Rückblick auf das erste Bundesliga-Viertel: Wiener Neustadt überrascht, Sturm mit Verletzungssorgen und Ried konstant
Bundesliga 28.September.2011 Daniel Mandl 0
Das erste Viertel der Saison 2011/12 in der tipp3-Bundesliga ist seit Sonntag absolviert. Zeit also um die einzelnen Teams einmal genauer zu beleuchten und ein erstes Fazit zu ziehen. Im ersten Teil des Mannschaftsüberblicks beschäftigten wir uns mit den Plätzen zehn bis acht. Heute sind die drei nächsterfolgreichen Mannschaften dran!
SC WIENER NEUSTADT
Für viele Experten war der SC Wiener Neustadt nach dem Ausstieg von MAGNA Abstiegskandidat Nummer Eins. Zu viel Qualität wurde abgegeben, teilweise Bundesliga-unerfahrene oder –gescheiterte Spieler wurden verpflichtet. Der neue Trainer, Peter Stöger, schaffte es aber bereits am ersten Spieltag mit seiner Elf zu überraschen und gewann in Mattersburg mit 2:1. Unvergessen das Tor zum 1:0 von Jörg Siebenhandl durch einen Freistoß aus rund 80 Metern. Bereits in der ersten Begegnung sah man die genaue Handschrift vom neuen Coach, die Neustädter spielten in einem 4-2-3-1 und dies sehr diszipliniert und geschickt. Die Mannschaft weiß was sie kann und versucht keine Wunderdinge, ja gar Sturmläufe. Auch gegen Rapid hatte man Pech, da die beiden Gegentore erst in den letzten Minuten passierten. Gegen die Admira war man danach jedoch chancenlos (0:3). Genau in der Zeit als der Verein mit Verletzungssorgen zu kämpfen hatte, fing sich das Team wieder und holte gegen Wacker Innsbruck in einer ganz schwachen und an Ideen armen Partie ein Unentschieden. Als wohl wichtigster Sieg darf für die Niederösterreicher der Sieg bei Kapfenberg (2:0) eingeordnet werden. In dem Spiel machten zum ersten Mal die jungen Willi Evseev und René Felix auf sich aufmerksam.
Der Kader bewies vor allem aufgrund der anhaltenden Verletzungssorgen, dass genügend Material vorhanden ist und unerfahrene Spieler wie Innenverteidiger Matthias Maak sofort in die Bresche springen können. Im System von Trainer Stöger sind vor allem die beiden defensiven Mittelfeldspieler der Schlüssel zum Erfolg. Sowohl Mario Reiter als auch Michael Stanislaw müssen hier unglaublich viel Laufarbeit verrichten. Wie unkonstant die Leistungen noch sind, zeigten die vergangenen Runden, wo nach herben Niederlagen (0:5 bei Sturm, 0:3 in Salzburg) stets ein Remis (1:1 gegen Austria, 2:2 gegen Ried folgten). Torhüter Jörg Siebenhandl, der eigentlich als Nummer drei in die Saison gestartet war, zeigte sich äußert konstant und darf als einziger Torwart angesehen werden, der noch keinen Fehler machte, der zu einem Gegentreffer führte. Des Weiteren hat der 21-jährige Schlussmann sogar schon einen Treffer auf seinem Konto. Die Belohnung folgte am Dienstag durch die Einberufung ins Nationalteam für die Länderspiele in Aserbaidschan und Kasachstan.
FAZIT: Wiener Neustadt bietet keinen offensiven und angriffsorientierten, sondern einen auf Sicherheit und Kompaktheit ausgerichteten Fußball. Trainer Stöger kennt ganz genau die Vor- und Nachteile seines Teams und versucht dies seinem Kader zu vermitteln. Das System (4-2-3-1) scheint für das vorhandene Spielermaterial genau das richtige zu sein. Wenn die Mannschaft vor einer längeren Niederlagenserie verschont bleibt, ist der Ligaerhalt absolut möglich. Wiener Neustadt hat bisher schon den einen oder anderen Experten durch positive Ergebnisse und Leistungen überrascht.
