Rapid verpflichtet Schobesberger – Gartler und Bergmann als mögliche Neue
Bundesliga 26.März.2014 Daniel Mandl 1
Rund um den SK Rapid Wien gibt es derzeit nicht nur einige Transfergerüchte, auch einen Abschluss konnte der Rekordmeister auf dem Transfermarkt bereits verbuchen. Philipp Schobesberger kommt im Sommer aus Pasching und erhielt einen Dreijahresvertrag bei den Hütteldorfern. Was kann man vom jungen Flügelspieler erwarten und welche Transferaktivitäten stehen bei Rapid sonst noch an?
Er sei ein „spezieller Spieler“, meinte Rapids Sportdirektor Andreas Müller. Tatsächlich ist Philipp Schobesberger ein eher unkonventioneller Kicker, der immer wieder für Überraschungsmomente gut ist. Talentproben legte er vor allem in der vergangenen Spielzeit 2012/13 ab, als er zum Beispiel im Hanappistadion gegen Rapid kräftig Staub aufwirbelte und bei Rapids wohl schlechtester Leistung in der Vereinsgeschichte speziell Markus Katzer und Gerson um die Ohren rannte. In 33 Pflichtspielen erzielte er sechs Tore und sechs Assists für die Paschinger.
(Nicht nur) Am rechten Flügel zu Hause
Schobesberger ist eigentlich ein Rechtsaußen, der aber auch auf der linken Seite und im offensiven Mittelfeld (z.B. im Heimspiel Paschings gegen Estoril-Praia) bzw. als „falscher Neuner“ aufgeboten werden kann. Pasching praktiziert auch heuer, wie schon in der Vorsaison, praktisch ausnahmslos ein 4-2-3-1-System, das der Spielanlage Rapids nahekommt, allerdings aufgrund der größeren, ligabezogenen Dominanz offensiver angelegt ist. In der laufenden Saison machte der 20-Jährige erneut einen Schritt nach vorne und kommt in 24 Pflichtspielen auf vier Tore und zehn Assists. Der flinke, wendige Schobesberger profitierte dabei vor allem von seiner Leichtigkeit im Spiel und dem Mut auf seiner angestammten rechten Seite auch mal einen oder mehrere Gegenspieler stehen zu lassen.
Sabitzer und Burgstaller als erster Anzug
Vorerst kommt der Flügelspieler „zusätzlich“, also nicht dezidiert statt eines anderen Spielers. An den etatmäßigen Außenspielern Burgstaller und Sabitzer vorbeizukommen, wird für Schobesberger naturgemäß schwer. Dominik Starkl ist ein Konkurrent auf Augenhöhe, wobei dieser aber bei Rapid häufiger links als rechts eingesetzt wird. In der laufenden Saison wich Starkl sechsmal auf die Position des Rechtsaußen aus, kam zudem siebenmal als klassische Spitze. Die Auftritte auf rechts dürften für Starkl mit der Schobesberger-Verpflichtung Geschichte sein.
Inverser Schobesberger?
Eine weitere Option für Zoran Barisic wäre es dennoch, Schobesberger als inversen Flügelspieler auf links zu bringen, zumal dem Noch-Regionalligaspieler Beidbeinigkeit nachgesagt wird. Dies macht die Luft für Lukas Grozurek dünner, der sich in den letzten zwei Jahren so gut wie gar nicht weiterentwickelte, allerdings noch einen Vertrag bis 2015 besitzt. Gut möglich, dass man dem geradlinig spielenden 22-Jährigen nahelegt, seine Situation bei Rapid zu überdenken. Aktuell sieht es an den Flügeln nach einer klassischen Doppelbesetzung aus: Sabitzer und Schobesberger für die rechte Seite, Burgstaller und Starkl für die linke Seite – wobei aber alle vier Spieler auf beiden Seiten auflaufen können.
