Trotz großer Kritik der Fans vor dem Spiel bewahrten die Veilchen ihre Nerven und konnten gegen Innsbruck gewinnen. In einer akzeptablen Partie hatte die... Schlechtes Umschaltspiel und viele Fehlpässe: Deshalb verlor der FC Wacker bei der Austria mit 0:3!

Trotz großer Kritik der Fans vor dem Spiel bewahrten die Veilchen ihre Nerven und konnten gegen Innsbruck gewinnen. In einer akzeptablen Partie hatte die Vastic-Elf mehr vom Spiel und mehr Torchancen als die Tiroler. Interessant war, dass Innsbruck einige Fehlpässe unter leichter Bedrängnis spielte und dadurch den Wienern das Spiel einfach machte. Diese mussten nur auf acht Fouls zurückgreifen, gewannen dennoch mit drei Toren Unterschied. Damit trafen sie genauso oft wie in den letzten sieben Partien insgesamt. Wacker entschied sich für ein defensives 4-3-3-System, schwaches Verschieben und Umschalten waren neben den Fehlpässen Hauptursache für die Niederlage.

Die Kogler-Mannschaft vergab die Chance auf einen Europacupplatz, der nun schwer erreichbar scheint. Sie ließen Aggressivität und Qualität vermissen, lediglich in der Anfangsphase hatten sie gute Möglichkeiten. Danach gab es nur noch einen einzigen Torschuss, was die schwache Leistung der Innsbrucker belegte. Sie verschenkten viele Bälle im Mittelfeld und es fehlte nicht nur die Bindung nach vorne, sondern auch nach hinten. Immer wieder ließ das Dreiermittelfeld die Defensive durch zu lockeres Umschalten nach Ballverlust im Stich und machte es den Gastgebern einfach. Besonders nach der Umstellung in der zehnten Minute aufgrund Linz‘ Verletzung wurden die Hausherren stärker. Nach dem Seitenwechsel folgten die Tore, wobei der Sieg trotz der schwachen Innsbrucker Leistung ein Tor zu hoch ausfiel.

Austrias Aufstellung

Dieses Mal wollte Ivica Vastic seine Mannschaft in einem klassischen 4-4-2 aufstellen. Normalerweise spielen sie in einem 4-4-1-1 oder gar einem 4-2-3-1, die beiden Stürmer agieren somit nicht auf einer Höhe. Allerdings wurde diese Idee mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Linz verworfen. Kienast und Linz hätten sich vorne als Stürmer an der vordersten Front abwechseln sollen. Mit Kienasts körperlicher Stärke konnte er als Wandspieler agieren, Linz fungierte eher als klassischer Strafraumstürmer. Seinen Torriecher sollte er für kurze Gassenpässe und Abstauber nutzen, was nach seinem Ausscheiden Kienast übernahm. Somit spielte Kienast als Zielspieler, der lange Bälle herunterpflücken sowie den gegnerischen Strafraum beanspruchen sollte.

Für Kienast kam Stankovic, der auf die linke Seite ging und mit Jun, der nach vorne rückte, rochierte. Später kam mit Simkovic ein weiterer Spieler, der diese Position spielen konnte. Die drei wechselten sich ab und rochierten, wobei Simkovic im Normalfall als offensiver Achter agierte, während Jun vorne spielte. Stankovic kam über außen und spielte gegenüber von Gorgon. Diese beiden wurden zwar von den Außenverteidigern unterstützt, jedoch nur geringfügig. Selten überliefen Klein und Suttner ihre Vordermänner, sie boten sich normalerweise nur als Anspieloption dahinter an.

Der ballferne Außenverteidiger rückte gar nicht auf, sondern bildete mit den Innenverteidigern eine Dreierkette. Vor der Einwechslung Simkovics spielten hier noch zwei Sechser, die absicherten. Nach der Halbzeit wollte Vastic mehr für die Offensive tun und stellte auf ein 4-1-3-2-System um.

Die Innsbrucker Aufstellung

Die Gäste begannen mit einer 4-3-3-Formation. Sie wollten die Mitte dicht halten und schnell kontern. Dafür hatten sie mit Wernitznig, Schreter und Perstaller drei Stürmer, wobei Perstaller als kompletter Mittelstürmer gilt. Er lässt sich fallen, kann auf die Flügel rochieren oder die Sturmspitze besetzen. Mit dieser flexiblen Besetzung wollte Kogler seinen Flügelstürmern jederzeit einen Partner bieten, bis das Mittelfeld aufrückte. Hier gab es allerdings das größte Problem der Gastmannschaft. Das Mittelfeld in einem 4-3-3 besitzt ungemein komplexe Aufgaben. Mit hoher Antizipation müssen sie Lücken verschließen und sehr viele Räume auf den Außen in ihren zu verteidigenden Raum übernehmen. Oftmals werden dadurch Räume in der Mitte aufgerissen, weswegen die Außenspieler des Angriffs entweder Pressing oder eine starke klassische Defensivleistung abliefern müssen. Dies geschah nicht und das Mittelfeld war überfordert.

