Rapid gewann gestern Abend erstmals ein Bundesligaheimspiel gegen den TSV Hartberg. Zunächst war es wieder ein „typisches Hartberg-Spiel“ für Rapid: Zerfahren, mit vielen Räumen,... Rapids 4:0 über Hartberg: Des Einen Freud, des Anderen Leid

Rapid gewann gestern Abend erstmals ein Bundesligaheimspiel gegen den TSV Hartberg. Zunächst war es wieder ein „typisches Hartberg-Spiel“ für Rapid: Zerfahren, mit vielen Räumen, phasenweise auf Messers Schneide. In der zweiten Halbzeit ließ Rapid aber keine Zweifel offen und gewann schließlich deutlich – auch weil einige der Wackelkandidaten der letzten Wochen stachen.

Zunächst war nicht klar, ob sich Didi Kühbauer auf die Stärken der letzten Wochen besinnen oder gegen die unkonventionellen Oststeirer umstellen wollte. Angesichts der Startformation wäre auch ein 3-5-2 als Grundformation denkbar gewesen. Kühbauer ließ im Endeffekt aber doch im klassischen 4-2-3-1 spielen, wobei Ritzmaier nach halblinks bzw. links auswich, sodass Fountas mehr durch die Mitte kommen konnte.

Unkonventionelles Hartberger Spieler im Raum

Das Spiel gestaltete sich zunächst sehr intensiv und teilweise zerfahren, vor allem weil Hartberg einmal mehr ein sehr untypisches Spiel im Raum aufbaute. Die Schopp-Elf presste hoch, ließ dahinter aber sehr viel Raum und spitzte vor allem auf schnelle Ballgewinne. Wenn Rapid über die erste Pressinglinie kam, versuchte Hartberg möglichst schnell in die Duelle um die zweiten Bälle zu kommen, um den Zehnerraum zu überspielen und sofort in die Spitze zu kommen. Gelegentlich gelang dies auch und es wurde stets gefährlich, etwa bei einem echten Schnittzweikampf zwischen Rapid-Keeper Strebinger und Hartberg-Stürmer Rep.


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Staffelungsproblem in der ersten halben Stunde

Rapid bekam in der ersten halben Stunde aufgrund der Mittelfeldstaffelung Probleme im Aufbau. Die Doppelacht, bestehend aus Ljubicic und Petrovic, staffelte nicht exakt genug und stand zu häufig auf einer Linie, wodurch Rapid eher beschwerlich durch die Zentrale kam. Dahinter konnten Nimaga und Horvat somit etwas einfacher „abräumen“ und Hartberg wieder in Vorwärtsbewegung bringen. Erst als die Staffelung etwas besser und auch die Aufbauwege Rapids direkter wurden, konnte man das Heft endgültig in die Hand nehmen.

Rapid geht dank größerer Direktheit in Führung

Fortan bespielten die Grün-Weißen die Halbräume besser, man kam direkter durch die Mitte, schaffte immer mehr Schnittstellenpässe. So auch vor dem 1:0, als Filip Stojkovic Ercan Kara mustergültig in Szene setzte. Mit der Führung im Rücken konnte Rapid in der zweiten Halbzeit Dominanz aufbauen, die Hartberger noch weiter auseinanderziehen und schließlich auch mehrere gefällige Spielzüge zu Ende spielen. Das 2:0 durch Ercan Kara kurz nach Wiederanpfiff spielte dabei nahezu perfekt in die Karten.

Kara schießt sich den Frust von der Seele

Allgemein war der Doppeltorschütze einer der „Men of the Match“. Zuletzt begann ein bisschen Kritik am Angreifer laut zu werden. Der 25-Jährige würde zu viele Chancen vergeben und wäre bereit für eine Pause, hieß es aus einigen Ecken. Seinen letzten Treffer machte er vor drei Partien in Salzburg zum bedeutungslosen 2:4. Der letzte entscheidende Treffer gelang Kara am 9.Februar beim 1:0 über den WAC. Karas Torjubel nach dem 1:0 gegen Hartberg sprach Bände. Dass der Stürmer auch noch das 2:0 nachlegte, war noch einmal extrawichtig für ihn. Da ließ es sich auch verschmerzen, dass er nur eine Minute später den Sitzer auf das 3:0 ausließ. Für Kara war es somit ein wichtiger Schritt nach vorne und das zu einem guten Zeitpunkt, kurz vor Länderspielpause bzw. Meisterplayoff.