Noch ein Talent…
Der Perspektivtransfer Schobesbergers nach Wien ist einer ohne großen Druck. Rapid hatte keinen Handlungsbedarf auf dieser Position, sicherte sich aber ein Talent, bevor es andere machen. Zoran Barisic, dessen Vertrag im Falle eines Europacupeinzugs wohl verlängern werden wird, ist bekannt dafür, jungen Spielern eine Chance zu geben – Schobesberger wird also zu seinen Einsätzen kommen. Das Problem Rapids ist aber nicht das mangelnde Potential seiner jungen Spieler, sondern die fehlende Routine.
Gartler retour?
Einen gestandenen Sechser zu holen, der Rapid-Tugenden verkörpert und die junge Mannschaft um sich mitreißen und besser machen kann, muss im Sommer die oberste Maxime beim Rekordmeister sein. Ein anderer (mittlerweile) Routinier, der mit der wichtigen Sechserposition nichts zu tun hat, könnte nach Hütteldorf zurückkehren: René Gartlers Vertrag bei der SV Ried läuft aus, Rapid könnte einen spielenden Torjäger wie Gartler gut gebrauchen, zumal er spielerisch ein gutes Pendant zu Terrence Boyd darstellt und Rapid auch systemtechnisch flexibler machen würde. Für die Hütteldorfer lief Gartler in 74 Pflichtspielen auf und erzielte 17 Tore. Für Ried sind’s mittlerweile in 65 Spielen 34 Treffer…
Der Faktor Berechenbarkeit
Der 28-jährige Wiener lebte sich in Ried perfekt ein, wurde im Zuge seines Innviertel-Aufenthalts deutlich präsenter und glänzte phasenweise mit fantastischen Toren. Auch weil sich Gartlers Einstellung zum Sport in den letzten Jahren veränderte, könnte die Zeit reif für ein erfolgreiches Comeback in Grün-Weiß sein. Und im Gegensatz zum rechten Flügel hat Rapid auf der Stürmerposition Handlungsbedarf. Die einzigen Stürmer im Kader sind Terrence Boyd, Deni Alar und Dominik Starkl, wobei nur der US-Amerikaner ausschließlich auf der Stürmerposition eingesetzt wird. Verletzungssorgen brachten Rapid gleich mehrmals in die Verlegenheit, keine Ersatzleute für diese Position parat zu haben. Varianten mit Burgstaller oder Sabitzer als klassische Spitzen machten Rapids Spiel zu horizontal und schränkten die Präsenz im Strafraum ein. Gartler kann nicht nur dagegen Abhilfe schaffen, sondern auch als antizipativer Angreifer eingesetzt werden, was eine interessante Variante eines 4-4-1-1 ermöglichen und Rapid undurchschaubarer machen würde.
Bergmann als mögliche Option für die rechte Verteidigung
Eine weitere Personalie, die immer wieder auftaucht, wenn man über Rapids sommerliche Transferaktivitäten berichtet, ist Thomas Bergmann. Da Christopher Trimmel zu Union Berlin wechselt und Michael Schimpelsbergers Verbleib aufgrund seines auslaufenden Vertrags noch unklar ist, könnte der 24-jährige Bergmann aus Innsbruck heimkehren. In den letzten beiden Saisonen etablierte sich Bergmann als Rechtsverteidiger beim Tabellenletzten – heuer kommt er bereits auf sechs Assists und zwei Toreinleitungen, was ihn nach Wallner und Hinterseer zum dritteffektivsten Spieler der Innsbrucker macht.
„Logische Lösung“
Eine Rückholaktion Bergmanns wäre allerdings als billige Lösung zu werten. Gerade auf den Außenverteidigerpositionen bräuchte Rapid mehr Routine und Kompaktheit. Die linke Abwehrseite war über lange Zeit eine Schwachstelle Rapids, während die rechte Seite mit Trimmel gut besetzt war. Es wäre fatal nun auch die rechte Seite zu einer Baustelle zu machen, allerdings spielen die Kicker, die Rapid auf diesen Positionen qualitativ weiterbringen würden, nicht in Österreich. Auch Bergmann gehört nicht dazu – er ist ein solider Außenverteidiger ohne Ecken und Kanten, der seine Aufgaben zwar brav erledigen, Rapid aber nicht besser machen würde.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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