Ruhe um Rapid: Keine großen Aktivitäten in der Transferzeit, dafür zwei Rückkehrer
Bundesliga 15.Januar.2014 Daniel Mandl 0
Beim SK Rapid Wien wird sich im Winter nicht besonders viel verändern. Transfervorhaben hat der Rekordmeister, dessen neuer Sportdirektor Andreas Müller vor einer Woche seinen Dienst antrat, keine. Es sei denn, jemand verlässt den Verein, was aktuell als nicht wahrscheinlich gilt. Kleinere Adaptierungen am erweiterten Kader sind dennoch zu erwarten.
Die Anzahl der Transferaktien des Rekordmeisters hält sich derzeit in Grenzen: Am Lautesten ist es derzeit um Louis Schaub, den der Verein aber zum momentanen Zeitpunkt nicht ziehen lassen wird. Was wiederum für den 19-Jährigen mit erst 37 Ligaspielen auf dem Buckel kein Fehler ist. Ein mittlerweile „fertiger“ Spieler, der ebenfalls Potential für einen Wechsel hätte, wäre Christopher Trimmel. Der Vertrag des Ersatzkapitäns läuft aus und seine offensiv geprägte Spielanlage als Außenverteidiger, sowie seine stark verbesserte Athletik und Robustheit könnten für andere Klubs interessant sein. Noch ist es allerdings sehr ruhig um den 26-Jährigen.
Boyd und Burgstaller müssen weiterträumen
Spieler, die noch vor einigen Monaten von Auslandstransfers träumten, gerieten hingegen wieder ein wenig ins Hintertreffen. Terrence Boyd erzielte im Herbst zwar zwölf Pflichtspieltore, stagniert jedoch in seiner Technik, was internationalen Scouts nicht verborgen blieb. Guido Burgstaller wurde im Vergleich zur Vorsaison effizienter, zeigte dennoch weiterhin sein typisches, wenig geordnetes Spiel und wurde zwischenzeitlich von einer Bänderverletzung zurückgeworfen. Auch bei ihm ist ein Abschied im Winter sehr unwahrscheinlich.
Schimpelsberger und Alar wieder an Bord
Rapids „Neue“ im Winter, wie es Trainer Zoran Barisic beschrieb, sind die Achillessehnen-Rückkehrer. Michael Schimpelsberger und Deni Alar stoßen nach ihren langwierigen Verletzungen wieder zum Team, was Rapid etwas flexibler macht. Alar bestritt seine letzte Partie im Mai 2013 und dürfte auch nach seiner Rückkehr auf unterschiedlichen Positionen zum Einsatz kommen – allerdings unter veränderten Vorzeichen.
Alar am ehesten Stürmer oder Rechtsaußen
In der vergangenen Saison durfte der spielstarke Alar nicht nur als Stürmer, sondern auch als Rechtsaußen, Linksaußen und im offensiven Mittelfeld ran. Da Louis Schaub im ersten Halbjahr 2013 aber noch keine große Rolle spielte und das aktuell praktizierte System mit – mehr oder weniger – drei Achtern auf der Zentralachse damals noch nicht ausgereift war, wird die „Zehnerposition“ für Alar wohl kein Thema mehr sein. Neben einer Rolle als Solospitze, um die Alar sich mit Terrence Boyd matchen muss, kommt aber auch der rechte Flügel wieder in Frage. Da Marcel Sabitzer und Dominik Starkl, zwei Kandidaten für die Position als Rechtsaußen, ihren Grundwehrdienst abliefern müssen, könnte ein fitter Alar sogar Stammspieler auf der rechten Seite werden. Die sportlichen Stagnationsprobleme junger Spieler während ihrer Bundesheerzeit kennt man ja…
Rochade zwischen zwei inversen Flügelspielern
Dies würde insofern passen, dass Guido Burgstaller als Linksaußen gesetzt sein dürfte und aufgrund seiner Positionsuntreue ein idealer Rochade-Spieler für den Linksfuß Alar wäre. Dass der Rechtsfuß Burgstaller links und der Linksfuß Alar rechts spielen würden, passt aufgrund des vereinfachten Zugs zum Tor auch zur Spielweise der beiden Kicker, die aus jungen Jahren Stürmerblut mitbrachten. Eine Variante mit Alar und Boyd als Doppelspitze wäre eine weitere taktische Option, die aber aufgrund der Flügelspielerlastigkeit Rapids äußerst unwahrscheinlich ist bzw. nur situativ in brenzligen Schlussphasen praktiziert werden wird.
