen Liga ist mittlerweile ein Punkt vieler Diskussionen, so wird ab 2018/19 die Bundesliga ja zu einer Zwölferliga ausgeweitet. Was kann man sich von dieser Reform erwarten?

Ich denke, da muss man zuerst schauen, wie es sich entwickelt, um da ein Urteil abgeben zu können.

Die Schlagzeilen des vergangenen Sommers gehörten eindeutig Rekord-Transfers samt extremer Ablöse- und Gehaltssummen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung im heutigen Profifußball?

Schwer zu sagen, die Beträge sind mittlerweile wirklich ein Wahnsinn. Überhaupt denke ich, dass das Geld mittlerweile die Spieler noch stärker lockt als früher. Eine langjährige Zugehörigkeit zu einem Klub wie jene von Steffen Hofmann bei uns, wo man über Jahre hinweg bei einem Verein ist, wird es in Zukunft wohl kaum noch geben.

Wie empfinden Sie das aktuelle Standing der Bundesliga?

Das aktuelle Standing der Bundesliga ist besser, als es vielleicht dargestellt wird. Österreich hat da zwar nicht das große Geld, um sich mit größeren Nationen zu messen, aber ich denke, dass auch in Österreich sehr gut gearbeitet wird und die Liga besser ist, als viele behaupten.

Bei der Komplexität des Fußballs ist es mittlerweile immer wichtiger, einen Ausgleich zum sportlichen Geschehen zu finden. Bleibt neben dem Trainerdasein noch Zeit für Hobbys oder andere Aktivitäten?

Ich teile mir die Zeit so ein, dass ich noch eine Möglichkeit für einen Ausgleich habe, so gehe ich gerne joggen oder Rad fahren und gelegentlich auch ins Theater.

Als Spieler waren Sie hauptsächlich im regionalen Vorarlberger Fußball aktiv. Was waren ihre interessantesten Stationen während der Spielerkarriere?

Über meinen Jugendverein in Feldkirch ging es ins damalige Dornbirner Leistungszentrum, Dornbirn war damals in der zweithöchsten Spielklasse und auch danach beim dortigen Verein. Unter Fahrudin Jusufi (Anm. d. Red: Vize-Europameister 1960, 56-facher Nationalspieler Jugoslawiens), der seine Karriere in Dornbirn ausklingen ließ, hat mir das Spielen extrem getaugt, da hat man einiges lernen können und ich war körperlich top fit. Danach ging es unter anderem nach Bregenz, Lustenau und Altach.

In Vorarlberg hat sich innerhalb der letzten Jahre Altach als fußballerisches Aushängeschild etabliert. Wäre hier Potenzial für einen zweiten Bundesligisten vorhanden?

Wenn ich sehe, was für Möglichkeiten das Land Vorarlberg hätte, denke ich schon, dass es einen zweiten Bundesliga-Verein in Vorarlberg geben könnte.

Eine erfolgreiche Spielerkarriere gilt nach wie vor oft als Bonus für die spätere Trainerkarriere. Wie bedeutend ist das im heutigen Fußball?

Ich habe das Glück gehabt mit sehr guten Trainern zusammen arbeiten zu können. So habe ich quasi von den Basics an gelernt, wovon ich sicherlich profitiert habe. Andere haben da natürlich gleich nach der Spielerkarriere ein gewisses Standing, das sich andere vielleicht erst erarbeiten müssen. Letztendlich zählt dann aber doch immer der Erfolg, das ist ganz unabhängig vom Namen dann das, woran man gemessen wird.

Abschließend noch eine persönliche Frage: Welcher ist ihr internationaler Lieblingsverein und wieso?

Das ist eine ganz interessante Frage. Von Kind auf war ich Fan vom Hamburger SV, die waren ja damals sowohl national, als auch international höchst erfolgreich. Bereits im Nachwuchs habe ich mit der Nummer 7 gespielt, genauso wie Kevin Keegan. Außerdem war mir der FC Liverpool immer sympathisch. Ein anderer meiner damaligen Lieblingsspieler war der frühere Real-Madrid-Stürmer Emiliano Butragueño. Der hat mich mit seiner Art und Weise, wie er die Tore geschossen hat immer fasziniert, woraus letztendlich dann auch mein Spitzname ‚Butre‘ entstanden ist.

Martin Wallentich, abseits.at

Martin Wallentich

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