Der SK Sturm und der SV Mattersburg trennten sich gestern mit einem 2:2-Unentschieden. Gegen Ende der Partie sahen die Fans ein richtig spannendes Spiel!... Spannendes Finish in Graz: Last-Minute-Treffer sichert Mattersburg einen Punkt

Sturm Graz Fans_abseits.atDer SK Sturm und der SV Mattersburg trennten sich gestern mit einem 2:2-Unentschieden. Gegen Ende der Partie sahen die Fans ein richtig spannendes Spiel!

Mattersburg im Spiel gegen den Ball

Die Mattersburger formierten sich in ihrem Mittelfeldpressing in einem 5-4-1 und ließen die Gastgeber in der ersten Aufbauphase meist in Ruhe schalten und walten, ab dem Mittelkreis wollte man jedoch aggressiv den Ballführenden unter Druck setzen. Durch die vierfache Mittelfeldbesetzung schaffte man es recht effektiv jegliche Zirkulation der Grazer zu unterbinden, die zudem auch strukturell schwach waren. Trotz der deutlichen numerischen Überlegenheit am Flügel schaffte man es jedoch nicht erfolgsstabil dort Ballgewinne zu erzielen. Hierbei half ironischerweise die seltsamen Staffelungen der Grazer, die teilweise den Flügel dreifach besetzten und somit eben Gleichzahl auf den Seiten herstellen konnten.

Mattersburg bei Ballbesitz

Im Aufbau sah man bei den Mattersburgern ein 3-1-4-2/3-4-3, wobei  Rath meist der Sechser vor der Abwehr war und die Mitte besetzte. Aufgrund des Zentrumsfokus im Pressing von Sturm musste man schon früh den Ball auf die Flügel spielen. Von dort aus fand man selten die Halbräume und flankte deswegen recht oft und früh, teilweise schon aus dem Halbfeld.

Zudem wurde man in der ersten Aufbauphase öfters zu hohen Bällen gezwungen, da die Doppelspitze Sturms ausreichend Druck ausübte.

Sturm Graz bei Ballbesitz

Im Ballbesitz agierten die Grazer nominell im 4-2-3-1, wobei Jeggo tiefer als Matic agierte und sich bisweilen sogar in die Abwehrreihe fallen ließ. Die Unverbundenheit im Ballbesitz wurde jedoch früh deutlich, die Distanzen zueinander waren deutlich zu groß, um saubere Ballzirkulation zu generieren. Das Abkippen von Jeggo vergrößerte dieses Problem oft, sodass man in manchen Situationen von einer 5-1-0-3-1 Staffelung sprechen konnte, in der der Raum zwischen Matic und dem Offensivverbund davor zu groß war. Zudem konnte der Serbe sowieso nicht angespielt werden, da er alleine stehend leicht zu isolieren war.

Sturm Graz im Spiel gegen den Ball

Im 4-4-2 wollten die Grazer Mattersburg schon früh im Aufbau stören und stellte deswegen die Halbverteidiger der Gäste bereits nach dem ersten Pass. Edomwonyi und Alar bildeten die Doppelspitze und waren darauf fokussiert das Zentrum zuzustellen und keine Vertikalpässe zuzulassen. Rückpässe verfolgte man intensiv und schaffte es so immer wieder die Mattersburger zu unkontrollierten Befreiungsschlägen zu zwingen.

Unsaubere Partie mit Umschaltfokus

Beide Mannschaften versuchten nach Ballgewinn schnell nach vorne umzuschalten, die hohe Vertikalität sorgte für ein prinzipiell hohes Tempo, aber aufgrund des ausreichend guten Pressings auf beiden Seiten gab es viele Fehlpässe und deutlich zu viele hohe Bälle, um richtigen Spielfluss herstellen zu können. Diese Unsauberkeiten resultierten auch in vielen Zweikämpfen, was das Tempo wiederum erheblich drosselte. Passstafetten über längere Zeit gab es kaum zu sehen, nur ein, zwei Mal beim SV Mattersburg, der aufgrund seiner Formation bessere strukturelle Voraussetzungen für Ballbesitzspiel hatten.

