Die SV Ried hat es wieder geschafft – die Qualifikation zur Europa League. Auch wenn man sich im Cup-Finale den roten Bullen mit 0:3... Saisonrückblick: Die SV Ried schafft es wieder in den Europacup

Die SV Ried hat es wieder geschafft – die Qualifikation zur Europa League. Auch wenn man sich im Cup-Finale den roten Bullen mit 0:3 geschlagen geben musste, so bewies das Management rund um Stefan Reiter ein ums andere Mal, dass auch mit kleinen Mitteln große Erfolge gefeiert werden können.

Aktiver Sommer mit notwendigem Umbruch

Der Umbruch im Sommer zog sich sehr lange. Die wichtigsten Abgänge waren Ewald Brenner und Oliver Glasner, der aufgrund einer Kopfverletzung seine Karriere beenden musste, just vor dem wichtigen Europacup-Spiel in Kopenhagen. Mit Thomas Schrammel (SK Rapid), Peter Hackmair (Wacker Innsbruck), Mark Prettenthaler (KSV), Martin Stocklasa (FC St. Gallen), Daniel Royer (Hannover 96), Florian Mader (FK Austria) sowie Hubert Auer (SV Grödig) und einigen Kaderergänzungen verließ im Grunde genommen eine ganze Elf die Innviertler. Doch nicht einmal diese Abgänge, die zum Teil erst – Mader, Royer – gegen Ende der Transferzeit mitten in der Saison passierten, konnten aus dem ewigen Geheimfavoriten auf den Abstieg einen echten Kandidaten dafür machen.

Mit Nacho Casanova (Alicante CF), Emanuel Schreiner (LASK), Thomas Hinum (SK Rapid), Daniel Beichler (Hertha BSC/Leihe), Bienvenue Basala-Mazana (1. FC Köln/Leihe) oder Maximilian Karner (SV Grödig) und Lukas Rotpuller (FK Austria/Leihe) wurden Spieler geholt, die zwar dem Namen nach nicht so groß sind wie die Abgänge, sie passten sich aber nahtlos an das System der Rieder an. Noch dazu kam den Riedern mit Paul Gludovatz, der den Posten des Sportdirektors bei Sturm Graz Mitte März annahm, auch noch der Trainer abhanden. Aber alles kein Grund, Trübsal zu blasen.

Die Europacup-Saison der Rieder

Die Innviertler, die sich ein Jahr vor dem hundertsten Geburtstag mit dem zweiten Cupsieg der Vereinsgeschichte nach 1998 beschenkten, traten international an. Mit toller Effizienz und der richtigen Portion Glück wurde der Aufstieg gegen Bröndby IF aus Dänemark geschafft. Nach einem 2:0 in der heimischen Keine-Sorgen-Arena sah es auswärts in der 55. Minute schon ganz schlecht aus. Die Dänen führten überlegen mit 4:0. Doch Daniel Royer (71.) und Anel Hadzic (88.), der eine überragende Saison spielte, sicherten den Aufstieg in einem packenden Europacup-Thriller. Der nächste Gegner hieß PSV Eindhoven. War Bröndy schon weit über Ried anzusiedeln, so schien der Philips-Sportverein eine andere Fußballwelt zu sein. Doch die „Wikinger“ steckten nicht auf, holten daheim ein 0:0 und brachten sich in eine gute Ausgangsposition. Kurz vor der Halbzeitpause hätten die Rieder beinahe auf 1:0 gestellt, in der zweiten zog Eindhoven aber durch und gewann 5:0. Die Deutlichkeit der Niederlage ermöglichte aber erst ein haarsträubender Fehler des ansonsten soliden Schlussmannes Thomas Gebauer.

Die Rieder verkauften sich teuer, angesichts der vielen Abgänge und Ausfälle ist die Leistung noch höher anzurechnen. Das 0:5 fiel zu hoch aus. Aber im Sommer hat das Team die Chance zu beweisen, aus den Fehlern gelernt zu haben.

