Mittwoch-Abend lud der SK Rapid Wien seine Fans wieder einmal zu einem Rapid-Stammtisch im Stag´s Head ein. In entspannter und lockerer Atmosphäre beantwortete zunächst... Rapid-Stammtisch im Stag´s Head – Lukas Königshofer: Als Rapid-Spieler muss man immer Meister werden wollen

Mittwoch-Abend lud der SK Rapid Wien seine Fans wieder einmal zu einem Rapid-Stammtisch im Stag´s Head ein. In entspannter und lockerer Atmosphäre beantwortete zunächst General Manager Werner Kuhn Fragen rund um die Stadion-Sanierung, danach sprachen Tormann Lukas Königshofer, Rapid-Legende Kurt Garger und Abseits.at-Chefredakteur Daniel Mandl über die aktuelle sportliche Situation, wobei die Transferpolitik der letzten Jahre – wie erwartet – nicht gut weg kam.

Zunächst holte Klubservice-Leiter Andy Marek, der wie gewohnt souverän die Rolle des Moderators einnahm, Werner Kuhn auf die Bühne und stellte ihm Fragen rund um die Stadion-Sanierung.

Rapid Wien schon lange auf der Suche nach Trainingsmöglichkeiten

Kuhn erzählte, dass der SK Rapid Wien schon vor vielen Jahren auf der Suche nach neuen Trainingsmöglichkeiten für den Nachwuchs war und sich schon unter Sportdirektor Peter Schöttel (2003-2006) im Westen Wiens erfolglos nach Alternativen zur bestehenden Situation umsah. Insgesamt wurden sieben Trainingsstätten unter die Lupe genommen. Keine von diesen hätte jedoch die Kapazität für mehrere Nachwuchsmannschaften gehabt, was dazu geführt hätte, dass der Rapid-Nachwuchs auf unterschiedliche Gebiete verstreut trainieren hätte müssen, was im Verein verständlicherweise niemand wollte.

In Zukunft wird der Trainingsbetrieb auf zwei Standorte verteilt werden:

  • Ernst-Happel-Stadion: Auf den generalsanierten Trainingsplätzen des Ernst-Happel-Stadions trainieren in Zukunft die Kampfmannschaft, die Amateure und 14 weitere Nachwuchsmannschaften.
  • Hanappi-Stadion: Hier trainieren jene Mannschaften, die in Kooperation mit der Partnerschule Maroltingergasse stehen, also die U15, U16 und U19. Eventuell werden zusätzlich auch die Spieler der U-14-Mannschaft hier trainieren, da sie vor dem Sprung in die Partnerschule stehen und sich so schon im Vorhinein an die Trainingsbedingungen und zukünftigen Mitspieler gewöhnen können.

Pächter statt Mieter

Ab dem 1. Juli 2012 wird der SK Rapid Wien zum neuen Pächter des Stadions, wobei der Pachtvertrag bis zum Jahr 2039 läuft, da der Verein so auf etwa 25 Jahre Nutzungszeit ab Fertigstellung des generalsanierten Stadions kommt . Die gesamte Betriebsführung obliegt ab diesem Zeitpunkt dem Verein – egal ob es sich um die Gastronomie, Werbung oder ums Rasenmähen handelt: Der Klub ist für alle Belange selbst verantwortlich und erwirbt somit neue Rechte und Pflichten.

Was die Gastronomie angeht hofft der Verein den Fans ab dem 1. Juli bereits einige Verbesserungen anbieten zu können und das bestehende Angebot zu optimieren. Die großen Qualitätssprünge in diesem Bereich werden aber erst nach der Fertigstellung der Sanierung erkennbar sein.

Ist-Zustand ermitteln

Momentan ist das international tätige Ingenieurbüro FCP dabei den Ist-Zustand des Stadions zu erheben. Ist dieser ermittelt folgt eine intensive Planungsphase, gefolgt von einer Ausschreibungsphase. Danach beginnt die Umbauphase, die zwischen 15 und 18 Monate dauern wird. Mitte 2015 sollte das Projekt abgeschlossen sein. „Head of Communication“ Peter Klinglmüller sagte gegenüber abseits.at, dass ein möglicher Projektabschluss Mitte 2015 nicht bedeutet, dass der Spielbetrieb nicht schon früher wieder in Hütteldorf über die Bühne geht.

