Zwei Siege hintereinander, mit dem Einzug in die Meistergruppe ein wichtiger Etappensieg erreicht und schon feiert man in Hütteldorf einen Aufschwung und neue Helden.... Rapids Aufstieg in die Meistergruppe: Europacup und Konstanz als nächste Ziele

Zwei Siege hintereinander, mit dem Einzug in die Meistergruppe ein wichtiger Etappensieg erreicht und schon feiert man in Hütteldorf einen Aufschwung und neue Helden. So ist es eben bei Rapid. Aber noch ist nichts gewonnen, lediglich eine Krise abgewendet. Nun geht es an die Etablierung von Konstanz über das restliche Frühjahr.

Nach dem enttäuschenden Aus gegen Vitesse Arnheim im Playoff fürs Achtelfinale der UEFA Europa Conference League war klar, dass einzig zwei Siege gegen die WSG Tirol und Austria Klagenfurt einen (vorläufigen) Worst Case abwenden können. Diese Pflicht hat Rapid souverän erfüllt, aber nach einer außerordentlich schlechten ersten Hälfte des Grunddurchgangs und dem nahezu blamablen Cup-Aus gegen Hartberg, gilt es jetzt das Erreichte richtig einzuordnen.

Kaderplanungen laufen im Hintergrund

Klar ist, dass Rapid sich wieder ein wenig auf dem Weg nach oben befindet. Souveränität strahlt man phasenweise auch aus, allerdings keineswegs konstant. Rückfälle in alte Muster wirken quasi wie eine Frage der Zeit, was aber nach wie vor mit dem mangelnden Spielermaterial zu tun hat. Vorsichtig wird bereits daran gebastelt, ab Sommer Spieler für das „System Feldhofer“ an Land zu ziehen, die den intensiven Spielideen des Trainers entsprechen. Die Verpflichtung von Patrick Greil, einem der stärkeren Klagenfurter am Sonntag, soll bereits in trockenen Tüchern sein. Ex-Feldhofer-Schützling Eliel Peretz vom Wolfsberger AC soll wie auch andere Spieler ante portas stehen bzw. zumindest ein ernsthaftes Thema ab Sommer sein.

Gute Darbietungen seit Vitesse-Pleite

Speziell in den letzten beiden Partien zeigten die aktuellen Rapid-Spieler im Ansatz, dass sie es auch können. In Innsbruck reichte eine gute halbe Stunde mit entschlossenem Offensivpressing, um das Spiel in die richtige Richtung zu lenken. Gegen Austria Klagenfurt spielte Rapid, angetrieben von über 20.000 Zuschauern, dominant und spielerisch gefällig, allerdings im Spiel gegen den Ball speziell im letzten Drittel auch nicht durchgehend konsequent.

Druijfs neue Rolle und damit einhergehende Vorteile

Lösungen gegen die Einbrüche, die etwa beim 0:2 bei Vitesse oder beim 1:2 im Cup gegen Hartberg zu sehen waren, fand Feldhofer allerdings. Etwa die Rückbeorderung von Ferdy Druijf in den Zehnerraum. Dass der Kara-Ersatz nach wenigen Spielen kein Ziel- oder Wandspieler mehr ist, sondern die Physis auf der Zehn hochhalten soll, spricht noch ein wenig für die Unentschlossenheit in der Personalpolitik. Funktioniert hat das Konzept allerdings bisher und Rapid erspart sich auf diese Art den „Einsatz der Unkonstantesten“, etwa Knasmüllner oder Kitagawa. Auch Taxiarchis Fountas wird, wie bereits seit Wochen zu erahnen, keine Alternative mehr sein und den Verein ehestmöglich in Richtung Washington D.C. verlassen.

