Rückholaktionen können so oder so ausgehen. Manchmal ist nur das Gulasch „aufgewärmt“ gut, dann gelingen auch wieder Coups wie Rapid im Sommer 2022 Guido Burgstaller, der auf Anhieb Torschützenkönig wurde. Nun basteln die Hütteldorfer erneut an der Rückkehr eines „verlorenen Sohnes“.
Louis Schaub könnte nach sechs Jahren im Ausland nach Wien zurückkehren. Wie der „KURIER“ in einem exklusiven Artikel berichtete, sollen die Gespräche bereits fortgeschritten sein. Zudem soll Schaub heute mit Rapids Sportvorstand Markus Katzer in der Geschäftsstelle gesichtet worden sein. Die stets gut informierte Tageszeitung bezeichnet die Chancen auf eine Rückkehr Schaubs nach Wien als „sehr gut“.
Auch aus familiären Gründen?
Eine Heimkehr nach Wien könnte auch in Schaubs private Planung passen. Der älteste Sohn steht kurz vor der Einschulung, zudem wurde Schaub vergangenen Sommer zum zweiten Mal Vater. In Hannover läuft sein Vertrag zwar noch bis 2025, aber es wurde ihm bereits nahegelegt, dass es in der kommenden Saison auch eher mal der Bankplatz sein könnte. 2023/24 zählte Schaub noch weitgehend zum Stamm bei den Niedersachsen, spielte in 21 Ligapartien von Beginn an, wurde achtmal eingewechselt. Auf der Habenseite standen drei Tore und drei Assists, dazu ein Treffer im DFB-Pokal.
Star in der Schweiz, ambivalente Gefühle in Hannover
Schaub soll zudem einer der Besserverdiener bei Hannover 96 sein, hat allgemein in seiner Zeit als Legionär gut verdient, wodurch Gehaltsabstriche zugunsten eines Rapid-Vertrags wahrscheinlich sind. Der Rapid-Eigenbaukicker wechselte im Sommer 2018 um 3,5 Millionen Euro zum 1. FC Köln, spielte danach für den Hamburger SV und leihweise in der Schweiz für den FC Luzern. Im Sommer 2022 verschlug es den Offensivspieler schließlich nach Hannover.
Hörte man sich unter den Fans um, als Schaub ein Jahr in der Schweiz verbrachte, so war das Echo der Luzern-Anhänger hauptsächlich: „Eigentlich unglaublich, dass so ein Kicker bei uns spielt!“ Für die Schweizer kam Schaub auf neun Tore und elf Assists in 36 Partien. Anders war es zuletzt in Hannover: Nachdem er 2022/23 noch fünf Tore und fünf Assists sammelte, hatte er in der gerade abgelaufenen Saison mit einem Leistungsabfall zu kämpfen. Und das obwohl die 96er eine gute Saison spielten, Sechster wurden und damit vier Plätze besser platziert waren als in der Vorsaison. Nach der Saison 2023/24 erntete Schaub dennoch Kritik von den Tribünen, während man beim Klub durchaus zufrieden mit seinen Leistungen war.
In der deutschen Bundesliga verbrachte Schaub übrigens nur 1 ½ Jahre: Nachdem er mit Köln im Sommer 2019 aufstieg, kickte er ein halbes Jahr in Deutschlands Beletage mit, wurde dann aber nach Hamburg verliehen. Erst nach seiner Rückkehr von der Leihe mit Luzern im Sommer 2021 spielte er wieder erstklassig für die Kölner, war allerdings weitgehend Reservist.
Flexibilität und auch assoziierte Emotionen
Der heute 29-Jährige vereint allerdings mehrere Dinge, die Rapid sucht. Einerseits Routine, andererseits Flexibilität, zumal Schaub als Zehner und Rechtsaußen spielen kann, gut in verschiedene Mittelfeldvarianten integrierbar ist und im Ausland auch immer wieder eine Etappe tiefer als Achter spielte. Angesichts dessen, dass Matthias Seidl an der EURO teilnehmen könnte, würde der Shooting Star der Hütteldorfer, der zum Ende der Saison stark überspielt wirkte, ein wenig entlastet werden. Und auch im Falle eines möglichen Abgang Seidls wäre man vorbereitet.
Eine andere nicht zu verachtende Variable in der „Idee Schaub“ ist die Emotionalität, die der Ex-Rapidler mitbringen würde. Im Alter von 23 Jahren vergoss Schaub bittere Tränen, als er Rapid in Richtung Köln verließ. Steffen Hofmanns Abschiedsspiel, samt Treffer beim 4:1 über Altach war auch Schaubs letztes Spiel für Rapid. Aber auch wenn die Meinungen der Rapid-Fans gegen Ende von Schaubs Rapid-Zeit auseinandergingen, assoziiert man Schaub auch noch mit einigen legendären Spielen. So etwa mit seinem Doppelpack beim 3:2-Auswärtssieg bei Ajax Amsterdam im August 2015.
Verhältnismäßig frühe Rückkehr wäre interessanter „Move“ Rapids
Der gebürtige Deutsche soll bereits im Jänner 2020 ein Rückkehr-Kandidat bei Rapid gewesen sein. Nun sollte das Interesse auch gegenseitig sein. Die Hütteldorfer müssten zwar eine kleine Ablöse berappen, würden aber einen routinierten, gereiften Offensivakteur bekommen, der schon in der Vergangenheit, aber auch in Deutschland zeigte, Unterschiedsspieler sein zu können. Nicht umsonst spielte der offensive Mittelfeldspieler 29-mal im ÖFB-Nationalteam und erzielte acht Tore – allesamt in Pflichtspielen.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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