Rapid empfängt Mattersburg: Eine Rehabilitationspartie und die Rolle der defensiven Mittelfeldzentrale um Pichler und Wydra
Bundesliga 9.März.2013 Daniel Mandl 0
Heute trifft der SK Rapid Wien auf den SV Mattersburg. Die Saison verflacht für den Rekordmeister, zumal es nach oben hin nichts mehr zu holen gibt und es nach unten hin – im Sinne einer Verfehlung des Europacupstartplatzes – wohl kaum eine böse Überraschung geben wird. Bei Rapid geht es gerade in den Wochen bis zur Länderspielpause nicht primär um drei Punkte, sondern auch um die Rückgewinnung der Glaubwürdigkeit.
Mattersburg scheint für Rapid ein guter „Aufwachgegner“ zu sein. Die Hütteldorfer verloren gegen die Burgenländer zuletzt am 1.März 2011 – die letzten sieben Duelle blieb Rapid unbesiegt. Auffällig: Nicht nur einmal verlor Rapid das Spiel, nach dem es zum Aufeinandertreffen mit dem SVM kam. So zum Beispiel im November vergangenen Jahres, als man sechs Tage nach der peinlichen 0:2-Heimschlappe gegen den Wolfsberger AC auswärts in Mattersburg mit 3:0 gewann. Heute zählen nicht nur die Punkte, sondern auch das „wie“.
Boskovic mehrere Wochen out
Rapid muss zwar nur einen Spieler vorgeben, jedoch handelt es sich dabei um einen Ausfall der in den nächsten Wochen besonders schmerzen könnte. Mit Branko Boskovic kam die Passsicherheit ins Rapid-Mittelfeld zurück. Der Montenegriner konnte zwar selbst erst wenige Akzente setzen, zeigte aber vor allem beim Heimspiel gegen den SK Sturm, wie wichtig er für die Ordnung und das Aufbauspiel Rapids ist.
Heikkinen-Kulovits gehört der Vergangenheit an
Boskovic fällt aufgrund einer Knieverletzung vier bis sechs Wochen aus und somit rücken (erneut) zwei Spieler in die defensive Mittelfeldzentrale, mit denen vor der Saison nicht zu rechnen war. Der routinierte Finne Markus Heikkinen und Erzrapidler Stefan Kulovits waren in den letzten Saisonen die typischen Optionen für die Doppelsechs. Doch dies änderte sich aufgrund eines Mittelfeld-Quereinsteigers und einem spielstarken Talent.
Pichler spielte Sonnleitner nicht aus dem Team…
Harald Pichler absolvierte in der Saison 2011/12 drei Viertel aller Bundesligaspiele auf der Innenverteidigerposition. Vor der aktuellen Saison wurde allgemein erwartet, dass Pichler Sonnleitner aus dem Team spielen und weiterhin – diesmal neben Gerson – in der Innenverteidigung gesetzt sein würde. Doch Sonnleitner ist in der laufenden Spielzeit der konstanteste Rapid-Spieler und Pichler musste zähneknirschend auf seine Chance warten.
…punktete jedoch im defensiven Mittelfeld
Genützt hat sie der 25-Jährige paradoxerweise bei der 0:3-Niederlage in Leverkusen am 8.November des Vorjahres, wo er der beste Rapid-Spieler war und im defensiven Mittelfeld gute Figur machte. Es folgten Spiele, in denen Pichler das lieferte, was von ihm erwartet werden darf: Schnörkellose Spiele, Kampf um jeden Ball, technisch das Notwendigste.
Pichler weiß, was er kann und nicht kann
Pichler ist kein herausragender Fußballer, doch zwei Tugenden machen ihn aktuell – vor allem im Hinblick auf den Boskovic-Ausfall – zu einem wichtigen Spieler für Rapid. Einerseits hat er das Herz eines Löwen und gibt keine Partie verloren, andererseits weiß Pichler seine Fähigkeiten und Schwächen gut einzuschätzen und sein Spiel clever, sozusagen „realistisch“, darauf abzustimmen. Pichler ist aktuell und wohl auch allgemein der Rapid-Spieler, der aus seinen spielerischen Möglichkeiten am meisten macht. Er ist einer der wenigen Spieler, denen auch im Rahmen der aktuellen grün-weißen Krise nichts vorzuwerfen ist.
Wydra ein Spieler, der sich in die Tiefe orientiert
Der zweite Mann für die Zentrale ist der 18-jährige Dominik Wydra, der bisher erst 12 Pflichtspiele für Rapid absolvierte, aber aufgrund seines offensichtlichen Potentials auch im Rahmen der kritischen Momentaufnahme einen Hoffnungsschimmer am grün-weißen Horizont darstellt. Wydra ist ein Box-to-Box-Midfielder, der sich in seinem Passspiel nur in die Breite orientiert, wenn er keine anderen Optionen hat. Der junge Eigenbauspieler weiß, dass das Tor auf der Längsachse des Spielfelds steht und versucht daher in seinem Passspiel auf sehr konsequente und technisch reife Art und Weise Raumgewinne zu schaffen und freie Posten in der Tiefe zu finden. In den letzten drei Jahren steuerte er in 70 Spielen für die Rapid Amateure und die Akademie-Elf 13 Tore und 26 Assists bei.
Der 18-Jährige muss nun auffälliger werden
Was Wydra noch fehlt um zu einem echten „Killer“ zu werden, ist das, was Pichler auszeichnet. Der 185cm große Mittelfeldspieler muss die Zweikämpfe energischer annehmen, darf keine Schmerzen scheuen. Zugleich sollte Wydra sich noch mehr darauf besinnen, was er gut kann: Bisher spielte er brav und zeigte immer wieder, dass er versteht wie man mit einem Ball umgeht – aber gerade er muss im Laufe der restlichen „Übungssaison“ 2012/13 wesentlich aktiver werden. Markus Heikkinens Vertrag wird nicht verlängert werden, Stefan Kulovits ist ein Wackelkandidat und zumindest ein Ersatz wird im Sommer für die Sechser- bzw. Achterposition verpflichtet werden.
„Brav“ oder „tragend“?
Wydra kann vom Ausfall von Branko Boskovic am meisten profitieren und mit aktiveren Leistungen und mehr Verantwortungsbewusstsein seinen Fuß sehr fest in die Tür zur nächsten Saison stellen. Man kann von einem 18-Jährigen zwar nicht erwarten, dass er den Karren aus dem Dreck zieht und gerade bei Rapid ist ein dreckiger Karren eine Last, mit der auch routinierte Spieler nicht immer zurechtkommen. Der Unterschied zwischen „brav“ und „tragend“ ist aber gerade in einer solchen Situation der Indikator dafür, wie weit es ein junger Spieler noch bringen kann. Das Heimspiel gegen Mattersburg ist für den technisch begabten Wydra die erste Station, um so richtig im Erwachsenenfußball anzukommen.
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Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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