Wenige Tage vor der Wahl zum neuen Rapid-Präsidenten konnten die Fans im Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußballforum den drei Mitgliedervertretern im Wahlkomitee ihre... Rapid-Wahlkomitee: „Es gab den Versuch politischer Einflussnahme“

Wenige Tage vor der Wahl zum neuen Rapid-Präsidenten konnten die Fans im Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußballforum den drei Mitgliedervertretern im Wahlkomitee ihre Fragen stellen. Herbert Kretz, Helmut Mitter und Jürgen Hampel beantworteten die Fragen der Anhänger unabhängig voneinander.

 

sulza: Wie oft wurdet ihr im Rahmen eurer Tätigkeit von Medienvertretern kontaktiert?

Herbert Kretz: Es gab am Anfang immer wieder lose Anfragen, wir haben aber dann sehr früh im Prozess klargestellt, dass Anfragen direkt über die Pressestelle zu laufen haben. Daher war es dann sehr überschaubar.

Helmut Mitter: Wenn ich nur an mich denke, so wurde ich von Medien diesbezüglich nicht kontaktiert. Das hat mich einerseits verwundert, weil ich ursprünglich damit gerechnet hätte, andererseits wäre es wohl wie im Fall dieses Österreich-Berichts über mich und meine Aussage zu den Legenden wohl besser gewesen. Dann hätte man sich einiges sparen können. Aber gut, so ist es eben.

Jürgen Hampel: Gar nicht.

 

sulza: Würdet ihr diese Aufgabe nochmals ausführen wollen?

Herbert Kretz: Ich für mich als Person kann aufgrund der Satzung nicht mehr antreten. Ich möchte aber an dieser Stelle betonen, dass ich natürlich unheimlich dankbar bin, dass ich die Gelegenheit hatte dem Verein in dieser Intensität dienen zu dürfen und ihn auf eine Art erleben durfte, die wahrscheinlich nicht jedem zugänglich ist.

Helmut Mitter: Ich habe die Aufgabe, speziell in dieser hochinteressanten Situation, sehr spannend und herausfordernd gefunden. Ich habe sie auch überaus ernst genommen, so wie wir alle denke ich. Ich würde auf jeden Fall noch einmal antreten.

Jürgen Hampel: Ja.

 

sulza: Hattet ihr das Gefühl, im Rahmen eurer Tätigkeit zu etwas gedrängt worden zu sein?

Herbert Kretz: Natürlich herrschte von allen möglichen Seiten ein gewisser Druck. Ist ja klar, man braucht ja nur die öffentliche Berichterstattung über die Wahl anschauen, um zu wissen welche Kräfte hier generell wirken. Aber ich glaube sagen zu können, dass die Persönlichkeiten im Wahlkomitee einzeln und mittlerweile auch als Gruppe stark sind.

Helmut Mitter: An sich nicht. Wirklich gestört hat mich nur der offene Brief der Legenden kurz vor unserer entscheidenden Sitzung. Das war sehr wohl „Druck aufbauen damit sie nicht mehr aus können.“

Jürgen Hampel: Nein.

 

GrimCvlt: Wieso wurde so zwanghaft für längere Zeit versucht auf eine Liste zu reduzieren, wenn ebenfalls schon länger ersichtlich war, dass dies nicht durchführbar ist (eine Antwort die sich nicht nur auf die Satzung, die man in beide Richtungen interpretieren kann, bezieht wäre wünschenswert)

Herbert Kretz: Wir haben uns damals in der Reformkommission nach langen Besprechungen darauf geeinigt den Passus in der Satzung so zu formulieren wie er formuliert ist. Aber es war damals eindeutig festgelegt, dass die Intention sein soll, eine Liste aufzustellen. Der Originalauszug aus dem damaligen Protokoll der Reformkommission von 2013 sieht wie folgt aus:

„Erreicht wird folgender Konsens, wie MK zusammenfasst: Das Wahlkomitee besteht weiter aus sechs Personen, wird aber zukünftig paritätisch, also mit 50 Prozent Mitgliedervertretern, besetzt. Es prüft und stellt Listen für kandidierende Teams auf, als primäres Ziel sollte die Einigung auf eine Liste gesehen werden, aber ist zukünftig nicht ausgeschlossen, dass das Wahlkomitee mehrere Listen für die Wahl vorschlägt. Entscheidend ist, dass das Wahlkomitee mehrheitlich einen Wahlvorschlag (dieser kann auch mehr als eine Liste beinhalten) einbringt.“

Das haben wir damals nicht umsonst so besprochen, wir wollen ja etwas für Rapid erreichen, nicht für Personengruppen. In dem Zusammenhang möchte ich noch erwähnen, dass MK = Michael Krammer als Vorsitzender der Reformkommission gesprochen hat. Zu einem Zeitpunkt wo er noch lange nicht Präsident war.

