Rasante Veränderungen im „offiziellen Wording“: Wechselt Stöger noch heute zum 1.FC Köln?
BundesligaDeutschland 12.Juni.2013 Daniel Mandl 0
Heute will der 1.FC Köln Austria-Meistertrainer Peter Stöger als neuen starken Mann präsentieren. Der Achte in der ewigen Tabelle der deutschen Bundesliga trennte sich nach dem fünften Platz in der abgelaufenen Saison auf dessen Wunsch von Trainer Holger Stanislawski und stellte Stöger an die Spitze einer kleinen, aber feinen Liste potentieller Nachfolger.
Das Wording der Austria-Offiziellen im Vorfeld des bevorstehenden Transfers änderte sich rasant. Als die Kunde vom Werder-Bremen-Interesse an Stöger die Runde machte, betonte Austria-Manager Kraetschmer, dass man die Herren aus Bremen auf einen Kaffee einladen, aber dankend ablehnen würde. Erst am 6.Juni ließ Kraetschmer nach einer Kurier-Anfrage verlautbaren: „[…] Stöger hat jedoch keine Ausstiegsklausel bei uns. Wir haben mit ihm einiges vor, er ist eine wichtige Säule in unserer Zukunftsplanungen. Köln kann sich das Angebot sparen, das sieht auch der Peter so.“
Wording änderte sich rasant
Nur wenige Tage darauf sah die Sache schon wieder anders aus und beweist wie schnelllebig das Fußballgeschäft sein kann. Drei Tage nach der selbstbewussten Aussage, dass sich die Kölner ihr Angebot sparen könnten, gab Kraetschmer praktisch Verhandlungen mit dem Verein aus Nordrhein-Westfalen zu. Zwar lagen die Vorstellungen noch weit auseinander – aber immerhin. Analysiert man die Dramaturgie der bisherigen Ereignisse und vergleicht speziell das Wording von vor zwei Wochen und heute, dürfte klar sein, dass Stöger vielleicht schon heute zum 1.FC Köln wechseln wird.
Österreichischer Trainer-Export eher ein Einzelfall
Geht der Transfer tatsächlich über die Bühne, dürfte Markus Kraetschmer allerdings sehr gut verhandelt haben. Der Wert des Transfers wurde im Vorfeld inoffiziell auf einen Betrag dotiert, der am siebenstelligen Bereich kratzt. Eine stolze und für österreichische Verhältnisse außerordentlich hohe Summe für einen Trainerwechsel. Die Hoffnung, dass Stöger den Beginn einer dauerhaften Exportschiene österreichischer Trainer ins Ausland einläuten würde, ist aber optimistisch. Stöger ist auf dem aktuellen Markt ein heimischer Einzelfall, weil er nicht nur talentiert ist, sondern auch die richtigen Arbeitsweisen und Innovationen findet. Als logischer Nachfolger für Stöger gilt einer, der sich im zweit- und drittklassigen deutschen Fußball etablierte und selbst fünf Jahre für die Austria spielte: Der 45-jährige Ralph Hasenhüttl ließ erst vor wenigen Wochen seinen Vertrag beim VfR Aalen nach 2 ½ erfolgreichen Jahren auflösen.
Schleudersitz Köln
Einen Job beim 1.FC Köln anzunehmen, ist für einen Trainer kein Zuckerschlecken. Der letzte Trainer, der länger als 1 ½ Saisonen im Sattel blieb, war Christoph Daum (November 2006 – Juni 2009). Danach verheizte der FC mit Soldo, Schaefer (zweimal), Finke, Solbakken und Stanislawski fünf Trainer. Der letzte Coach Holger Stanislawski bat jedoch von sich aus um eine Vertragsauflösung. In der gesamten Vereinsgeschichte des 1.FC Köln hielt sich kein Trainer länger als drei Jahre und neun Monate (ebenfalls Christoph Daum, von September 1986 bis Juni 1990).
Umfeld passt, Erfolg nicht
Dies hängt aber auch damit zusammen, dass die Erwartungshaltung beim 1.FC Köln traditionell hoch ist. Das Umfeld bei den Rot-Weißen würde passen: Man verfügt über ein Stadion in das fast 50.000 Zuschauer passen, hat über 54.000 Mitglieder, bringt einen gewissen Kultfaktor mit (der Geißbock Hennes ist bereits seit den 50er-Jahren Kölner Maskottchen – mittlerweile in achter Generation). Das Ziel des 1.FC Köln ist klar: Der dreifache deutsche Meister möchte wieder Bundesligafußball spielen.
Keine Stars, wenige wirklich solide Spieler
Stars gibt es im Kader des FC aktuell kaum. Der beste Torschütze der abgelaufenen Saison, Anthony Ujah (22), kehrt nach einer Leihsaison voraussichtlich wieder zum FSV Mainz 05 zurück. Die soliden Spieler der Kölner waren in der abgelaufenen Saison beispielsweise der routinierte Kanadier Kevin McKenna (33), der flexible Offensivspieler Christian Clemens (21) oder Eigenbau-Torhüter Timo Horn (20).
Heimkehrer und Neuverpflichtungen
Zwei Heimkehrer und eine Neuverpflichtung für die neue Saison wären bereits fix: Der 20-jährige Schwede Mikael Ishak kehrt aus St.Gallen zurück (13 Spiele, 3 Tore), Der 28-jährige polnische Skandalboy Slawomir Peszko kommt aus England zurück. Dort bestritt er in einem Jahr 13 Ligaspiele für die Wolverhampton Wanderers – und stieg in die dritte Liga ab. Die Kaufoption auf den hochtalentierten brasilianischen Verteidiger Bruno Nascimento wurde bereits gezogen. Tatsächlich neu ist der 20-jährige Mittelfeldspieler Maximilian Thiel, der von Wacker Burghausen zu den Kölnern stößt.
Royer und Maierhofer weg, Wimmer bleibt
Die Österreicher-Anzahl beim FC sinkt indes von drei auf eins. Daniel Royer war von Hannover 96 ausgeliehen und kehrt auch bis 2015 dorthin zurück. Stefan Maierhofer floppte bei seiner mittlerweile vierten Station in der zweiten deutschen Bundesliga und spielte gegen Saisonende ohnehin keine Rolle mehr. Für ihn soll es Angebote aus derselben Liga geben. Übrig bleibt demnach nur der 20-jährige Innenverteidiger Kevin Wimmer, der in der abgelaufenen Saison neun Ligaspiele und zwei Cup-Partien absolvierte.
Große Herausforderung für Stöger
Noch ist der Stöger-Transfer zum 1.FC Köln nicht durch, aber das Verhalten aller Beteiligten und auch die offensive Kommunikationspolitik der Kölner lassen eine baldige Vollzugsmeldung erwarten. Für den Meistercoach der Austria wäre die Station Köln die größte Herausforderung seiner bisherigen Trainerlaufbahn. Nicht nur, dass sich Trainer auf der Bank im RheinEnergieStadion traditionsgemäß nicht sehr lange halten: Die Bemühungen des Vereins um Stöger, die voraussichtlich hohe Ablösesumme und das Ziel in die deutsche Bundesliga aufzusteigen, werden Stöger fordern. Die Chance sich in Köln ein nächstes Denkmal zu schaffen, hätte er 2013/14 in einer verhältnismäßig schwachen zweiten deutschen Bundesliga allerdings auch…
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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