Wie viele Zuschauer wird das neue Stadion haben?

Zu dieser Frage konnte Kuhn leider nicht viel sagen, da dies wohl erst bei der Planungsphase entschieden wird und momentan erst der Ist-Zustand ermittelt wird. Außerdem muss man bedenken, dass rund ums Stadion nur 431 Parkplätze zur Verfügung stehen und das Gesetz vorschreibt, dass es pro 50 Zuschauern im Stadion einen Parkplatz geben muss. Bei 431 Parkplätzen wären das 21.550 Plätze. Allerdings würde sich, sollte das Stadion größer werden, in dieser Hinsicht wohl eine Lösung finden lassen.  Momentan steht es also noch nicht fest, inwieweit die Kapazität vergrößert werden kann. Der Verein tut aber auch gut daran, nicht voreilig Zahlen in den Raum zu stellen, da sich das bei den Verhandlungen mit den Anrainern als Nachteil herausstellen könnte. Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass der SK Rapid Wien alle Punkte der Umweltverträglichkeitsprüfung befolgen und einhalten muss.

Lukas Königshofer angriffslustig und selbstkritisch

Der junge Torhüter Lukas Königshofer absolvierte gewiss noch nicht viele öffentliche Auftritte, doch er zeigte sich alles andere als eingeschüchtert und nahm sich an diesen Abend kein Blatt vor den Mund. Zunächst verriet er, dass er ein ungeduldiger und sehr ehrgeiziger Sportler wäre, der schon seit drei Jahren beim SK Rapid Wien unter Vertrag steht. Auch wenn in den letzten Monaten alles überraschend schnell ging, so musste er davor doch einige Zeit auf seine Chance warten. Am Verhältnis zu Helge Payer hat sich überhaupt nichts geändert – die beiden Schlussmänner verstehen sich gut und es gibt absolut keine Probleme, obwohl die Hierarchie auf den Kopf gestellt wurde. Königshofer erzählte, dass er von seinem Vater, der früher professioneller Radrennfahrer war und nun als Adidas-Betreuer für den SK Rapid Wien arbeitet, besonders in mentaler Hinsicht viel lernen konnte. Als Gründe für die unbefriedigende sportliche Situation machte er in erster Linie die fehlende Konstanz verantwortlich. Er sagte, dass die gesamte Mannschaft viel aggressiver und konzentrierter in die Partie gegen Wacker Innsbruck hätte gehen müssen.

Im weiteren Verlauf der Diskussion stellte Königshofer fest, dass es für jeden Rapid-Spieler der Anspruch sein muss, dass er unbedingt Meister werden will.  Königshofer meinte auch, dass er sich vorstellen könne, dass mentale Unterstützung der Mannschaft gut tun würde. Man sah dem jungen Torhüter während der Diskussion sein Selbstbewusstsein und seinen Ehrgeiz an und er präsentierte sich als sympathischer Spieler, dem man es durchaus zutraut, dass er seine Mitspieler mitreißen kann.

Ein Spieler wie Bošković fehlt an allen Enden

Kurt Garger, der momentan als Trainer mit dem TSV Hartberg gegen den Abstieg kämpfen muss, äußerte so wie Daniel Mandl kritische Worte zur Transferpolitik der letzten Jahre, wobei sich die beiden einig waren, dass insbesondere der Abgang von Branko Bošković unzureichend kompensiert wurde. Die Frage Andy Mareks, ob Prager diese Rolle nicht einnehmen kann, verneinte er, da Prager andere Qualitäten als Bošković besitzt. Der Montenegriner agierte insbesondere im letzten Spielfelddrittel weitaus gefährlicher und konnte in kreativer Hinsicht Steffen Hofmann entlasten, wenn dieser einen schlechten Tag hatte. Prager sei zwar vielleicht ein wenig dynamischer als Markus Heikkinen, kann Bošković aber in dieser Hinsicht nicht ersetzen. Daniel Mandl ergänzte, dass der gesamte Aktionsradius von Bošković  wesentlich größer war, als der von Prager.

Nuhiu keine Nummer Eins; Alar mehr Vorbereiter, als Goalgetter

Garger lobte Deni Alars Geschwindigkeit und seine Fähigkeit Räume aufzureißen. Er sieht den jungen Stürmer allerdings eher als idealen Vorbereiter für einen „echten“ Golagetter, den der SK Rapid Wien derzeit jedoch nicht im Kader habe. Salihi hätte am ehesten die Qualitäten eines Torjägers gehabt, allerdings betonte Garger, dass er nicht so nah wie Peter Schöttel an der Mannschaft war und deshalb zur Aussortierung des Albaners keine abschließende Meinung habe. René Gartler wäre laut Garger und Mandl der kompletteste Stürmer im Rapid-Kader, der alle Fähigkeiten eines modernen Angreifers verkörpert. Leider gelingt es Gartler jedoch schon seit Jahren nicht, seine Stärken in der Praxis umsetzen. Atdhe Nuhiu wäre laut Garger ein Stürmer, den man in gewissen Situationen gut bringen könne, jedoch niemand, der bei einem Verein wie Rapid von Anfang an zum Zug kommen dürfte. Daniel Mandl meinte hingegen, dass Atdhe Nuhiu aktuell als einziger Rapid-Stürmer in einem 4-2-3-1-System genügend in die Tiefe arbeiten würde und sich so zumindest die meisten Chancen aller Angreifer herausarbeiten kann.

Schwach in einer schwachen Liga

Daniel Mandl machte auf den allgemeinen Qualitätsverlust der Spitzenvereine in der österreichischen Bundesliga aufmerksam. Ausnahmekönner wie Marc Janko, Somen Tchoyi, Gordon Schildenfeld, Julian Baumgartlinger, Zlatko Junuzovic, Nacer Barazite, Branko Bošković, Nikica Jelavic, Jimmy Hoffer und viele andere wurden nicht gleichwertig ersetzt. Von diesem Qualitätsverlust profitieren die kleineren Vereine in der Bundesliga, die sich auf das oft eindimensionale Spiel der Favoriten besser einstellen können, sodass Punktegewinne gegen Meisterkandidaten keine Ausnahmen mehr darstellen. Der SK Rapid Wien verabsäumte es, sich durch eine durchdachte Transferpolitik von den anderen Vereinen abzuheben und spielt nun denselben Einheitsbrei wie die anderen Mannschaften. Selbst wenn Rapid Wien doch noch Meister werden würde, müsste man von einer schwachen Saison sprechen.

Kurt Garger meinte sogar, dass es eine Blamage wäre, wenn Red Bull Salzburg heuer Meister werden würde, da der Verein zwar mehr Geld als die anderen Klubs zur Verfügung hat, aber dennoch keine größere Qualität im Kader besitzt. Rapid Wien sollte laut Garger aufgrund der Tradition und des riesigen Fanpotentials immer um den Meistertitel mitspielen. Garger meinte, dass die Fans in den letzten Jahren genügsamer wurden, da zu seiner Zeit die 4.000 – 5.000 Zuschauer nach 20 Minuten zu pfeifen begannen, wenn Rapid nicht 2:0 führte. Auf die Frage ob ein Trainer, der wie Schöttel in seiner aktiven Karriere als Verteidiger tätig war, überhaupt offensiv spielen lassen kann, verwies Garger auf die Konkurrenten aus Favoriten, wo der ehemals kreative Offensivspieler Ivica Vastic für seinen defensive Spielweise kritisiert wird. Laut Garger lässt die ehemalige Spielposition des Trainers keine Aussagen auf seine Philosophie als Coach zu.

Fazit

Alles in allem eine interessante und launige Diskussion in entspannter Atmosphäre, bei der wichtige Punkte angesprochen und kritisiert wurden. Die drei Gäste, die nach Werner Kuhn das Podium betraten, waren sich in den meisten Punkten einig – ein für die sportlichen Belange Verantwortlicher, wie Peter Schöttel, oder Stefan Ebner, hätte der Diskussion allerdings sehr gut getan.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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