Zoran Barisic steht ein intensiver Transfersommer bevor. Die nächstjährige Innenverteidigung der Hütteldorfer ist seit dieser Woche ein heißes Thema: Kevin Wimmer wurde medial als möglicher Barac-Ersatz ins Spiel gebracht.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass gleich drei Innenverteidiger Rapid im kommenden Transfersommer verlassen werden. Mario Sonnleitner, der kommende Saison 35 Jahre alt wird, spielt bereits die zweite Saison in Folge kaum eine Rolle. Leo Greiml ist einer der heißesten Kandidaten für einen baldigen Auslandstransfer, der die eine oder andere Million in die Rapid-Kassa spülen wird. Dass der Kroate Mateo Barac ausreichend Gehaltsabstriche machen würde, sodass Rapid seinen Vertrag zu einem adäquaten Preis verlängern kann, ist unwahrscheinlich – auch weil es dem 26-Jährigen nicht an Alternativen mangeln wird. Der einzige derzeit aktiv spielende, verbleibende Innenverteidiger wäre damit Maximilian Hofmann.
Dibons nächster Anlauf
Wirklich neu zum Klub stoßen dürfte aber trotz dreier Abgänge nur ein neuer Innenverteidiger. Christopher Dibon wird nach seiner bisher längsten Verletzungspause ins Team zurückkehren und startet 30-jährig den x-ten Anlauf, sich wieder in die Stammbesetzung der Hütteldorfer zu spielen. Am 3. Juni des Vorjahres zog sich Dibon gegen Red Bull Salzburg einen Kreuzbandriss zu. Es war sozusagen die letzte schwere Verletzung, die dem Routinier noch „fehlte“. 2017/18 war Dibon wegen Hüftproblemen sieben Monate ausgefallen, hinzu kamen drei weitere Verletzungen, die ihn mindestens zwei Monate zum Zusehen zwangen und vier weitere Ausfälle von mindestens drei Wochen. Dibon steht seit 2013 bei Rapid unter Vertrag, bestritt pro Saison aber durchschnittlich nur 21 Pflichtspiele. Dennoch will man auch in Zukunft auf den „eigentlichen Kapitän“ zählen, der noch einen Vertrag bis 2022 besitzt.
Zwei talentierte Optionen im Nachwuchs
Aus dem Nachwuchs drängt nun speziell der 19-jährige Marko Dijakovic nach, der einer der Saisongewinner bei der zweiten Mannschaft der Wiener ist und im März einen Vertrag bis 2024 unterschrieb. Dijakovic ist 185cm groß, Linksfuß, gilt als spielstark und durchlief sämtliche ÖFB-Juniorenauswahlen, vorerst bis zur U18. Mit vier Saisontreffern ist er zudem der drittbeste Torschütze seines Teams. Auch der um fast genau ein Jahr ältere Fabian Eggenfellner wäre eine Option aus dem eigenen Nachwuchs. Auch der Weinviertler verlängerte zuletzt seinen Vertrag, allerdings „nur“ bis 2023. Paul Gobara und Patrick Obermüller dürften hingegen für die Kampfmannschaft keine Rolle spielen.
Kommt ein neunfacher Teamspieler?
Dementsprechend müsste Rapid speziell Mateo Barac ersetzen, so dieser seinen Vertrag nicht verlängert, wovon nach derzeitigem Stand auszugehen ist. Fündig wurde man in Karlsruhe, wo Kevin Wimmer derzeit Stammspieler ist und eine gute Saison spielt. Der gebürtige Welser hätte beim englischen Zweitligisten Stoke City noch einen Vertrag bis 2022, dieser wird aber voraussichtlich aufgelöst. Stoke hatte im Sommer 2017 kurz vor Ende der Transferzeit 19,4 Millionen Euro für Wimmer an Tottenham Hotspur bezahlt. Für die Potters brachte es Wimmer allerdings nur auf 19 Pflichtspieleinsätze und der 187cm große Innenverteidiger wurde dreimal verliehen, nachdem der schottische Coach Paul Lambert nicht mehr auf ihn setzte: Zuerst an Hannover 96, dann nach Belgien zu Mouscron und zuletzt zum Karlsruher SC.