SK STURM GRAZ
Der Vorjahresmeister startete auch aufgrund der internationalen Belastung nicht gut in die Meisterschaft. Die Abgänge Mario Kienzl und vor allem Gordon Schildenfeld konnten nicht kompensiert werden, die Defensive war äußerst instabil und in der Offensive fehlten meist Ideen und Durchschlagskraft. In den ersten beiden Partien (1:1 bei Ried, 2:2 gegen Mattersburg) war dies bereits erkennbar, ganz offensichtlich wurde es dann bei der 0:3-Klatsche im Steirer-Derby bei Kapfenberg. Trainer Franco Foda musste aufgrund der englischen Wochen immer wieder rotieren und so konnte sich keine Stammelf finden und schon gar keine Sicherheit im Spiel der Grazer. Der Titelverteidiger rüstete nach und durch die Verpflichtungen von Innenverteidiger Milan Dudic, Mittelfeldspieler und Heimkehrer Jürgen Säumel und Angreifer Darko Bodul wurde der Kader in der Breite und Spielstärke eindeutig verbessert. Alle drei waren beim ersten Saisonsieg (1:0 gegen Rapid) in der Startelf und sorgten für neue Impulse und Qualität. Jürgen Säumel zeigte sich als Glückgriff und stabilisierte das defensive Mittelfeld, gab dem Team Sicherheit und überzeugte durch seine Zweikampfstärke. Es folgten ein 1:1 bei Salzburg und ein 5:0-Heimsieg gegen Wiener Neustadt. In diesem Spiel zeigten die Grazer was mit dieser Mannschaft möglich ist. Offensiv wie Defensiv ist enormes Potential vorhanden, das Spiel der Grazer ist sehr variantenreich und nicht ausrechenbar.
Mit Imre Szabics verfügt das Team über einen der spielerisch stärksten und abgebrühtesten Spieler der Bundesliga, der Ungar plagt sich jedoch schon die gesamte Saison mit Verletzungen herum. Dudic und Burgstaller bildeten mitunter ein sicheres Innenverteidigerduo, was fehlte ist die Konstanz. Die Grazer haben bzw. hatten aber auch mit extremen Verletzungssorgen (teilweise fehlten neun Spieler) zu kämpfen. Auf den überzeugenden Heimsieg gegen Neustadt, folgte ein 2:4 bei der Admira. Dann ein Remis (1:1 gegen Innsbruck) und wieder eine Niederlage (1:2 bei der Austria). Bei der Niederlage bei der Admira hatten sich die Grazer den Vorwurf gefallen lassen müssen durch Unachtsamkeiten, Undiszipliniertheiten und leicht vermeidbaren Fehlern in der Defensive verdient verloren zu haben. In den beiden letzten Spielen zeigte sich das Team von Trainer Foda jedoch wieder spielerisch und taktisch verbessert. Vor allem bei der Austria war man mindestens ebenbürtig, kassierte aber fünf Minuten vor Spielende noch den Treffer zum 1:2. Die Leistungen waren gegen Ende hin wieder ansprechend, das Team steht in der Defensive wieder sicherer.
FAZIT: Die ständigen Diskussionen um Trainer Franco Foda sind kein Grund für die Inkonstanz der Grazer, sondern vielmehr die Mehrfachbelastung durch die internationalen Spiele und das große Verletzungspech. Sowohl die Mannschaft als auch Foda erwähnen dies, oder jammern in der Öffentlichkeit darüber. Auch dies ist eine Philosophie des deutschen Trainers, der wieder zwei wichtige Spieler vor der Saison verloren hatte. Sturm wird sich stabilisieren und wird die vorderen Plätze in Angriff nehmen, ein internationaler Startplatz ist möglich.
