Robert Zulj wechselt nach Salzburg – der passende Spielertyp für das Spiel der Bullen?
Bundesliga 7.Januar.2014 Alexander Semeliker 0
Am Montag gab Red Bull Salzburg die Verpflichtung von Robert Zulj bekannt. Bis Sommer 2016 wurde der 21-Jährige unter Vertrag genommen. Der Wechsel wird von manchen kritisch gesehen, da der Tabellenführer in Österreich den deutlich dichtesten Kader hat. Nicht jeder traut ihm zu, sich in der Mozartstadt durchzusetzen.
Zulj galt als heißestes Eisen am österreichischen Transfermarkt, an dem auch ausländische Klubs dran waren. Gerade das ruft viele Kritiker auf den Plan. Woanders sei es einfacher auf genügend Spielzeit zu kommen, so der Tenor. Bevor wir auf seine Chancen bei Red Bull Salzburg eingehen, wollen wir aber noch auf seine Rolle bei der SV Ried blicken.
Zuljs Rolle bei der SV Ried
Die Entwicklung von Zulj in Oberösterreich ist durchaus beeindruckend. Im Sommer 2010 schaffte er quasi reibungslos den Sprung vom Nachwuchs- in den Profifußball. Gleich beim ersten Profieinsatz verzeichnete er gegen seinen Neo-Arbeitgeber einen Assist. In der darauffolgenden Saison kam er dann zwar auf 28 Spiele in der Liga, die meisten davon jedoch als Wechselspieler. Eingesetzt wurde er damals in erster Linie als Stürmer, was jedoch nicht hundertprozentig zu seinem Spielstil passt.
Den Durchbruch schaffte Zulj in der letzten Saison als er hinter Rene Gartler als Zehner bzw. hängender Stürmer agierte. Hilfreich war dabei wohl auch der Umstieg auf die 4-2-3-1-Grundformation. Zwar existiert auch im davor praktiziertem 3-3-3-1 eine vergleichbare Position, allerdings sind die Aufgaben im Allgemeinen anders, insbesondere in der Defensive. Im 3-3-3-1 muss der Zehner gegebenenfalls den alleine agierenden Sechser unterstützen, was dem offensiv ausgerichteten Zulj nur bedingt entgegenkommt.
Zulj hat seine Stärken im Umschalt- und Verbindungsspiel. Im 4-2-3-1 kann er die Räume zwischen den gegnerischen Ketten bespielen, weiß gleichzeitig aber die entsprechende defensive Absicherung hinter und eine Anspielstation vor sich. Im Spiel gegen den Ball kann er zudem seine Stärke im Angriffspressing besser einbringen.
Analogie zu Salzburgs Philosophie
Aus diesem Blickwinkel macht die Verpflichtung für Red Bull Salzburg durchaus Sinn. Unter Roger Schmidt haben sich die Bullen nämlich vom absoluten, offensiven Ballbesitzfußball, wie er etwa unter Co Adriaanse praktiziert wurde, gelöst. Sie sind zwar weiterhin das dominante Team in ihren Duellen, allerdings finden sie den Zugriff vermehrt über ein ausgesprochen starkes Gegenpressing, gefolgt von einem ebenso starken Umschaltspiel. So zählen die Salzburger sowohl in der Europa League als auch in der Bundesliga zu den Teams, die am schnellsten zum Abschluss kommen.
Dass Zulj sich hinsichtlich des Pressings und Gegenpressings von seinen Konkurrenten abheben können wird, ist aufgrund dessen, dass diese Abläufe bei den Bullen sehr gut funktionieren, zwar zu bezweifeln, allerdings dürfte ihm die oben erwähnte Routine bei der Eingliederung entgegenkommen. Vielmehr könnte er eine neue Komponente ins Spiel der Salzburger bringen. Einen vergleichbaren Spielertypen gibt es im Kader aktuell nämlich nicht.
Polyvalenz als Trumpf im Kampf gegen hochklassige Konkurrenz
Im 4-4-2, das Schmidt spielen lässt, sind in aller Regel Jonathan Soriano und Alan im Angriff gesetzt. Die Nachteile dabei sind, dass zwischen den beiden Sechsern und dem Sturmduo gegebenenfalls ein Loch klaffen kann. Bisher wurde das dadurch aufgefangen, dass ein Sechser häufig nach vorne pendelte – insbesondere Christoph Leitgeb machte das gegen Ende der Herbstsaison ausgezeichnet. Andererseits bleibt die Gefahr, dass der Gegner, wenn dieser mit drei nominellen Zentrumsspieler agiert, die Mitte überladen kann.
Andererseits ließ sich auch Soriano situativ fallen um die Verbindungen nach vorne herzustellen – ein Paradebeispiel dafür war das 1:0 gegen Rapid am 22.Spieltag der letzten Saison. Die Kehrseite davon ist wiederrum, dass man dadurch etwas von der enormen Torgefahr des Spaniers einbüßt. In den letzten acht Spielen, die Soriano verletzungsbedingt verpasste, sah man, dass Salzburg ein adäquater Ersatz fehlt. Valon Berisha, der ihn meist ersetzte, verfügt zwar wie Zulj über sehr gute Fähigkeiten im Verbindungsspiel, jedoch kommen diese beim Norweger eine Etappe tiefer besser zur Geltung.
Mit Zulj können die Salzburger zwischen 4-4-2, 4-4-1-1 und 4-2-3-1 beliebig und bedenkenlos umschalten. Als Stürmer könnte er seine Geradlinigkeit Richtung Tor ausspielen, als hängende Spitze seine Stärke im Verbindungsspiel und als Zehner vermehrt seine technischen Qualitäten im Kombinationsspiel einbringen. Zudem ist er im Rückwärtspressing konsequenter als Soriano und fühlt sich im Angriffspressing wohler als Berisha oder auch Kevin Kampl, der ebenfalls im zentralen offensiven Mittelfeld agieren kann.
Diese Polyvalenz ist für Zulj, der gewissermaßen ein Hybridtyp aus den genannten Spielern ist, wohl der größte Trumpf um gegen die hochklassige Konkurrenz bestehen zu können bzw. Einsatzzeit zu sammeln und den anvisierten Sprung ins Ausland („Salzburg sollte nicht die Endstation meiner Karriere sein“) zu schaffen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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