Während man in Wien-Hütteldorf nach dem 0:0 in Salzburg wieder leise Hoffnung schöpft, dass es bergauf gehen könnte, wurde die Austria bereits in den... Schülerliga-Fehler und müde Europacupfighter – Austria verpasst mit 2:4 gegen die Admira die Tabellenführung!

Während man in Wien-Hütteldorf nach dem 0:0 in Salzburg wieder leise Hoffnung schöpft, dass es bergauf gehen könnte, wurde die Austria bereits in den letzten Wochen immer wieder in den Himmel gelobt. Gepflegter Fußball, bis zur 0:1-Niederlage in Cluj fünf Pflichtspielsiege in Serie, neun Partien ohne Niederlage – und dann DAS. Ausgerechnet der Aufsteiger aus der Südstadt holte die Austria in einem Spiel in der Generali-Arena wieder zurück auf den Boden der Realität.

Austria-Trainer Karl Daxbacher stellte sein Team kaum um, brachte lediglich den 22jährigen Alexander Gorgon anstelle des verletzten Nacer Barazite. Ansonsten spielte dieselbe Mannschaft, die drei Tage zuvor eine schwache Leistung bei Gaz Metan Medias lieferte, mit „Ach und Krach“ den Einzug in die Europa League Gruppenphase schaffte. Die Austria präsentierte sich in den letzten Wochen wie gewohnt: Grundsätzlich wie eine Mannschaft, die es schaffen könnte, österreichischer Meister zu werden und im Europacup respektable Erfolge zu feiern – andererseits aber nicht reif genug, um eine Erfolgsserie zu prolongieren, wenn man es von ihr erwartet.

Besser, wenn nicht ganz oben

Als Musterbeispiel gilt die Saison 2010/11: Da lachte die Austria insgesamt sieben Runden lang von der Tabellenspitze, holte jedoch aus sieben Spielen als Tabellenführer nur neun Punkte. Noch krasser verlief die Spitzenreiterform der Austrian in Saison 2009/10: Drei Runden vorne, als Tabellenführer aber nur ein gewonnener Punkt, dafür Niederlagen gegen die Nachzügler Kapfenberg und Wiener Neustadt. Die Austria hat offenbar Probleme mit dem Druck umzugehen, ganz hoch hinaus zu können. So auch im Sonntagabendspiel gegen die Admira, in dem ein Sieg die Tabellenführung bedeutet hätte. Doch was waren die Gründe für die empfindliche Niederlage gegen die Admira? Manchen Spielern merkt man bereits in dieser frühen Phase der Meisterschaft die Doppelbelastung (die Austria absolvierte bereits sechs Europacupspiele) an. So wirkten etwa Peter Hlinka oder Florian Klein nicht in jeder Szene spritzig, es fehlte der letzte Nachdruck in entscheidenden Zweikämpfen. Die löblichen Ausnahmen waren Markus Suttner und Zlatko Junuzovic. Mit gemischten Gefühlen muss man das Startelf-Saisondebüt von Alexander Gorgon betrachten, der die Austria zwar mit einem Traumtor in Führung brachte, danach aber das 1:2 aus Sicht der Austria verschuldete.