Helmut Mitter: Rückblickend war das nicht schon länger ersichtlich. Es hat ja bis zuletzt auch immer geheißen, dass Robert Grüneis und Roland Schmid nicht miteinander können. Insofern ist letztlich sogar der unwahrscheinlichere Fall von allen Szenarien eingetreten. So hat es sich aus meiner Sicht jedenfalls dargestellt. Unser Bemühen war natürlich darauf ausgerichtet, eine gemeinsame Liste und eine gemeinsame Lösung zu finden. Das liegt aber nicht an unserer Interpretation der Satzung, sondern an dem Wunsch, Geschlossenheit mit den besten Köpfen zu schaffen. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass eine Mischung der beiden Listen die bessere Lösung wäre. Wir können aber auch nicht mit der Brechstange arbeiten, daher haben wir letztlich beide Listen zugelassen.

Jürgen Hampel: Ich versteh die Frage in Bezug auf „zwanghaft“ und „schon länger ersichtlich war“ nicht. Wir haben uns nach Vorliegen aller Unterlagen darum bemüht, die für Rapid bestmögliche Lösung zu finden. Das wäre eine Kombination der inhaltlichen und personellen Stärken gewesen. Dafür haben wir uns knapp zwei Wochen Zeit genommen.

 

GrimCvlt: Waren die Zulassungen der beiden Listen einstimmig?

Alle: Es gab bei keiner der beiden Listen Gegenstimmen.

 

GrimCvlt: Wie ging man mit diversen Vorwürfen/gestreuten Gerüchten um (Stichwort SMS, tel. Interventionen, Häuserbeleuchtungen, etc)?

Herbert Kretz: Ich bin jedem „Vorwurf“, der an mich herangetragen wurde, nachgegangen. Entscheidend für mich war – Hat es einen Einfluss auf die Arbeit des Wahlkomitees? Meine jeweilige Antwort hierzu war Nein.

Helmut Mitter: Man hat diese Dinge nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen und es war eigentlich auch nur am Rande Thema. Ich habe auch zurückblickend nicht das Gefühl, dass dadurch irgendjemand beeinflusst worden wäre.

Jürgen Hampel: Es war nicht unsere Aufgabe sich mit Gerüchten zu beschäftigen.

 

GrimCvlt: Wie seht ihr die Rolle von Michael Krammer der mitentscheiden musste ob einer seiner engsten Mitstreiter der letzten Jahre zugelassen wird?

Herbert Kretz: Michael Krammer hat sich zu 100% so verhalten wie ich es mir persönlich von einem Wahlkomitee-Mitglied erwarte. Man kann allerdings darüber diskutieren, ob ein aktuelles Präsidiumsmitglied im Wahlkomitee sein sollte. Da gibt es viele Gründe dafür und ich verstehe auch, dass es viele Gründe dagegen gibt. In den letzten sechs Wahlkomitees, das sind die die ich aktiv bzw. passiv mitbekommen habe, war es nie ein Problem.

Helmut Mitter: Ich habe Michael Krammer als professionell wahrgenommen. Natürlich hatte er als Insider Wissen, über das wir nicht verfügen konnten. Ich habe das aber positiv empfunden, weil ich seine Inputs erfasst und im Nachhinein immer versucht habe, einem Faktencheck zuzuführen. Wenn du diese Inputs allerdings nicht bekommst, dann kommt du auch nicht auf die Idee das eine oder andere zu hinterfragen. Ein Beispiel: Uns wurde bei den Hearings erzählt, dass wir im Nachwuchs eine Digitalisierungsoffensive brauchen. Das klingt alles extrem super und du bist überzeugt, dass das alles notwendig ist. Wenn dir dann erzählt wird, dass dieses und jenes jetzt schon umgesetzt wird und du das mit der sportlichen Leitung verifizierst, dann relativiert sich das wieder.

Jürgen Hampel: Michael Krammer hat sich, wie im übrigen auch die anderen Kollegen, in höchstem Maße kooperativ und objektiv engagiert. Seine Erfahrungen waren sehr wertvoll für den Prozess.

 

GrimCvlt: Welche Schritte zur Verbesserung seht ihr im Hinblick auf eine Satzungsreform nach euren Erfahrungen im Wahlkomitee?