Sie schalteten zu langsam in die Offensive um und hatten Probleme, den Ball im zweiten und dritten Spielfelddrittel zirkulieren zu lassen. Wenn sie den Ball verloren, waren sie meist zu langsam und ungenau im Umschaltspiel nach hinten. Ob aus Gewohnheit oder schlicht schwacher Spielintelligenz, sie ließen den Außen viel Platz und aufgrund der numerischen Überlegenheit im Zentrum rückte meist nur Abraham schnell bis zur Viererkette nach.

Dort traten die Spieler in einer konservativen Aufgabenverteilung an, was ziemliche Probleme nach sich zog. Kofler und Hauser auf den Außenbahnen zogen sich zurück und spielten mit einer engen Viererkette, aufgrund der mangelnden Defensivleistung der Flügelstürmer und der taktischen Schwäche des zentralen Mittelfelds wurden die Verteidiger jedoch nach außen und somit auseinandergezogen. Zentral entstanden Lücken, auf außen wurde der Ballführende zu spät attackiert.

Die Lücken der Gäste

Hier sind die Löcher in der Formation klar erkennbar. Die Spieler stehen zu weit auseinander, meist ist der halbrechte Achter aufgerückt und kommt nicht schnell genug zurück. Nach der Halbzeit wurde dies mit der Einwechslung Merinos noch etwas schwächer. In den Halbpositionen offenbarten sich große Lücken, die Austria konnte einfache Diagonalbälle auf die Außenstürmer spielen. Kein Wunder, dass Stankovic auf links zwei Vorlagen machen konnte. Am Ende war es schließlich ein Konter durch die Mitte, wo die gegnerischen Mittelfeldspieler falsch aufgerückt waren.

Durch die enge Viererkette, die sehr hohe Sturmreihe und das falsch formierte Mittelfeld konnte die komplexe 4-3-3-Formation nicht umgesetzt werden. Die Austria konterte schnell und einfach, in der eigenen Abwehr konnten sie den Ball ebenso wie im letzten Spielfelddrittel halten. 55% Ballbesitz sprechen eine klare Sprache für die Veilchen, eigentlich hätte dieser Part den Innsbruckern gehören sollen. Sie hatten mit dem 4-3-3 einen Mann im Mittelfeld mehr, diese Überzahl rentierte sich nicht. Ihnen fehlte die Geduld, um den Gegner auszuspielen und über das Passspiel dominanter zu werden. Die Fehlpässe waren oftmals das Resultat aus einer Mischung von Ungeduld und schwachen spielerischen Fähigkeiten, was für die Austria trotz der eigentlichen taktischen Nachteile (ausgehend von der Formation) einen Sieg bedeutete. Sie konnte mit ihren zwei Viererketten sehr eng verteidigen und danach schnell in die Spitze spielen.

Austrias sichere Offensive

Um nicht gegen die drei gegnerischen Mittelfeldspieler in eine gefährliche Kontersituation zu geraten, spielten die Veilchen in der ersten Halbzeit mit einer sehr defensiv ausgerichteten Doppelsechs. Nur teilweise rückten sie auf und es ergab sich ein träges Spiel. In der zweiten Halbzeit spielten die Gastgeber weiterhin aus einer stabilen Defensive heraus, dank der Einwechslungen konnte das (vermeintliche) Unterzahlspiel in der Offensive allerdings mit Erfolg gestaltet werden.

Simkovic im Zentrum spielte offensiver, Stankovic kam schnell über die Außen und vorne bewegten sich Kienast und Jun sehr viel. Gemeinsam mit Gorgon auf der rechten Außenbahn waren diese vier Spieler hauptverantwortlich für die gesamte Offensive, die Außenverteidiger rückten nur teilweise nach. Somit ergab sich eine 5+5-Teilung der Mannschaft, was gegen die Viererkette und die drei zentralen Spieler des Gegners eigentlich zum Scheitern verurteilt war. Die Pointe bestand darin, dass sich Simkovic und Co. sehr schnell bewegten, die gegnerischen Sechser sie allerdings der Viererkette überließen oder zu sehr auf den Sechser Abraham vertrauten. Die Außen zogen die Viererkette auseinander und gewannen ihre Mann-gegen-Mann-Duelle großteils. Es entstand somit statt einem sieben gegen fünf ein fünf gegen fünf aus Innsbrucker Sicht, was die Austria für sich entscheiden konnte. Die Gäste wirkten desorganisiert und ließen zwar nicht allzu viel zu, allerdings mit teilweise groben Nachlässigkeiten.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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