Neun Länderspiele, nur Einberufungen unter Foda
Nur dank der Bereitschaft auf massive Gehaltseinbußen kann Rapid sich den möglichen Wimmer-Deal leisten. Angesichts des Standings des Spielers wäre dies durchaus als Transfercoup zu bezeichnen. Im Jahr 2013, damals Leistungsträger beim 1.FC Köln unter Peter Stöger, spielte sich Wimmer sogar ins Nationalteam, absolvierte in der Ära Koller neun Länderspiele, wurde bis ins Jahr 2018 auch noch von Franco Foda einberufen, aber nicht mehr eingesetzt. Dabei wurde Wimmer im Team in den meisten Fällen eher fragwürdig eingesetzt. In der WM-Qualifikation für 2018 spielte er im Jahr 2016 dreimal hintereinander als Linksverteidiger in einer Viererkette. Aus den drei Partien gegen Wales, Serbien und Irland holte Österreich nur einen Punkt und Wimmer war einer der schwächsten.
Ideal als linker Innenverteidiger
Dies war eine Zweckentfremdung, die dadurch bedingt war, dass Wimmer in jungen Jahren beim LASK gelegentlich auf dieser Position aushalf. Im Team funktionierte das Experiment allerdings nicht. Später machte Wimmer aber auch in der englischen Premier League eine Handvoll gute Spiele als Linksverteidiger und auch in der laufenden Saison beim KSC spielte er viermal auf dieser Position. Dies sollte allerdings die Notnagelvariante sein, denn am besten wäre Wimmer rein theoretisch als linker Innenverteidiger in einer Dreierkette aufgehoben. Natürlich zählt aber auch die Eins-zu-Eins-Barac-Position in der linken Innenverteidigung in einer Viererkette zu Wimmers Kernkompetenzen.
Mehr Ruhe in der Spieleröffnung
Für Rapid wäre die Verpflichtung Wimmers in vielerlei Hinsicht vorteilhaft. Unter anderem weil man so einen Legionärsplatz gewinnen würde, der für offensivere Neuzugänge verwendet werden könnte. Filip Stojkovic wäre dann im Defensivverbund der einzige Legionär im Rapid-Kader. Wimmer anstelle von Barac würde auch das Spiel Rapids deutlich verändern. Wimmer ist im Vergleich zu Barac ruhiger am Ball, bedächtiger im Aufbauspiel, spielt statistisch betrachtet weniger weiter Bälle, allerdings ähnlich wie Barac sehr akkurate. Spielerisch und in Bezug auf die Spieleröffnung wäre Wimmer also wohl ein Upgrade.
Körperliche Komponente durch neuen Sechser abfedern
Allerdings bringt er nicht die massive physische Präsenz mit, die Barac auszeichnet. Zweikampf- und kopfballtechnisch kommt er nicht an die Werte des Kroaten heran. Dies muss aber ohnehin mannschaftlich abgefedert werden, nicht nur durch den zweiten Innenverteidiger, sondern auch durch die vorgelagerten Sechser. Diese Position ist speziell was die physische Komponente betrifft wohl die wichtigste Baustelle in Rapids kommender Transferkampagne. Wenn Barisic es schafft hier einen klassisch-physischen, aber doch modernen und technisch soliden Sechser an Land zu ziehen, würde auch die Innenverteidigung von mehr Körperlichkeit in dieser Zone profitieren und Barac’ absolute Kernkompetenz könnte kompensiert werden. Zusammenfassend: Wenn Rapid in der Sechserzone körperlich stärker wird und sich die zentrale Mittelfeldachse (inklusive Acht und Zehn) konsolidiert bzw. spielerisch das zeigt, was sie bereits mehrmals aufblitzen ließ, dann wäre der ruhigere und spielstärkere Wimmer anstelle des ruppigeren und unberechenbaren Barac eine Top-Verpflichtung.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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