Herbert Kretz: Wir haben 2013 die Satzung aufgrund der Reformkommission angepasst, aber nicht komplett neu ausgestaltet. Dies passierte vor dem Hintergrund der damaligen Situation und des damaligen Wissenstandes. Dies hat den größten Veränderungsprozess in der modernen Geschichte des SKRAPID ausgelöst, der mir heute noch nicht abgeschlossen scheint. Für die Zukunft unseres Vereins sehe ich es als oberste Priorität, dass wir uns noch intensiver als 2013 mit unserer Satzung auseinandersetzen und eine neue Satzung erarbeiten. Wir müssen unsere Energie bündeln und aufs Feld übertragen, nicht im Innenverhältnis mit der Interpretation von Rechten und Pflichten verlieren.

Helmut Mitter: Alle Mitglieder des Wahlkomitees sollten gewählt werden, bis auf die eine Person aus dem Präsidium. Diese finde ich einfach wichtig, um ein Bindeglied zur aktuellen Arbeit zu haben. Das Gremium zu vergrößern halte ich ebenso für denkbar.

Jürgen Hampel: Ich sehe das Wahlkomitee in hoher Breite aufgestellt, da die wichtigsten Gremien berücksichtigt werden (Präsidium, Kuratorium, Mitglieder). Die geheime Wahl der Mitgliedervertreter halte ich für optimal.

 

GrimCvlt: Sind zwei entsendete Mitglieder aus dem Kuratorium in Zeiten eines geringen Outputs dieses zeitgemäß?

Herbert Kretz: Siehe meine Antworten oben. Das Kuratorium kann jedenfalls ein mächtiges Instrument zur Stärkung des Vereins darstellen. Unsere Satzung ist sicherlich kein Zufallsprodukt, sondern wohldurchdacht und die Grundlage unserer jetzigen Arbeit. Aber wie vorhin erwähnt, wir dürfen uns generell Gedanken machen, wie wir unseren Verein in Zukunft gemeinsam leben wollen.

Helmut Mitter: Das Kuratorium ist kein operatives Gremium, es ist ein Netzwerkpool und wenn richtig eingesetzt durchaus wichtig. Man muss darüber nachdenken, wie man das im Wahlkomitee künftig abbildet.

 

GrimCvlt: Gab es eine WK-interne Aufgabenteilung? Falls ja, welches Mitglied war für welches Gebiet zuständig?

Helmut Mitter: Nicht direkt. Es haben sich im Laufe der Arbeit verschiedene Schwerpunkte ergeben. Ich bin der Meinung, dass wir als Mitgliedervertreter gute Arbeit geleistet haben und treibende Kraft im Gremium waren.

Jürgen Hampel: Der Vorsitz wurde gewählt. Die damit zusammenhängenden Tätigkeiten (Agenda, Protokoll, …) waren somit vergeben. Die anderen Aufgaben wurden je nach Fähigkeiten und Ressourcen angenommen/aufgeteilt. Bei den Hearings ergaben sich Schwerpunkte auf Grund des jeweiligen persönlichen und fachlichen Hintergrunds der Mitglieder.

 

GRENDEL: Via Huber/ Kurier wurde versucht Druck auszuüben bzw. das ganze Geschehen zu beeinflussen (diverse Wasserstandsmeldungen trotz Geheimhaltung, das Gerücht die Liste Schmid werde nicht zugelassen, etc). Von wo kam das?

Herbert Kretz: Ich weiß leider nicht wer die oft zitierten „aus gut informierten Kreisen“ waren.

Helmut Mitter: Gute Frage, die ich mir auch stelle. Aus meiner Sicht spielen da Mitgliederinitiativen eine Rolle. Was und welche Infos wie weitergegeben wurden kann ich aber nicht sagen.

Jürgen Hampel: Davon weiß ich nichts.

 

Stanley-Stiff: Hat das Wahlkomitee Eurer Meinung nach, und Ihr als Einzelpersonen, „Anfeindungen“ und „No Goes“ im Zeitraum zwischen den Hearings und der Zulassung der Listen erlebt und wie seid Ihr innerhalb des Wahlkomitees damit umgegangen?

Herbert Kretz: Ich fand es generell entbehrlich, unsere Arbeit am Anfang im Rahmen von Aussendungen zu loben und genauso entbehrlich, uns später dann zu kritisieren. Wir haben unsere Arbeit jedenfalls immer nach bestem Wissen und Gewissen und im Sinne unseres Vereins geleistet. Dass es hier unterschiedliche Meinungen gibt ist logisch und nur schwer zu ändern.

Helmut Mitter: Bedroht und beschimpft wurde ich erst, als ich das eine oder andere Mal meine Meinung geäußert habe. Ein absolutes No-Go war für mich allerdings, als versucht wurde politisch zu intervenieren. Ich bin selbst politisch aktiv und hab daraus auch nie einen Hehl gemacht. Ich habe allerdings sehr hohe Ansprüche an mich selbst, wenn es darum geht, verschiedene Rollen zu trennen. Ich lasse mich sicher nicht über meine Arbeit für Rapid instrumentalisieren. Die Leute, für die Werbung gemacht wurde, stehen heute auf der Liste Grün-Weiß.

Jürgen Hampel: In diesem Zeitraum war eine Ungeduld erkennbar, die durchwegs verständlich war. Wir konnten diese jedoch nicht kurzfristig auflösen, da dadurch der Prozess der Sondierungs- und Koordinationsgespräche gefährdet gewesen wäre, oder zu noch mehr Unruhe und unnötigen Spekulationen geführt hätte.

 

Stanley-Stiff: In wie weit wünscht Ihr Euch mit den Erfahrungen dieses Wahlzulassungsverfahrens Änderungen der Satzung des SK Rapid?

Helmut Mitter: Wünschen ist vielleicht das falsche Wort. Ich glaube es braucht eine Geschäftsordnung für das Gremium, damit klar ist, was man sich von vom Wahlkomitee erwartet und wie es vorzugehen hat. Über Änderungen wie „mehr Mitglieder“ oder „mehr Direktwahl“ sollte man reden. Ich glaube aber, dass das Gremium auch so durchaus handlungsfähig war und gute Arbeit geleistet hat.

Jürgen Hampel: Ich bin teilweise sehr unzufrieden mit den (erwartbaren) gegenseitigen Anfeindungen im Zuge des Wahlkampfes. Eine Zusammenführung der Stärken der Listen und handelnden Personen würde nicht nur das unterbinden, sondern letztendlich auch inhaltlich die beste Lösung für Rapid darstellen. Das sollte aus meiner Sicht auch in Zukunft wieder versucht werden. Enttäuscht bin ich eher über eine Vielzahl an unkonstruktiven Postings, die diesen demokratisch festgelegten Prozess zu unterminieren versuchten.

 

Silva: Würdet ihr nach den diesjährigen Erfahrungen es für sinnvoll erachten, wenn in Zukunft die Aufgabe des Wahlkomitees nicht mehr die Zulassung der Listen ist, sondern explizit die Ablehnung? (Konkret meine ich damit, dass eine Liste nur dann nicht zur Wahl zugelassen wird, wenn eine Mehrheit im Wahlkomitee gegen die Zulassung ist und damit bei Stimmengleichstand die Mitglieder die Möglichkeit bekommen.)

Herbert Kretz: Die grundsätzliche Idee der Parität der Mitgliedervertreter zu den Funktionären also 3:3 war, dass eine Liste gegen den Wunsch der Mitglieder nicht zugelassen werden kann. Was eine Überarbeitung des Wahlkomitees anbelangt finde ich: Wir sollten wir uns dafür viel Zeit nehmen, die Sache ist komplex.

Helmut Mitter: Ich glaube das würde nicht viel ändern, weil ja die Problematik, sich zu entscheiden, bleibt. Ich denke es braucht eine klare Idee, was zu tun ist (siehe Geschäftsordnung). Ich sehe die Aufgabe des Wahlkomitees z.B. nicht darin, nur Spaßlisten auszusondern, weil das könnten auch Juristen machen, die nicht extra gewählt werden müssten. Ich sehe einen demokratischen Auftrag, der lautet, dass ein Wahlvorschlag (oder mehrere) zu erarbeiten ist, der den Grundfesten und den Statuten sowie Zielen unseres Vereins entspricht. Das muss präzisiert werden.

Jürgen Hampel: Ich halte es für sehr sinnvoll, wenn ein gewählter Kreis aus den Gremien des SK Rapid mit der Zusammenstellung eines Präsidiums beauftragt wird, um eine größtmögliche Zustimmung und Unterstützung zu erzielen. Das reine „Durchwinken“ von nicht abzulehnenden Listen stellt uns vor eine große Herausforderung. Wie man jetzt schon bei nur zwei Listen sehen kann. Das „richtige“ Vorgehen sollte hier im Zuge eines Konvents festgelegt werden. Ob das die Akzeptanz des Prozederes steigert – ich bin skeptisch.

 

Silva: Seid ihr davon überzeugt, dass das Wahlkomitee erkennen könnte, wenn eine Liste das Blaue vom Himmel verspricht, nach einer Wahl aber sich nicht an sein Konzept hält? War das Thema bei den Diskussionen, wie glaubhaft Ausführungen und Beteuerungen der Kandidaten waren?

Herbert Kretz: Erste Frage Nein, zweite Frage Ja.

Helmut Mitter: Ja, weil wir nicht nur eine Informationsquelle hatten und uns alle Möglichkeiten gegeben wurden, um die Forderungen rational zu bewerten. Ich hatte nie das Gefühl, dass mir Infos vorenthalten wurden und ich habe mich auch nie so gefühlt, als bin ich dem Gegenüber mit den mir zugänglichen Informationen ausgeliefert.

Jürgen Hampel: Ja. Es wurde anhand einer gemeinsam erarbeiteten Struktur versucht bestmöglich zu allen Unterpunkten nicht nur die Konzepte, sondern auch die Umsetzung anhand der Schlüsselqualifikationen der handelnden Personen zu hinterfragen (wie z.B.: Akzeptanz, Konfliktfähigkeit, Lösungskompetenz, Leadership, Kontakte, Erfahrung in Unternehmensführung- und Entwicklung, Prozessdenken, Teamfähigkeit, Verbindlichkeit etc.).

 

Kaburek: Wen werdet ihr wählen und warum? (ich weiß die Frage ist direkt, vielleicht wird sie trotzdem beantwortet)

Helmut Mitter: Ich werde Martin Bruckner und sein Team wählen. Die Idee mit den Kompetenzteams für Sport und Wirtschaft finde ich stimmig. Sie stellt sicher, dass wir nicht im eigenen Saft braten und diese Gremien bringen neue Leute und frischen Wind. Zugleich sind sie dynamisch, dauerhaft eingerichtet und können wachsen. Die aktivere Einbindung der Mitglieder ist in beiden Konzepten in fast gleicher Weise enthalten. Gefährlich fände ich, wenn man selbst ernannte Initiativen fix verankern würde. Wer ist das dann? Woher kommen die Leute? Wie sind diese legitimiert? Wenn man das künftig will, müsste man sich als Verein Gedanken machen, ob und vor allem wie das gehen soll. Zum Beispiel stellt sich die Frage: Welche Voraussetzungen müssen Initiativen erfüllen, um offiziell vom Verein anerkannt zu werden und damit Einbindung zu erfahren? In einem Konzept für die Kandidatur zu einem Präsidium sollten wir nicht über den sportlichen Alltag philosophieren, sondern uns über die Mechanismen unterhalten, wie wir zu einer effizienten Führung des Vereins gelangen und welche Grundfesten es dafür braucht. Das Leitbild ist für mich unantastbar und das Rad muss hier nicht neu erfunden werden. Rapid ist als Wertegemeinschaft unverrückbar!

Jürgen Hampel: Ich möchte dazu nur sagen: Geht zur Wahl und folgt Eurem Hirn und Herz!

 

DAN: Laut Kommunikation der Liste Schmid soll die Rolle des GF-Sport Barisic „deutlich aufgewertet“ werden. Die bisherige Kommunikation dazu ist eher undurchsichtig. Wie wurde diese Aufwertung der Rolle des Geschäftsführer Sport dem Wahlkomitee präsentiert? Welche zusätzliche Kompetenz erhält er als CEO-Sport, welche er vorher noch nicht hatte? Und wenn es hier tatsächlich eine Kompetenzverschiebung geben soll, warum ist diese nicht im Konzept beschrieben?

Helmut Mitter: Ich habe für die Beantwortung dieser Frage selbst noch einmal in meinen Unterlagen nachgesehen und teile die Einschätzung, dass das verwirrend ist. Die Liste Schmid tritt mit dem ursprünglichen Konzept der Liste Grüneis an. In diesem Konzept findet sich keine Aufwertung des Sportdirektors. Dort wird an der Struktur der GmbH generell nichts verändert. Auch in der Präsentation von Roland Schmid vor dem Wahlkomitee findet man nichts in diese Richtung. Die Präsentation fand am 10.09 statt. Das ausformulierte Konzept der Liste Schmid erlangte mich am 17.10. Dieses wurde so nie diskutiert und ist für die Wahl – da es verworfen wurde – irrelevant.

 

Plasocro: Hat Michael Krammer in irgendeine Richtung Druck ausgeübt? Wenn ja, in welche?

Helmut Mitter: Nein. Michael Krammer hat sich aus meiner Sicht professionell verhalten. Speziell wie es darum ging eine gemeinsame Listen-Lösung zu finden. Er hat sich so verhalten und eingefügt wie alle anderen fünf Mitglieder.

 

#17: Was waren letztendlich die Gründe für die Fusion der Liste Schmid & Grüneis, bzw. die Motivation dahinter, auf die Fusionierung zu drängen? Offiziell heißt es ja, das Wahlkomitee wollte unbedingt auf zwei Listen reduzieren und da sich die Konzepte von Grüneis und Schmid ähnelten, haben sie sich zusammengetan. Nun, da das originale Konzept der Liste Schmid aufgetaucht ist, stellt sich mir die Frage ob es nicht eher so war, dass Schmid alleine nicht zugelassen worden wäre und das die eigentliche Motivation hinter der Zusammenlegung der Listen war.

Herbert Kretz: Unsere Bestrebung war, eine Liste zu formen und nicht auf zwei Listen zu reduzieren.

Helmut Mitter: Der Wunsch und das Ansinnen des Wahlkomitees war es, eine gemeinsame Liste der besten Köpfe zu realisieren. Einfach weil es uns darum ging, die besten Ideen zu bündeln und ein starkes Zeichen nach außen zu senden. Es wurden von uns dann Treffen mit den Kandidaten organisiert, wo ihnen unsere Beratungen und Ideen offengelegt und eine Diskussion angeregt wurde. Am Ende haben sich zwei Listen fusioniert, aber nicht auf Wunsch des Wahlkomitees, sondern aus freier Überlegung. Ob Schmid alleine zugelassen worden wäre, werden wir nie erfahren, da darüber nicht abgestimmt wurde.

Jürgen Hampel: Das Wahkomitee hat versucht satzungsgemäß eine Liste aufzustellen. Die Zusammenführung war ein Wunsch der Listen Grüneis und Schmid.

 

GrimCvlt: Wie nehmt ihr zu den Vorwürfen von Schmid im 90Minuten-Interview Stellung?

Helmut Mitter: Die Mediensperre für die Kandidaten war logisch und von allen Seiten gewünscht, sonst wäre die Arbeit ja gar nicht möglich gewesen. Wir hätten von den Medien jeden Tag etwas anders ausgerichtet bekommen. Die Vorgehensweise war auch mit allen Kandidaten akkordiert und wurde begrüßt. Was das formale Problem betrifft, so muss ich diese Aussage zurückweisen. Das stimmt so einfach nicht. Genauso wie wir mit der Fusion vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, so wurde uns auch mitgeteilt, dass ein Konzept verworfen und das andere zu 100% übernommen wird. Auch die Aussage: „Was müssen wir tun, damit du nicht antrittst?“ sollte so nicht stehenbleiben. Hier wurde nicht gedealt und wir hätten ja auch bereits zu diesem Zeitpunkt über die Zulassung abstimmen können. Haben wir aber nicht getan, weil wir an einer Liste der besten Köpfe interessiert waren. Wie oben beschrieben wurde versucht alle an einen Verhandlungstisch zu bekommen. Der Rest ist bekannt.

Jürgen Hampel: Es gab keinerlei Abstimmung über die Zulassung oder Nicht-Zulassung der Liste Schmid. Vorschriften bezüglich des Konzeptes gab es keine. Diese sind auch in den Satzungen nicht vorgesehen.

 

Botsch: Wäre Roland Schmids ursprüngliche Liste mit dem „original“ Konzept zur Wahl zugelassen worden? Wenn nein warum nicht?

Herbert Kretz: Entgegen anderslautender Gerüchte wurde nie über das Konzept Liste Schmid abgestimmt.

Helmut Mitter: Es gab wie gesagt bei der Bewertung der Hearings noch kein schriftliches Konzept, sondern nur die Präsentation. Das Konzept wurde nachgereicht, als durchgedrungen ist, dass sein Team und seine Präsentation auf wenig Enthusiasmus gestoßen sind. Ich persönlich hätte die Zulassung der Liste nicht unterstützt, weil die Mehrheit der KandidatInnen am Tag oder kurz vor der Einreichung der Unterlagen Rapid-Mitglied wurde. Eine solche Mitgliedschaft, die auch ein symbolisches Bekenntnis zu unseren Werten ist, sehe ich als Mindestvoraussetzung für eine Zulassung. Wie die anderen entschieden hätten, kann ich nicht sagen, da es ja nie zu einer Abstimmung kam. Das Hearing selbst fand ich in vielen Teilen stimmig und gut. Man muss allgemein sagen, dass viele Inhalte sich sehr ähnelten, was irgendwie aus meiner Sicht auch logisch ist.

