Rapid gerettet: Die Erkenntnisse aus dem 1:0-Sieg gegen Sturm Graz
Bundesliga 23.Mai.2017 Daniel Mandl 0
Rapid konnte sich am vergangenen Sonntag mit einem 1:0-Heimsieg über den SK Sturm Graz endgültig vor dem Abstieg retten. Wirklicher Grund zum Jubeln ist das angesichts der fürchterlichen Saison in Grün-Weiß keiner. Aber einige Merkmale der Partie geben Rapid Hoffnung für das Cup-Finale gegen Salzburg.
Beginnen wir aber mit den Dingen, die für den SK Rapid nicht ideal verliefen. Ganz oben steht hier natürlich die Verletzung von Giorgi Kvilitaia, der zuletzt als wichtiger Prellbock fungierte und in den letzten Monaten große Sicherheit in seinem Zweikampfverhalten bzw. beim Sichern von Bällen dazugewann. Durch seinen Ausfall – der Georgier wird voraussichtlich drei Monate lang fehlen – wird Joelinton wieder ins erste Glied rücken, was für Rapid zwar auch kein Beinbruch ist, den Hütteldorfern aber dennoch ein wenig den offensiven Facettenreichtum nimmt.
Kvilitaias Ausfall nimmt Rapid Optionen
Ebendieser Joelinton spielte allerdings nach seiner Einwechslung eine starke Partie – ähnlich wie Kvilitaia wird auch er in seinem allgemeinen Spiel sicherer, die Aktionen selbstverständlicher. Das macht den Brasilianer für die kommende Saison zu einem Kandidaten für einen großen Schritt nach vorne. Dennoch bedeutet Kvilitaias Ausfall, dass Rapid praktisch in der 4-2-3-1-Ausrichtung festhängt. Joelinton und Jelic passen aufgrund ihrer Laufwege nicht ideal zueinander und ein Experiment mit dem jungen Sobczyk oder Schaub als hängender Spitze sind vor dem Cup-Finale auszuschließen.
Anfällige Schnittstellen
Des Weiteren hatte Rapid Probleme, wenn sich Sturm Graz durch die Abwehrschnittstellen kombinierte. Während die Außenverteidiger der Hütteldorfer mit dem Ball weitgehend sicher waren, hatten sie ihre Schneise zum nächstpostierten Innenverteidiger nicht immer ideal im Griff. Da Sturm diese Schnittstellen teilweise mit flottem Kombinationsspiel bespielte, kamen die Grazer zu großen Chancen. Auch Salzburg wird diese Räume bespielen, hat mit schnellen Spielern wie Hwang, Minamino oder Lazaro auch noch bessere Mittel, um die Kette Rapids auseinanderzureißen.
Verbessert in Halbzeit zwei
Allerdings konnte sich Rapid mit der Zeit in dieser Hinsicht stabilisieren und verteidigte in der zweiten Halbzeit besser von innen nach außen. Das hatte auch positive Auswirkungen auf das Umschaltspiel. Einzig an der Effektivität haperte es. Auch wenn Rapid bei einem zu Unrecht aberkannten Tor von Deni Alar Glück hatte, hätte der Tabellensechste schon zuvor alles klar machen müssen.
Gutes grün-weißes Gegenpressing…
Dass Rapid mehr Chancen vorfand als in vielen anderen Spielen der Saison 2016/17 lag am besseren Gegenpressing und auch an gefährlicheren Standards. Phasenweise ließ Rapid die Grazer nicht atmen und eroberte mit hoher Aggressivität die Bälle zurück, die man zuvor im letzten Drittel verloren hatte. Dies muss auch die Marschrichtung gegen Salzburg sein, auch wenn es der Meister für gewöhnlich erschwert, schnell ins Gegenpressing zu kommen.
…aber nicht über 90 Minuten
Das Problem, das in der Schlussviertelstunde erneut zeigte: Rapid kann die hohe Intensität im Gegenpressing nicht über die vollen 90 Minuten beibehalten. Selbst wenn der Spielverlauf der Djuricin-Elf entgegenkommt und man nicht mit mentalen Problemen zu kämpfen hat, geht den Grün-Weißen irgendwann die Puste aus. Es schlichen sich nach und nach Fehler ein, die eine Spitzenmannschaft wie Salzburg für gewöhnlich ausnützen oder zumindest in klare Chancen ummünzen kann.
Ausruhen ist angesagt!
Deswegen ist gerade die laufende Woche entscheidend für Rapid. Obwohl noch zwei Meisterschaftsspiele anstehen, müssen die Hütteldorfer vollen Fokus auf Regeneration setzen und idealerweise einige Spieler schonen. Die Akkus wurden durch die jüngsten Heimerfolge zwar sicher wieder ein wenig aufgeladen, aber bis zum Cup-Finale muss Rapid dennoch weitere Prozente draufpacken, um mit den physisch starken Salzburgern mithalten zu können.
Standards als Zünglein an der Waage?
Die bereits erwähnten Standards könnten spät in der Saison doch noch zu einem kleinen Trumpf für den Rekordmeister werden. Mit Louis Schaub kam nicht nur Spielfreude zurück, auch die Eckbälle wurden gefährlicher, wodurch Matej Jelic zu zwei guten Chancen kam. Sofern dies beibehalten werden kann, könnte Rapid einen kleinen Trumpf mit ins Cup-Finale nehmen.
Eine Rumpftruppe für die letzte Meisterschaftswoche?
Wichtig ist nun auch, sich nicht von der letzten Meisterschaftswoche täuschen zu lassen. In Wahrheit ist es nun egal, ob Rapid Sechster, Siebter oder Achter wird. Im Vordergrund muss die Schonung stehen, denn das einzige Spiel, das für Rapid 2016/17 noch Bedeutung hat, steigt am 1.Juni in Klagenfurt. Entwarnungen gab es glücklicherweise auch schon: Szántó und Schaub, zwei der Stärksten gegen Sturm, sind im Gegensatz zu Kvilitaia nicht schwerer verletzt und werden im Cup-Finale einsatzbereit sein. In der 35.Runde auswärts gegen Mattersburg darf man allerdings mit einer Rumpftruppe rechnen.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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