Rapid gegen LASK als unübliches „Keller-Topspiel“
Bundesliga 30.Oktober.2021 Daniel Mandl
Das morgige Duell zwischen dem SK Rapid und dem LASK ist nicht nur völlig überraschend ein Kellerduell, sondern auch das „Duell der Lazarette“. Die Gastgeber aus Hütteldorf können gegen einen der Lieblingsgegner allerdings etwas mehr durchschnaufen, als das Tabellenschlusslicht aus Linz.
Wenn es zuletzt gegen den LASK ging, gab es für Rapid zumeist etwas zu jubeln. Seit nunmehr acht Spielen ist man gegen die Oberösterreicher unbesiegt, die letzte Niederlage gab es im August 2019. Das 1:2 aus Rapids Sicht war auch das letzte Aufeinandertreffen vor echter Spitzenspielkulisse. Damals kamen 19.400 Zuschauer ins Weststadion – seitdem gab es drei Spiele in Hütteldorf, wovon zweimal nur 3.000 Fans und einmal gar keine Fans zugelassen waren.
Hofmann und Arase kehren ins Team zurück
Diesmal steht vor dem Spiel nicht nur die überraschende Tabellensituation im Vordergrund – auch die zahlreichen Ausfälle sprechen dafür, dass wir erneut eine hart umkämpfte, läuferisch intensive, spielerisch nicht unbedingt hochwertige Partie erwarten dürfen. Rapid-Trainer Kühbauer darf sich aber über wichtige Rückkehrer freuen: Maximilian Hofmann wird nach erfolgreicher OP aufgrund seines Nasenbeinbruchs mit Maske spielen und auch der gegen Dinamo Zagreb starke Kelvin Arase ist nach kurzer Krankheitspause wieder mit von der Partie.
Wimmers möglicher Ausfall bringt Vor- und Nachteile
Weiterhin fraglich ist allerdings Kevin Wimmer, was die Personaldecke der Grün-Weißen gerade in der Innenverteidigung weiterhin belastet. Leo Greiml fällt aufgrund eines Kreuzbandrisses für den Rest der Saison aus, ob Christopher Dibon noch einmal zurückkehren wird, steht in den Sternen. Somit muss aufgrund von Wimmers Muskelproblemen wohl wieder Emanuel Aiwu in der Innenverteidigung aushelfen, obwohl der U21-Teamspieler als physische Komponente im Sechserraum gerade gegen den LASK wichtiger für die Wiener wäre. Auf der anderen Seite könnte eine Konstellation aus Aiwu und Hofmann in der Innenverteidigung den Spielaufbau der Wiener verbessern. Auch wenn die Personallage also angespannt ist, bringt sie Vor- und Nachteile mit sich.
Keine echten Alternativen aus dem Nachwuchs
An Alternativen aus dem eigenen Nachwuchs mangelt es aber noch. Dalibor Velimirovic ist wieder fit, könnte in der inneren Abwehr auflaufen, bestritt auch schon neun Partien für die zweite Mannschaft. Nach seinen langen Verletzungspausen ist der 20-Jährige aber noch nicht im Spielrhythmus. Zudem spielte Velimirovic in der Kampfmannschaft normalerweise auf der Sechs und nicht in der Innenverteidigung. Mit Martin Moormann debütierte beim Cup-Spiel in Amstetten eine Langzeitstütze der zweiten Elf, aber auch er ist kein etatmäßiger Innenverteidiger, sondern eher ein Spieler für die linke Abwehrseite. Fabian Eggenfellner stand bei Rapid noch nie im Kader der „Ersten“ und für die beiden talentierten 17-Jährigen Leo Querfeld und Aristot Tambwe-Kasengele kommt die Bundesliga noch zu früh. Kühbauer muss also nicht nur morgen, sondern auch in den kommenden Wochen auf Hofmann und Aiwu vertrauen.
