Drei Spiele in der Europa League Gruppenphase für den SK Rapid, drei Niederlagen. Soweit der bisherige Auftritt des einzigen österreichischen Vertreters auf der europäischen... Rapid: Niederlage gegen Leverkusen – statistische 2:1-Chance auf einen Sieg gegen Salzburg

Drei Spiele in der Europa League Gruppenphase für den SK Rapid, drei Niederlagen. Soweit der bisherige Auftritt des einzigen österreichischen Vertreters auf der europäischen Fußballbühne in dieser Saison. Das tägliche Brot muss aber in der Meisterschaft verdient werden, wir sehen uns in der Folge an, wie Rapid seit dem Jahr 2000 nach Europacupauftritten in der heimischen Bundesliga reüssiert. Spielen die Grünen bei der Doppelbelastung ähnlich schwach wie nach Länderspielen? Welche Unterschiede gibt es zwischen Heim- und Auswärtsspielen? Haben die EC-Ergebnisse Einfluss auf die Ergebnisse in der Meisterschaft?

Bilanz in Europa leicht negativ

Seit dem Jahr 2000 spielte Rapid in neun Saisonen international, bei bisher 63 Partien setzte es bei 25 Siegen und 10 Remis 28 Niederlagen. Die Heimbilanz ist mit 15-5-12 etwas positiver als jene auswärts mit 10-5-16. Die Bilanz in Gruppenspielen im Happel-Stadion ist noch düsterer: in der CL 2005 und in der EL 2009, 2010 und 2012 erreichte Rapid gerade einen Sieg (HSV 3:0 2009), ein Unentschieden (Celtic 3:3 2009) und inklusive es Leverkusen-Spiels am Donnerstag neun Niederlagen. Die Bilanz im Hanappi-Stadion ist dagegen mit 14-4-3 durchaus beeindruckend und ein weiterer Beleg dafür, wie wertvoll ein „richtiger“ Heimvorteil für ein Team ist.

Nach Europacup deutlich besser zu Hause

Rapid gewann im dritten Jahrtausend knapp die Hälfte all seiner Bundesligaspiele und verlor etwas mehr als ein Viertel. Die Heimbilanz sieht mit 59% Siegen und nur 16% Niederlagen naturgemäß deutlich besser als jene auswärts (nur ein Drittel Siege, 38% Niederlagen). Die Gesamtbilanz nach Europacupspielen ist nur geringfügig besser als die Meisterschaftsbilanz: 2%punkte mehr Siege und 1%punkt mehr Niederlagen zeigen, dass die englischen Wochen auf lange Sicht keinen Einfluss auf die Ergebnisse in der Meisterschaft haben. Interessant wird der Vergleich der Heim- und Auswärtsbilanzen: während sich die Grünen auswärts exakt im Meisterschaftsdurchschnitt bewegen, ist die Heimbilanz deutlich besser als in den restlichen Spielen. Knapp 70% der Heimspiele konnten gewonnen werden, dies zu Lasten der Unentschieden, anstatt jede vierte Partie zu remisieren sind es hier nur noch 15%. 15% Niederlagen ist hingegen eine nur geringfügige Verbesserung zum Schnitt.

In Heimspielen top, Auswärts/Auswärts katastrophal

Als nächster Faktor wurde die Kombination der Heim- und Auswärtsspiele untersucht. Wie wirken sich Reisestrapazen auf den Erfolg der Mannschaft aus? Spielt Rapid im EC zu Hause, ist die Gesamtbilanz in der Meisterschaft anschließend mit 18-5-6 sehr stark, die Unterscheidung in Meisterschaftsspiele zu Hause (9-1-3) oder auswärts (9-4-3) fällt hier nicht sonderlich ins Gewicht. Auswärts wurden verständlicherweise ein paar Remis mehr geholt als vor heimischer Kulisse. Für das Salzburgspiel am Sonntag interessant: die drei Niederlagen kassierte man 2010 gegen Wr. Neustadt 1:2, 2005 gegen die Admira 0:1 und 2001 gegen Kärnten 0:1 – also durchwegs gegen schwächere Gegner. Gegen Salzburg selbst wurden alle drei Heimspiele in dieser Konstellation gewonnen, dies mit einem Torverhältnis von 6:1.

Nach einem Auswärtsspiel ist die Gesamtbilanz mit 11-9-11 deutlich schlechter, hier liegt der Unterschied aber sehr wohl in der Platzwahl. Bis zum 0:3 Derby heuer war Rapid in zwölf Heimspielen nach Auswärtsspielen unbesiegt (Bilanz aktuell 9-3-1). Musste man nach teils weiten Auswärtsreisen in Europa auch in Österreich in der Fremde antreten, gelangen magere zwei Siege (2009 Wr. Neustadt 4:0 und 2005 Salzburg 2:0) bei sechs Remis und gleich zehn Niederlagen. Für die Kombination Trondheim auswärts / Admira auswärts Ende November also ganz schlechte Voraussetzungen (die kurze Distanz in die Südstadt könnte hier aber positiv wirken), dafür sehr gute für die Spiele Leverkusen auswärts / WAC heim und Charkiv heim / Innsbruck heim. Dass die Kombination Auswärts/Heim in der Punktbilanz noch vor Heim/Heim liegt, ist ebenfalls überraschend.

