Saisonrückblick: Überlegene Bullen und die Angst vor Leipzigs Aufstiegszwang
Bundesliga 16.Juni.2015 Daniel Mandl 0
Die Bundesligasaison 2014/15 ist Geschichte und es ist Zeit Bilanz zu ziehen. Wer waren die Gewinner, wer die Verlierer der einzelnen Vereine? Wer waren die großen Stars, wer die größten Hoffnungsträger der Zukunft. Zudem werten wir im Zuge dieser zehnteiligen Serie noch einmal die Scorerwertung der Effizienz aus und beschreiben, welche Spieler die meisten Tore, Assists und Assist-Assists für ihre Vereine beisteuerten.
Den Endstand und eine Erklärung zur Scorerwertung der Effizienz könnt ihr hier nachlesen.
Heute analysieren wir den Meister der Saison 2014/15, den FC Red Bull Salzburg.
Statistiken und Hard Facts
Torjäger: Jonatan Soriano (31/Torschützenkönig), Marcel Sabitzer (19), Alan (9), Massimo Bruno (6), Kevin Kampl, Naby Keita (je 5), Valentino Lazaro, Valon Berisha (je 4), Takumi Minamino (3), Marco Djuricin (2 / 11 für Sturm Graz)
Assistgeber: Marcel Sabitzer (17 / meiste Assists), Jonatan Soriano (15), Kevin Kampl (7), Massimo Bruno, Andreas Ulmer (je 5), Valentino Lazaro, Sadio Mané (je 4), Valon Berisha, Takumi Minamino, Nils Quaschner, Christoph Leitgeb, Peter Ankersen (je 3)
Einfädler (Toreinleitungen): Kevin Kampl (15 / meiste Toreinleitungen), Marcel Sabitzer (13), Jonatan Soriano (12), Massimo Bruno (7), Naby Keita, Valentino Lazaro (je 6), Andreas Ulmer, Benno Schmitz, Andre Ramalho (je 4), Sadio Mané, Martin Hinteregger (je 3)
Scorerwertung der Effizienz – Top-10
89,71 – Jonatan Soriano (31 Tore/15 Assists/12 Assist-Assist)
83,38 – Marcel Sabitzer (19/17/13)
39,16 – Kevin Kampl (5/7/15)
30,43 – Massimo Bruno (6/5/7)
23,95 – Naby Keita (5/2/6)
21,54 – Alan (9/2/2)
20,34 – Andreas Ulmer (2/5/4)
18,83 – Valentino Lazaro (4/4/6)
18,37 – Valon Berisha (4/3/2)
12,59 – Takumi Minamino (3/3/2)
Der Star
Er ist zweifelsohne der beste Spieler der heimischen Bundesliga: Jonatan Soriano zeigte auch 2014/15 erneut auf eindrucksvolle Art und Weise wie wichtig er für Red Bull Salzburg ist. Der Torschützenkönig glänzte nicht nur als Vollstrecker, sondern war – wie man es von ihm gewohnt ist – perfekt ins Spiel der Roten Bullen eingebunden. Seine Vertragsverlängerung bis 2018 ist eine sensationelle Sache, denn der 29-Jährige bereichert die Liga wie kaum ein anderer.
Die Gewinner
Als Marcel Sabitzer von Rapid nach Salzburg wechselte, schmähten die Fans darüber, dass er in der Mozartstadt über einen Bankplatz nicht hinauskommen würde. Aber weit gefehlt, denn Sabitzer machte einen enormen Schritt nach vorne und beherrschte gemeinsam mit Soriano die Salzburger Offensive. 19 Treffer, 17 Assists und 13 Toreinleitungen klingen beeindruckend und noch bevor die Transferzeit richtig begonnen hat, wird bereits über den weiteren Verbleib Sabitzers gefeilscht. Der 21-Jährige sträubt sich gegen einen Wechsel nach Leipzig – der Transferrosenkrieg ist bereits eröffnet. Einen weiteren Schritt nach vorne machte auch Martin Hinteregger, der nach und nach zum Leader in der Salzburger Abwehr reifte und ebenfalls nicht mehr weit von einem Toptransfer entfernt ist. Der 22-Jährige gibt sich aber anders als Sabitzer bescheiden, lässt die Gerüchte um seine Person gar nicht erst laut werden, verhält sich äußerst professionell. Stefan Ilsanker schaffte über Salzburg den Sprung nach Leipzig, aber speziell ins Nationalteam. Was man dem robusten Sechser vor einigen Jahren in keinster Weise zugetraut hätte, erarbeitete er sich 2014/15 akribisch. Auch sein Nebenmann Naby Keita konnte sich, vor allem im zweiten Halbjahr, deutlich verbessern. Die größten Gewinner sind natürlich Kevin Kampl und Sadio Mané, die ihre Transfers zu Borussia Dortmund bzw. Southampton fixierten – allerdings legten diese bereits in der Spielzeit 2013/14 den Grundstein dafür.
Die Stagnierenden
Mehr erwarten musste man sich vom belgischen Offensivspieler Massimo Bruno. Der Königstransfer des letzten Sommers wäre in dieser Form keine wirkliche Hilfe für seinen eigentlichen Klub RB Leipzig. Ein wenig stehengeblieben ist auch Valentino Lazaro. Natürlich hat der 19-Jährige noch alle Zeit der Welt sich weiterzuentwickeln, allerdings erhoffte man sich nach einigen Talentproben in der Vorsaison und der vermeintlich leichteren Ausgangsposition in Bezug auf einen Stammplatz, etwas mehr vom dreifachen ÖFB-Teamspieler.
Die Verlierer
Eine – im Vergleich zum Vorjahr – erschreckende Saison spielte Andre Ramalho. Der Brasilianer schien mit dem Kopf oft nicht bei der Sache zu sein, wofür in der Öffentlichkeit sein bevorstehender Wechsel zu Bayer 04 Leverkusen verantwortlich gemacht wurde. In dieser Form wird er bei der Werkself allerdings definitiv kein Land sehen. Schwach präsentierte sich auch der Däne Peter Ankersen, der sich als zu schwach erwies und nun leihweise an den FC Kopenhagen abgegeben wurde, der auch eine Kaufoption auf den 24-Jährigen besitzt. Enttäuschend verlief letztendlich auch die Saison des ungarischen Keepers Peter Gulácsi, der bei weitem nicht mehr so viel Ruhe und Sicherheit ausstrahlte, wie in der Vorsaison. Dieser wurde, wie auch die anderen „Verlierer“ mit einer „Beförderung“ belohnt und wechselt zu RB Leipzig.
Der Unkonventionelle
Das letzte halbe Jahr kann als Eingewöhnungsphase für den Japaner Takumi Minamino tituliert werden. In Ansätzen zeigte der 20-Jährige aber schon, dass er zu einer unberechenbaren Waffe für die Salzburger werden kann. Sicher nicht auf dem Level eines Kevin Kampl, aber dennoch mehr als brauchbar.
Ausblick auf die Saison 2015/16
Natürlich ist Red Bull Salzburg auch in der kommenden Saison der logische Kandidat auf den Meistertitel. Bevor die Roten Bullen aber endgültig eingeschätzt werden können, muss man die traditionell hohe Spielerfluktuation abwarten und richtig bewerten. Mit Ramalho, Gulácsi, Ilsanker, Quaschner und Ankersen verlassen fünf Spieler den Verein fix. Bruno und Sabitzer dürften folgen. Es wird stark darauf ankommen, in welchem Ausmaß die Salzburger nachrüsten und wie viel Kapazitäten Ralf Rangnick für RB Leipzig einfordern wird. Diese zentrale Frage, die bisher noch nicht ansatzweise beantwortet wurde, ist auch der Schlüssel für eine mögliche erste Champions-League-Teilnahme in der Red-Bull-Ära. Angesichts des enormen Aderlasses und des stärker werdenden Fokus auf Leipzig, ist die Titelverteidigung in der tipico Bundesliga aber wohl wahrscheinlicher als ein Auftritt in der Königsklasse.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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