Richard Sukuta-Pasu: „Rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer“
Bundesliga 30.April.2013 Martin Sein 1
Richard Sukuta-Pasu, genannt Richie, wechselte im Sommer 2012/13 auf Leihbasis zum SK Sturm Graz. Binnen weniger Wochen avancierte er zum Publikumsliebling und spielte sich in die Startformation der Grazer. Doch wer ist Sukuta-Pasu überhaupt, was sind seine Stärken und wie wird seine Zukunft aussehen?
Jugend bei Grün-Weiß Wuppertal und Bayer 04 Leverkusen
Der mittlerweile 22-jährige Angreifer begann seine Karriere in seiner Heimatregion, in Wuppertal. Von 1998 bis 2000 kickte er für Grün-Weiß Wuppertal, ehe er zu Bayer 04 Leverkusen wechselte. Bei Leverkusen durchlief der 190cm-Hüne sämtliche Jugendmannschaften. 2007 feierte er seinen bis dato größten Erfolg, er wurde mit der U19-Mannschaft deutscher A-Jugendmeister. Des Weiteren absolvierte Sukuta-Pasu bei Leverkusen eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann.
Erster Profivertrag 2008 bei Leverkusen
Im Jahr 2008 wurde er als bester Nachwuchsspieler in Deutschland hinter Sebastian Rudy und Toni Kroos ausgezeichnet. Im gleichen Jahr unterschrieb er auch seinen ersten Profivertrag bei Bayer 04. Er erhielt einen Vertrag für die zweite Mannschaft, der gleichzeitig aber auch für die Kampfmannschaft gültig war. Für das Amateurteam von Leverkusen absolvierte Sukuta-Pasu insgesamt 27 Spiele, wobei ihm 11 Treffer gelangen.
Sein Debüt für die Kampfmannschaft gab er am 13. September 2008, wo er in der 86. Minute eingewechselt wurde. Gesamt absolvierte er jedoch nur vier Spiele für die erste Mannschaft, wobei ihm ein Treffer verwehrt blieb.
Leihe nach St. Pauli und anschließender Wechsel zu Kaiserslautern
Aufgrund seiner ausbaufähigen Bilanz bei der Werkself, wurde er schließlich im Jänner 2010 für 1 ½ Jahre nach St.Pauli verliehen. Auch dort kam er nie wirklich in Tritt, er spielte sowohl für die zweite Mannschaft St.Paulis (drei Spiele und ein Tor), als auch für die Kampfmannschaft, für die er in 22 Spielen lediglich zwei Treffer erzielte.
Somit wechselte er im Sommer 2011 an den Betzenberg zum 1. FC Kaiserslautern und unterschrieb einen Vertrag bis 2015. Nach nur einem Jahr bei den Roten Teufeln und einer ganz miesen Bilanz für einen Stürmer (24 Spiele und 0 Treffer) wurde er schließlich im Sommer 2012 an den österreichischen Bundesligisten Sturm Graz verliehen.
Erfolgreiche Leihstation Sturm Graz
Bei Sturm blüht der bullige Stürmer wieder auf, das Umfeld behagt ihm, die Fans feiern ihn. Er spielte sich sofort in die Startelf und absolvierte in der laufenden Saison 27 Spiele, wobei ihm immerhin 12 Treffer gelangen. Dabei wird er nicht immer als zentraler Angreifer aufgeboten, er weicht auch sehr oft auf die Flügelpositionen aus. Negativer Höhepunkt bei seinem bisherigen Engagement in Österreich waren die rassistischen Äußerungen gegenüber seiner Person beim Spiel in Ried. Bei seinem Tor zum 2:1 gab es diskriminierende Äußerungen von vereinzelten Personen aus dem Publikum. Richie erhielt aufgrund seines provozierenden Torjubels seine fünfte gelbe Karte in der laufenden Saison und musste sich das nächste Spiel von der Tribüne aus ansehen. Die SV Ried wurde mit einer Geldstrafe von 5.000€ belegt, dazu weitere 5.000€ bedingt.
