Ried schlägt Kapfenberg mit 3:0 – mangelnde Laufbereitschaft der KSV-Außenstürmer entscheidend
Bundesliga 13.März.2012 Rene Maric 1
Nach den schwachen Spielen in letzter Zeit kam den Riedern ein Aufbaugegner wie der SV Kapfenberg durchaus recht. Doch eine zu lasche Einstellung gegen den motivierten Tabellenletzten hätte hier wichtige Punkte kosten können, aber die eigene Ausgangssituation verhinderte ein solches Unterschätzen des Gegners. Man stand mit dem Rücken zur Wand und musste sich zudem im Klaren sein, dass der Rückstand an die Spitze nur aufgrund zeitgleicher Ausrutscher der Konkurrenz gering gehalten werden konnte. Da die anderen Mannschaften im Tabellenkeller überraschend viele Punkte für ihre Verhältnisse holen konnten, mussten die Kapfenberger gegen die Oberösterreicher auswärts alles in die Waagschale legen – ein Punkt kam dennoch nicht heraus. Die SV Ried zeigte eine gute Partie und bezwang den Underdog in der Keine-Sorgen-Arena, wobei jedoch etwas Glück dabei war. Ein Führungstreffer gefolgt von einer roten Karte öffneten Tür und Tor für die Angriffe der Hausherren.
Wechselwirkung der jeweiligen Formationen
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Gludowatz ließ seine Mannschaft einmal mehr im berüchtigten 3-3-3-1 antreten, hierbei lag der Fokus wie gewohnt auf den Außenbahnen. Ohne Carril hatte man in den letzten Wochen vergeblich nach einem passenden Spieler für die zentrale Position in der offensiven Dreierreihe gesucht, einmal kam hier auch Ziegl vor Hadzic zum Einsatz – gegen Kapfenberg spielte man die umgekehrte Variante, Hadzic sollte mit seiner Laufarbeit die offensiven Lücken schließen und mehr über Kampf und Präsenz statt Kreativität die Mannschaftsteile verbinden. Die Außenspieler hatten jemanden zum Kombinieren und Beichler wurde diese Aufgabe abgenommen, sie schien ihm bei seinen Einsätzen niemals wirklich zu behagen. Über die Außen konnte er sich seine Pausen nehmen und einfacher in der Defensivarbeit mitwirken. Das Pressing funktionierte im Kollektiv etwas besser, da der Gegner früher bedrängt war und keine Lücken zwischen den offensiven und defensiven Drei im Mittelfeld entstanden. Ziegl schob gut nach vorne, während Hadzic naturgemäß etwas defensiver als ein klassischer Spielmacher agierte und die Kompaktheit im Defensivverbund förderte. Ganz vorne kam Casanova als Mittelstürmer zum Einsatz, auf der rechten Außenbahn spielte Nacho, der mit seiner Dynamik und Torgefährlichkeit verstärkt Richtung Zentrum ziehen sollte.
Der überfordert wirkende Basala-Manzana rückte aus der Mannschaft, als Flügelverteidiger kamen links Schreiner und rechts Hinum zum Einsatz. Bei diesen beiden zeigte sich, wie eine sehr ähnliche Position auf eine ähnliche Weise mit unterschiedlichen Zielen ausgeübt werden kann. Hinum hatte als Aufgabe, das Spielfeld in der Offensive breit zu machen und Nacho bei seinen Offensivvorstößen zu unterstützen – der marginale Unterschied bestand darin, dass Schreiner bei seinen Linienläufen versuchte, Beichler Räume zu schaffen, um jenem das Spielen zu erleichtern. Bei Nacho war dies nicht in diesem Ausmaß nötig, der Spanier konnte sich individuell etwas besser durchsetzen und verlangte mehr nach einem Kombinationspartner, um seine eigene Gefährlichkeit durch spielerisches Entgehen der gegnerischen Doppelung zu fördern. Sein Pendant Beichler benötigte das Hinterlaufen des Gegners primär, um taktisch aus engen Situationen entfliehen zu können, somit verlor er die Bindung ins Spiel nicht. In der Dreierkette begann Karner neben Reifeltshammer und als linker Innenverteidiger spielte Riegler hinter dem bereits erwähnten Schreiner.