Jürgen Hampel: Die Listen Grüneis und Schmid wurden fusioniert. Dadurch stellte sich diese Frage nicht.

 

homer86: Ich habe eine Frage zu den Finanzen und den Befürchtungen, dass es bei der Akademie zu Beteiligungen an Spielern bzw. an der Akademie kommen könnte. Die Gespräche zu den Details zur Finanzierung und dem Sponsoring (bis zu 8mio €) wollen im Speziellen die Liste Schmid ja erst nach der Wahl führen. Welche Diskussionen wurden hier mit den beiden Präsidentschaftskandidaten geführt und inwieweit war das ein Thema bei der Zulassung der Listen? Ist es ausgeschlossen, dass es zu Beteiligungen kommen wird bzw. wie könnten diese aussehen?

Herbert Kretz: Beteiligungen am Verein sind per Satzung ausgeschlossen. Etwaige betriebswirtschaftliche Konstrukte die für eigens für das Trainingszentrum geschaffen werden sollen waren nicht Gegenstand der Diskussionen und auch nicht Gegenstand der Präsentationen in den Hearings.

Helmut Mitter: Meine Erkenntnis ist, dass beim Nachwuchszentrum sehr gut gearbeitet wurde. Da das Projekt von 2016 bis 2019 angelegt war, fällt seine Realisierung nun – aus meiner Sicht – unglücklich in die Neuwahl und so wird dieses automatisch zum Spielball der Kandidaten. Michael Tojner und sein Konsortium wurden ursprünglich recht triumphierend als Finanziers präsentiert, wobei dann recht widersprüchliche Ankündigungen kursierten. Mal war von fünf Millionen auf zehn Jahre die Rede, mal wieder anders. Am Ende hat man aus meiner Sicht gemerkt, dass diese Investoren-Diskussion bei Rapid so gar nicht zieht und hat es dementiert. Das habe ich einerseits erwartet, andererseits nehme ich ihnen diese Dementi nicht ab. Warum reden alle (Legenden, die Liste Grüneis, dann auch Schmid) von Investoren? Fakt ist aus meiner Sicht, dass die Sponsoren bei der Liste Grün Weiß überproportional eingebunden werden. Das birgt Gefahren und führt mittelfristig zu Begehrlichkeiten. Den Rest kann sich jeder selber überlegen.

Im Konzept der Liste Grün-Weiss findet man dazu: Angedacht sind dabei auch Partnermannschaften in Ländern, in denen die Montana (Kroatien und Rumänien), die Erste Bank (Tschechien, Slowakei und Rumänien) und die OMV (Rumänien) aktiv sind. Dabei sollen aus diesen Partnermannschaften Talente nach Wien gebracht werden, um diesen Jugendlichen eine Ausbildung und gleichzeitig eine sportliche Zukunft über die Rapid-Akademie bieten zu können.

Jürgen Hampel: Es wurden keine belastbaren Unterlagen zum Thema Finanzierung / Sponsoring vorgelegt. Dadurch hatten diese Themen keine Relevanz.

 

homer86: Aktuell haben wir Konzepte von den beiden Listen zur Entscheidungsfindung. Konzepte sind mal Worte auf Papier, die mit der zukünftigen Arbeitsweise und den Entscheidungen die getroffen werden wenig bis nichts zu tun haben müssen. Wie war hier euer Eindruck von den beiden Kandidaten inkl. der Listen? Können wir davon ausgehen, dass die Konzepte so umgesetzt werden?  Welche Themen wurden von euch bei den Gesprächen noch thematisiert oder haben eure Gespräche auf den Konzepten aufgebaut?

Herbert Kretz: Zur ersten Frage: Das darf jedes wahlberechtigte Mitglied am 25.11. für sich beantworten.

Helmut Mitter: Meine Formel dazu: Je mehr versprochen wird, umso mehr wird auch nicht umgesetzt. Gerade im Sport ist für mich entscheidend, dass die Entscheidungsprozesse optimiert werden. Dafür ist das Präsidium auch da. Alles darüber hinaus ist schwer zu bewerten.