Flügelfokus = Chancenarmut

Zwar schafften es die Grazer in der ersten Halbzeit zwei Schüsse aufs Gäste-Tor abzufeuern, dies passierte jedoch zu Beginn des Spiels. Auf beiden Seiten zeigte sich dann der Flügelfokus im Offensivspiel, viele Flanken wurden geschlagen und so gab es logischerweise nur wenige richtige Torchancen. Zwar sind Edomwonyi und Bürger keine ungeeigneten Abnehmer für hohe Hereingaben, die Flankenpositionen waren jedoch meist schlecht gewählt und es wurde in Bedrängnis geflankt, weshalb keine der Flanken auf beiden Seiten für Gefahr sorgten. Zehn Minuten vor der Halbzeit schafften es die Mattersburger dennoch mit einem hohen Ball in Führung zu gehen: Nach einer Freistoßflanke von Jano, die fast von der Mittellinie geschlagen wurde, stieg Bürger am höchsten und köpfte den Ball über Torhüter Gratzei hinweg.

Verbesserte Struktur bei Sturm

Nach dem Treffer richteten sich die Mattersburger etwas tiefer im Pressing aus, weshalb Sturm ungehinderter im Ballbesitz agieren konnte und somit das Abkippen Jeggos nicht mehr so oft ausgeführt wurde. Somit hatte man eine bessere Struktur im 4-2-3-1 für die Ballzirkulation. Vereinzelt kippte Jeggo jedoch weiterhin ab, was wieder schwach balanciert wurde und deshalb die Vermutung verstärkte, dass die situative Verbesserung der Offensivstruktur nicht explizit gecoacht wurde. Aus der verbesserten Struktur schaffte man es jedoch kaum den Ball effektiv nach vorne zu bringen, Unsauberkeiten im Passspiel sorgten für unnötige Ballverluste. Teils wurden Pässe unbedrängt und mit schwacher Qualität zurückgeprallt, was einer offiziellen Einladung zum Pressing gleicht. So schafften es die Grazer nicht mehr vors Tor der Gäste und man ging mit einem 1:0-Rückstand in die Pause.

Sturm mit verbessertem Flügelspiel und dem Ausgleich

Anpassungen wurden auf beiden Seiten nach Anpfiff vorerst keine genommen, dennoch schaffte es der SK Sturm den Ausgleich zu erzielen. Nach einem Flügeldurchbruch brachte Huspek den Ball per Stanglpass (übrigens eine deutlich effektivere Variante der Flanke) in den Strafraum. Alars erster Schuss wurde abgeblockt, im Nachschuss konnte er jedoch aus unheimlich spitzen Winkel den Ball unter die Latte versenken. Nur wenige Minuten später köpfte Edomwonyi eine Halbfeldflanke ins Tor, er war jedoch aus einer Abseitsposition gestartet und der Treffer wurde aberkannt. Nun schaffte es Sturm dank erhöhter Zentrumspräsenz und höheren Außenverteidigern öfters mit Dynamik in Flügelduelle zu kommen, vor allem Huspek zeigte sich hier stark, während Edomwonyi ihn im Halbraum mit Läufen oft unterstützte und entweder Gegner band oder als Anspielstation diente.

Spielbestimmende Grazer

Spätestens nach dem Ausgleich schafften es die Grazer Mattersburg konstant in ihre eigene Hälfte zu drücken. Intensives, jedoch meist nur individuelles Gegenpressing reichte, um den Gäste aus dem Burgenland jegliche Offensivaktionen zu verwehren. Selbst forcierte man weiterhin ungemein viele Flanken, sogar noch mehr als im ersten Durchgang. Vor allem Lykogiannis fiel auf und schlug bereits aus dem Halbfeld viele hohe Hereingaben in den Strafraum, die jedoch allesamt abgewehrt wurden. Dennoch erzielte man das 2:1, auf das man so lange drängte. Bei einem Konter machte der eingewechselte Zulechner einen klugen diagonalen Lauf, der den Passweg zu Hierländer öffnete. Dobras bediente den ehemaligen Grödiger perfekt in die Tiefe und Hierländer lupfte den Ball über den herauslaufenden Böcskör in der 85. Minute ins Tor zur erstmaligen Führung der Blackies.

Der Heimsieg lag in der Luft, doch in der 95. Minute gelang Fran nach einem Distanzschuss noch der Ausgleich!

Fazit

Einer schwachen, ereignislosen ersten Halbzeit folgte eine dominante Spielhälfte der Grazer, die die Mattersburger in ihrer eigenen Hälfte einkesselten. Die Gäste schafften es kaum sich aus der sehr tiefen Position zu befreien, eine weitere Spitze oder Linie, wie zum Beispiel ein 5-3-1-1 hätte mehr Möglichkeiten nach vorne gebracht.

Die Mattersburger können mit dem Unentschieden zufrieden sein, Sturm hätte die Dominanz effektiver in der zweiten Halbzeit ausspielen können und andere Mittel außer Flanken zu finden.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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