Rapid überwintert als Erster – mit neun Punkten weniger als vor zwei Jahren!
Bundesliga 20.Dezember.2011 Daniel Mandl 0
Der SK Rapid überwintert als Erster – und kaum jemand will das nach einer turbulenten Saison so richtig glauben. Der 2:1-Heimsieg gegen die Admira war jedoch ein perfektes Symbol dafür, wie man Spiele gewinnen muss, um an der Tabellenspitze zu landen. Oder auch für längere Zeit, vielleicht sogar bei der Endabrechnung, zu bleiben…
Nach den Siegen über Salzburg und Mattersburg gab es für Rapids Fans für die ausstehenden Spiele gegen Kapfenberg, Wacker Innsbruck und die Admira ein klares Ziel: Neun Punkte mussten her – so würde man sich in einer engen Saison von der Konkurrenz absetzen. Aber 2011/12 ist im heimischen Fußball bisher kaum etwas normal. Am Ende wurden es fünf Punkte und ausgerechnet ein Wechselspieler sorgte gegen die Admira für einen dringend notwendigen Dreipunkter. „Ausgerechnet“ deswegen, weil die zu große Leistungsdichte bei Rapid über den gesamten Herbst kritisiert wurde. Man hat viele gute Fußballer, aber kaum außergewöhnliche. Kapitän Steffen Hofmann ist die Ausnahme. Doch gerade in der Offensive wuchs der interne Konkurrenzkampf durch die Rückkehr des flexiblen und hungrigen Guido Burgstaller an, was bei fast jedem offensiven Akteur Rapids binnen kürzester Zeit Leistungssteigerungen zur Folge hatte. Bei Rapid träumt man als Spieler derzeit nicht von einem möglichen Meistertitel, der noch meilenweit entfernt ist, sondern von einem gesicherten Stammplatz, der eben aufgrund der hohen Leistungsdichte immer schwieriger zu erreichen ist.
Trimmel und Drazan als Sinnbilder
Gute Beispiele hierfür sind die etatmäßigen Flügelspieler Rapids: Christopher Trimmel und Christopher Drazan. Trimmel, wahrscheinlich der beständigste Rapid-Spieler der Herbstsaison, legte gegen die Admira los wie die Feuerwehr. Der 24-jährige Burgenländer bereitete Atdhe Nuhius Tor zum 1:0 mit einer technisch sauberen Aktion und einer Maßflanke vor. Eine weitere Superflanke fand erneut Nuhius Kopf, der allerdings die Chance auf den Doppelpack liegen ließ. Trimmel, der als einer der großen Gewinner der Herbstsaison gilt, stellt sich außerdem stets in den Dienst der Mannschaft, arbeitet energisch und konsequent nach hinten, zeigte zudem, dass er auch auf der Position des linken Mittelfeldspielers (von der er beide vorhin erwähnte Flanken abgab) glänzen kann. Das größere fußballerische Potential hat hingegen Christopher Drazan, der sich gegen die Admira einmal mehr auf seine Offensivaufgaben beschränkte und die Defensive vernachlässigte. Nach kurzen, dynamischen Aktionen blieb der launische 21-Jährige meist vorne stehen. Die Quittung dafür bekam er in der Halbzeitpause von Trainer Peter Schöttel präsentiert: Auswechslung – und Ersatzmann Alar entschied mit seinem zweiten Saisontor die Partie. Leistungsdichte.
Rapid nützt taktische Fehler der Admira nicht
Trotzdem gibt es Situationen, in denen Rapid noch nicht abgeklärt genug agiert. Grundsätzlich spielten Schöttels Mannen gegen die Admira eine gute erste Hälfte. Da die Admira offensive Qualität besitzt, kommt man an einigen brenzligen Situationen in der eigenen Defensive kaum vorbei. Allerdings verabsäumte Rapid es, taktische Fehler der Admira, wie man sie fast die gesamte erste Halbzeit beobachten musste, in Tore umzumünzen. Die Südstädter wurden vom frühen Rückstand geschockt und machten etwas, das im Hanappistadion nicht selten Harakiri bedeutet: Selbst bei Ballbesitz Rapid stand die Viererkette der Admiraner sehr hoch. Zwar standen die Mannschaftteile zueinander kompakt und in geringem Abstand, wodurch sich Rapid spielerisch nicht hundertprozentig entfalten konnte, dennoch ist die hohe Spielanlage gegen eine Mannschaft, die mit Trimmel und Drazan über zwei Sprintraketen auf den Flügeln verfügt, enorm riskant. Die Admira hätte in dieser Phase genau umgekehrt spielen müssen: Selbst tiefer stehen, Rapid nicht zu direkten Pässen in die Tiefe einladen, in Vorwärtsbewegung jedoch mannschaftlich geschlossen und zudem blitzschnell umschalten. Rapid nahm die taktischen Geschenke jedoch ohnehin nicht an und so entwickelte sich die zweite Halbzeit zu einer Lotterie.
Rapids „Lauf“ und Andreas Schrott entscheiden die Partie
Man musste auf einen Abwehrfehler bei einer Standardsituation warten, bis wieder etwas Zählbares fabriziert wurde. Andreas Schrott erzielte das 1:1 und damit seinen vierten Treffer gegen den SK Rapid, weil drei im Umkreis stehende Rapid-Spieler nicht auf den Innenverteidiger achteten. Rapid verlor den Faden, die Admira kam in weiterer Folge auf und hatte durch Philipp Hosiner die große Chance auf den Führungstreffer. Doch wenige Minuten nachdem der siebenfache Saisontorschütze diese Großchance ausließ, klingelte es auf der anderen Seite. Schrott verlor den Ball an der Mittellinie am schnellen Deni Alar, der sofort den direkten Weg aufs Tor suchte und entschlossen zum 2:1 einnetzte. Ein Spiel, das taktikbedingt ein komplett anderes Resultat zugelassen hätte, wird schließlich durch einen kapitalen Eigenfehler entschieden. In der zweiten Halbzeit gab es jedoch eigentlich nur einen Unterschied zwischen beiden Teams: Bei Rapid „läuft’s“ zurzeit, bei der Admira nicht. In der Mitte der Herbstsaison hätte dieses Spiel wohl einen anderen Verlauf genommen.
2009/10 ebenfalls Erster – aber mit neun Punkten mehr!
Damit ist Rapid der punktemäßig schwächste Tabellenführer nach 19 Runden seit Einführung der Dreipunkteregel. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison 2010/11 wäre man mit 32 Punkten nach 19 Spielen Vierter gewesen – Tabellenführer Ried hielt damals bei 37 Punkten. Ein Jahr zuvor, in der Saison 2009/10, in der Rapid knapp Dritter wurde, hielten die Hütteldorfer nach 19 Runden bei 41 Punkten und lachten von der Tabellenspitze. Der damals beste Torschütze der Grün-Weißen, Hamdi Salihi, erzielte bis zu diesem Zeitpunkt zwölf Tore und damit doppelt so viele wie der aktuell erfolgreichste Torjäger des SK Rapid, Atdhe Nuhiu.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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