Bei Rapid zeichnen sich Veränderungen am sportlichen Sektor ab. Ein „Person-für-Person“-Wechsel steht laut diversen Medienberichten im Raum und immer wieder fällt der Name Zoran Barisic. Aber in diesem Fall reden wir von einer Themenverfehlung. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Prinzip.
Barisic ist so oder so ein gutes Stichwort, denn unter ihm als Cheftrainer hatte Rapid letztmalig einen Wiedererkennungswert. Unter Fans wurde das extrem ballbesitzorientierte Kurzpassspiel später als „Zoki-Zaka“, in Anlehnung an den einst erfolgreichen Barcelona-Stil „Tiqui-Taca“ verschmäht. Barisic etablierte damals etwas, was international betrachtet zumindest im Begriff war, überholt zu werden, war aber aufgrund von Kontinuität und dem dafür richtigen Spielermaterial durchaus erfolgreich.
Nach „Zoki-Zaka“: Weg vom Wiedererkennungswert
Seit Barisic‘ Nachfolger Büskens spielt Rapid nicht mehr mit Wiedererkennungswert, sondern einfach dauerhaft schlecht. Das Spiel war anders als unter Barisic immer wieder von glücklichen Fügungen im Spielverlauf abhängig. Kein Trainer konnte ein Markenzeichen etablieren, die Transfers geschahen willkürlich und um Löcher zu stopfen, anstatt einen großen Plan zu verfolgen.
Der „falsche“ Rapid-Spielstil
Wieso musste Barisic also seinerzeit den Stuhl räumen, wenn doch Wiedererkennungswert gegeben und auch Erfolg – zumindest im Vergleich zu heute – vorhanden waren? Dies lag primär an Andreas Müller, der von einem nötigen Tapetenwechsel überzeugt war und das Präsidium mit schlüssiger Überredungskunst auf seine Seite brachte. Andererseits gab es aber auch Unterstützung aus der Rapid-Community, weil Barisic „falsch“ spielen ließ. Nicht inhaltlich, sondern prinzipiell. Was Barisic als Trainer installierte, war nicht das, was für Rapid stehen sollte.
Historisch gewachsener Stil
Der zentrale Punkt ist, dass der Spielstil Rapids nicht verhandelbar sein sollte. Es hat einen Grund, warum die Austria stets der „Zanglerklub“ und Rapid die „Kämpfertruppe“ war. Der typische „Rapid-Stil“ ist historisch gewachsen und schon der Vereinsname erklärt, wofür man in Hütteldorf primär steht. Rapid lebt gerne in der Vergangenheit, allerdings in einer sehr glorreichen. 23 von 32 Meistertiteln wurden bis zum Jahr 1964 errungen und bis dahin war nicht nur österreichweit bekannt, wofür die Grün-Weißen, die „Kanoniere“, wie sie auch genannt wurden, stehen.
Die teils vergessenen Rapid-Tugenden…
Der Name steht für Schnelligkeit, die Rapid-Viertelstunde für Ausdauer und Siegeswille. Kraft und Dynamik können als weitere Grundtugenden hinzugefügt werden. Daraus abgeleitet stand Rapid seit jeher für kräftige Mittelstürmer, dynamische Flügelspieler, physisch starke Mittelfeldspieler, die auch im Stande waren, etwa aus Distanzschüssen, Tore zu erzielen. Die bedingungslose Annahme von Zweikämpfen, Kopfballduellen, die proaktive Suche des zweiten Balles. Rapid war nie die „orgasmusaufreibende Doppelpassstafette“, sondern immer das „Grasfressen“. Das heute gerne verwendete Lippenbekenntnis „Gemeinsam. Kämpfen. Siegen.“ hatte seinerzeit vor allem den Hintergrund, dass Rapid stets im Kollektiv angriff und ebenso im Kollektiv verteidigte. Alle Spieler waren in beide Richtungen beteiligt und es gab keine Ausreden wegen des möglichen Qualitätsmangels eines Einzelnen. Heute wird dieses Motto viel mehr als Durchhalteparole verwendet – und kaum gelebt.
…und die Ideale des Klubs
Ergänzt man diese spielerisch-kämpferischen Merkmale mit ebenso gewachsenen Werten wie Einsatzbereitschaft, Fleiß, Bescheidenheit und speziell der konsequenten Anwendung dieser Eigenschaften gegen jeden Gegner, erhält man ein nicht verhandelbares Spiegelbild dieses Vereins. Praktisch jeder Fan – außer die allerjüngsten – sind mit diesen Merkmalen groß- und Rapid-Fan geworden. Nicht nur Alfred Körner, sondern auch viele seiner Nachfolger hatten diese Werte im kleinen Zeh und wären nicht im Traum darauf gekommen, davon abzuweichen.
Es geht nicht um Namen, sondern um Tugenden
Natürlich erfordert der moderne Fußball inhaltliche Veränderungen und die Anforderungen an die Spieler werden immer komplexer. Aber die Grundtugenden müssen weiterhin die Basis für diesen Klub sein und so geht es am Ende des Tages gar nicht darum, wer Sportchef in Hütteldorf ist, sondern darum, dass dieser die spielerischen und ideellen Werte im Verein installiert. Von den Miniknaben bis zur Kampfmannschaft. Nicht in Form einer vorgegebenen Formation, sondern in Form von Idealen in den Köpfen der Spieler. Idealerweise sogar bis in die Geschäftsstelle hinein.
Ist’s der Eine? Ist’s der Andere?
Nun hat Fredy Bickel seine Vorzüge, die für Rapid von Nutzen sein können. Beispielsweise sein Verhandlungsgeschick speziell bei Spielverkäufen oder seine große soziale Kompetenz. Das ideale Gesamtpaket ist er deshalb nicht, weil er Rapid nie erlebte, als es tatsächlich wie Rapid funktionierte. Zoran Barisic hat ebenfalls seine Vorzüge, ist etwa einer der Besten in Österreich, wenn es ums Einschätzen von Spielerpotential geht. Als Sportdirektor ist er schon wegen seiner fehlenden Erfahrung auf dieser Position nicht denkbar. Gleichzeitig wäre er auf einer anderen Position, etwa als Entwickler für Nachwuchs, Scouting und als Schnittstelle zwischen diesen Ressorts und den Profis, sehr wertvoll für Rapid. Die Antwort auf die Frage nach einem möglichen neuen (oder alten) Sportchef gibt es mit diesen beiden Namen also nicht.
Die Installation der Philosophie, die über Jahrzehnte funktionierte
Demnach bleibt nur eines: Rapid muss sein Selbstbild ein für alle Mal schärfen und sich dann im Sportbereich personell breiter aufstellen. Der Sportdirektor sollte ein Routinier sein, aber parallel zu ihm sollten sich die Hofmanns und Barisics Schritt für Schritt im Bearbeiten ihrer Kernkompetenzen entwickeln. Fernab öffentlicher Kritik, fernab der Reibungsflächen und dennoch gnadenlos effizient, wie es etwa bei den Young Boys Bern, beim FC Midtjylland oder bei Racing Genk der Fall ist. Bevor aber irgendetwas besser werden kann, muss Rapid klarstellen, in welche Richtung es exakt gehen soll. Das ist nicht die Aufgabe eines Angestellten, sondern die der Vereinsführung – und aufgrund der einstigen Erfolgstugenden, man wiederhole es so oft man möchte, nicht verhandelbar.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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