Die nächste Partie sollte aber zeigen, dass Sukuta-Pasu ein hohes Standing innerhalb des Vereins genießt. Die elf Akteure auf dem Platz wärmten mit Anti-Rassismus-Shirts auf und die Fans veranstalteten eine große Anti-Rassismus-Choreographie und zeigten somit ein klares Bekenntnis zu ihrem Angreifer und dass Rassismus im Sport, wie auch im täglichen Leben, nichts verloren hat.
Die Stärken von Richard Sukuta-Pasu
Doch was macht den deutschen Staatsbürger, dessen Mutter aus Frankreich und Vater aus dem Kongo stammt, eigentlich aus? Der „Spaßvogel“ der Mannschaft, wie einst Peter Hyballa über seinen Stürmer sagte, ist zweifelsohne für einen Ein-Mann-Sturm gemacht. Er ist ein robuster Stürmer mit enormen Durchsetzungsvermögen. Seine Robustheit haben schon einige Gegenspieler zu spüren bekommen, so auch Rapids Innenverteidiger Mario Sonnleitner, der Sukuta-Pasu nach einem Zweikampf scherzhalber als „Kaibl“ (Anm. junges Rind) bezeichnete.
Zu seinen großen Stärken zählt auch das Kopfballspiel. Wenn er mit guten Flanken gefüttert wird, kann er jeder Mannschaft weh tun. Dass der Angreifer universell einsetzbar ist, hat er in Österreich auch schon oft gezeigt. Aufgrund von Systemumstellungen und Verletzungen kam Sukuta-Pasu in dieser Saison häufig am Flügel zum Einsatz und konnte auch hier mit starken Leistungen überzeugen. Zudem ist er ein absoluter Teamplayer, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. So führte sein erster Weg nach seinem Last-Minute-Ausgleich gegen Mattersburg, dem letzten Spiel von Peter Hyballa, direkt zu seinem angezählten Trainer, um den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft zu demonstrieren.
Richie ist auch abseits des Rasens aktiv
Doch auch abseits des Rasens ist Richard Sukuta-Pasu aktiv und hat verschiedene Projekte am Laufen. So hat er zum Beispiel gemeinsam mit seiner Freundin und einer Bekannten ein eigenes Modelabel namens „PASU be proud“. Er designet unter anderem Brillen, T-Shirts, Jacken und Handtaschen. Sein Lebensmotto ist „Ich renne wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer“, deshalb auch die Namenswahl zu seinem Modelabel, da er aufgrund harter Arbeit seine Familie stolz machen will.
Dass Richie ein großes Herz hat, beweist er damit, dass er gemeinsam mit seiner Familie ein Waisenhaus in Kinshasa im Kongo leitet. Dort werden Kinder tagsüber betreut und bekommen etwas zu Essen. „Wenn du was hast, sollst du auch geben“ – nach diesem Motto sammelt er Fußballsachen und schickt sie nach Afrika.
Das deutsche Nationalteam
Sukuta-Pasu spielte bis 2011 für sämtliche Auswahlteams des DFB. Seine letzte Station war die deutsche U21, der Sprung ins A-Team blieb ihm allerdings verwehrt. Insgesamt absolvierte er für jegliche U-Auswahlen 53 Spiele und erzielte dabei immerhin 20 Treffer.
Offene Zukunft
Sein Leihvertrag bei Sturm Graz läuft im Sommer 2013 aus und mit seinen durchgängig starken Leistungen in dieser Saison machte er sich selbst für mehr interessant. Sturm würde den Angreifer sicherlich gerne behalten, doch stellt sich hier die Frage, ob dies finanziell zu stemmen ist. Auch eine Rückkehr zu den Roten Teufeln nach Kaiserslautern, bei denen Ex-Sturm Trainer Franco Foda das Zepter schwingt, steht im Raum und gilt als wahrscheinlich. Hier bleibt auch abzuwarten, ob Lautern den Aufstieg in die Bundesliga schaffen und Verstärkungen benötigen wird. Seinen Platz wird Richard Sukuta-Pasu da oder dort finden, denn abgesehen von seinen sportlichen Qualitäten ist auch er menschlich für jedes Team ein Gewinn.
Martin Sein, abseits.at
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