Kapfenberg spielte mit einem 4-3-3, das Sturmtrio vorne wurde von Nathan, Babangida und Elsneg gebildet. Babangida versuchte möglichst schnell Richtung Sturmzentrum zu ziehen, während Nathan die Bildung zum Spiel zu finden versuchte – Elsneg auf der rechten Außenbahn agierte deutlich klassischer, machte das Spiel breit und versuchte durch Läufe auf der Seite sowie Einschalten ins zentrale Angriffsspiel im letzten Drittel Gefahr zu entfachen. Grgic und Lovin spielten mit Sencar in einem fluiden Dreiermittelfeld, wobei Lovin die defensivste Position spielte. Im Normalfall hatten allerdings alle drei defensive Aufgaben und man versuchte, das schnelle Umschalten der Rieder einzudämmen. Dafür verschoben die zwei Achter Richtung Außenbahnen und probierten mit den Außenverteidigern eine Doppelung herzustellen – die defensive Schwäche und die fehlende Koordination beim Attackieren der beiden Außenstürmer war hier aber kontraproduktiv. Die Rieder Außenverteidiger konnten aufrücken und so entstand Überzahl: manchmal auf den Außenbahnen, manchmal im Zentrum, wenn die Achter rechtzeitig verschoben hatten. Dadurch beschnitt man sich allerdings im eigenen Offensivspiel, da Prettenthaler und Pitter nur unter großem Risiko aufrücken durften. Falls sie zu hoch spielten, so war man bei Kontern extrem weit offen und vermochte es nicht, defensiv sicher zu stehen. Zu dynamisch ging das Umschalten der Rieder teilweise vonstatten, wenngleich es ausbaufähig war und nicht an die großen Zeiten des 3-3-3-1 herankam.
Faktor Glück
Alles in allem schlugen sich die Kapfenberger nicht schlecht. Mit einer interessanten Strategie versuchte man die Überzahl der Rieder auf den Außenbahnen zu neutralisieren und im Zentrum – also stärker in Tornähe – die eigene aufrechtzuerhalten. Problematisch neben der fehlenden Ordnung und des relativ guten Rieder Spiels war aber die mangelnde defensive Laufbereitschaft der Außenstürmer, die sich manchmal gar nicht und zumeist zu langsam äußerte. Man stand in der Mitte vermehrt tiefer und rückte vor die Viererkette, die Außenstürmer brauchten aber zu lange, um sich ebenfalls zurückzuziehen. Der Stich ins Herz der Gäste war jedoch die rote Karte von David Sencar nach dem ersten Gegentreffer, man hatte nun einen psychologischen Nachteil und gleichzeitig einen Mann weniger, um den Rückstand aufzuholen. Die Rieder konnten einfacher durchs Zentrum spielen, was etwa den zweiten Treffer ermöglichte. Ein Pass ins Zentrum erlaubte Hadzic sich schnell zu drehen, das Spiel wurde auf die gegenüberliegende Außenbahn verlagert und der Treffer fiel alsbald. Generell zeigten die Rieder in der Luft eine sehr gute Partie und konnten vor dem gegnerischen Tor einige gefährliche Duelle für sich entscheiden – die Standards waren ebenfalls ganz wie in alten Tagen und trotz keiner extrem schwachen Leistung dürfen sich die Kapfenberger nicht über diese Niederlage beschweren. 18 zu zwei Torschüsse bei 50:50% Ballbesitz sprechen eine klare Sprache, wie man dieses Spiel einordnen kann – und wo die spielphilosophischen Präferenzen beider Teams liegen.
RM schreibt auch für spielverlagerung.de
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Rene Maric
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