Der SK Rapid startet mit dem Cup-Spiel in Kufstein in die neue Saison. Die Transferzeit war durchaus intensiv und auch die Vorbereitung hatte die eine oder andere Überraschung parat. Wir sehen uns genauer an, was sich bei Rapid ändern könnte.
Während die Einser-Position weiterhin fix mit Neo-Teamkeeper Richard Strebinger besetzt ist, könnte sich vor ihm alles verändern. Die kroatische Neuverpflichtung Mateo Barac ist gesetzt und überzeugte gegen den HSV nach nur einem Mannschaftstraining. Sein Potential nach oben ist noch äußerst hoch. Eher am Zenit angekommen ist Maximilian Hofmann, der aber zumindest zu Saisonbeginn gesetzt sein sollte.
Wie intensiv wird Müldür eingebaut?
Nach momentanen Gesichtspunkten dürfte Mert Müldür über die komplette Saison Hofmanns größter Konkurrent werden. Christopher Dibon hat weiterhin gesundheitliche Probleme, Mario Sonnleitner wurde über die Jahre nach und nach zu einem klassischen Backup. Müldür als neuen Stamm-Innenverteidiger aufzubauen ist zwar sicher riskant, aber auch von großen Möglichkeiten geprägt. Den jungen Austro-Türken möchte man zu einem „neuen Wöber“ formen. Vorerst ist aber klar, dass das Innenverteidigerduo (zu Recht) Hofmann-Barac heißt.
Potzmann als deutlichstes Upgrade
Auch wenn der Transfer unspektakulär anmutete, so gelang Rapid das größte Upgrade auf der Position des Rechtsverteidigers. Der geradlinigere, kampfkräftigere Potzmann wird positive Auswirkungen auf die gesamte rechte Seite Rapids haben, somit auch Vordermann Murg oder gegebenenfalls Ivan stärker machen. Letzterer ist aber auch für die linke Offensivseite eine Option, zumal er in Bolingoli schon zu Beginn seiner Rapid-Zeit einen besten Freund fand. Bolingoli ist wieder fit und links gesetzt, noch ist sein Verbleib aber nicht fix. Das größte Problem auf den Außenverteidigerpositionen ist aber der zweite Anzug: Auer und Thurnwald fallen gegenüber Bolingoli und Potzmann enorm ab. Dass die beiden Stamm-„Deckeln“ gehalten werden und unverletzt bleiben, ist ein absolut zentraler Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg in Grün-Weiß entscheiden kann.
Wochen der Wahrheit für Malicsek
Auf der Doppelsechs bzw. Doppelacht ist Kapitän Schwab natürlich ein Fixstarter. Neben ihm ist auch Dejan Ljubicic so gut wie sicher gesetzt, allerdings wird der 20-Jährige mit etwas mehr Konkurrenz konfrontiert werden. Gegen Ende der vergangenen Saison riss seine Top-Form ein wenig ab und speziell Philipp Malicsek machte in der Vorbereitung stark auf sich aufmerksam. Gegen Malicsek spricht die physische Komponente im Vergleich zu Ljubicic, für ihn sein Offensivdrang und seine Torgefährlichkeit. Der 21-Jährige profitierte weniger vom Leihgeschäft mit St.Pölten, sondern eher von einer Umstellung im Training. Da Mocinic weiterhin verletzt ausfällt und derzeit in Kroatien weilt und auch Szántó an einem Knorpelschaden laboriert, hat Malicsek realistische Chancen auf Einsätze anstelle von Ljubicic. Auch Martic hat Chancen als klassischer Sechser zum Einsatz zu kommen, aber bei ihm ist die Response am Ball noch geringer als bei Malicsek. Demnach dürfte Martic, obwohl der Faktor Physis ein deutliches Plus für ihn ist, anfänglich die schlechteren Karten haben. Wenn Malicsek sich also in die Erste spielen will, muss er das in den nächsten ein bis zwei Monaten schaffen.
Knasmüllner als Kombinationsspieler auf der Zehn wertvoll
Auf der Zehnerposition gibt es mehrere Möglichkeiten, aber derzeit sieht Christoph Knasmüllner wie der sichere Starter aus. Er besticht durch seine technischen Vorzüge, ist aber auch stark von der Kampfkraft der Nebenleute abhängig. Um ihn ideal zu unterstützen müssen die Flügel auch immer wieder auf die Halbpositionen einrücken. Allerdings ist der Ex-England-Legionär ein perfekter Kombinationsspieler, was in der momentanen Rapid-Mannschaft auf der Zehn durchaus gebraucht wird. Murg könnte ebenfalls zentral spielen, hat sich auf der rechten Seite aber bewährt. Auch Albin Gashi oder Aleksandar Kostic sind Optionen, wobei diese aber nur Chancen auf Kurzeinsätze haben dürften. Kostic mehr als Gashi.
Murg und (vorerst) Berisha an den Flügeln
Am rechten Flügel festigte Murg seinen Platz noch mehr. Andrei Ivan wurde eigentlich als Rechtsaußen geholt, muss aber vorerst zweckentfremdet werden, weil Murg auf rechts so fest im Sattel sitzt und nach Knasmüllners Verpflichtung eine Versetzung in die Zentrale obsolet wurde. Ivan ist auch für links eine Option, kann sogar Stürmer spielen, wie phasenweise gegen den HSV. Der Grund für die Sturm-Alternative ist auch, dass auf der linken Seite Veton Berisha (noch) gesetzt ist. Der Norweger rackert wie kein anderer Mittelfeldspieler, hat aber deutliche technische Defizite. Dennoch kommt er aufgrund seines intensiven Laufspiels zu vielen Torchancen, die er aber in der Vorbereitung weitgehend vergab. Bei ihm dürfte die Hoffnung dominieren, dass ihm irgendwann der Knopf aufgeht. Viel Zeit hat er dafür aber nicht mehr, denn Ivan wird nach und nach fitter werden und auch seine Freundschaft zu Hintermann Bolingoli könnte auf der linken Seite zu einem wichtigen Faktor werden. Die beiden wären wohl das schnellste Außenbahn-Duo der gesamten Liga. Beidseitig könnte auch noch Kelvin Arase zum Einsatz kommen, aber der 19-Jährige stagniert und wäre eher fällig für eine einjährige Leihe.
Alar mit perfekten Rahmenbedingungen
Im Angriff ist vorerst klar, dass Deni Alar beginnen wird. Er ist der einzige Spieler, der in diesem Sommer einen Vierjahresvertrag erhielt und ist nach Kvilitaias Abgang (der aber ohnehin verletzt war) der einzige topfitte Mittelstürmer. Bei ihm wird es schlichtweg darauf ankommen, dass er möglichst bald zu knipsen beginnt. Die Automatismen sollten ihm weitgehend bekannt sein. Wenn Alars Trefferquote zu Saisonbeginn zu schwach ist, wäre momentan wohl Ivan sein erster Ersatzmann. Andrija Pavlovic macht in seiner Reha gute Fortschritte, ist aber dennoch monatelang kein Thema. Der Ersatzmann für Kvilitaia muss nicht zwingend ein klassischer Mittelstürmer sein. In erster Linie geht es um Mentalität und Physis – wenn diese Faktoren zusammenspielen, könnte auch ein Stürmer-Flügel- oder Stürmer-Zehner-Hybrid kommen. Alar hat demnach insgesamt eine sehr dankbare Ausgangsposition, die er jetzt nur noch in Erfolge ummünzen muss.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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