SK Sturm im Meisterplayoff mit fast ausgeglichenen xG-Statistiken
Bundesliga 22.Mai.2024 Stefan Karger
Der SK Sturm durchbrach die lange Serie der Salzburger Vorherrschaft und krönte sich nach einem 2:0-Sieg gegen Austria Klagenfurt zum österreichischen Meister. Wir schauen uns einige Statistiken zum oberen Playoff an und sehen gleich im ersten Artikel eine doch recht große Überraschung.
Heute blicken wir zum Start auf die Expected-Points-Tabelle, die wir von unserem Datenanbieter Wyscout zur Verfügung gestellt bekamen. Aufmerksame Leser werden sicherlich wissen, wie die xP-Tabelle funktioniert, da wir schon einige Male Statistiken dieser Art präsentierten. In unserem umfangreichen Lexikon, das wir regelmäßig mit neuen Begriffen und Metriken aktualisieren, erklären wir euch was Expected Points sind und wie das xP-Modell funktioniert.
Die Expected-Points-Tabelle vom Meisterplayoff 2023/24:
Vorweg, bevor der Aufschrei groß ist: Die xP-Tabelle darf nicht als eine Art „wahre Tabelle“ betrachtet werden, da auch das xG-Modell nicht die gesamte „Wahrheit“ abbilden kann und will. Was aber nach einer gesamten Saison durchaus zu erkennen ist, ist eine Tendenz. Welche Mannschaft lief in Bezug auf die herausgespielten Chancen deutlich unter oder über ihren Möglichkeiten?
Diese Tabelle klammert zudem den Grunddurchgang aus und betrachtet nur das Meisterplayoff alleine für sich.
RB Salzburg weist beste Statistiken auf
Nachdem das geklärt ist, können wir die Zahlen nüchtern betrachten. RB Salzburg ist im Meisterplayoff die einzige Mannschaft, die einen klar positiven xG-Wert hat und dementsprechend auch die Expected-Points-Wertung mit 19.4 Punkten klar vor dem SK Sturm Graz anführt, das mit 14.6 Punkten nur hauchdünn vor dem LASK landet. Der SK Rapid folgt mit 14.1 Punkten knapp hinter den Steirern und Oberösterreichern auf Platz 4.
Abgeschlagen sind der TSV Hartberg und Austria Klagenfurt, wobei die Hartberger bei den Expected Points knapp vor der Pacult-Mannschaft liegen.
Der SK Sturm hat nach den zehn Meisterplayoff-Spielen einen xG-Wert von 13.0, erzielte aber sechs Tore mehr als es die Expected-Goal-Statistik vermuten lässt. Auch bei den Gegentoren kassierten die Grazer mit acht Stück deutlich weniger als der xG-against-Wert. Die Salzburger kamen auf einen starken xG-Wert von 24.3, den sie mit 29 tatsächlich erzielten Toren ebenfalls deutlich übertrafen. Ein großer Teil dieses Werts fällt allerdings auf die letzten zwei Runden, denn beim 5:1-Auswärtssieg gegen Hartberg kam RB Salzburg auf einen xG-Wert von 4.95 und beim 7:1-Heimsieg gegen den LASK erreichte man immerhin einen xG-Wert von 3.37.
Anders sieht es bei den Gegentoren der Mozartstädter aus. Laut der xG-against-Wertung hätte der Vorjahresmeister im Schnitt 12.8 Gegentreffer erhalten sollen, bekam aber 17 Tore. Der xG-against-Wert fällt ähnlich hoch wie der von Meister Sturm aus, doch die Struber- bzw. Cinel-Truppe bekam um neun Tore mehr als die Mannschaft von Ilzer.
Auch im direkten Duell hatten die Salzburger gegen den SK Sturm die Nase vorne. Beim ersten Duell noch relativ knapp mit 0.74:0.17. Beim 2:2-Unentschieden im zweiten Duell liegt RB Salzburg mit Werten von 2.58:0.49 klar vorne.
Expected Goals und Expected Points beschreiben allerdings nicht das Gesamtbild. Der SK Sturm liegt in einigen Metriken vor den Salzburgern, was wir euch in den kommenden Artikeln nicht vorenthalten werden.
Hütteldorfer Durchschnitt
Ein Blick noch zum SK Rapid. Die Hütteldorfer weisen im oberen Playoff knapp negative xG-Werte auf. Einem xG-Wert von 12.0 steht ein xG-against-Wert von 12.4 gegenüber. Der xG-against-Wert ist im Rahmen, aber die Offensive wurde im Vergleich zu den letzten Monaten, wo man beim Herausspielen von Chancen mit RB Salzburg lange mithalten konnte, deutlich schwächer. Das hat in einer oberflächlichen Analyse mehrere Gründe: Klauß legte insbesondere in den Wochen nach dem Trainerwechsel großen Wert auf die Stabilisierung der Defensive, was zumindest in Anfangs gut funktionierte. Der SK Rapid erhielt weniger Gegentore, spielte gleichzeitig auch weniger Chancen heraus. Punkte sammelte man trotz niedriger xG-Werte dennoch recht konstant.
Es gab im Saisonfinish allerdings ständig angeschlagene Spieler, die entweder nicht spielen konnten, oder zumindest sehr weit weg von hundert Prozent Leistungsvermögen entfernt waren. So trat man bei der 0:5-Niederlage gegen den LASK, bei der man auf einem xG-Wert von 0.2 kam, stark ersatzgeschwächt an, was laut Trainer Klauß aber der Personalsituation geschuldet war und nicht dem bevorstehenden Cup-Finale.
Dass der SK Rapid mit dem körperlichen Zustand seiner Spieler nicht zufrieden gewesen sein wird, erklärt auch die Trennung von Athletiktrainer Martin Mayer, der erst im Sommer vom NK Osijek kam. Dazu verlor Rapid mit Nicolas Kühn einen Spieler, der zwar zu viele Chancen ausließ, aber auch enorm viele Situationen kreierte. Weitere Schlüsselakteure aus dem Grunddurchgang, wie etwa Matthias Seidl, wirkten am Ende der Saison ebenfalls überspielt und konnten nicht mehr an das Leistungsvermögen aus der ersten Saisonhälfte anschließen. Ein großer Faktor war zudem Guido Burgstaller, der in der österreichischen Bundesliga sonst immer einer der Spieler mit den meisten Ballberührungen im gegnerischen Strafraum ist und aufgrund seiner vielen Abschlüsse in den xG-Statistiken sehr präsent war. Dies war in den letzten Monaten nicht der Fall, da er entweder verletzt fehlte, oder auch wenn er am Platz stand nicht so präsent agieren konnte und kaum zu Abschlüssen kam. Sein Ersatz Fally Mayulu ist ein anderer Spielertyp, der in einer Partie typischer Weise weit weniger Szenen hat als sein erfahrener Sturmpartner. Für eine Beurteilung von Robert Klauß ist es aber noch zu früh, insbesondere da der deutsche Trainer personaltechnisch sehr oft improvisieren musste.
Stefan Karger
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