SC Wiener Neustadt verpflichtet Arvedin Terzic: Wo ist Platz für den 23-jährigen Bosnier?
Bundesliga 7.Januar.2013 Daniel Mandl 0
Der SC Wiener Neustadt verstärkte sich für den Abstiegskampf mit dem ehemaligen Rapid-Nachwuchsspieler Arvedin Terzic. Der 23-Jährige kommt vom zweitklassigen FC Lustenau und wird in Niederösterreich erstmals Bundesligaluft schnuppern. Aber ist er ein Spieler der Sorte, die im knallharten Abstiegskampf den Unterschied ausmachen kann?
Dass der gebürtige Bosnier Terzic im Alter von 23 Jahren zu seinen ersten Bundesligaeinsätzen kommen wird, kommt für Leute, die Terzic bereits länger beobachteten, überraschend. Eigentlich hätte man seinen Durchbruch schon vor einigen Jahren erwartet. Es war wohl die Leichtfüßigkeit des Mittelfeldspielers, vielleicht aber auch eine notwendige (?) Knochenmühle in der Regionalliga, die einen früheren Aufstieg zum Bundesligakicker verhinderte.
Mitglied einer prominent besetzten Amateur-Elf Rapids
Im Alter von 18 Jahren stieß Terzic zur Amateurmannschaft des SK Rapid Wien, nachdem er zuvor in der U18-Jugendliga auf sich aufmerksam machte. Im Sommer 2008, 19-jährig, zeigte Terzic in der Regionalliga Ost erstmals auf, erzielte in seinen ersten sechs Saisonspielen fünf Tore – als linker Mittelfeldspieler. Einige von Terzics Teamkollegen aus damaligen Zeiten legten eine rasantere Karriere hin: Tanju Kayhan und Yasin Pehlivan spielen nun in der Türkei, Christopher Trimmel trug mittlerweile einmal die Rapid-Kapitänsschleife, Thomas Bergmann und Stephan Palla spielen bei anderen Bundesligaklubs, Christopher Drazan steht vor einem Wechsel nach Deutschland und Philipp Prosenik kickt in der Primavera des AC Milan.
Dynamisch am linken Flügel, brandgefährlich aus Freistößen
In den Jahren 2008 bis 2010 war Terzic trotz dieser gut besetzten Rapid-Amateure-Mannschaft einer der auffälligeren Akteure. Einerseits bestach der Linksfuß durch seine gute Technik, andererseits durch seine explosiven Dribblings am linken Flügel, die hauptsächlich zur Grundlinie führten, aber auch zeitweise invers ausgeführt wurden – also zum Strafraum hin. Hier kommt eine weitere Stärke des Bosniers ins Spiel: Terzic ist abschlussstark, hat keine Angst vor Torabschlüssen, ist keiner, der zögert, wenn sich ihm die Gelegenheit bietet. Zudem gilt er als brillanter Freistoßschütze und zirkelt gute Eckbälle in den Sechzehner.
Offensivspiel als Stärke, defensives Umschaltspiel als Fragezeichen
Terzic benötigte zwei Jahre beim Floridsdorfer AC und ein halbes Jahr beim FC Lustenau, um sich in die tipp3 Bundesliga zu hieven. In diesen 2 ½ Jahren erzielte er als linker Mittelfeldspieler 21 Tore in 80 Spielen – ein Schnitt, der sich sehen lassen kann. Nach vorne kann Terzic für Überraschungsmomente sorgen und ist definitiv eine Verstärkung für seine Mannschaft. Ob er jedoch ein gutes Gesamtpaket abgibt wird auch davon abhängen, wie schnell er sein Umschaltspiel von Offensive auf Defensive verbessern kann. Da Terzics Offensivaktionen stets sehr intensiv vorgetragen werden und an die Substanz gehen, ist ein möglicherweise notwendiges Umschalten nach Ballverlusten nicht immer leicht für den 23-Jährigen.
Rakowitz, Hofbauer und Pollhammer mögliche Konkurrenten
Eine weitere essentielle Frage: Wo wird Terzic zum Einsatz kommen? Eigentlich ist er ein Linksaußen, aber dort hat er einerseits sehr starke, andererseits sehr hungrige Konkurrenz. Zu Beginn der Saison spielte mit Dominik Hofbauer ein weiterer Ex-Rapidler auf der Position im linken Mittelfeld – doch der 22-Jährige konnte nicht an seine starken Leistungen in St.Pölten anknüpfen. Zeitweise zog Trainer Pfeifenberger auch seinen etatmäßigen Rechtsaußen Mario Pollhammer auf die gegenüberliegende Seite – dies kann jedoch keine dauerhafte Lösung sein. Speziell gegen Ende der Herbstsaison zeigte schließlich der 22-jährige Stefan Rakowitz auf, der nach anfänglichen Adaptierungsschwierigkeiten zu einer der großen Stütze beim Tabellenneunten wurde. Ihn aus der Mannschaft zu spielen dürfte für Arvedin Terzic sehr schwer werden und aufgrund der Terzic-Verpflichtung eine neue Position für Rakowitz zu erfinden, erscheint unwahrscheinlich.
Möglicher Platz als Halbspitze im 4-4-2?
Eine weitere Möglichkeit für Terzic wäre die Position der hängenden Spitze in einem 4-4-2. Wenn Wiener Neustadt mit zwei Spitzen agierte, dann spielte jeweils eine wendige, spritzige Halbspitze rund um Routinier Günter Friesenbichler. Diese Halbspitze war zumeist Dario Tadic, seltener Thomas Fröschl, einmal auch Daniel Wolf. Tadic erzielte in den letzten vier Spielen der Herbstsaison zwar drei Tore, ist aber keineswegs unersetzbar.
Kein Leistungsträger, aber eine zusätzliche Waffe
Fasst man diese theoretischen Ausführungen zusammen, kommt man zu dem Schluss, dass Wiener Neustadt einen recht flexiblen, offensiv schwer berechenbaren Spieler holte, für den man zwar nicht die ganze Mannschaft umkrempeln muss, aber auf den man aufgrund seiner dynamischen Art durchaus auch im Abstiegskampf bauen darf. Auch wenn – und davon ist auszugehen – Terzic zu keinem absoluten Leistungsträger wird: Das Zünglein an der Waage kann der Bosnier in der einen oder anderen Partie durchaus sein.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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