So kann Petsos Rapid besser machen!
Bundesliga 20.September.2017 Daniel Mandl 0
In den letzten Atemzügen der Sommertransferzeit verpflichtete Rapid seinen verlorenen Sohn Thanos Petsos zurück, der voraussichtlich beim heutigen Cupspiel gegen Elektra sein Comeback in Grün-Weiß feiern wird.
Die letzte Saison verbrachte Petsos in Deutschland und England. Für Werder Bremen kam er in drei Bundesligaeinsätzen zu insgesamt 144 Spielminuten, beim FC Fulham spielte er acht Minuten im FA Cup. In London wurde er aber durch Wadenprobleme zurückgeworfen, weshalb er über vier Monate verletzungsbedingt passen musste.
In Deutschland hatte Petsos ein anderes Problem: Das unter Alexander Nouri nach und nach entwickelte 3-5-2-System sieht auf Petsos‘ Stammposition einen kräftigeren Spieler vor, der vor allem bei gegnerischem Ballbesitz ein höheres läuferisches Tempo gehen kann. Der in Düsseldorf geborene Grieche ist jedoch eher ein statischer Sechser, der sich in der Breite bewegt und nicht unbedingt dafür bekannt ist, mit intensiven Läufen hinter den Ball zu kommen.
Dies wiederum kann aber auch Vorteile für Rapid bringen. Und ebendiese Vorteile beleuchten wir nun der Reihe nach:
Logischer Ersatz für Mocinic
Petsos und der langzeitverletzte Mocinic sind ähnliche Spielertypen. Hohe Passsicherheit, ähnliche Bewegungsabläufe und eine fast idente Durchschnittsposition. Die zähe Verletzung des Kroaten erforderte eine – zumindest kurzfristige, daher leihweise – Reaktion, mit der Rapid diesen Spielertyp im zentralen Mittelfeld abdecken kann. Schwab und Szántó sind eher Spieler, die die Tiefe suchen, Auer hat eine natürliche Defensivorientierung und arbeitet weniger mit seinem Pass-, sondern eher seinem Laufspiel. Petsos sollte also Mocinic zumindest für eine Saison gleichwertig bzw. angesichts der durchwachsenen Leistungen des Kroaten sogar besser ersetzen können.
Höhere Passqualität
Der Schlüssel in einer besseren Performance als sie Mocinic in der vergangenen Saison brachte, ist die Passqualität, die Petsos mitbringt. In seiner besten Zeit unter Barisic wies er phasenweise Passwerte jenseits der 90% auf. Dabei spielte er zwar auch viel in die Breite, zeigte aber bei Vertikal- und vor allem Diagonalpässen immer wieder markante Stärken, die Mocinic seltener auspackte. Rapid hat heuer sowohl zentral bzw. auf Halbpositionen (Berisha), als auch an den Flügeln (Bolingoli, Schobesberger) passende Abnehmer für derartige Verlagerungen, die eine große Stärke Petsos‘ sind und die er dennoch in seiner ersten Rapid-Zeit nicht immer perfekt ausspielen konnte, weil die Gegner durchschnittlich sehr tief standen.
Passsichere Option für die Innenverteidigung
Wenn Djuricin in der Innenverteidigung erfinderisch werden muss, kann Petsos problemlos aushelfen. Gerade Nebenmänner wie Maximilian Hofmann oder Mario Sonnleitner würden durch seine Passgenauigkeit und seine Stärke beim Herausspielen technisch entlastet werden. Gleichzeitig müsste sein Nebenmann aber natürlich auch die Drecksarbeit übernehmen, zumal Petsos nicht gerade als Kampfschwein bekannt ist. Für das allgemeine Stellungsspiel der Rapid-Abwehr wäre Petsos aber durchaus ein Trumpf. Auch in einer womöglich situativ benötigten Dreierkette kann der 26-Jährige eine Art Vorstopperrolle, also die zentralste Position einnehmen.
Ruhepol für andere
Vier von acht Ligaspielen Rapids in der Saison 2017/18 endeten 2:2-Unentschieden. In all diesen Spielen führte Rapid bereits, in drei dieser vier Spiele gab man den Sieg durch späte Gegentreffer aus der Hand. Mit Petsos könnte Rapid mehr Kontrolle und Ruhe bekommen und seine Verlagerungen und allgemeine spielintelligente Aspekte seines Stils nutzen, um Partien auch in Stresssituationen sicherer nach Hause zu spielen. Dieser Aspekt führt unweigerlich auf die höhere Passsicherheit zurück, was den Griechen auch zu einem guten Einwechsler anstelle von Kapitän Schwab macht.
Gefahr durch Standards
Im Vergleich zu anderen Mannschaften ist Rapid vor allem bei Direktstandards eine eher blasse Truppe. Petsos‘ Schusskraft kann für mehr Gefahr bei ruhenden Bällen führen. Im Zuge seines ersten Rapid-Intermezzos erzielte Petsos immerhin sieben Tore und bereitete sechs weitere vor. Zudem steuerte er sieben Assist-Assists bei.
Die Fragezeichen
Gerade auf Petsos‘ Paradeposition im defensiven Mittelfeld ist die große Frage, wer ein idealer Nebenmann wäre. Die Frage stellt sich allerdings fast gar nicht, da Schwab als Kapitän weiterhin fix gesetzt sein wird. Seine wohl beste Partie im Rapid-Dress spielte Petsos neben ebendiesem Schwab: Das war das 3:2 in der Europa League gegen Viktoria Pilsen. Einige andere Top-Partien – unter anderem in der Champions-League-Qualifikation gegen Ajax und Shakhtar Donetsk – bestritt Petsos neben Grahovac und damit einem Spieler, der eher die kämpferische Schiene fuhr. Dies ist bei Rapid 2017/18 am ehesten mit Auer vergleichbar.
Mit Dejan Ljubicic bekam Petsos zuletzt einen unerwarteten Konkurrenten um einen Platz im Team. Der 19-Jährige wird jedoch sicher noch kein dauerhafter Stammspieler sein, um ihn nicht zu „verheizen“. Der Kooperationsspieler wird eher vorsichtig an ein Stammleiberl herangeführt werden. Zugleich ist Auer mittlerweile eher eine Option für die rechte Verteidigung und Szántó noch nicht fit. Der junge Ungar könnte künftig sogar eher eine Alternative für das offensive Mittelfeld darstellen – obwohl er seine besten Spiele auf einer Position bestritt, die der von Petsos recht nahe kommt.
Rapid hat nun also fünf potentielle Starter für die Doppelacht und eigentlich wäre es ein Luxus Petsos nicht fix für ebendiese einzuplanen. Allerdings bringen verschiedene Spiele verschiedene Erfordernisse mit sich und so werden Spieler wie Ljubicic oder Szántó in der einen oder anderen Partie besser reinpassen als der Ex-Werderaner. Clever war die Rückholaktion dennoch, denn gerade in Spielen, wo spielerisches Tempo gefragt ist und läuferisches da und dort ein wenig vernachlässigt werden kann, wird der vierfache Nationalspieler Griechenlands sicher eine gewichtige Rolle spielen.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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