Samba oder Flamenco – Red Bull Salzburg auf der Suche nach Verstärkungen
Bundesliga 20.Juni.2011 Daniel Mandl 0
Wie jedes Jahr wird es auch heuer in Salzburg einen Tapetenwechsel geben, allerdings für den Ligakrösus einen der etwas untypischeren Art. Die Abgänge von Tremmel, Dudic, Afolabi, Bodnar, Vonlanthen und Schober, werden größtenteils intern nachbesetzt, wobei „intern“ bei Red Bull ein doppeldeutiger Begriff ist.
Das sportliche Imperium von Red Bull wächst. Die New York Red Bulls führen die Tabelle der Eastern Conference der Major League Soccer an, wobei Superstar Thierry Henry langsam in Schuss kommt (bisher sieben Tore in elf Saisonspielen). Auch die Teams und Akademien in Brasilien und Ghana bringen langsam aber sicher erste transferfähige Spieler hervor. Ein Transfervorteil der Red-Bull-Teams ist der, dass intern wechselnde Spieler nicht einmal den Arbeitgeber wechseln müssen. Mateschitz kann seine über vier Kontinente verteilten Kicker hin- und herschieben, wie es ihm beliebt. Was vorweggenommen auch Salzburg blühen wird sobald Leipzig den Sprung in die zweite deutsche Bundesliga (vielleicht sogar schon Liga 3) schafft, nämlich eine ausgiebige Spielerrochade, die aus Red Bull Salzburg ein besseres U21-Team machen wird, könnte diesen Sommer das „Schicksal“ von Red Bull Brasil werden.
SAMBA IN SALZBURG?
Zwei Spieler von Red Bulls Außenstelle am Zuckerhut sind derzeit zu Besuch in Salzburg. Probetraining. Jefferson und Alex Raffael heißen die Testpiloten. Ersterer, 25 Jahre alt, ist ein linker Außenverteidiger, der für seine Laufstärke und Technik bekannt ist und seit drei Saisonen ein fixer Bestandteil der Red Bulls Brasil ist. Alex Raffael könnte schon bald Bestandteil eines südamerikanischen Angriffs in Salzburg sein: Der 23jährige erzielte in der brasilianischen State Championship 24 Treffer in 89 Spielen und könnte schon bald neben Alan stürmen.
ODER DOCH FLAMENCO?
Ricardo Moniz ist als Fachmann bekannt, der die Schwerpunkte des modernen Fußballs versteht und forciert. Ein wesentlicher Schwerpunkt des modernen Spiels ist zweifelsohne die Position des Außenverteidigers, die Moniz bereits in seinen Anfängen als Bullen-Cheftrainer sehr flexibel auslegte, etwa Angreifer Stefan Hierländer als rechten Verteidiger aufbot, um die Position möglichst offensiv auslegen zu können. Daher kommt es nicht von ungefähr, dass Jefferson nicht der einzige „Deckel“ auf dem Prüfstand des holländischen Übungsleiters ist. Der in Alicante geborene José María Antón Samper, genannt „Chema“, ist der zweite Kandidat für die Position des linken Verteidigers. Der 22jährige spielte zuletzt in Spaniens dritthöchster Spielklasse für die B-Elf von Betis Sevilla, davor auf demselben Level für die Reservemannschaft von Real Madrid. Im spanischen U19-Team war Chema bis 2008 gesetzt, für die U21-Auswahl fehlte nach einer schwachen und verletzungsintensiven Saison 2009/10 die Bühne. Auch Chema gilt als Außenverteidiger, der seine Rolle offensiv auslegt, nicht um Flankenläufe verlegen ist. Beide Linksfüße für die Abwehr werden voraussichtlich nicht kommen, aber einer aus dem Duo Chema/Jefferson ist ein heißer Kandidat für eine Position, die – nicht zuletzt aufgrund Andreas Ulmers langwieriger Verletzung – in Salzburg nicht immer fest besetzt war.
JUNGE RÜCKEN NÄHER ANS TEAM
Das System von Red Bull Salzburg teure Legionäre mit großen Namen zu verpflichten, ist zumindest für den Beginn der Ära Moniz ad acta gelegt. Sicher wird der ewige Titelfavorit punktuell nachbessern und den einen oder anderen Führungsspieler holen. Werder Bremens ruhiger Allrounder Petri Pasanen weilt bereits in Salzburg, soll die Abwehr der „Bullen“ stabilisieren. Darüberhinaus setzt Moniz auf einige Akteure aus der überlegenen Meistermannschaft der Regionalliga West: Die Red Bull Juniors deklassierten die Konkurrenz und die Stützen des Teams werden noch näher an die Bundesligaelf rücken: Teigl und Hinteregger haben ohnehin schon einen Fuß in der Tür, Meilinger und Offenbacher könnten folgen. Und dann wären da noch Talente, die vorerst noch niemand auf dem Zettel hat: Etwa der 17jährige Mittelfeldspieler Stefan Savic oder Topscorer Danijel Prskalo (20), der von Schalkes B-Elf zu den Juniors wechselte, Anlaufschwierigkeiten hatte, aber im Frühjahr regelrecht explodierte. Von April bis Juni erzielte der Angreifer in acht Wochen elf Tore. Übrigens: Auch bei den Juniors kicken bereits ein paar Brasilien-Importe! Für Innenverteidiger André Ramalho (19) und Mittelfeldspieler Gabriel Alleoni (18), der bereits fantastische Anlagen aufblitzen ließ, wird es vorerst schwer sein, sich ins Team zu spielen. Etwas größere Chancen hat Stürmer Jonathan Rafael (19), der vergangene Saison immerhin acht Pflichtspieltore erzielte.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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