Der SK Rapid kam im Happelstadion gegen die Admira über ein 0:0 nicht hinaus, obwohl die Barisic-Elf den Südstädtern optisch klar überlegen war. In... Rapid gegen Admira endet 0:0 – Knallers Umstellungen bringen Rapid aus dem Rhythmus

Walter Knaller - Admira Wacker MödlingDer SK Rapid kam im Happelstadion gegen die Admira über ein 0:0 nicht hinaus, obwohl die Barisic-Elf den Südstädtern optisch klar überlegen war. In der ersten Halbzeit sah man eine spielerisch enorm starke Rapid-Mannschaft, die sich im Gegenpressing konsequent aufopferte – und dennoch zeigt ein Blick auf die Statistik, wieso Rapid das Spiel letztendlich doch nicht gewann.

Zoran Barisic schickte seine Mannschaft im etatmäßigen 4-2-3-1-System auf den Platz und schenkte dem Griechen Thanos Petsos erneut das Vertrauen von Beginn an. Vorne sollte wieder Robert Beric fürs Zählbare sorgen. Die Admira spielte in einer tiefen 5-3-1-1-Formation und praktizierte das, was gegen Rapid in der bisherigen Saison am Profitabelsten war. Knallers Mannschaft formte eine Menschenmauer, stellte die Mitte zu und ließ Rapid nie durch die Zentrale kommen.

Sensationelles Gegenpressing in der ersten Halbzeit

Dennoch wusste Rapid mit der massiven Defensivtaktik der Admira umzugehen und schüttelte die spielerisch wohl beste Halbzeit der Saison aus dem Ärmel. Die Hütteldorfer übernahmen sofort das Kommando und zeigten vor allem im Mittelfeld eine Klasseleistung. Die Grün-Weißen präsentierten sich passsicher, präzise in ihren zahlreichen Spielverlagerungen und extrem stark im Gegenpressing. Die Admira war im ersten Durchgang praktisch nicht vorhanden, weil Rapid es schaffte, Ballverluste binnen Sekunden wett zu machen.

Dies gelang den Hütteldorfern, weil sie mannschaftlich geschlossen gegenpressten und auch ohne Ball stets in Bewegung waren. Die kurzen, schnellen Umschaltbewegungen von Offensive auf Defensive ermöglichten derart schnelle Ballrückeroberungen, dass die Admira nicht herausschieben konnte und somit in der eigenen Hälfte gefangen war. Stürmer Benjamin Sulimani hing in der Luft und Freigeist Christoph Knasmüllner blieb ebenfalls unauffällig.

Knaller stellt um, Rapid verliert den Faden

Es fällt schwer einen Spieler herauszuheben, wenn es um Rapids erste Spielhälfte geht. Da das gruppentaktische und mannschaftstaktische Spiel grundsätzlich funktionierte, war es das gesamte Mittelfeld inklusive Außenverteidiger, das gut aussah. Ein Tor des Tabellendritten schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Erst nach einer Stunde brach Rapid ein und die Admira konnte sich dank cleverer Wechsel und etwas mehr Mut befreien.

Heatmaps Thomas Schrammel vs Admira Wacker (18.10.2014) - Links 1.Halbzeit, rechts 2.HalbzeitWalter Knaller steuerte nach der Pause mit Eldis Bajrami entgegen. Der oft überfordert und langsam wirkende Markus Katzer blieb in der Kabine und Knaller stellte einiges an den Positionen seiner Mannschaft um. Fortan spielte der spritzigere Bajrami im rechten Mittelfeld gegen Rapids starken Linksverteidiger Schrammel, der sich prompt weiter nach hinten drängen ließ. Außenverteidiger Zwierschitz konnte sich somit einigeln und immer wieder zur Mitte einrücken, um die Zentrale zu stabilisieren. Anders als auf der anderen Seite, wo Patrick Wessely etwas mutiger agierte, gab es für Rapid in der zweiten Halbzeit auf links kaum ein Durchkommen.