Nach EC-Heimsiegen starke Leistungen

Abschließend noch die Analyse, ob die EC-Ergebnisse auf die Meisterschaftsergebnisse haben. Folgt auf einen Sieg ein weiterer Sieg, auf eine Niederlage eine weitere Niederlage? Gesamt betrachtet hat das EC-Ergebnis wenig Einfluss auf die Meisterschaft: nach einem EC-Sieg wird jede zweite Partie gewonnen, ein Drittel verloren, nach einer Niederlage mit 48% der Spiele nur geringfügig weniger, jede Vierte hingegen verloren, nach einem Unentschieden 44% der Partien, nu jede Fünfte verloren. Die Siegeseuphorie konnte also bisher nicht dem erhofften Ausmaß in den Ligaalltag übertragen werden.

Spannender wird auch hier wieder die Unterscheidung in heim und auswärts. Zuerst zum aktuell folgenden Salzburg-Spiel: nach Heimniederlagen wurden zwei von drei Partien daheim gewonnen, nur eines verloren (dies 2005 0:1 gegen die Admira). Die Chance auf einen Sieg liegt also gar nicht mal so schlecht. Weitere Auffälligkeiten: sowohl nach Heimsiegen als auch nach Heimniederlagen konnten jeweils 64% der Spiele gewonnen werden, nach Auswärtssiegen nur 30% der Spiele, nach Auswärtsniederlagen aber 38%. Die Fähigkeit, nach Niederlagen zurückzukommen, scheint durchaus ausgeprägt zu sein, außerdem dürften die Reisestrapazen ihre Wirkung zeigen. Nach einem Auswärtssieg konnte man beide folgenden Heimspiele gewinnen, ebenso nach beiden Heimremis und dem einen Auswärtsremis. Sieglos blieb man dagegen nach Auswärtsniederlagen in sechs Auswärtsspielen und in zwei Versuchen in der Fremde nach einem Heimremis.

Noch zur Vorschau auf die letzten drei Gruppenspiele: bei Auswärtsniederlagen im EC (was in Leverkusen zu befürchten ist) wurden sechs von zehn anschließenden Heimspielen bei drei Remis gewonnen, bei einem Auswärtsremis gab es einen Heimsieg, bei bisher zwei Auswärtssiegen gab es in der Folge zwei Heimsiege und somit hier jeweils eine makellose Bilanz. Bei Auswärtsniederlagen mit Auswärtsspiel in der Meisterschaft (Trondheim / Admira) gelang in sechs Spielen kein einziger Sieg, bei einem Remis in der Fremde in Europa wurde nur eines von vier Spielen gewonnen, bei einem Sieg ebenfalls nur eines von acht Spielen bei gleich fünf Niederlagen. Bei einem Heimsieg (Charkiv / Innsbruck) wurden fünf von acht Spielen daheim gewonnen, zweimal wurde nach Heimremis ebenfalls makellos daheim gewonnen.

Fazit

Rapid zeigt bei einer ausgeglichenen bis leicht negativen Europacup-Bilanz starke bzw. vor allem daheim überdurchschnittliche Ergebnisse in der Meisterschaft. Die Doppelbelastung scheint hier kein Hindernis zu sein, im Detail zeigt sich aber, dass die Reiseanstrengungen sehr wohl ein zu beachtender Faktor sind. Dass die Kombination auswärts / auswärts mit teils stundenlangen Heimflügen in der Nacht und teils stundenlangen Busfahrten am Wochenende von wenig Erfolg gekrönt ist, ist nicht weiter überraschend. Mannschaften, die in den Genuss einer solchen Kombination kommen, können sich immer auf die Grünen als Gegner freuen. Dass Rapid daheim nach EC-Auftritten eine noch größere Macht ist als im regulären Ligarhythmus, verblüfft schon eher.

Die Kombination EC-Heimniederlage / Heimsieg in der Meisterschaft hat eine 2:1-Wahrscheinlichkeit. In der heurigen Europacupsaison gab es weiters vier Ergebnisse, die den bisherigen Trend bestätigten und zwei Ausreißer (erste Heimniederlage nach Auswärtsniederlage s.o. und drittes Heimremis (bei sechs Siegen als Trend) nach Auswärtsniederlage). Die Wahrscheinlichkeit ist also wieder 2:1 für einen bestätigten Trend im Salzburgspiel. Ob man sich angesichts der Hilflosigkeit von Rapid in den beiden letzten Spielen auf die Statistik verlassen kann, ist allerdings mehr als fraglich.

Christian Ditz, abseits.at

Christian Ditz

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