Saisonrückblick Red Bull Salzburg: Moniz schafft die beste Spielzeit der Ära Red Bull und das erste Salzburger Double
Bundesliga 29.Mai.2012 Georg Sander 0
Ricardo Moniz und Niko Kovac haben es geschafft. Meister, Cupsieger, Sechzehntelfinale – das Team spielte die erfolgreichste Saison seit dem Red Bull-Einstieg 2005, holte das historische erste Double für den Salzburger Fußball. Angeführt wurden die Bullen erfreulicherweise von starken Österreichern, allen voran Jakob Jantscher.
Und dann wieder: Umbruch
Mit Saisonende verließen die Salzburger wieder sehr viele Spieler. Die Verträge von Lazlo Bodnar (unbekannt), Milan Dudic (Sturm Graz), Nikola Pokrivac (Dinamo Zagreb), Rabiu Afolabi (AS Monaco) und Gerhard Tremmel (Swansea City) wurden nicht verlängert, Marco Meilinger (SV Ried) und Joaquin Boghossian (Nacional Montevideo) wurden verliehen, die Jungen Christoph Kröpfl (KSV) und Wolfgang Schober (Ried) mussten auch gehen – insgesamt elf Leute. Und so kamen elf neue, Alexander Walke (Greuther Fürth) kam zurück aus Deutschland. In der Defensive verstärkte man sich mit Petri Pasanen (Werder Bremen), Jefferson (RB Brasil) und Chema Anton (Betis Sevilla B) sowie Rasmus Lindgren (Ajax Amsterdam). Für die Offensive kamen Georg Teigl (Juniors) und Alex (RB Brasil) aus dem eigenen Netzwerk, Leonardo (NAC Breda) sollte für Kreativität sorgen, Stefan Maierhofer (Wolverhampton) für die Tore.
Diese Masse an Transfers – von denen sich die Bullen einige definitiv hätten sparen können – war notwendig, da zu Beginn der Saison mit Douglas, Mendes, Schiemer, Zarate und vor allem Alan einige wichtige Spieler verletzt waren. Warum aber Spieler wie Alex, Jefferson oder Anton, die gemeinsam nur auf eine Hand voll Spiele kamen, den eigenen Juniors vorgezogen wurden, ist sehr verwunderlich. Im Winter gingen Roman Wallner (RB Leipzig), Daniel Offenbacher (BW Linz, Leihe), Alex, Jefferson (RB Brasil) und das während der Hinrunde geholte Missverständnis Luigi Bruins. Für sie kamen Jonathan Soriano (Barcelona B) und Cristiano (Atletico Metropolitano) für die Offensive.
Die Roten Bullen im Europacup
Durch den verpassten Meistertitel mussten die Salzburger in der Europa League antreten. Die ersten zwei Runden wurden souverän gemeistert, das Heim-Unentschieden gegen den lettischen Vertreter Liepaja Metalurgs waren allerdings verschenkte Punkte für die eigene Setzung und die Fünfjahreswertung. In den Playoffs waren die Bullen wieder gewohnt verkrampft, verloren auf Zypern gegen Omonia Nikosia und ließen daheim jedwede Durchschlagskraft vermissen, Youngster Martin Hinteregger schoss die Bullen aus der Distanz in die Gruppenphase. Dort erlangte Ibrahim Sekagyas Anschlusstreffer zum 1:3 gegen Paris St. Germain später in der Saison noch enorme Wichtigkeit. Nach einem souveränen 3:0-Heimsieg gegen Slovan Bratislava folgten die Spiele gegen den späteren Finalisten Athletic Bilbao. Auswärts verhalf der Schiedsrichter den Basken zu einem 2:2 – der Elfmeter, bei dem der Stürmer Lindgren in eine Flanke gestoßen hatte, war fragwürdig. Daheim in Wals-Siezenheim war Bilbao eiskalt, gewann 2:0. Dusan Sventos 2:0 gegen PSG, die ohne die großen Stars angereist waren, ermöglichten die Entscheidung pro Salzburg am letzten Spieltag durch einen Sieg in Bratislava. Nach dem frühen 0:2 drehten die beherzt kämpfenden Bullen das Spiel und erspielten sich mit einem 3:2 das Sechzehntelfinale der Europa League gegen Metalist Kharkiv.
Das Heimspiel gegen die starken Ukrainer, die über eine bombenstarke südamerikanische Offensive verfügen, begann ganz schlecht, nach nicht einmal einer Minute stand es nach einem Fehler von Douglas 0:1. Moniz stellte Mitte der ersten Halbzeit um, pokerte hoch und scheiterte. Kharkiv erzielte schnell zwei Tore, damit waren die Bullen nach 41. Minuten KO-Phase de facto draußen. Ein viertes gab es noch oben drauf. Auswärts blieben die Ukrainer konzentriert und gewannen mit 4:1. Die Salzburger ließen den Kampf vermissen, waren deutlich unterlegen und verabschiedeten sich mit einer Gesamtscore von 8:1 aus der Europa League. Mit Schuld trägt sicherlich Moniz, der im Hinspiel zu früh aufs Ganze gehen wollte.
Die Mozartstädter holen den Cup
Sie hatten es nicht schwer. Der Tabellensechste SV Ried im Finale war der schwerste Gegner. Nach einem durch Regen unterbrochenen, souveränen 3:0 gegen den Viertligisten ASK Baumgarten aus dem Burgenland besuchten die Bullen die Slowenen von SAK Celovec. Das 4:0 gegen den Regionalligisten war ebenfalls ein recht einfacher Sieg, aber es war eine tolle Kulisse beim Drittligisten. Gegen Bundesliga-Absteiger LASK sicherten Zarate (71.) und Maierhofer (79.) erst spät den 2:1-Sieg, nachdem Benjamin Freudenthaler die Oberösterreicher in der 51. Minute in Front gebracht hatte. Als nächstes folgte das Match gegen die eigenen Juniors. Die Paarung wird im kommenden Jahr nicht mehr möglich sein, da der ÖFB die Zweitteams richtigerweise aus dem Cup ausschloss. Die Jungbullen kämpften beherzt, waren in Führung gegangen und es stand dann lange 1:1. Erst in der Schlussviertelstunde ließ die erste Mannschaft ihre Klasse aufblitzen und gewann letztlich ungefährdet mit 4:1. Ebenfalls lange dauerte gegen den TSV Hartberg, der zuvor unter anderem den Bundesligisten Sturm Graz aus dem Bewerb warf. Die Steirer gaben alles, mussten sich durch einen dummen Fehler, der zum Tor durch Jantscher in der 79. führte, aber geschlagen geben.
Die Rieder bereiteten sich intensiv auf das Finale im Wiener Ernst-Happel-Stadion vor, die Meisterschaft wurde schleifen gelassen. Doch ein ungestümes Herauslaufen von Goalie Gebauer führte zu einem Elfmeter, den Leonardo satt verwandelte (10.), sowie ein wuchtiger Kopfball von Franz Schiemer (14.) entschieden das Spiel früh. Mehr als ein Lattenkopfball nach einer Eckballflanke brachten die Rieder nicht zusammen. Leonardo würgte in der 58. Minute Stefan Lexa und hätte somit vom Platz hätte fliegen müssen. Das passierte nicht, die Bullen ließen viele gute Chancen auf einen höheren Sieg aus, Hierländer vollendete in der 91. Minute dann einen Konter zum 3:0 und dem ersten Double der Salzburger Fußballhistorie.
Die Salzburger werden Meister
Vorneweg: Hätten die Bullen so konsequent gepunktet, wie bis zur achten und nach der 16. Runde, dann hätten sie am Ende 82 Punkte gehabt. Von Runde neun bis Runde 15 wurden fünf der sechs Saisonniederlagen eingefahren und zwei der neun Remis. Die einzige Niederlage außerhalb dieser Negativserie datiert aus der 23. Runde daheim gegen den SV Mattersburg. Davor und danach präsentierte sich die Elf zwar auch nicht immer sattelfest, gewann aber 19 Mal, oftmals auch eher glücklich. Besonders ausschlaggebend für die Meisterschaft war in der Gesamtheit aber gegenüber Rapid Wien, dass von den vier Spielen zwei gewonnen wurden – genau diese sechs Punkte entschieden die Liga pro Salzburg.
Die Taktik von Ricardo Moniz
Zu Beginn der Saison probierte der Niederländer viel, das typisch holländische 4-3-3 ging aber in die Hose und war wohl mit ein Grund, warum man sieben Spiele in Folge nicht gewinnen konnte. Letztendlich entstand die Stabilität im 4-2-3-1 durch die Rückkehr von David Mendes und der Konstanz von Christoph Leitgeb, auch Dusan Svento bewies auf der Doppelsechs seine Vielseitigkeit. Davor konnten sich die Offensivkräfte entfalten und das passierte auch. In der Offensivbewegung mutierte das defensiv enge 4-5-1 in ein 4-1-4-1, einer aus dem Duo im zentralen Mittelfeld blieb hinten, einer ging vor, die Flügelspieler rückten auf eine Linie mit der Solospitze. Im Vergleich mit den Mitbewerbern – auch in der Gruppenphase der Europa League – gab die variable Mittelfeldzentrale oft den Ausschlag über Sieg und Niederlage. Weder die Abwehr präsentierte sich durchgehend sattelfest, noch war die Verwertung von Großchancen sonderlich gut. Da aber, wo der moderne Fußball entsteht, funktionierte in den entscheidenden Phasen so gut wie alles. Dass Mendes, Leitgeb und Svento über europäische Klasse verfügen, ist auch zu erwähnen.
Moment der Saison
Nachdem der Meistertitel für Salzburg quasi „dazugehört“, ist der Moment der Saison Dusan Sventos Hammer gegen Paris St. Germain. Erfreulich ist vor allem, dass die Überheblichkeit der Franzosen, die auf einige teure Sommereinkäufe verzichteten, bestraft wurde.
Fazit
In einer kuriosen Saison ist der Gewinner Ricardo Moniz. Oft angezählt und vom Stuhl geschrieben, gewann er das Double und brachte sich in eine gute Position, das zu schaffen, was weder Giovanni Trapattoni, noch Huub Stevens schafften – die Qualifikation zur Champions League. Zu Gute halten muss man Moniz allerdings, dass mit Mendes, Schiemer, Alan oder Leitgeb immer wieder wichtige Spieler fehlten. Doch angesichts der letzten Saisonen wird er sich nur an einem messen lassen müssen: Ob es endlich gelingt, in die Champions League einzuziehen.
Georg Sander, abseits.at
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Georg Sander
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