Die Cup-Saison der „Wikinger“

Salzburg hatte es leicht, ins Finale zu kommen, Ried bekam durchaus unangenehme Gegner. Nach einem souveränen 3:0 in Gratkorn war es gegen Götzendorf schon schwerer. Die Niederösterreicher gingen früh in Führung und egalisierten auch den zwischenzeitlichen Rückstand in der 70. Minute. Erst ein spätes Tor von Abwehrchef Thomas Reifeltshammer in der 90. Minute sicherte den Aufstieg. Dann kam der erste dicke Brocken. Am Nationalfeiertag schoss Mittelfeldmann Anel Hadzic den SK Rapid Wien in der 114. Minute aus dem Bewerb. Im Viertelfinale ging es in den Süden Salzburgs, zum SV Grödig. Marco Meilinger hatte zwar früh die Führung hergestellt (11.), Diego Viana (30.) und Lukas Schubert (42.) brachten den Außenseiter aus der Ersten Liga aber noch vor dem Pausentee in Front. Ein Doppelschlag von Robert Zulj (74.) und wieder Meilinger (77.) sicherte aber den Einzug unter die letzten Vier. Mühten die Rieder sich gegen Götzendorf und Grödig noch zum Sieg, so hatte man gegen den Rekordcupsieger FK Austria in der heimischen Arena wenig Sorgen. Zwei Guillem-Tore (18., 73.) sicherten einen nie gefährdeten Aufstieg gegen grottenschlechte Wiener.

Im Finale schließlich mussten in der Anfangsphase gleich zwei Treffer hingenommen werden, der Glaube an die Sensation nach 0:2-Rückstand in der 14. Minute fehlte. Zwar war den Riedern der Wille nicht abzusprechen, alleine die Mittel fehlten gegen die Bullenelf. Diese war – die letzte Niederlage datierte vom 3. März – schlichtweg zu routiniert und abgebrüht. Dennoch war es wieder eine tolle Cupspielzeit mit Siegen gegen Rapid und Austria.

Die Meisterschaftssaison der SV

Die Rieder starteten mau in die Spielzeit, standen am vierten Spieltag nach einem Heim-1:3 gegen Red Bull sogar am letzten Platz. Daraufhin wurden drei Siege in Serie geholt und zwei Mal remisiert. Die grandiose Serie, die die Innviertler am 18. Spieltag zum Herbstmeister machte, wurde nur durch eine Niederlage gegen den SK Sturm Graz am zehnten Spieltag unterbrochen. Das kleine Ried hatte die Schwächephase des großen Salzburg optimal ausgenutzt, ging trotz eines 1:1 gegen Sturm aber als Zweiter in die Winterpause.

Bis zum 25. Spieltag ging es nach dem Winter auf und ab, die Querelen rund um den Abgang von Trainer Gludovatz schienen intern zu schaden. Die Rieder starteten mit vier Niederlagen in Folge in das Frühjahr. Als die Trennung und die Übernahme durch Co-Trainer Gerhard Schweitzer dann endlich offiziell war, hatte sich die Mannschaft schon wieder gefangen. Im April kehrte wieder Nervosität ein, denn das Viertelfinale schwebte über den Köpfen. Nachdem Anfang Mai dann aber das Cupfinale Gewissheit war und Salzburg nach dem Sieg gegen Rapid in der 33. Runde quasi Meister war, wussten in Ried alle: Auch 2012/13 gibt es Europacup in der Keine-Sorgen-Arena.

Taktische Erweiterung

Das bekannte, beliebte und viel beschriebene 3-3-3-1, welches von Gludovatz und Co entwickelt wurde, blieb im Großen und Ganzen bestehen. Allerdings bewiesen die Rieder vor allem im Europacup, dass mit dem 4-2-3-1 ein weiteres, defensiveres System beherrscht wird. Bemerkenswert und Raum für Spekulationen über die Rollenverteilung bietend war, dass der Übergang von Gludovatz zu Schweitzer extrem harmonisch verlief. Dass der Punkteschnitt mit 1,48 zu 1 pro Gludovatz ausfällt, sei auch der Tatsache geschuldet, dass die Mannschaft im Frühjahr den geistigen Fokus auf den Cup legen musste.

Moment der Saison

Hin oder her – der „geilste“ unter vielen tollen Momenten war Anel Hadzic staubtrockener Abschluss in der 88. Minute in Dänemark zum 2:4 und damit zum Aufstieg. Während Beobachter schon ächzten, stöhnten und befürchteten, dass Ried nicht einmal eine Qualifikationsrunde überstehen würde, strafte der in Bosnien geborene Spieler diese Lügen.

Fazit

Obwohl bereits 1912 gegründet, betrat die SV Ried erst 1995 die höchste österreichische Fußballebene. Seitdem beweist der Verein, bei dem der gegenwärtige Trainer Amateur ist, dass mit klaren Vorgaben viel erreicht werden kann. Um es ganz deutlich auszudrücken: Würden Salzburg und Rapid auf europäischer Ebene so viel aus dem kleinen Etat herausholen, müsste man sich über internationale Erfolge absolut keine Sorgen machen.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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