Mittelfeldzentrum stellt sich von selbst auf
Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf das Mittelfeldzentrum, wo mit Schuster eine physische Alternative rekonvaleszent ist und mit Petrovic ein sicherer Passspieler verletzungsbedingt ausfällt. Damit dürfte klar sein, dass Grahovac und Ljubicic die Doppelacht bilden werden. Grahovac war ohnehin auch in den letzten Duellen ein Fixstarter gegen den LASK, zumal er im Mittelfeldpressing gegen die zentral-offensiven Kreativspieler der Linzer stets eine wichtige Konstante ist. Davor spielt mit Taxiarchis Fountas ebenfalls ein LASK-Spezialist, der gegen die Linzer bereits sechs Tore und zwei Assists sammelte. Nur gegen den WAC scort Fountas häufiger.
Sieben Verletzte beim LASK…
Der LASK wiederum hat vor dem Spiel gegen Rapid alte und neue Verletzungssorgen. Auf der einen Seite gibt es langzeitverletzte Spieler wie Filipovic, Wiesinger oder Ersatzkeeper Lawal. Spieler wie Letard oder die Abwehralternative Kerkez sind akut verletzt, andere wie Raguz oder Gruber – zwei potentielle Stützen – sind wieder verletzt, nachdem sie bereits fit waren. Bei Gruber war die Situation besonders bitter, zumal er beim 2:1-Sieg über die WSG Tirol im ÖFB-Cup sein Comeback nach einer langwierigen Kreuzbandverletzung feierte und nach nur einer Viertelstunde wieder mit einer Schulterluxation runter musste.
… und dazu ein Corona-Cluster
Als wäre das nicht schon genug, gibt es beim LASK jetzt auch noch einen Corona-Cluster, der Husein Balic, Florian Flecker und Dario Maresic außer Gefecht setzt. Auch wenn die Kaderdichte des LASK dennoch in Ordnung ist, gegen die Wattener immerhin Spieler wie Monschein, Schmidt oder Hong zu Beginn auf der Bank saßen, wird diese Zusatzbelastung die Linzer unflexibler machen. Auch die offensiven Ausfälle sorgen dafür, dass der LASK defensiv immer wieder löchrig ist. Der Tabellenletzte wurde zwar häufig unter Wert geschlagen, gewinnt aber die meisten Bälle auch nicht mehr in derart hohen Zonen wie früher. Das Resultat sind zahlreiche lange Bälle hinter die hochstehende Abwehr, die die Linzer immer wieder vor Probleme stellen.
Ausfälle schmerzen vor allem in der Findung der Spielhöhe
Andreas Wieland wäre demnach gut beraten, wenn er die Grundausrichtung der Mannschaft in Wien-Hütteldorf tiefer anlegt als zuletzt. Andernfalls würde man Rapid mit den schnellen Flügeln Grüll und Arase, aber auch dem immer wieder tiefgehenden Fountas in die Karten spielen. Da der LASK aber selbst nicht über die idealen Konterspieler verfügt und diesbezüglich wichtige Optionen wie Balic oder Flecker ausfallen, Goiginger aktuell mit seiner Form hadert, wird man wohl versuchen, ein Mittelding zu finden. Es ist demnach eher zu erwarten, dass man kompakte Linien ohne extreme Spielhöhen sehen wird, die sich einen echten Kampf liefern werden.
Offensivschwäche ablegen
Rapid und der LASK haben in der laufenden Spielzeit zusammen weniger Tore erzielt als Sturm alleine. Speziell die zehn erzielten Treffer des einst so explosiven LASK sind nach zwölf gespielten Runden eine handfeste Überraschung. Nur Altach erzielte einen Treffer weniger als die Wieland-Elf. Rapid liegt mit den 17 erzielten Treffern ebenfalls nur im Bundesligamittelfeld, nachdem man zumeist nach Führungstreffern nicht proaktiv auf das zweite Tor geht, sondern dem Gegner viel zu häufig das Spiel überlässt. Die bisherige Offensivschwäche beider Teams muss so schnell wie möglich abgelegt werden und sowohl Kühbauer, als auch Wieland wissen, dass ein Remis hier niemandem etwas bringt. Uns steht also eine hitzige Partie bevor, in der beide Teams auf Sieg spielen werden…
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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