Rapids letzte offene Personalie: Maccabi Haifa erkundigt sich über Hamdi Salihi
Bundesliga 21.Juli.2011 Daniel Mandl 0
Seit dem Transfer von Torhüter Jan Novota steht der Rapid-Kader für die Saison 2011/12 und Peter Schöttel ließ kaum eine Möglichkeit aus, den Kader für seine Qualität und Ausgeglichenheit zu loben. Tatsächlich präsentiert sich das Rapid-Team flexibler als in der Vorsaison, doch gerade eine unflexible und dennoch sehr wichtige Personalie könnte einen späten Schlusspunkt in der Kaderplanung der Hütteldorfer setzen.
Hamdi Salihi glänzt auf dem Platz zumeist nicht. Der 27jährige Albaner ist oft 89 Minuten lang unsichtbar, um dann aber eiskalt zuzuschlagen. Von Ex-Coach Pacult angehalten mehr für das Team zu arbeiten, erhoffte man sich aus der „Strafraumcobra“ Salihi einen zweiten Jelavic zu formen, der Bälle im Mittelfeld erobert, behauptet und weiterverarbeitet. Und sie dann idealerweise weiter vorne auch noch rein macht. Aber dieser Typ ist Salihi nicht und wird es auch nie sein. Es ist gefährlich die tatsächlichen Stärken eines Stürmers nicht zu forcieren, ihn aus seinem gewohnten Muster reißen zu wollen. Schließlich ist ein aufopferungsvoll arbeitender Salihi nicht mehr wert als jetzt, wenn er dafür seine Tore nicht macht. Es sind ebendiese Tore, durch die Salihi bei gegnerischen Abwehrreihen gefürchtet ist, im albanischen Nationalteam zum wichtigsten Angreifer wurde und weswegen ihn jetzt einige internationale Klubs jagen.
TEAMTREFFER WERDEN HOCH BEWERTET
In der Vorsaison erzielte Salihi 26 Pflichtspieltore für Rapid, hat bei den Fans nicht nur wegen seiner beiden entscheidenden Treffer zu zwei aufeinanderfolgenden Derbysiegen im Horr-Stadion ein Stein im Brett. Auch der Start in die neue Saison verlief für den Vollblutstürmer fulminant: Sekunden nach seiner Einwechslung gelang ihm mit seiner ersten Ballberührung der 1:0-Führungstreffer im Geisterspiel gegen die Admira. Salihis Vertrag ist nur noch für die aktuelle Saison gültig, danach dürfte der Angreifer ablösefrei wechseln – und an Interessenten wird es nicht scheitern. Nicht nur Salihis Treffer in der österreichischen Bundesliga, sondern auch seine Europacup- und vor allem Nationalteamtreffer, werden von den Scouts größerer Klubs sehr hoch bewertet.
VERTRAGSVERLÄNGERUNG SCHWIERIG
Wenn Rapid Salihi bis zum Ende der Transferzeit am 31.August nicht verkauft, werden die Hütteldorfer den 30fachen Teamspieler nicht zu Geld machen. Eine Vertragsverlängerung kommt kaum in Frage, zumal diese einem finanziellen Husarenakt, ähnlich dem jüngsten Hofmann-Vertrag, nahe kommen würde und Salihi trotz seiner zahlreichen Treffer nicht als unersetzbar gilt. Geld gäbe es für den Albaner also nur noch jetzt, beziehungsweise im Winter, dann aber deutlich weniger und verbunden mit einem größeren personellen Planungsaufwand. Im Rapid-Management las man bisher nur in Zeitungen vom Interesse anderer Vereine – gemeldet hat sich vorerst noch niemand.
NEIN ZUR TÜRKEI, HAIFA ALS OPTION
Dabei laufen die Scouting- und Erkundungsarbeiten im Hintergrund auf Hochtouren: Bereits vor einigen Wochen bekundete ein türkischer Erstligaklub Interesse am Teamspieler und hätte ihn bei einer Einigung aus seinem Vertrag gekauft. Salihi reiste in die Türkei, sah sich die Rahmenbedingungen an, war aber von der Peripherie nicht begeistert, entschied sich gegen einen Wechsel in die Türkei. Der aktuell heißeste Kandidat für baldige Verhandlungsrunden heißt nun Maccabi Haifa. Die Israelis, die gestern zwar mit 2:3 gegen Borac Banja Luka verloren, dennoch mit einem Gesamtscore von 7:4 in die nächste Champions-League-Qualifikationsrunde aufstiegen, suchen einen Angreifer. Maccabi verkaufte im Sommer mit Lior Refaelov eine wichtige offensive Mittelfeldkraft um 2,5 Millionen Euro an den FC Brügge, dazu mit Tommer Hemed den Shooting-Star der Vorsaison ablösefrei an Real Mallorca. Mit Bamidele Yampolski kam stattdessen ein Perspektivspieler von Maccabi Netanya und der zweite neue Stürmer, Viam Amasha, der von Hapoel Kiriat Shmone zum Meister stößt, zeigte bereits mit drei Toren im Hinspiel gegen Banja Luka (5:1), dass er Potential für einen Stammplatz hat.
SALIHI ALS DVALISHVILI-ERSATZ?
Allerdings ist man sich in Haifa selbst noch nicht darüber im Klaren, ob der georgische Topstürmer Vladimir Dvalishvili dem Verein erhalten bleibt. Der 25jährige erzielte in den letzten zwei Saisonen 38 Tore für Maccabi, wird von Klubs aus größeren Ligen gejagt. Das Anforderungsprofil der Israelis an einen möglichen Dvalishvili-Ersatz, liest sich klassisch: Kopfballstark, schnell, torgefährlich, laufstark, einer der viel arbeitet. Attribute, die nicht zur Gänze auf Salihi zutreffen. Neben Hamdi Salihi steht mit Roman Kienast ein weiterer Name aus der tipp3 Bundesliga auf dem Notizblock von Maccabi Haifa – doch die beiden werden nur zwei von vielen Namen sein, die sich der israelische Großklub in petto hält. Salihis überzeugendstes Argument sind definitiv seine zahlreichen Tore und die müssen einem etwaigen Käufer im Sommer etwa 1,5 Millionen Euro wert sein, ansonsten geht Rapid das „Risiko“ ein, Salihi vorerst zu halten.
KRAGL ALS RISKANTER NACHFOLGER?
Sollte Salihi wechseln, gilt Lukas Kragl vom LASK als aussichtsreichster Kandidat, in die großen Fußstapfen des Albaners zu treten. Kragl (21) erzielte in 36 Spielen erst drei Bundesligatore und war zuletzt lange verletzt, ist nach wie vor rekonvaleszent und nicht im aktuellen Kader des Linzer Absteigers. Ein würdiger Ersatz für eine Tormaschine wie Salihi? Nicht auf dem Papier, aber der moderne Fußball macht vieles möglich. Kragl würde Rapid offensiv flexibler und dynamischer machen, Schöttel hält große Stücke auf den flinken Angreifer. Das Knipsen müssten dann eben andere übernehmen, denn Kragls Torschuss- und Torstatistiken der letzten Jahre können in einer Bewerbung für einen Klub mit den Ambitionen Rapids noch nicht überzeugen. Die Milchmädchen-Transferrechnung „wenn Salihi geht, kommt gleich Kragl“ geht aber so und so nicht auf: Sollte Salihi den Verein verlassen, wird Rapid keinen sofortigen Blindkauf tätigen, sondern mit Sicherheit noch einmal den Markt sondieren. Ein unfertiger Angreifer aus der zweiten Liga kann für Rapid nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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