Jürgen Hampel: Unsere Gespräche haben auf unserem Fragebogen aufgebaut. Dieser umfasste die Bereiche Team, Sport, Wirtschaft, Gesellschaft und Verein. Innerhalb dieser Unterpunkte haben wir die jeweiligen Konzepte, sowie die Umsetzung anhand der Schlüsselqualifikationen der handelnden Personen zu hinterfragen (wie z.B.: Akzeptanz, Konfliktfähigkeit, Lösungskompetenz, Leadership, Kontakte, Erfahrung in Unternehmensführung- und Entwicklung, Prozessdenken, Teamfähigkeit, Verbindlichkeit etc.).

 

ofla4rocki: Wie schwierig war es für euch persönlich den Ansprüchen (nur eine Liste) gerecht zu werden? Bzw. wie groß war der Druck von den „Insider“ und „Einflüsterer“?

Helmut Mitter: Wie man sieht schwer 😉 Man muss aber auch so ehrlich sein, dass schon zu Beginn irgendwie klar war, dass es mit der Ausganslage (drei Listen) nicht so einfach werden würde. Wir sollten lernen mit dieser Situation professionell umzugehen. Das ist für alle eine Premiere und eine Herausforderung, an der wir wachsen müssen.

Jürgen Hampel: Von den „Insidern“ gab es keinen Druck, da diese über die Statuten Bescheid wussten.

 

derfalke35: Nun meine Frage in die Runde: Welche sportliche Vision verfolgt Ihr (unter Einhaltung der finanziellen Rahmenbedingungen) und welche Veränderungen benötigt es eurer Meinung nach um diese zu erreichen.

Herbert Kretz: Das beantworte ich gerne privat, ich sehe das jetzt aber nicht als eine Frage für das Wahlkomitee.

Helmut Mitter: Sehr viel von dem was gefordert wird, ist an sich da. Es wurde bis dato nur nicht umgesetzt. Bei der Nachwuchsakademie sind wir uns eh alle einig. Je früher sie kommt umso besser. Bei der Spielphilosophie müssten wir nur aus unserer einzigartigen Geschichte lernen und auf das Leitbild schauen. Dann wäre klar, wofür Rapid steht und was die Fans sehen wollen. Ich wünsche mir, dass unsere Mannschaft so auftritt, dass die Rapid-Viertelstunde auch tatsächlich wieder eine ist. Der Schlüssel zum Erfolg ist aus meiner Sicht, dass wir – so blöd das jetzt klingt – die meisten Fans haben. Das sollten wir in allen Bereichen nützen, nicht nur wenn es um Merchandising und Eintrittskarten geht. Viele Fans, enthusiastische Fans zu haben bedeutet auch, viel Wissen, viele Ideen, viel Bereitschaft für ehrenamtliche Arbeit zu besitzen. Gerade im Scouting und bei der Suche nach talentierten Nachwuchsspielern im Amateurbereich muss sich das zum Beispiel positiv einsetzen lassen. Davon bin ich überzeugt.

Jürgen Hampel: Ein klares nachvollziehbares Konzept, das konsequent, auch gegen Widerstände, umgesetzt wird.

 

GrimCvlt: Sollte sich das Wahlkomitee eurer Meinung nach auch nach der Zulassung der Liste/n neutral verhalten und keine Wahlempfehlungen aussprechen? Denkt ihr das hat einen Einfluss darauf wie das Wahlkomitee von außen (von den Mitgliedern) gesehen wird?

Helmut Mitter: Ich weiß nicht, ob es notwendig ist, als Wahlkomitee eine Gesamteinschätzung abzugeben. Ich hätte aber auch damit kein Problem. Als gewähltes Mitglied des Wahlkomitees halte ich es allerdings für dringend erforderlich, so viele Informationen wie möglich mit den Leuten zu teilen. Wer wenn nicht wir? Da arbeitet man monatelang intensiv daran, sich einen Überblick zu verschaffen und wenn es dann zu einer Wahl kommt soll man sagen: Ich weiß was, aber ich darf es dir nicht sagen? Wenn meine Argumente für jemanden nicht interessant sind oder er/sie es anders sieht, ist das ja ok. Aber den Diskurs muss es geben.

Jürgen Hampel: Ich denke, das WK sollte bis zur Wahl neutral auftreten.

 

Helmut Mitter war außerdem zum Interview bei Heinz Deutsch zu Gast und sprach dort über die bevorstehende Wahl, Fanpolitik und Neuigkeiten bei der Rechtshilfe Rapid. Das volle Interview könnt ihr auf 1899fm hören.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen