Der SK Rapid Wien befand sich in einer Umbruchsaison. Der Klub mit dem zweithöchsten Budget nach den Salzburgern gab als Ziel aus, sich für... Saisonrückblick: Der SK Rapid wird in der Übergangssaison Vizemeister

Der SK Rapid Wien befand sich in einer Umbruchsaison. Der Klub mit dem zweithöchsten Budget nach den Salzburgern gab als Ziel aus, sich für die Europa League zu qualifizieren. Der Meistertitel wäre auch noch lange drin gewesen, letztlich wurde es der zweite Platz.

Eine Elf weg

Zu Beginn der dritten Ära Peter Schöttel – zuerst Spieler, dann Sportdirektor, nun Trainer – beim SK Rapid verließen einige Spieler den Verein, teilweise gewinnbringend. Durch die Transfers von Tanju Kayhan, Veli Kavlak (beide Besiktas Istanbul) und Yasin Pehlivan (Gaziantepspor) konnte gutes und durch den Ausfall der Europacup-Einnahmen wichtiges Geld verdient werden. Mit Raimund Hedl (Karriereende), Hannes Eder (Altach) und Thomas Hinum (Ried) verließen weitere Kaderergänzungen den Verein. Für sie kamen Christian Thonhofer (Wiener Neustadt) und Goalie Jan Novota (Dunajska Streda). Mario Konrad (SV Horn), die zuletzt verliehenen Christoph Schösswendter (jetzt Altach, davor FC Lustenau) und Andreas Lukse (jetzt FC Lustenau, davor Vienna) oder auch Andrey Lebedev (Leihe zu FC Lustenau) spielten für Schöttels Planungen für diese Saison keine Rolle.

Im Gegenzug zu den vielen Abgängen bekam Schöttel einige neue Spieler, wie etwa Deni Alar (KSV), Harald Pichler (Wacker Innsbruck) oder Thomas Schrammel (Ried). Darüber hinaus brachte er Guido Burgstaller aus Wiener Neustadt mit. Gemeinsam mit Routiniers wie Steffen Hofmann oder Markus Heikkinen sollte aus den Neuzugängen eine schlagkräftige Elf geformt werden.

Im Winter wurden mit Dominik Wydra und Lukas Grozurek zwei Amateure hochgezogen. Vor allem der ehemalige Sportklub-Linksaußen Grozurek kam zu Einsätzen und überzeugte. Christoph Saurer war auch Peter Schöttel nicht gut genug und wurde zum SC Wiener Neustadt verliehen. Hamdi Salihi verließ die Wiener in Richtung Washington D.C.. Insgesamt war unbestritten, dass die Rapid-Spieler großes Potential hatten, am Feld war davon allerdings nicht immer etwas zu merken.

Winterkönig

Rapid startete mit zwei Siegen gegen die Admira und Wiener Neustadt in die Umbruchsaison. Doch die Ruhe mit dem neuen Trainer hielt nicht lange, da die nächsten fünf Runden nicht gewonnen werden konnte und noch dazu das Derby gegen die Austria verloren wurde. Nach Siegen gegen Kapfenberg (5:1) und Mattersburg (3:0) verloren die Rapidler ein irres Spiel gegen die Admira – 3:4. Danach ging es aber richtig los. Rapid blieb bis zum Winter ungeschlagen, zerlegte Red Bull daheim mit 4:2 und stand vor der Winterpause auf dem ersten Platz. Spielerisch waren die Kicks gegen Kapfenberg (auswärts, 0:0) oder Wacker (daheim, 0:0), nicht immer ein Leckerbissen, aber danach fragte ein paar Monate später ohnehin kaum jemand. Durch die inkonstante Hinrunde der Titelkonkurrenz rund um Red Bull Salzburg konnte sich Rapid zum Jahreswechsel hin bestätigt fühlen, auf einem guten Weg zu sein. Denn letztlich zählen die Punkte und nicht, wie sie erreicht wurden.