Bitte warten, Michael Schimpelsberger
Die Rückkehr von Michael Schimpelsberger hat wohl keine gravierenden Auswirkungen auf das Spiel Rapids, weil Christopher Trimmel als Rechtsverteidiger gesetzt ist. Auch Schimpelsbergers optionale Positionen als Sechser oder Innenverteidiger sind bei den Grün-Weißen doppelt besetzt, wodurch der Rückkehrer vorerst wohl auf Einsätze warten muss. Auswirkungen hat die Rückkehr des ehemaligen Holland-Legionärs aber auf den jungen Mario Pavelic, der auf der Rechtsverteidigerposition wieder ins dritte Glied rücken dürfte.
Pavelic als neue Option auf der linken Abwehrseite
Allerdings wütete bei Rapid sogar im Urlaub der Verletzungsteufel und Linksverteidiger Stephan Palla kehrte aus seinem Snowboard-Urlaub mit einem Schlüsselbeinbruch zurück. Somit stehen Rapid auf der linken Abwehrseite nur noch Schrammel und Denner zur Verfügung. Angesichts dessen, dass Pavelic, der größere Fortschritte macht als Denner, eher von Barisic forciert wird, sind für den 20-Jährigen Einsätze als Linksverteidiger ebenfalls nicht unwahrscheinlich. Diese Position spielte er in der Kampfmannschaft beim 0:0 gegen Wiener Neustadt erstmals. Pavelic verlängerte seinen Vertrag bei Rapid, wie auch sein Kollege Dominik Starkl, gestern bis 2017.
Pichler nach Ried
Den Verein verlassen wird Harald Pichler. Der 26-Jährige kam zuletzt immer seltener zu Einsätzen und fabrizierte im Laufe der Herbstsaison teils haarsträubende Fehler. In der Europa League durfte er gar nur im Auswärtsspiel gegen Dila Gori im Playoff ran. Den Kärntner zieht es nun ins Innviertel, wo er bei der SV Ried einen Vertrag bis zum Sommer 2015 unterzeichnete. Trotz Pichlers Abgang ist nicht unbedingt mit einem neuen Spieler zu rechnen. Die Agenden des kampfstarken Blondschopfs könnte etwa auch der flexible Brian Behrendt übernehmen, der neben seiner angestammten Sechserposition plötzlich auch den Titel des dritten Innenverteidigers innehaben dürfte. Im äußersten Notfall gibt es zudem Maximilian Hofmann, der nach seiner roten Karte im Auswärtsspiel bei Sturm Graz bei den Amateuren einen soliden Eindruck machte.
Und dann wäre da noch Lukas Königshofer, der nach 1 ½ Jahren Stammplatz keine Chance mehr auf Einsätze hat. Der 24-Jährige schaut sich nach einem neuen Verein um – sein Vertrag endet im Sommer.
Mit Altbewährtem ins Frühjahr
Insgesamt setzt Rapid auch in der zweiten Saisonhälfte auf die eigene Jugend und wird Hamsterkäufe vermeiden. Andreas Müllers Arbeit wird wohl erstmals gemessen werden, wenn es darum geht, vorrausschauend den Kader für die Saison 2014/15 zusammenzustellen. Bis dahin sollte das Spielermaterial Rapids gut genug sein, um sich für einen europäischen Startplatz zu qualifizieren. Mehr als das ist aufgrund der Salzburger Übermacht ohnehin nicht drin.
Rotation?
Interessant wird auch sein, wie Zoran Barisic mit der voraussichtlich größeren Kaderdichte umgehen wird. Mit Schimpelsberger und Alar kommen zwei Spieler zurück und Barisic ist dafür bekannt, gerne zu rotieren – auch um all seine Spieler bei Laune zu halten. Rapid hat zwischen dem 9.Februar und dem 10.Mai aber nur 15 Spiele, was einem Spiel alle sechs Tage entspricht. Angesichts des Monsterprogramms, das Rapid im Herbst abspulen musste, ein relativ geringes Problem für die Physis der Spieler. Ob Barisic die zweite Saisonhälfte jeweils mit seiner besten Mannschaft angeht, um einen noch eingespielteren Grundstock zu formen, oder trotz geringerer Belastung den gesamten Kader nutzen wird, wird ein entscheidender Indikator sein, um seine mittel- bis langfristige Philosophie besser bewerten zu können.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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