Rapid nur 1:1 gegen 10 Admiraner: Die positiven und negativen Aspekte des Rapid-Spiels
Bundesliga 3.August.2014 Daniel Mandl 0
Rapid offenbarte beim 1:1 in der Südstadt einige positive Aspekte der neuen Spielweise, aber auch die größten Probleme. Eine sehr lehrreiche Partie endete für Rapid nicht zufriedenstellend mit einem Remis. Einmal mehr gab es Gewinner und Verlierer im Spiel der Grün-Weißen.
Das Samstagnachmittagspiel begann erwartungsgemäß intensiv, mit vielen zerfahrenen Zweikämpfen im Mittelfeld und mit einer dominanten Rapid-Mannschaft, die den Ball in der Abtastphase gut zirkulieren ließ und versuchte, Feldüberlegenheit und Sicherheit in den eigenen Reihen aufzubauen.
Spielverlauf gegen Rapid
Schon nach sieben Minuten wurde das Konzept über den Haufen geworfen: Zwei Fehler von Louis Schaub und Ex-Admiraner Stefan Schwab lösten eine Kettenreaktion aus und Ouédraogo servierte Thorsten Schick das 1:0 für die Südstädter. Von nun an wurde es für Rapid mühsam, denn die Admira machte mit den spielerisch sehr passiven Thomas Ebner und Markus Lackner die Zentrale und den Zwischenlinienraum zu. Die Hütteldorfer taten sich in der Folge schwer, ihr Spiel auf die Flügel zu verlagern.
Admira pendelt clever auf Rapids aktiven Flügel
Ein zentraler Punkt im Matchplan der Hütteldorfer war freilich das Überladen der Flügel. Barisic brachte mit Schaub und Kainz zwei technisch starke, etatmäßige Flügelspieler, die noch dazu von den offensiv aktuell überzeugenden Außenverteidigern Pavelic und Schrammel unterstützt wurden. Dennoch schaffte es die Admira – zumindest bis zum Ausschluss – immer wieder einen defensiven Mittelfeldspieler nach außen pendeln zu lassen, um den Rapid-Flügeln ein Übergewicht entgegenzusetzen. Das Resultat daraus war, dass vor allem Kainz immer wieder auf (allerdings durchaus gefährliche) Einzelaktionen setzte oder Steffen Hofmann im Rückraum suchte. Eine versuchte Einzelaktion von Louis Schaub, die von der Admira-Überzahl abgefangen wurde, führte sogar zum Gegentor.
Beric macht „zu viel“ und verliert Fokus
Das Stellungs- bzw. Laufspiel der gesamten Zentralachse und die Passqualität der zentralen Mittelfeldspieler Rapids waren an dieser Misere schuld. Einer der negativen Aspekte war der Aktionsradius von Robert Beric. Der Slowene arbeitete an zu vielen Ecken und Enden, pendelte an die Flügel, um Schaub oder vor allem Kainz zu helfen, ließ sich weit ins Mittelfeld zurückfallen, antizipierte schon fast zu viel. Das Resultat daraus ist, dass Beric in entscheidenden Szenen nicht da ist, um seiner eigentlichen Arbeit als Stürmer, nämlich dem Toreschießen, nachzugehen. Wenn Rapids Konzept mit der Flügelüberzahl aufging, wurde es fast immer gefährlich und auch die Pässe der Außenspieler zur Mitte waren zumeist durchdacht und intelligent. Nur Abnehmer gab es selten. Eine Paradeszene dieser Art, bei der die Admira im Rückraum auf Kainz vergaß, der nach einem guten 30-Meter-Lauf ohne Ball in den Strafraum vorstieß, besorgte das 1:1 Rapids. Die Solospitze Rapids weist hingegen keinen einzigen Schuss aufs Tor auf.
Hektik ablegen, unkomplizierter spielen, „Killer“ suchen
Auf Flanken verzichtet Rapid praktisch völlig. Mit Beric als Solospitze, der gegen die körperlich guten Admira-Verteidiger 28,5% seiner Kopfballduelle und nur 23,5% seiner Zweikämpfe gewann, wären hohe Bälle in den Strafraum ohnehin ein kompliziertes Mittel gewesen. Stattdessen spielt Rapid Situationen am Flügel gut aus, findet spielerische Methoden, um das Spiel wieder in Richtung Mitte oder auf die andere Seite zu verlagern. Wenn der Gegner dabei zu langsam verschiebt, wie es letzte Woche die SV Ried machte, kann dies auch zum Erfolg führen. Wenn der Gegner allerdings kompakt steht, wie die Admira gestern, erfordert diese Spielweise Überraschungsmomente im letzten Drittel. Für diese Momente sollen in Zukunft Kainz, Schaub und Hofmann sorgen. Alle drei können das, aber speziell Schaub muss möglichst schnell seine große Hektik ablegen. Rapids Mannschaft ist prinzipiell für das gegen die Admira gezeigte Spiel prädestiniert, jedoch laufen die Angriffe noch etwas zu kompliziert ab und es fehlt ein Spieler, der sich als echter „Killer“ vor dem Tor herauskristallisiert.
Zusammenfassung – und ein neues Problem
Die offensive Dreierreihe ist also für diese Spielweise geeignet. Die Außenverteidiger (offensiv) ebenfalls. Der Angreifer Rapids antizipierte zu viel und fehlte danach in der Gefahrenzone, was Rapid vor dem Tor zahnlos und gleichzeitig optisch überlegen machte. Ein weiteres Problem liegt weiter hinten, im zentralen Mittelfeld. Ausgerechnet der Ex-Admiraner Stefan Schwab, von dem man dachte, einen gestandenen und fertigen Spieler verpflichtet zu haben, findet noch in keinster Weise in das schnelle Kombinationsspiel der Grün-Weißen.
Schwab und das Problem mit der Passspiel-Laufspiel-Koordination
Der 23-Jährige, in den letzten 3 ½ Jahren einer der zentralen Posten im Umschaltspiel der Admira, kommt mit der Schnelligkeit und den vielen Pässen im Rapid-Spiel noch nicht zurecht. Oft wirkt Schwab im Kopf nicht frisch genug, schon für seine Ballannahmen braucht er zu viel Zeit. Weiters fehlt ihm noch die Umsichtigkeit und die richtigen Bewegungen ohne Ball. Schwab bleibt eher statisch auf seiner Position, versucht den Ball über weitere Strecken und möglichst direkt zu spielen, sucht dann aber selbst nicht den Weg in die Zwischenlinienräume, sondern bleibt als Anspielstation zurück. Angesichts dessen, dass Schwabs Pässe zumeist weit sind und er danach sein Laufspiel nicht an sein Passspiel anpasst, ist der Salzburger immer wieder sehr weit vom Spielgerät entfernt und findet dadurch keinen Zugriff mehr aufs Spiel.
Wydra umsichtig, stark und gut im Einleiten von Torchancen
Nach einer Stunde wurde Schwab durch Wydra ersetzt, der aufgrund der roten Karte für Admiras Windbichler natürlich etwas präsenter sein konnte. Allerdings spielte Wydra (44 Pässe; 86,4% Genauigkeit) in nur einer halben Stunde fast doppelt so viele Pässe wie Schwab in einer Stunde (23; 82,6%). Zudem zeichnete sich der 20-Jährige durch eine offensivere Durchschnittsposition aus, die zwar etwas riskanter war, aber dafür sorgte, dass im letzten Drittel die Passwege kürzer und Rapid gefährlicher wurde. Allgemein hatte man bei Wydra den Eindruck, dass er im Zuge von Ballannahmen schon einen wesentlich besseren Überblick darüber hat, was um ihn geschieht und wer anspielbar ist.
Zweiter Rapid-Achter muss (allgemein) mehr Risiko gehen
Petsos agiert als ruhender Pol im defensiven Mittelfeld, ist fast eher als Sechser, denn als Achter zu bezeichnen. Angesichts dessen, dass der zweite Achter in Rapids zentralem Mittelfeld aber wesentlich mehr Risiko gehen sollte, um die Passqualität im letzten Drittel zu erhöhen und durch Pendeln an die Flügel auch für Überzahlspiel an selbigen zu sorgen, ist Wydra derzeit deutlich über Schwab zu stellen. Das gestrige Spiel war das beste Indiz dafür. Barisic behauptete vor der Partie, dass seine Mannschaft auftreten soll, als wäre es ein Heimspiel. Das gelang erst nach Windbichlers Ausschluss und Wydras Einwechslung.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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