„Traumheimdebüts“

Optimismus versprühte zuletzt vor allem Bernhard Zimmermann, der bei seinem Kampfmannschafts-Heimdebüt in Wien-Hütteldorf einen Doppelpack erzielte und nicht nur mit Kaltschnäuzigkeit und Unbekümmertheit überzeugte. Der 20-Jährige erwies sich bei seinen beiden Einsätzen auch als sehr wertvoller Spieler im Anlaufverhalten, der die erste Aufbaureihe der Gegner gezielt stresste, immer in Bewegung war. Die Eigenbelohnung folgte auf den Fuß und die „Zimmermann“-Sprechchöre nach dem Spiel überraschten im Weststadion nicht wenige, ist spielerbezogener Support in Hütteldorf doch seit Jahren eine absolute Ausnahme. Nebenbei sei zudem auch Torhüter Niklas Hedl für sein Heimdebüt gelobt – der Sohn des einstigen Rapid-Keepers Raimund ließ mehrfach sein großes Potential aufblitzen.

Grüll und Ljubicic als Schlüsselspieler

Zwei Spieler dürfen Rapid vor den finalen zehn Partien um die Europacupplätze aber noch optimistischer stimmen. Einerseits Marco Grüll, der über die gesamte Saison der konstanteste und auch gefährlichste Rapid-Spieler war. Der Nationalspieler hat immer wieder clevere Lösungen parat, ist schwer vom Ball zu trennen, ist auch der Spieler für die Überraschungsmomente. Wahrscheinlich noch wichtiger ist aber derzeit Robert Ljubicic, der beim 3:0 gegen Austria Klagenfurt überragend spielte, das Mittelfeld vollständig im Griff hatte, perfektes Tempomanagement und präzises Passspiel zeigte.

Erwartbare und unerwartete Comebacks

Auch Rückkehrer sprangen zuletzt wieder in die Bresche. Einerseits Filip Stojkovic, der zwei Spiele gesperrt war, sich nun aber mit einem Top-Assist zu Zimmermanns 1:0 zurückmeldete. Vom Montenegriner ist man starke Leistungen grundsätzlich gewohnt, aber ein anderer Rückkehrer sorgte zuletzt für deutlich mehr Verwunderung. Dreimal wurde Philipp Schobesberger in den letzten drei Spielen eingewechselt, dreimal strahlte er sofort Gefahr aus und zeigte jene unkonventionellen Aktionen, die ihn einst zum Publikumsliebling machten. Bereits als Mittelding aus Sportinvalide und eSportler abgeschrieben, scheint einer der Topverdiener der Grün-Weißen nun noch einen zweiten Frühling zu erleben. Ob das für eine Vertragsverlängerung im Sommer genügt, sei dahingestellt, aber momentan ist der Oberösterreicher so etwas wie ein Winterneuzugang.

Die Chance auf die Derbyversöhnung

Rapid ist noch nicht konstant und hat einige Baustellen im Kader. Sei es wegen Verletzungen oder wegen „Themenverfehlungen“. Eine gewisse Basis besteht und von dieser kann man nun wegarbeiten, ehe man ab Sommer – auch auf dem Transfermarkt – wieder stärker angreifen und konstant intensiver im Stil werden muss. Nach der Punkteteilung wirkt eine Qualifikation für den nächstjährigen Europacup nun wieder wahrscheinlicher, ein hartes Stück Arbeit wird dies dennoch. Das ist natürlich das zählbare Ziel. Das gefühlte Ziel wird es aber sein, Konstanz und Stringenz in die Leistungen zu bekommen. Mit Auftritten wie gegen Wattens und Klagenfurt könnte die Meistergruppe auch gefühlt gut werden. Die Kaliber auf die man trifft, sind jedoch zumeist andere. Der Auftakt auswärts gegen Klagenfurt direkt nach dem 3:0-Heimsieg gegen ebendiese, ist kein Nachteil für Rapid. Und da man erstmals im Playoff zwei Derbys vor der Brust hat, hat man auch die Chance die Fans massiv zu versöhnen – mit dem ersten Derbysieg im Weststadion. Diese Chance bekommt die Feldhofer-Elf bereits am 24.Spieltag, am 20. März…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen