Salzburger Nocken mit Paella – Jonathan Soriano ist ein Bulle
Bundesliga 29.Januar.2012 Georg Sander 0
Er netzte in der Saison 2010/11 32 Mal für die B-Elf des FC Barcelona. Jonathan Soriano (26) hat sich gegen Benfica Lissabon und für den FC Red Bull Salzburg entschieden. Wir haben den Check aus dem Sommer neu aufbereitet.
Name: Jonathan Soriano Nationalität: Spanien Geburtsdatum: 24.September 1985 Alter: 26 Hauptposition: Mittelstürmer Nebenpositionen: Hängende Spitze Größe: 179cm Gewicht: 70kg Momentaner Verein: FC Barcelona B Bisherige Vereine: Espanyol Barcelona B, Espanyol Barcelona, UD Almeria, Club Deportivo Ejido, Albacete Balompié.
KOMPLETTER STÜRMER FÜR ZAHLREICHE SPIELFORMEN
Jonathan Soriano ist ein Stürmer, den man als komplett bezeichnen könnte. Er ist mit ungefähr 180 Zentimetern groß genug, um seine Körpergröße durch Sprungkraft in die Waagschale zu werfen, aber auch klein genug, um antrittsschnell zu sein. Er bewegt sich wie ein klassischer Mittelstürmer im Sturmzentrum und fühlt sich dort am wohlsten, wo die Linienrichter schon mal die Fahne zum Abseits in die Höhe reißen. Er ist noch dazu oft zur Stelle, wo es etwas zu erben gibt, beherrscht sowohl das Antizipieren, wo ein Ball wegspringen könnte, als auch das sichere Versenken von Strafstößen. Der quirlige Stürmer weiß im Gegensatz zum altbackenen Knipser aber auch mit einer guten Balltechnik und einem feinen Distanzschuss zu überzeugen.
Bei all der Lobhudelei ob seiner grandiosen Saison mit 32 Toren darf man jedoch zwei Dinge nicht außer Acht lassen. Erstens ist Soriano die letzten Jahre immer wieder verliehen worden, weil er sich nicht dauerhaft durchsetzen konnte, andererseits war er gerade diese Saison von seiner Nummer 9, Nolito, abhängig. Auch wenn neben Salzburg noch so viele Vereine an Soriano dran waren, gilt es für ihn einiges zu beweisen. Diese tolle Saison darf nicht nur ein kleiner Ausreißer nach oben bleiben, sondern soll zum Standard werden. Es birgt natürlich gewisse Gefahren in sich, einen Stürmer, der nur eine gute Saison hatte, zu verpflichten. Im Herbst lief es weniger gut, nach einer Knieverletzung netzte er in neun Spielen vier Mal.
START BEI DEN PERICOS
Im Alter von 15 Jahren schreibt sich Soriano bei dem kleineren Stadtrivalen seines letzten Arbeitgebers ein. Dort durchläuft er die Jugendabteilung und erhält bei Espanyol Barcelona seinen ersten Profivertrag. Parallel dazu spielt er in den spanischen Jugendnationalteams, vor allem bei der U17 und der U21 trifft er oft. Die ersten Bewährungsproben sammelte er im Laufe der Spielzeit 2004/05, in welcher er zwei Spiele fast über die volle Distanz durchspielte, in einem zudem eingewechselt wurde und ohne Torerfolg blieb. Die Partien waren über die ganze Saison verteilt. Im darauf folgenden Jahr kam er wieder nicht über drei Ligaspiele hinaus, debütierte aber in der ersten UEFA-Cup-Runde gegen Teplice und verbuchte zwei weitere Einsätze. Weil er sich in der nächsten Saison überhaupt nicht bewähren kann, wird er erstmals in die Segunda División verliehen, zu Almería. Zurück bei Espanyol gelingen ihm in der Spielzeit 2007/08 immerhin zwei Treffer in der Meisterschaft und einer in der Copa del Rey. Doch das ist Espanyol zu wenig, weswegen er im Winter darauf erneut in die Segunda División verliehen wird, wo er bei Albacete mit einem Tor aber auch nicht überzeugen kann. Jonathan kam über den Status einer Kaderergänzung nicht hinaus.
WECHSEL ZUM STADTRIVALEN UND TRAUMSAISON
2009 schloss Soriano das Kapitel Espanyol nach langen Jahren und wechselte zum großen Rivalen, wo er im B-Team zum Einsatz kam und die Katalanen mit 18 Treffern in die Segunda División schoss. 2010/11 gelang Soriano mehr als eine Bestätigung der Vorsaison, weil er die Fohlen des FC Barcelona mit 32 Toren in 36 Runden auf den dritten Platz in der zweiten Spielklasse im Lande des Weltmeisters ballerte. Sein rechter Fuß ist dabei sein Hauptarbeitsgerät. 12 seiner 32 Saisontore schoss er mit rechts, davon traf er zweimal von außerhalb des Strafraums. Acht Tore konnte er mit links schießen. Fünf Tore erzielte er per Kopf und die restlichen sieben aus Elfmetern, welche er alle mit seinem stärkeren rechten Fuß schoss. Insgesamt spielte er 3011 Minuten und traf somit durchschnittlich alle 88 Minuten. In den letzten zwei Saisonen dürfte sein Spiel instinktiver geworden sein, er antizipiert die Pässe der Mitspieler sehr gut. Vorlagen hat Soriano jedoch keine zu Buche stehen.
SCHNÄPPCHEN
Im Sommer hätten die Bullen noch über 2 Millionen Euro an die Spanier überweisen müssen. Nun waren es gerade zu läppische 500.000 Euro. Ricardo Moniz hat sich lange mit Soriano auseinandergesetzt, wollte ihm ganz genau auf den Zahn fühlen. Im Sommer sperrte der Coach sich noch gegen einen Transfer. Alan zu ähnlich, nicht unbedingt bei der Sache. Doch auch für den Stürmer wurde es langsam aber sicher eng. Mit 26 Jahren ist er nicht mehr der Jüngste und gerade erst von einer Verletzung zurück gekommen. Bei Benfica Lissabon wäre er nur einer von vielen Stürmern gewesen, der einzig echte Konkurrent in Salzburg ist Alan und der ist verletzt.
SORIANO IM SYSTEM VON RED BULL SALZBURG
Aufgrund seiner Torgefährlichkeit und der Tatsache, dass er sich im Strafraum am wohlsten fühlt und nur selten aus der Etappe kommt, passt Soriano ideal zu Red Bull Salzburg. Das Spielsystem von Moniz und Kovac ähnelt der Spielanlage von Barcelona grundsätzlich, da es auf Kurzpassspiel setzt und auf dem holländischen, totalen Fußball basiert, der vor allem in der Vorwärtsbewegung von überraschenden Pässen in die Tiefe lebt. Jonathan Soriano ist definitiv ein Spieler, der international den Unterschied machen kann, wenn die Mannschaft für ihn spielt. Und das Mittelfeld vom Herbst ist schon gut, mit Cristiano da Silva gibt es einen weiteren Spieler mit dem Blick für den tödlichen Pass.
Zurzeit ist die Konkurrenz im Sturm überschaubar, denn Stefan Maierhofer und Roman Wallner sind – galant ausgedrückt – andere Stürmertypen. Vorausschauend ist aber auch zu sagen, dass Alan mehr aus der Tiefe kommt. Auch ein Sturmduo Alan-Soriano ist also denkbar. Der Spanier hat eine große Chance, sich auf europäischer Ebene zu beweisen.
Georg Sander, www.abseits.at
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