Im morgigen Abendspiel der Bundesliga empfängt Tabellenführer Red Bull Salzburg den SK Rapid. Nach dem denkwürdigen, grün-weißen Cupfight vor fast genau einem Monat birgt... Rapid in Salzburg auf der Suche nach der richtigen „Kampfbalance“

Im morgigen Abendspiel der Bundesliga empfängt Tabellenführer Red Bull Salzburg den SK Rapid. Nach dem denkwürdigen, grün-weißen Cupfight vor fast genau einem Monat birgt das Spiel große Brisanz in sich.

Als Rapid das letzte Mal drei Punkte aus Salzburg entführte saß der heutige Sportchef Zoran Barisic noch auf der Trainerbank. Tore der Doppelsechs mit Petsos und Schwab stellten in der ersten Hälfte eine 2:0-Führung her, Dimitri Oberlins Anschlusstreffer blieb ohne Folgen. Von der damaligen Startelf der Salzburger wird morgen nur Andreas Ulmer dabei sein – andere, wie etwa Hinteregger, Laimer oder Keita, spielen mittlerweile bei Topklubs.

Rapid in Salzburg seit sieben Spielen ohne „Dreier“

Nach Barisic haben es also mittlerweile vier Rapid-Trainer nicht geschafft in Salzburg zu siegen. Seit jenem 1.August 2015 waren es sieben Spiele, wovon Salzburg sechs gewann. Nur einmal holte Rapid ein Remis. Allerdings waren die Duelle der beiden Teams bis auf wenige Ausnahmen richtig enge Kisten – so auch beim harten Cupfight im September, bei dem Salzburg erst in der Verlängerung und mit der letzten Aktion des Spiels gegen neun Rapidler den Aufstieg fixierte.

Wiener mit ähnlicher Elf wie beim Cup-Fight

Damals trat Rapid erstmals nach vier Spielen wieder mit Dreierkette an. Zuvor hatte man das vertraute 4-2-3-1 bzw. phasenweise ein 4-4-2 wieder aus der Lade geholt. Kühbauer wird im Auswärtsspiel gegen die Bullen eine ähnliche Mannschaft aufs Feld schicken, wie vor einigen Wochen im Cup. Aber exakt dasselbe Team kann er nicht aufbieten.

Abwehr und zentrales Mittelfeld „logisch“

Die Fünferkette stellt sich aktuell von selbst auf: Dibon, Barac und Hofmann sind in der Innenverteidigung gesetzt, Ullmann und Stojkovic konsolidierten sich auf den Außenpositionen. Auch die „Dreifach-Acht“ scheint logisch: Ljubicic und Velimirovic sollen die defensiveren Räume schließen, Schwab hat als dritter Achter mehr Freiheiten nach vorne als seine Kollegen. Schwab auf der offensiveren Position des Mittelfelddreiecks zu bringen hat auch den Vorteil, dass die Salzburger bereits früher in Zweikämpfe verwickelt werden könnten. Mit Melih Ibrahimoglu spielte einer der großen Hoffnungsträger für diese Position gestern beim 4:0-Erfolg von Rapid II beim Wiener Sport-Club durch und ist daher kein Thema für die Startelf.

Vier Optionen für die Position neben oder hinter Fountas

Was aber davor passiert ist noch völlig offen, denn hier hat Rapid alte und neue Verletzungssorgen. Koya Kitagawa fehlt noch länger, jetzt fällt auch Schobesberger mit einer Bauchmuskelzerrung aus. Top-Torschütze Taxiarchis Fountas ist gesetzt und somit bleibt nur noch eine Offensivstelle übrig. Hier hat Kühbauer trotz personeller Probleme die Qual der Wahl, denn einerseits wäre es sinnvoll Aliou Badji physischen Druck auf die nicht immer sattelfeste Salzburger Hintermannschaft aufbauen zu lassen, andererseits verfügt man mit Knasmüllner und dem wiedergenesenen Murg auch über Spieler für den tödlichen Pass. Selbst Kelvin Arase hätte mit seiner Hektik erzeugenden Spielweise eine Berechtigung neben Fountas zu stürmen.

Salzburg eher ohne großer Rotation

Kühbauers Personalwahl in der Spitze darf also mit Spannung erwartet werden – aber auch was Jesse Marsch vor hat ist eine hochinteressante Frage vor dem Spitzenspiel. Seine Mannschaft hat ein hochintensives Champions-League-Spiel gegen Napoli in den Knochen und trotzdem dürfte eine extreme Rotation – wie man sie heuer schon öfter sah – eher nicht stattfinden. Salzburg hat als nächstes Ebreichsdorf im Cup vor der Brust und könnte gegen den Regionalligisten die Reservisten bringen. Mit Rapid wird der Coach der Roten Bullen nach dem letzten Aufeinandertreffen wohl weniger spaßen.

Marschs Personalwahl mit „Wut im Bauch“?

Der Infight zwischen Kühbauer und Marsch war zuletzt ein gefundenes Fressen für die Boulevard-Medien – Freunde werden die beiden wohl keine mehr. Den Aufwärtstrend Rapids im eigenen Stadion zu stoppen wird ein Antrieb für Red Bull Salzburg sein. Deshalb – und auch um einen Spielrhythmus aufzubauen – ist mit Spielern wie Haaland, Hwang oder Minamino zu rechnen. Auf Rapid wartet also mit hoher Wahrscheinlich die volle Breitseite des Tabellenführers.

Rapid seit dem Cup-Fight aufgezuckert

Das Cup-Spiel in Hütteldorf hat mit Rapid etwas gemacht. Einerseits war der über 120-minütige Fight so etwas wie die Komplettversöhnung mit den Fans, andererseits konnte Rapid die kämpferische Leistung in die nächsten Spiele übertragen. Nach dem erneut intensiven Heimspiel der Wiener gegen den Wolfsberger AC war auch bei der Pressekonferenz der Salzburger die harte Gangart Rapids ein Thema. Eine erneut am Limit kämpfende Rapid-Elf ist zu erwarten, einzig auf die richtige Balance kommt es an.

Kühbauer-Elf muss richtige „Kampfbalance“ finden

Gegen den WAC hatte Rapid Glück, das Spiel vollzählig beendet zu haben, was durchaus auch dem unsicheren Schiedsrichter Harkam geschuldet war. Aber somit hat die Kühbauer-Elf am Ende trotz des Punktverlusts vieles richtig gemacht – anders als im Cup gegen Salzburg, wo man gegen die cleveren Bullen zwei Ausschlüsse hinnehmen musste. Die neu gefundene Kampfkraft ist aber primär ein echtes Asset für die Hütteldorfer, die praktisch über Jahre von keinem Gegner richtig gefürchtet wurden. Dies hat sich nun gedreht und die knackige Zweikampfführung Rapids ist sogar schon ein mediales Thema. Das spricht unterm Strich für die Wiener, die sich offensichtlich neuen Respekt erarbeiteten. Die Fouls und Mätzchen in einem vernünftigen Rahmen zu halten und dennoch hart zu spielen, wird in Salzburg der Schlüssel für Grün-Weiß sein. In neuerlicher Unterzahl wird es in Salzburg nichts zu holen geben.

Irre Bundesliga-Heimserie der Salzburger

Für eine intensive und flotte Partie ist also alles angerichtet. Und es ist auch ein Duell der großen und kleinen Serien: Die Mozartstädter haben in der Liga unglaubliche 48 Heimspiele in Folge nicht mehr verloren – die letzte Heimniederlage gab es am 27.November 2016 bei einem 0:1 gegen die Admira, also vor fast drei Jahren! Mit Rapid kommt das nach dem LASK zweitbeste Auswärtsteam der Liga in die Red Bull Arena: In der laufenden Spielzeit holte Rapid in der Fremde vier Siege und ein Remis, ist nun saisonübergreifend seit sechs Auswärtsspielen unbesiegt. Wenn die beiden Teams ein Unentschieden umschiffen, wird also eine Serie reißen – entweder eine große, oder eine kleine.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen