Heute Nachmittag kommt es im Ernst Happel Stadion zum Spitzenduell der Runde zwischen dem SK Rapid Wien, aktuell Dritter in der tipico Bundesliga, und... Rapid ohne Schaub, WAC ohne Wernitznig: Wie können die beiden Flügelspieler ersetzt werden?

Philipp Schobesberger - SK Rapid WienHeute Nachmittag kommt es im Ernst Happel Stadion zum Spitzenduell der Runde zwischen dem SK Rapid Wien, aktuell Dritter in der tipico Bundesliga, und dem Wolfsberger AC, der letzte Woche mit einem Sieg gegen Red Bull Salzburg die Tabellenführung übernahm. Beiden Teams fehlen zwei wichtige Stützen auf den jeweils rechten Flügelpositionen. Wie können sie ersetzt werden? abseits.at stellt einige Möglichkeiten vor.

Bei den Hütteldorfern fehlt mit Louis Schaub eine der prägenden Figuren beim 5:1-Auswärtssieg unter Woche in Wiener Neustadt. Neben drei Scorerpunkten holte sich der Youngster nämlich auch eine gelb-rote Karte ab. Christopher Wernitznig vom WAC bekam für sein Brutalo-Foul im Spiel gegen Red Bull Salzburg eine Nachdenkpause von drei Spielen.

Beide Akteure sehr zielgerichtet

Sowohl für Rapid-Trainer Zoran Barisic als auch seinen Kollegen Dietmar Kühbauer gilt es zwei sehr zielgerichtete Spieler zu ersetzen – das heißt sie suchen oft den Weg Richtung Tor. Wernitznig erzielte beispielsweise drei seiner vier Saisontore von innerhalb des Strafraums und weißt bei der Chancenauswertung – wie viele seiner Kollegen – einen sehr hohen Wert auf (31%). Im Kombinationsspiel steht er jedoch breiter als etwa Schaub und legt seinen Schwerpunkt tiefer an.

Das größte Merkmal im Spiel des Rapidlers sind seine brandgefährlichen Diagonaldribblings, wie man es etwa im obigen Video sieht. Zudem erkennt man, dass seine Bewegungen und jene von Stürmer Robert Beric gut abgestimmt sind. Der Slowene zieht mit seinen horizontalen Läufen immer wieder Räume frei, in die Schaub hineingehen kann. In hohem Tempo und wenn er auf die gegnerische Abwehr zulaufen kann, ist er in Österreich kaum aufzuhalten. Allerdings sah man diese Aktionen, vor allem zu Saisonbeginn, zu selten.

Spielmacher oder „richtiger“ Flügelspieler?

Als Ersatz für Schaub dürfte es für Barisic zwei realistische Optionen geben. Einerseits ist dies Steffen Hofmann. Der Kapitän spielte die Rolle am rechten Flügel schon oft genug, ist von seinem Bewegungsprofil aber ein anderer Typ als Schaub. Hofmann zieht zwar oft in die Mitte, aber seltener zum Tor. Von ihm würden mehr spielerische Impulse kommen. Auf „seine“ Position im Zentrum würde dann wohl Schwab rücken, was dessen Rolle im defensiven Mittelfeld vakant machen würde.

Dort funktionierte der Neuzugang gegen Wiener Neustadt aber recht gut, hatte in seinem Passspiel eine hohe Reichweite. Auf der Zehnerposition spielte er von Beginn an dieser Saison erst einmal, und zwar bei der Niederlage in Helsinki. Dabei waren vor allem seine Freilaufbewegungen sehr schlecht gewählt. Damals agierte Hofmann übrigens ebenfalls am rechten Flügel. Nachdem der WAC wohl ähnlich passiv agieren wird wie HJK bedarf es so mehr kreativer Elemente aus der Tiefe. Naheliegende Optionen wären Thanos Petsos, der seiner Vorjahresform hinterherläuft, oder Srdjan Grahovac.

Andererseits hat Barisic in Philip Schobesberger einen – mehr oder weniger – eins-zu-eins-Ersatz für Schaub. Der 20-Jährigen ist ebenfalls jemand, der mit viel Dynamik den Weg nach vorne sucht, dabei jedoch geradliniger agiert und sich wohl weniger ins Kombinationsspiel einbringen würde. Beim 2:0-Heimsieg gegen den SV Grödig standen die beiden gemeinsam am Feld und man konnte die Unterschiede recht gut erkennen, wie die Heatmaps der beiden zeigen. Doch auch bei Schobesberger sind Zweifel, inwiefern er mit dem WAC-Spiel kompatibel ist, angebracht. Szenen, in denen er die Abwehr mit Tempo überlaufen kann, dürften bei einem normalen Spielablauf eher selten vorkommen.

Wiedergeburt eines Leistungsträgers?

Kühbauer dürfte die Entscheidung, wen er anstelle von Wernitznig bringen wird, leichter fallen – zumal er dafür einen Spieler in der Hinterhand hat, der letzte Saison sehr stark spielte: Manuel Kerhe. Nach den Abgängen von Guido Burgstaller und Marcel Sabitzer stand der 27-Jährige während der Transferperiode sogar bei Rapid-Fans als Neuzugang hoch im Kurs. Auch Ex-Trainer Nenad Bjelica wollte ihn haben. Letztlich wechselte er aber weder nach Wien noch nach Italien, sondern blieb im Lavanttal.

Heatmap-Kerhe-WRNDort kam Kerhe in der bisherigen Saison aber nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus – zu stark agierten Wernitznig und Jacobo. Gegen Salzburg wurde er nach dem Ausschluss seines Teamkollegen eingewechselt und absolvierte die zweiten 45 Minuten auf der rechten Mittelfeldseite. Offensiv hatte er erwartungsgemäß kaum Aktionen, dafür überzeugte er defensiv mit zwei Tackles und fünf klärenden Aktionen. Sein einziges Spiel von Beginn an, die 0:1-Niederlage, gegen Wiener Neustadt, lässt eher auf seinen Spielstil schließen – siehe Heatmap rechts.

Kerhe spielt wie Wernitznig sehr breit, zieht aber in hohen Zonen nicht zum Tor. So waren einige seiner elf vorbereiteten Tore auf Hereingaben von der Seite zurückzuführen. Für Rapid liegt die größte Gefahr in der Schnelligkeit von Kehre. Auf engem Raum ist er technisch schwächer als Wernitznig und Jacobo, dafür ist er antrittsschnell genug um die meisten seiner Gegenspieler zu überlaufen oder sie abzuhängen. Nachdem der WAC wohl auch in Wien eher abwartend auf Konter spielen wird, gilt es ein Auge auf den Wernitznig-Ersatz zu haben.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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