Saisonrückblick: Der schlafende Riese aus Liebenau pirscht sich wieder heran
Bundesliga 14.Juni.2015 Daniel Mandl 0
Die Bundesligasaison 2014/15 ist Geschichte und es ist Zeit Bilanz zu ziehen. Wer waren die Gewinner, wer die Verlierer der einzelnen Vereine? Wer waren die großen Stars, wer die größten Hoffnungsträger der Zukunft. Zudem werten wir im Zuge dieser zehnteiligen Serie noch einmal die Scorerwertung der Effizienz aus und beschreiben, welche Spieler die meisten Tore, Assists und Assist-Assists für ihre Vereine beisteuerten.
Den Endstand und eine Erklärung zur Scorerwertung der Effizienz könnt ihr hier nachlesen.
Heute analysieren wir den Tabellenvierten der Saison 2014/15, den SK Sturm Graz.
Statistiken und Hard Facts
Torjäger: Marco Djuricin (11), Simon Piesinger (9), Roman Kienast (7), Donis Avdijaj (6), Thorsten Schick (5), Marko Stankovic, Daniel Beichler (je 4)
Assistgeber: Thorsten Schick (11), Marko Djuricin, Daniel Offenbacher (je 5), Anel Hadzic (4), Simon Piesinger, Donis Avdijaj, Marko Stankovic, Andreas Gruber (je 3)
Einfädler (Toreinleitungen): Thorsten Schick (9), Daniel Offenbacher, Marko Stankovic, Michael Madl (je 5), Roman Kienast, Anel Hadzic, Christian Klem (je 3)
Scorerwertung der Effizienz – Top-10
47,59 – Thorsten Schick (5 Tore/11 Assists/9 Assist-Assist)
37,42 – Marco Djuricin (11/5/2)
29,00 – Simon Piesinger (9/3/1)
22,64 – Roman Kienast (7/2/3)
22,48 – Daniel Offenbacher (2/5/5)
20,84 – Donis Avdijaj (6/3/2)
20,36 – Marko Stankovic (4/3/5)
15,21 – Anel Hadzic (1/4/3)
11,69 – Michael Madl (1/1/5)
9,87 – Andreas Gruber (2/3/2)
Der Star
Den Star der Grazer hielt es, ebenso wie den Star der Wiener Austria, nur bis zur Winterpause bei den Blackies: Marco Djuricin erzielte im ersten Saisonhalbjahr elf Tore und bereitete fünf weitere vor, ehe er sich Red Bull Salzburg anschloss. Auch wenn der Abgang des Angreifers schmerzte, waren die kolportierten 2,5 Millionen Euro Ablöse Balsam auf der Seele des finanziell ohnehin angeschlagenen SK Sturm.
Die Gewinner
Gewinner gab es in der Saison 2014/15 beim SK Sturm Graz einige, aber die meisten zeigten erst unter Franco Foda ihr wahres Potential. Der größte Gewinner war zweifelsfrei Simon Piesinger, der nicht nur für die Stabilität und Balance im Sturm-Spiel enorm wichtig war, sondern zudem noch neun Saisontreffer erzielte. Der baumlange Mittelfeldspieler ist – so er seine Leistungen der abgelaufenen Saison bestätigen kann – ein heißer Tipp für einen lukrativen Auslandstransfer. Ebenfalls auf der Liste der Gewinner scheint der außergewöhnlich effiziente Thorsten Schick auf. Der Rechtsaußen erzielte fünf Tore, bereitete elf vor, leitete neun ein und führt mannschaftsintern die Scorerliste der Effizienz klar an. Schick ist im Grunde mehr als nur ein Gewinner und der heimliche Star dieser Mannschaft. Ein Prädikat, das auch auf Michael Madl zutrifft. Der Innenverteidiger spielte sich über Sturm in den erweiterten Kader der Nationalmannschaft und bestach mit sehr guten Leistungswerten und knallharten Partien. Auch sein Nebenmann Lukas Spendlhofer ist zu den Gewinnern der Saison zu rechnen.
Die Stagnierenden
Im Mittelfeld der Grazer spielen drei Akteure, die das Potential haben, dem Verein nachhaltig zu helfen, die es aber langfristig verabsäumen das Spiel des SK Sturm in die Hand zu nehmen. Anel Hadzic lieferte kämpferisch eine gute Saison ab, brachte aber zu wenig spielerische Linie ins Mittelfeld. Ähnliches gilt für Marko Stankovic, der zwar wichtig für das Spiel Sturms ist, aber keine Konstanz findet und auf ein sehr gutes Spiel wieder zwei durchwachsene Partien folgen lässt. Höhere Effektivität und eine konkretere Spielweise hätte man auch von Daniel Offenbacher erwartet. Der 23-Jährige machte aber ebenfalls keinen merklichen Schritt nach vorne.
Die Verlierer
In der Saison 2013/14 zeigte Daniel Beichler noch phasenweise ansehnliche Leistungen – 2014/15 war er jedoch ein Totalausfall. In dieser Form ist der 26-Jährige kein passender Akteur für die wieder höher werdenden Anforderungen des SK Sturm Graz. Ebenfalls enttäuschend verläuft die Entwicklung von Linksverteidiger Christian Klem, der unverändert keine Stabilität in sein Spiel bringt und defensiv weiterhin einen Gefahrenherd darstellt. Auch von David Schloffer musste man eine Steigerung im Vergleich zur Vorsaison erwarten, wurde aber enttäuscht. Der größte Verlierer der Saison war aber zweifelsohne Ex-Trainer Darko Milanic, dem im Frühjahr von Franco Foda verdeutlicht wurde, wie es gehen könnte.
Der Unkonventionelle
Im Vorfeld wurde vieles über die Schalke-04-Leihgabe Donis Avdijaj geredet. Man stellte seine „Profifähigkeit“ in Frage, obwohl man sich über seine großen, fußballerischen Möglichkeiten im Klaren war. Avdijaj brachte Unberechenbarkeit und Spielwitz ins Spiel der Grazer. Dass der 18-Jährige noch kein fertig geschliffener Edelstein ist und Leerläufe noch nicht zu vermeiden sind, ist normal und seiner Jugend geschuldet.
Ausblick auf die Saison 2015/16
Der SK Sturm ist in der kommenden Saison wieder bereit anzugreifen. Für punktuelle Verstärkungen wurde bereits gesorgt und es ist nicht zu erwarten, dass die Grazer in der Sommerpause essentielle Spieler verlieren werden. Die Top-3 ist daher nach dem vierten Platz in der Saison 2014/15 für die Steirer fast schon ein Muss. Die große Unbekannte Austria Wien ist bei diesem Unterfangen sicher die konkreteste Hürde, während Rapid und Salzburg diejenigen sein werden, die Sturm vorsichtig und ohne Zwang angreifen kann. Die europäische Bühne ist für den SK Sturm die große Chance, den Verein wieder nachhaltig zu sanieren. Die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League erfordert für die ungesetzten Grazer aber auch eine ganze Menge Losglück.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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