Rapid holt Grahovac zurück: Kein Königstransfer, aber Entlastung für Schwab
Bundesliga 15.Januar.2019 Daniel Mandl 1
Der SK Rapid verstärkt sein Mittelfeld mit dem Heimkehrer Srdjan Grahovac. Damit kommt der dringend notwendige Sechser nach Hütteldorf, aber viel Fantasie hat der Transfer nicht.
Zuletzt beschrieben wir, dass die Position des defensiven Mittelfeldspielers eigentlich eine für einen Königstransfer sein müsste. Da passt die „logische Lösung“ Grahovac natürlich nicht ins Bild. Der Grund dafür ist primär, dass der gegen den Ball starke Grahovac mit dem Ball nicht mutig genug ist, um dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Vorteile bringt der Transfer dennoch mit sich.
Zu tief spielender Schwab
Das defensive bzw. zentrale Mittelfeld Rapids ist sehr unausgewogen. Einerseits sind die Optionen für die Zehnerposition keine idealen Pressingakteure, andererseits ist Schwab, der durch seine Physis ein solcher wäre, häufig zu tief anzutreffen. Die allgemeine Unsicherheit im Gespann mit dem zu leichtfüßigen Ljubicic erfordert ein fast zu hohes Maß an Absicherung vom Rapid-Kapitän.
Schwabs Stärken durch passende Nebenleute forcieren
Martic konnte dies ein wenig verbessern, bewegt sich auf der Sechs gut, ist aber in der Tiefe in beide Richtungen für höhere Aufgaben zu wenig dynamisch. Einer der wichtigsten Faktoren ist es, Schwab auf eine möglichst klare Achterposition stellen zu können. Dort könnte er im Zwischenlinienraum agieren und sich idealerweise eher in Richtung Zehn, als in Richtung Sechs orientieren. Das macht den Schlüsselspieler in Rapids Mittelfeld einerseits torgefährlicher, andererseits würde er in weniger Defensivzweikämpfe verwickelt werden, was das Mittelfeld fehlerresistenter machen würde.
Enges Korsett für Grahovac
Srdjan Grahovac wird von Rapid als klassischer Sechser verpflichtet. Der Bosnier soll die „dynamische Lücke“ schließen, die sich durch das Doppelacht-Gespann Schwab-Ljubicic auf der einen und einer Konstellation mit dem eher behäbigen, wenn auch verbesserten Martic ergibt. Das Problem ist jedoch, dass Grahovac selbst immer dann stärker spielte, wenn er einen physisch starken, klassischen Sechser neben sich hatte und sich selbst eher in Richtung Achterposition orientieren konnte. Demnach könnte Schwab zwar durch den klassischen Sechser Grahovac gestärkt werden, aber Grahovac selbst könnte in der Rolle Probleme bekommen.
Zuletzt immer mit defensiven Nebenleuten
Das konnte man beim 26-Jährigen speziell in Astana gut beobachten. Für die Kasachen glänzte Grahovac mit acht Toren und drei Assists in 36 Spielen. Allerdings auch dadurch bedingt, dass er mit Ivan Maevskiy einen Sechser klassischer Prägung, quasi einen Abräumer neben sich hatte und so immer wieder dank guter Absicherung die Wege nach vorne suchen konnte. Bei Rijeka wiederum konnte sich Grahovac auf Filip Bradaric als Nebensechser verlassen, der wiederum außergewöhnliche Qualitäten mitbrachte und mittlerweile zu Cagliari wechselte.
Barisic-Ära: Grahovac machte die anderen stärker
Grahovac sah im System Barisic oft schwächer aus, als er war. Es war eben diese absichernde Sechser-Rolle, die ihn nur selten glamourös erscheinen ließ. Dafür machte er Nebenleute wie Schwab oder Petsos stärker, weil er stets brav abräumte. Seine Zweikampfbilanz bei Rapid war dennoch ausbaufähig, wenngleich Grahovac die wichtigsten Zweikämpfe zumeist gewann. Das größere Problem war jedoch, dass der Bosnier in seiner ersten Rapid-Zeit nicht selten eine Spielbremse war.
Querspielen
Der dreifache Nationalspieler wurde in Bosnien, damals bei Borac Banja Luka, vor allem für sein mutiges Box-to-Box-Spiel gelobt. Mit einigen schnellen Schritten ging Grahovac durch die Reihen, sorgte für zahlreiche Key Passes, Assists und traf auch selbst häufiger. Bei Rapid hingegen veränderte sich diese Spielweise, zumal Ballbesitz das wichtigste Mittel der Barisic-Ära war. Nach dem Motto: „Lieber sicher querspielen, als zu riskant nach vorne und den Ball gleich wieder verlieren.“
Astana-Rolle auf Wien übertragen, Passqualität erhöhen
Genau diese bremsende Spielweise braucht Rapid derzeit natürlich nicht. An der Passgenauigkeit scheiterte es bei Grahovac nie, aber um Rapid weiterzuhelfen, muss er zwangsläufig seine Passqualität verbessern. Grundsätzlich besitzt Grahovac diese Qualitäten, aber es ist absolut notwendig, dass er „anders“ spielt, als einst unter Barisic. Er müsste also seine Spielweise aus Astana auf Wien übertragen, allerdings ist dies sehr unwahrscheinlich, weil er bei Rapid die mit Abstand defensivste Rolle im Mittelfeld und auch das Abkippen zwischen die Innenverteidiger überhat.
Keine Revolution, aber Schwab wird befreiter aufspielen
Der Ex- und Neo-Rapidler ist in den letzten Jahren sicher gereift und routinierter geworden, aber aufgrund der zu erwartenden Einbindung im aktuellen Rapid-System erwarten wir eher „more of the same“. Paradoxerweise könnte Grahovac seine Stärken dann am besten ausspielen, wenn er leicht versetzt vor Martic spielen würde. So muss er aber die nach hinten versetzte Position spielen, um speziell Schwab den Rücken zu decken und ihn wieder zu stärken. Man weiß in etwa, was man von Grahovac bekommen wird, aber der erhoffte Königstransfer für die womöglich zentralste Position in einem 4-2-3-1-System ist er nicht. Dennoch wird seine Verpflichtung Schwab mit hoher Wahrscheinlichkeit verbessern.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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