1:3 als Kette von Schülerliga-Fehlern

Auffällig die vermeidbaren Fehler in der Abwehr und defensiven Mittelfeld: Beim 1:3 schaffte es die Admira die gesamte Defensivabteilung der Austria durch einen Pass in die Zentrale so weit aufzureißen, dass daraus ein Tor resultierte. Dabei machte zuerst Hlinka keine gute Figur, weil er als letzter defensiver Mittelfeldspieler auf den Ballführenden hinausrückte und diesen kurz vor seinem vorentscheidenden Pass attackierte, anstatt in Rückwärtsbewegung Druck auf ihn auszuüben. Der gleichzeitige Fehler passierte vor Hlinka: Keiner der offensiveren Mittelfeldspieler fühlte sich bemüßigt hinter den Ball zu kommen, das gesamte Mittelfeld trabte, überließ der Admira das Spiel auf der Zentralachse. Hinzu kamen schwere Stellungsfehler innerhalb der Viererkette, die den Namen „Kette“ in dieser Szene nicht verdient. Dass Markus Suttner auf der linken Abwehrseite viel zu offensiv stand und somit Hosiner Sekunden später auf seiner Seite abschloss, passt in dieser wirren Aktion ins Bild. Nicht nur, dass die Veilchen in dieser Situation geschlossen zu unkonzentriert und unkommunikativ auftraten, hatte man den Eindruck, dass die Spieler der Admira wesentlich dynamischer agierten, fitter und auch hungriger wirkten als die Kicker des FK Austria Wien.

Chancen zu rotieren verabsäumt

Und hier kommt auch Karl Daxbacher ins Spiel, der nach dem Spiel bemerkte, dass die Austria „mit letzter Kraft spielte“. Gerade dann sollte es für eine Mannschaft, bei der mit Ausnahme von Barazite alle Spieler an Bord waren, ein probates Mittel sein, zu rotieren. Gerade wenn man teilweise clever Position für Position tauschen könnte, so etwa Kaja Rogulj, der 90 Minuten auf der Bank saß, obwohl Georg Margreitter teilweise haarsträubende Fehler im Spielaufbau fabrizierte und angeschlagen ins Spiel ging. Oder aber eine Variante mit Michael Liendl oder Florian Mader von Beginn an, anstelle des inferioren Peter Hlinka. Marko Stankovic, der in den letzten sieben Spielen nur 156 Minuten zum Einsatz kam, müsste ebenfalls „frisch“ sein – saß aber nicht mal auf der Bank. Und wenn Kraft und Glück fehlen kommt meistens auch noch Pech dazu: Der eigentlich reguläre Treffer von Tomás Jun zum 2:0 nach Pass von Alexander Gorgon, Minuten bevor die Admira das 1:1 erzielte, wurde zu Unrecht aberkannt. Ein Tor, mit der die Partie mit Sicherheit anders verlaufen wäre – aber auch eine Paradesituation für das Motto „so ist eben der Fußball“, zumal der Sieg der Admira trotz eigentlich regulärer Vorentscheidung am Ende verdient war.

Kommt Vrsic?

Die Länderspielpause kommt der Austria nun gelegen. Das Team kann seine Batterien wieder aufladen, die Hoffnung, dass Nacer Barazite rechtzeitig für die nächste Aufgabe gegen den SC Wiener Neustadt gesundet, besteht. „Inschallah“, also „so Gott will“, kommentiert der gläubige Moslem Barazite einen möglichen schnellen Heilungsverlauf seiner Muskelverletzung im Oberschenkel. Nach dem Abgang von Schumacher zum ukrainischen Klub Volyn Lutsk (das übrigens gemeinsam mit dem SV Mattersburg das körperlich größte Team Europas stellt), wurde bei der Austria zudem ein Kaderplatz frei, der möglicherweise – im Sinne eines angemessen großen Kaders für das umfangreiche Restprogramm der Herbstsaison 2011 – heute oder morgen mit einem Neuzugang aufgefüllt wird. Weiterhin hält sich der Name Dare Vrsic in Favoriten hartnäckig. Die Austria-Verantwortlichen hüllen sich noch in vorsichtiges Schweigen, auch weil man mit Vrsic, dessen Preis im vergangenen halben Jahr stark anstieg, den finanziellen Rahmen nicht sprengen möchte. Auch im slowenischen Derby am vergangenen Wochenende, bei dem Olimpija Ljubljana den NK Maribor mit 4:1 besiegen konnte, traf Vrsic. Er hält in der laufenden Saison damit bei neun Pflichtspieltoren aus 13 Spielen, traf zuletzt in drei aufeinanderfolgenden Ligaspielen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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