Große Chance verspielt

Die Hütteldorfer starteten mit drei wenig prickelnden, torlosen Unentschieden in die Rückrunde. Einem Sieg gegen Ried folgte eine 1:3-Auswärtsniederlage gegen Salzburg. Das waren drei von später sechs Punkten, die auf die Bullen am Ende fehlten. Während die aber in den folgenden zwölf Runden nur bei drei Remis Punkte abgaben, musste sich Rapid Wacker Innsbruck geschlagen geben. Das hitzige Entscheidungsspiel gegen Salzburg daheim, das die Salzburger mit 1:0 für sich entscheiden konnten und damit den Punktegleichstand drei Runden vor Schluss verhinderten, hätte noch einmal eine Wende in Richtung Erfüllung der „Mission 33“ gegeben. Zwischen der zehnten und der 23. Runde blieb Rapid ungeschlagen, konnte aber nur fünf Siege erspielen. Auch in weiterer Folge blieben es die Heimremis, die den Rückstand erklären. Ohne den Punkteteilungen gegen Mattersburg (25. Runde) und Sturm (31. Runde) wäre ein Punkt mehr als bei Red Bull am Konto gestanden, als es zum Entscheidungsspiel kam.

Taktik

Es war wohl das größte Aufgabenfeld für Peter Schöttel – eine passende taktische Ausrichtung für das Offensivspiel zu finden. Ab März/April etablierte Schöttel ein 4-4-1-1-System, welches recht gut funktionierte. Vor der Doppelsechs, die eher auf das Zerstören des Spiels verlegt war, agierte Kapitän Hofmann und Spieler wie Drazan oder Grozurek auf der Seite, davor spielte Burgstaller um Alar herum. Das grundsätzliche Problem des Rapid-Spiels liegt aber in der defensiven Mittelfeldzentrale. Einen Partner, der Hofmann, der 20 Scorerpunkte (sechs Tore, 14 Assists) erreichte und so eine um die andere Saison der wichtigste Offensivspieler war, unterstützt, fand man bei Rapid noch nicht. Thomas Prager konnte an die guten Leistungen beim LASK nicht anknüpfen, Dominik Wydra war noch nicht so weit und das Duo Heikkinen/Kulovits ist für die Spieleröffnung ungeeignet.

Wirklich überzeugen konnte die Defensivarbeit. Der Verbund um Neuzugang Harald Pichler und Mario Sonnleitner ließ nur 30 Tore und sechs Niederlagen zu. Lediglich drei Mal kassierte man mehr als drei Tore, zwei Mal zwei Tore, diese Spiele wurden aber gewonnen. Zum Vergleich: In der Vorsaison kassierte Rapid zwölf Gegentore mehr und verlor gleich elf Mal. Angesichts dieser Zahlen ist es wiederum weniger verwunderlich, dass Schöttel zunächst hier ansetzte.

Moment der Saison

Es hätte so schön sein können – Rapid kämpft sich zum Meistertitel. Aber Steffen Hofmanns Lattenkracher in der 65. Minute, der das 1:1 bedeutet hätte und den berühmten „Rapid-Geist“ im Finish zum Vorschein hätte bringen können, blieb im Konjunktiv. Dass Rapid in dem Spiel noch zwei Elfmeter vorenthalten wurden, trägt auch noch zur Mythenbildung bei.

Fazit

Eines darf nicht unerwähnt bleiben. In den 29 Runden ohne die Spiele, in denen Salzburg nur zwei Punkte geholt hatte, wäre Red Bull deutlich Meister geworden. Knapp 82 Punkte hätten die Mozartstädter geholt, wenn sie so konstant wie davor und danach gepunktet hätten. Dies relativiert den Vizemeistertitel ein bisschen, soll die Leistung von Peter Schöttel aber keinesfalls schmälern. Die Hütteldorfer ließen ihre Klasse nicht immer erkennen, nach vorne fehlte oft die Durchschlagskraft,  weswegen vor allem in den Spielen gegen vermeintlich kleine Gegner nur Unentschieden geholt werden konnten. Doch Rapid ist mit dem zweiten Platz gut bedient, wird in die dritte Qualifikationsrunde einsteigen und dort voraussichtlich anders aussehen als in dieser Saison. Und vielleicht gelingt im folgenden Jahr die „Mission 33“.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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