SV RIED
Was waren das nur für aufregende Wochen für Trainer Paul Gludovatz und sein Ried im ersten Meisterschaftsviertel. Mit Schrammel, Stocklasa, Radlinger, Hackmair, Prettenthaler (er brach einer Frau in einer Discothek die Nase und wurde gerichtlich bestraft) und Brenner verließen zum Teil wichtige Spieler den Verein. Die Rieder zeigten sich davon wenig beeindruckt und starteten gut in die Meisterschaft. Trainer Gludovatz ließ seine Elf wieder im 3-3-3-1-System spielen. Oliver Glasner war der bekannt wichtige Spieler in der Verteidigung, das Sprachrohr am Platz und Stabilisator in der Abwehr. Neben ihm überzeugte der 23-jährige Thomas Reifeltshammer und spielte, als ob er schon seit zehn Jahren in der Bundesliga auflaufen würde. Ein Remis zuhause gegen Meister Sturm und eine ganz unglückliche Niederlage bei der Austria (abgerissene Flanke von Suttner führte in der Nachspielzeit zum 1:2) zeigten, dass man spielerisch mit den Topteams der Liga mithalten kann. Bei Rapid waren die Oberösterreicher das etwas schlechtere Team, die chancenreiche und spielerisch gute Partie endete torlos.
Das internationale Weiterkommen gegen Bröndby musste man jedoch mit einem herben Verlust bezahlen: Oliver Glasner wurde nach einer Akut-Operation ein Blutgerinnsel entfernt (der Spieler war vor der Partie in Kopenhagen kollabiert) und der 37-Jährige beendete daraufhin seine aktive Karriere. Dazu kam noch, dass die Austria in letzter Sekunde Florian Mader in einer Nacht- und Nebelaktion durch eine Option in seinem Vertrag verpflichtete und Daniel Royer wechselte kurz vor Ende der Transferperiode nach Deutschland zu Hannover. Gegen Salzburg zeigten sich die vielen Strapazen und die Innviertler verloren klar mit 1:3.
Ein sehr wichtiger Sieg gelang Ried in Runde 5. Die Elf von Trainer Gludovatz glich zweimal nach Rückstand aus, Routinier Stefan Lexa traf in letzter Sekunde mit einem Freistoß zum 3:2-Sieg in Mattersburg. Die SV verpflichtete noch Daniel Beichler, der das Angriffsspiel der Rieder belebte und sich als absolute Verstärkung zeigte. Die beiden folgenden Spiele konnten gewonnen werden (1:0 gegen Kapfenberg, 5:0 in Innsbruck), dann folgten zwei Remis (1:1 gegen Admira, 2:2 in Neustadt).
Neuzugang Casanova wusste in den letzten vier Spielen zu gefallen, der Spanier dürfte endgültig in der Liga angekommen sein und besticht durch Torgefahr, Schnelligkeit und Technik. Stefan Lexa sorgt noch immer für Dampf über die Außenbahn, Daniel Beichler ist wie gesagt eine Bereicherung im Offensivspiel der Rieder. Die Junge Abwehr mit Karner (21), Riegler (23) und Reifeltshammer (23) ist nicht immer fehlerfrei, macht aber alles in allem einen guten und stabilen Eindruck, was aufgrund des Alters der drei Defensivspieler bemerkenswert ist. Die Rieder steckten die vielen Abgänge sehr gut weg, vielleicht auch weil sie es schon gewohnt sind immer wieder die besten Spieler zu verlieren. Das Team verfügt auch über flexible Spieler wie Hinum und Hadzic, die mehrere Positionen spielen können. Auch das ist eine Stärke des Pokalsiegers.
FAZIT: Ried gilt schon lange nicht mehr als eine Mannschaft, die sich hinten reinstellt und wartet was der Gegner macht. Das Team von Trainer Gludovatz hat ein genaues und klares, aber auch variantenreiches System gefunden. In der Offensive besitzt man mit Beichler, Lexa, Casanova, Carril über genügen individuelle und spielerische Klasse. Die Jungen Spieler wie Reifeltshammer, Zulj und Ziegl konnten überzeugen. Äußert bemerkenswert auch wie die Rieder die vielen Rückschläge immer wieder wegsteckten. Die Mannschaft beweist dadurch sehr viel Charakter und scheint äußert stabil innerhalb zu sein. Ob es für einen internationalen Startplatz diese Saison reicht, bleibt abzuwarten.
Otto Rosenauer, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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