Überragender Barac

Deutlich mehr als Kara stand immer wieder Innenverteidiger Mateo Barac in der Kritik. Der am Ball häufig hölzern wirkende Abwehrspieler steigerte sich zuletzt merklich und spielte gegen Hartberg wohl seine beste Partie im Rapid-Trikot. Der 26-Jährige führte 12 Zweikämpfe und 7 Kopfballduelle – und gewann sie alle. In der zweiten Halbzeit wurde er auch im Spielaufbau immer stärker, besserte Fehler im Passspiel mit Bravour aus, wie etwa bei einer Top-Chance für Dario Tadic. Barac’ Vertrag bei Rapid läuft aus und derselbe – unter Fredy Bickel aufgesetzte – Vertrag wird für Rapid wohl kaum zu stemmen sein. Mit robusten Leistungen wie dieser sollte es aber für den Kroaten nicht an Alternativen mangeln.

Hofmann wächst immer mehr in Abwehrchef-Rolle

Auffällig war auch die Kompaktheit seines Nebenmannes Maximilian Hofmann, der ebenfalls eine äußerst abgebrühte Partie abspulte und kaum Fehler beging. Die beiden Innenverteidiger waren ein gutes Sinnbild für die allgemein starke Rapid-Defensive, in der auch die Außenverteidiger Ullmann und Stojkovic wieder starke Leistungen zeigten. Letzterer holte sich wegen Spielverzögerung bei einem Einwurf seine fünfte gelbe Karte, pausiert damit in Tirol und ist für die Meistergruppe „safe“.

Falsche Entscheidungen: Ladehemmung bei Fountas

Für den einen oder anderen Leistungsträger der Vergangenheit sieht es indes eher düster aus. Das beste Beispiel ist Taxiarchis Fountas, der merklich mit sich selbst hadert. Der Grieche trifft derzeit zu häufig die falschen Entscheidungen, die Leichtigkeit der Vorsaison ist nach seinen überstandenen Turbulenzen mit Verletzungen, Disziplinlosigkeiten und Wechselgerüchten zumindest derzeit dahin. Fountas reibt sich auf und will sich wieder verbessern, scheitert aber immer wieder an sich selbst. Kühbauer versucht seinem Schützling in die Karten zu spielen, etwa durch die neue Position in der Zentrale, statt als linker Flügel. Dennoch geht noch kaum etwas auf und das erste Tor aus dem Spiel heraus (beim 1:2 gegen Arsenal) liegt bereits knappe fünf Monate zurück.

Keine unerwartete „Formschwäche“

Fountas bräuchte dringend ein Erfolgserlebnis. Objektiv betrachtet ist die Situation aber die, dass der Offensivspieler in der vergangenen Saison deutlich über Erwartung spielte und bei einem extrem niedrigen xG-Wert extrem viele Treffer erzielte. Die „unmöglichen“ Tore, die er damals machte, fallen aktuell eben nicht. Dies ist eine recht normale Sache und nichts Ungewöhnliches. Dennoch benötigt der 25-Jährige nun bald wieder einen „Dosenöffner“, um in die Spur zu finden und für Rapid im Meisterplayoff zu einem eher unerwarteten Trumpf zu werden.

Schobesberger-Comeback verschoben

Ein anderer Shooting Star früherer Tage wird wohl auch in den letzten elf Spielen der Saison kein Thema sein: Philipp Schobesberger gab am Samstag sein Comeback für die zweite Mannschaft der Hütteldorfer, musste beim 0:1 gegen den FAC aber schon nach 17 Minuten verletzt ausgewechselt werden. Muskelverletzung, neuerliche Pause. Somit scheint fast sicher, dass der Oberösterreicher drei komplette Halbsaisonen bei der Kampfmannschaft verpassen wird. Der nächste Anlauf für ein Comeback in der „Ersten“ dürfte wohl erst in der Sommervorbereitung stattfinden…

Daniel Mandl, abseits.at

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Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen