Weniger als 10.000 Fans sahen das West-Derby zwischen dem FC Red Bull Salzburg und dem FC Wacker Innsbruck am Samstag. Zwei Tore von Jakob... Salzburg siegt dank Jantscher im West-Derby mit 2:0 (0:0) – Doch das fehlt den Bullen noch

Weniger als 10.000 Fans sahen das West-Derby zwischen dem FC Red Bull Salzburg und dem FC Wacker Innsbruck am Samstag. Zwei Tore von Jakob Jantscher (50., 64.) entschieden das Spiel, welches ein Klasseteam noch höher gewonnen hätte.

Für beide Mannschaften ging es im Eröffnungsspiel der 29. Runde am Samstag um 16 Uhr um einiges. Die Heimmannschaft musste der Titelkonkurrenz aus Wien vorlegen, die Gäste wollten den Traum vom Europacup prolongieren. Es entwickelte sich im ersten Durchgang ein gefälliges Spiel.

 

 

 

 

 

 

Bereits nach einer Viertelstunde hätten die roten Bullen in Führung gehen müssen. Die Innsbrucker Abwehr rund um Iñaki Bea stand komplett wirr am Beginn des letzten Angriffsdrittels. Leonardo bediente Stefan Maierhofer mit einem perfekten Zuspiel. Dieser offenbarte aber wieder einmal große Mängel in der Ballannahme, vertendelte den Ball fast, brachte ihn aber dennoch aufs Tor. Szabolcs Sáfár parierte fliegend und Gonzalo Zarate fabrizierte das Kunststück, das Spielgerät aus fünf Metern irgendwie zur Mitte zu spielen statt ins leere Tor (13.). Kurz darauf prüfte Christopher Wernitznig nach einem Freistoß Salzburg-Schlussmann Alexander Walke per Kopf (16.). Die Gäste spielten Anfangs gut mit, ließen sich gegen Mitte der ersten Halbzeit zurückdrängen, Martin Svejnoha schlug dem durchbrechenden Dusan Svento den Ball vor der Nase weg, der dann allerdings vor Jantschers Beine landete. Dieser fand aber in Sáfár seinen Meister, als er aus sieben Metern halblinks abzog (31.). Kurz darauf stand der gebürtige Ungar bei einer Flanke schlecht, Maierhofers Kopfball strich aber über die Latte. Auch in der 37. Minute flog eine Flanke aus dem Halbfeld in den Innsbrucker Strafraum, der „Lange“ legte ab, aber Zarate verschätzte sich und traf wieder nicht aus guter Position. Bea trat beim Rausgehen nach dieser Situation auf den Knöchel des Argentiniers, ob Absicht oder nicht, war nicht eindeutig feststellbar.

Der Gefoulte bzw. unglücklich Verletzte blieb in der Kabine, Georg Teigl übernahm seinen Part. Auf der anderen Seite reagierte Walter Kogler und brachte mit Julius Perstaller statt Daniel Schütz einen zweiten echten Stürmer. Doch die Salzburger kamen besser aus der Pause und nach einem klaren Foul kurz vor dem Sechzehner an Svento durch einen Freistoß zur Führung. Maierhofer rollte den Ball noch zentraler vor das Tor. Ibrahim Sekagya räumte das Schussfeld frei und Jantscher drosch die Kugel ins linke Eck. Sáfár war zwar dran, konnte den Ball aber nicht mehr entschärfen – 106 Stundenkilometer waren dann aber doch zu viel (50.). Und dann kam es so, wie es im Fußball oft passierte. Der Außenseiter hatte in der 58. Minute in Gestalt von Miran Burgic nach einer Flanke eine gute Möglichkeit, auszugleichen. Nach einem guten Antritt von Leonardo im Mittelfeld setzte er den auf der linken Flanke völlig übersehenen Jantscher ideal ein, dieser kurvte im Strafraum durch die Abwehr und stellte im Fallen auf 2:0 (64.). Tore, die man nicht schießt…David Mendes hätte in der 71. (alleine vor Sáfár) und der 73. (alleine im Fünfer nach Eckball) noch erhöhen können. Alexander Hauser hätte kurz darauf noch für Spannung sorgen können (75.).

Mangelndes Abwehrverhalten von Wacker

Von Anfang an war die Innsbrucker Abwehr fehleranfällig. Schon bei der ersten Chance, die Stefan Maierhofer verstolperte, präsentierte sich die Viererkette indisponiert. Christian Schwegler spielte einen kurzen Mittelfeldpass und Leonardo erspähte Maierhofer. Doch wo war der Abwehrverbund?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Trotz einer neun zu fünf Überzahl hätte Leonardo, der den Pass gab, auch den rechts onside laufenenden Jantscher einsetzen können. Doch zwei Spieler begleiteten den ballsicheren Brasilianer, drei „übersahen“ den 2,02 Meter großen Maierhofer. Noch eklatanter war die Situation aber beim 2:0:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der 64. Minute befanden sich im Grunde genommen wieder genug Tiroler in der eigenen Hälfte. Während die Zuordnung auf der linken Abwehseite noch halbwegs passt, hätten der eingewechselte Sascha Wörgetter oder Perstaller den Führenden der Torschützenliste sehen müssen. Denn das hatte sich schon oft im Spiel gezeigt: Wenn es vor geht, rückt ein Spieler in der Mitte vor und die Außenspieler ebenfalls.

Die Zentimeter zum Klasseteam

Die Bullen verabsäumten es in den zehn Minuten nach dem zweiten Treffer, noch einen drauf zu legen. Mendes hatte wie erwähnt gleich zwei tolle Einschussmöglichkeiten, lies diese allerdings aus. Der Niederländer lässt trotz seiner Routine die Ruhe vor dem Tor vermissen. Genau diese Konsequenz nach Führungen verhinderte schon die gesamte Saison, dass die Salzburger wegziehen. Ein weiterer Faktor ist Leonardo, der zwar bei vielen Offensivaktionen beteiligt ist, aber in den entscheidenden Phasen, wenn es gilt, auch das zweite oder dritte Tor zu machen, die Konsequenz im Sinne des Auges für den besser postierten Mitspieler vermissen lässt. Wenn der Gegner in der Anfangsphase den Kampf in die Waagschale wirft, ist das vertretbar, wenn wenig zustande kommt. Allerdings muss sich die Mannschaft ein Jahr nach Ricardo Moniz’ Pflichtspieldebut fragen, warum diese Konsequenz fehlt. Es mehren sich jedenfalls Stimmen, dass dies an dem Führungsstil des Trainers liegen könnte. Seine Liebkinder können sich schlichtweg viel erlauben, stellen sich – im Gegensatz zu Jantscher – dann weniger in den Dienst der Mannschaft.

Taktische Kniffe nach der Pause

Während Kogler es nach der Pause mit Perstaller als zweiter Spitze versuchte, setzte Moniz auf Rotation. Nachdem Jantscher und Zarate bereits im ersten Durchgang öfters die Seiten getauscht hatten, agierte Leonardo im zweiten Durchgang statt Svento aus der Tiefe. Der schnelle Slowake beschäftigte die schon etwas ältere Abwehrzentrale sehr gut. Svejnoha (34), Bea (33) und Abraham (32) fehlte einerseits die Schnelligkeit, andererseits hatte sich der Tscheche auf der Sechs mit einer gelben Karte in der 55. Minute der Möglichkeit, hart einzusteigen, beraubt. Ein neuer Abräumer für diese Position wäre wohl eine gute Möglichkeit gewesen, der erfahrenen und brav kämpfende Georg Harding blieb aber auf der Bank.

Das mit der Mauer

Einen weiteren „Trick“ haben die Bullen wieder einmal ausgegraben. Wie schon bei Roman Wallners Freistoßtreffer, der den Meistertitel 2009 auswärts bei Sturm Graz besiegelte, räumte ein Abwehrspieler der Salzburger die Schussbahn frei. War es damals der jetzt verletzte Schiemer, der die gesamte Grazer Mauer verschob, so befreite diesmal Sekagya die Schussbahn. Die Schiedsrichter sind aufgefordert, hierauf ein besonderes Augenmerk zur richten.

Salzburg kommt in Spätform

Dennoch macht die Moniz-Elf das, was gemeinhin zum Meistertitel führt. Seit der ebenso peinlichen wie unnötigen Heimniederlage gegen Mattersburg in der 23. Runde wurde das Heimduell gegen den schärfsten Konkurrenten um die Schale gewonnen, auswärts gegen Mannschaften aus der oberen Hälfte remisiert und gegen den Abstiegskandidaten gewonnen. Daheim konnten alle drei Partien gewonnen werden. Sekagya ist fast wieder bei alter Form, Pasanen, Lindgren und Hinteregger gaben die Assistenten, die Flügelzange aus der magischen EC-Saison 09/10, Ulmer und Schwegler, hält den Edelkickern vorne den Rücken frei. Fangen die Stürmer in Person von Maierhofer und Soriano nun auch wieder an zu treffen, werden wohl auch zwischen Rapid und Salzburg ein paar Punkte kommen.

Wacker Innsbruck fehlt es an Durchschlagskraft

Den wackeren Tirolern wiederum fehlt schlichtweg die offensive Durchschlagskraft. Nur die vor der Saison als Abstiegskandidaten gehandelten Wiener Neustädter und Kapfenberger haben weniger Tore erzielt. Dabei waren die Innsbrucker nicht seltener vor dem Tor, als die Salzburger. Ohne treffende Offensivleute – einer aus dem Trio Wernitznig, Burgic und Hauser hätte durchaus treffen können und müssen – bleibt der Traum vom Europacup ein ebensolcher.

Letztlich setzten sich die Salzburger wieder einmal dank der für die Liga außergewöhnlichen Qualität der Einzelspieler in Gestalt von Leonardo und Jakob Jantscher durch. Wollen sich die Innsbrucker noch einmal ins Spiel um den Europa-Cup einbringen, muss die Defensive konzentrierter und die Offensive konsequenter agieren.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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