Rhythmus und Spielfluss

Dass Knaller nach 66 Minuten den umtriebigen Schicker für Knasmüllner brachte, verbesserte die Situation der Admira weiter. Der Routinier bewegte sich besser in der Breite bzw. diagonal und konnte durch seine Laufwege immer wieder Verwirrung stiften und das Konterspiel der Admira direkter gestalten. Während Rapid in der ersten Halbzeit durch starkes Gegenpressing jeden möglichen Gegenangriff der Admira im Keim erstickte, wurde die Heimmannschaft in der zweiten Halbzeit mit einer Situation konfrontiert, in der der Gegner nach Ballgewinnen deutlich mehr Bewegung in der Offensive aufwies. Rapid verlor Rhythmus und Spielfluss – die Admira war am Ende dem Sieg sogar näher als der Rekordmeister.

Einheitsbrei von der Bank

Während Knaller gut wechselte, wechselte sein Gegenüber schlecht. Zoran Barisic brachte Grozurek und Starkl für Schaub und Kainz. Damit verzichtete er auf zwei Spieler, die in der bisherigen Saison bereits für Lucky Punches gut waren und brachte zwei völlig uninspirierte Wackelkandidaten ohne besonderer Formtendenz nach oben. „Trainingsweltmeister“ Grozurek kam in einer Viertelstunde praktisch zu keinen Ballaktionen, Starkl wirkte auf rechts läuferisch bemüht, war aber definitiv der falsche Spieler, um die massierte Admira-Abwehr zu knacken. Zudem fehlt dem 20-Jährigen aktuell die Unbekümmertheit, die ihn phasenweise in der vergangenen Saison ausmachte. Ironischerweise hievte sich die Admira durch ihre Ersatzspieler wieder in die Partie zurück, während Rapids Wechselspieler denselben Einheitsbrei darboten, den sie heuer (fast) immer liefern. Es ist schwer nachzuvollziehen, wieso Barisic mit Kainz und Schaub in der Schlussphase auf individuell starke Spieler verzichtete, die gegen einen destruktiven Gegner wie die Admira den Unterschied ausmachen könnten.

Nur vier Schüsse aufs Tor

Ein Blick auf die Statistik beweist aber, dass das grundlegende Problem Rapids am gestrigen Abend ein anderes war: Die Hütteldorfer schossen 17-mal in Richtung Tor – aber nur vier dieser 17 Versuche gingen auch tatsächlich auf den Kasten von Admira-Keeper Andreas Leitner. Das Eckenverhältnis betrug 15:1 – und Rapid strahlte aus Standards praktisch keine Gefahr aus. Wenn ein Gegner die Defensivzentrale mit purer Physis zustellt, kommt Rapid trotz gutem Spiels nur zu wenigen klaren Torgelegenheiten. Rapid starb in der ersten Halbzeit, in der man die Admira hätte „erwischen“ müssen, in Schönheit und ließ sich in der zweiten Halbzeit aus dem Konzept bringen.

Kein Beric-Torschuss – > kein Plan B

Einmal mehr sinnbildlich für Rapids Probleme gegen destruktive Mannschaften: Solospitze Robert Beric tauchte unter und spielte eine schwache Partie. Er verlor 78% seiner Zweikämpfe, gewann nur eines von sieben Kopfballduellen und – das wichtigste – er schoss kein einziges Mal in Richtung Admira-Tor. Kein einziger von insgesamt 17 (!) Rapid-Torschüssen wurde von der Sturmspitze abgegeben. Die meisten Torchancen hatte der weiterhin unsichere Sechser Thanos Petsos. Die physischen Schwächen Beric‘ sind trotz seines Laufs augenscheinlich. Wenn robuste Abwehrspieler wie Windbichler oder Schösswendter sich auf einen minimalen Aktionsradius – in dem eine Solospitze ihr Naturell haben sollte – konzentrieren können, ist Beric unsichtbar. Und aufgrund der unausgewogenen Transferpolitik Andy Müllers fehlt in solchen, nicht mal seltenen Situationen, der Plan B. So geschehen auch gestern – zum fünften Mal in 16 Pflichtspielen in der laufenden Saison.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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