Solide Leistung reichte Red Bull Salzburg für ein 4:0 bei Schlusslicht Wacker Innsbruck
Bundesliga 3.September.2012 Rene Maric 0
Auswärts in Innsbruck mussten die Bullen unbedingt gewinnen. Sie hatten in den letzten drei Partien keinen Sieg einfahren können und sahen sich nun klar hinter Austria Wien in der Tabelle. Wacker-Trainer Kogler hatte natürlich etwas dagegen, immerhin sind Heimspiele essentiell im Kampf ums Überleben in der Liga. Darum ließ er sich auch etwas einfallen und Innsbruck begann mit einer neuen Formation gegen den Favoriten aus Salzburg.
Gegen die rote Laterne half das aber nichts, im Gegenteil: mit einem 0:4-Debakel bleiben die Tiroler weiterhin auf dem letzten Platz. Bereits zur Halbzeit lag man mit drei Toren hinten und hatte kaum eine Chance auf die Rückkehr. Zwar hatte Wacker die eine oder andere gefährliche Chance, aber es fehlte an vielen Dingen. Ob Kombinationsspiel, Defensivstärke oder Organisation, in allem war Salzburg etwas überlegen und konnte mit einen hohen Sieg trotz nur solider Leistung feiern.
Koglers Experiment
In einem nominellen 3-4-3 begannen die Hausherren die Partie. Im Endeffekt war es ein 5-4-1, da sich die Außenstürmer fallen ließen und die Flügelverteidiger des Mittelfelds beinahe auf einer Höhe mit der Dreierkette agierten. Es entstand eine gependelte Viererkette, was bedeutet, dass der ballnahe Flügelverteidiger schon vor der Kette hinter sich attackierte, während sein ballfernes Gegenüber sich auf die Höhe der Verteidiger fallen und eine Viererkette entstehen ließ. Damit wollten sie einerseits die gegnerischen Mittelstürmer zustellen, als auch früh die Flügelstürmer des Gegners attackieren können. Zentral hatten sie zwei Spieler, welche für das Umschaltspiel zuständig waren und zwei Außenspieler, welche mit ihrer Dynamik in die Tiefe gehen sollten. Doch es gab einige Schwächen in dieser Formation, welche von den Salzburgern entblößt wurden.
Wieso die Aufstellung nicht klappte
Es gab mehrere Faktoren, welche dieses System zum Scheitern verurteilten. Wernitznig braucht die Nähe zum Tor, weswegen er auch für seine Verhältnisse und sein Potenzial schwach war. Schütz entsprach die Aufstellung, doch er war der Einzige. In der Abwehr fehlten die Zuordnungen und die Organisation – Abraham ging zu früh raus, bewegte sich einige Male falsch und die Innenverteidiger waren mit ihrer Zwischenposition ebenfalls überfordert. Oftmals waren sie ohne Mann und dann wurden prompt ihre Räume überladen. Ohne die Zuteilung zum Gegner sowie drei Verteidigern in einem Raum, wo nur ein Stürmer ist, waren sie fehl am Platz und Salzburg hatte danach Überzahl im Mittelfeld. Merino und Saurer im Zentrum konnten gegen die drei zentralen Spieler des Gegners nicht ausrichten und sind ohnehin eher offensiv ausgerichtete Akteure. Die Idee mit den vielen Verteidigern in der Tiefe Pässe und Angriffe abzufangen, dann mit den technisch guten Merino und Saurer sofort auf die schnellen Flügel umzuschalten, klang in der Theorie gut, war jedoch kaum machbar. Es mangelte an sicheren Balleroberungen und –behauptungen. Darum wurden die Bälle selten auf die zentralen Akteure gespielt, welche bei Ballannahme bedrängt wurden und darum kaum platzierte Bälle auf die Seiten bringen konnten.
Die Umstellung kam zu spät
Später wechselte Innsbruck zurück auf das 4-1-4-1. Nach dem zweiten Treffer gab Kogler auf und versuchte Schadensbegrenzung zu betreiben. Mit der Viererkette hatten sie eine bessere Aufteilung in der Defensive und einen Mann mehr im Mittelfeld. Diese Position entspricht auch Abraham mehr, welcher in Topform fast der wichtigste Mann der Innsbrucker ist, da er viele Angriffe abfangen und mit einfachen Pässen den Ball sichern kann. Außerdem wurden Merino und Saurer in der Defensive entlastet, agierten höher und konnten zumindest ansatzweise ihre Fähigkeiten ausspielen. Die Flügelstürmer standen ebenfalls weiter vorne und konnten dann zumindest gelegentlich an der Seite durchbrechen. Alles in allem stand Wacker etwas sicherer, was auch daran lag, dass Salzburg nun tiefer und lockerer agierte. Mit einer 3:0-Führung mangelt es schlicht an der Entschlossenheit noch viel für das Spiel zu machen, obgleich die Salzburger in der zweiten Hälfte kaum in Probleme gerieten und noch ein viertes Tor nachlegen konnten.
Enge und Kompaktheit bei den Bullen
Red Bull begann nun wieder mit einem Stürmer, nämlich dem Spanier Jonathan Soriano. Maierhofer fand sich auf der Bank wieder, während Nielsen auf den Flügel geschoben wurde. Mit Berisha hatten sie einen zentraloffensiven Akteur und links spielte Jantscher, was für ein 4-2-3-1 sorgte. Zentral hatten sie mit Ilsanker und Leitgeb eine balancierte Doppelsechs, wobei sich Ilsanker natürlich eher auf die Defensive und Leitgeb auf die Offensive konzentrierte. In der Defensive agierten jedoch beide dicht vor der Abwehr, welche durch eine enge Viererkette weiter verstärkt werden sollte. Der Raum war sehr eng, der Gegner sollte nicht auf das Tor gehen können und gezwungen werden, dass er sich breit postieren und über die Seiten weit aufrücken muss. Damit wollten sie Lücken und eine schwache Kompaktheit beim Gegner provozieren, was das eigene offensive Umschaltspiel einfacher und effektiver machen sollte.
Offensiv bot Leitgeb eine zusätzliche Option zum Aufrücken. Er konnte dann mit Berisha das Spiel machen und es entstand teilweise ein verkapptes 4-1-4-1, womit sie zwischen die Linien der gegnerischen Formation kommen wollten. Besonders gut klappte es beim 3-4-3 der Innsbrucker, da sich Berisha und Leitgeb in den Rücken von Merino und Saurer spielen konnten, während die Außen durch Nielsen und Jantscher weit nach hinten gedrängt wurden. Sie überluden Räume und waren klar stärker. Nachdem der Gegner auf das 4-1-4-1 umstellte, wollten sie stärker in die Halbräume neben dem alleinigen Sechser des Gegners kommen. Dies geschah durch konstante Bewegung von Soriano im Sturm sowie diagonaler Laufwege der Flügelstürmer.
Fazit
Es war kein berauschendes Spiel der Salzburger, wie es das Ergebnis zu implizieren scheint. Aber die Bullen waren klar überlegen und fuhren den Sieg souverän ein. Sie passten sich den Begebenheiten des Gegners und dessen taktischer Ausrichtung schnell an und konnten in weiterer Folge immer die passende Spielweise finden. Innsbruck tat sich schwer, hatte trotz Heimvorteils nie eine wirkliche Chance und hatte Glück, dass die Salzburger nicht mehr daraus machten. Trotz Leistungssteigerung in Hälfte zwei gab es keine Hoffnung und die Innsbrucker bleiben auf dem letzten Platz, noch hinter Wiener Neustadt.
Rene Maric, abseits.at
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