Spielanalyse: Salzburgs Last-Minute-Sieg gegen die Admira
Bundesliga 5.Februar.2018 Sebastian Ungerank 0
Nachdem wir die Niederlage des SK Sturm Graz gegen den SV Mattersburg analysierten, wollen wir uns nun ansehen wie sich der große Konkurrent der Grazer zum Auftakt der Rückrunde tat. Red Bull Salzburg sah sich gegen die neu zusammengebastelte Mannschaft aus der Südstadt mit alten Herausforderungen konfrontiert: tiefstehender Gegner, mannorientierte Verfolgungen, aufgefüllte Fünfer- bzw. Sechserketten und äußerst wenig Raum zwischen und hinter der letzten Linie des Gegners.
Im Gegensatz zum direkten Konkurrenten Sturm Graz blieb bei den Bullen eigentlich alles beim Alten. Deshalb gab es von Marco Rose zum Auftakt gegen die Admira keine allzu großen Überraschungen oder Veränderungen, sowohl in Bezug auf die favorisierte Grundordnung als auch auf deren personellen Zusammensetzung.
Neuzugang Andre Ramalho bildete zusammen mit Dauerbrenner Caleta-Car das Innenverteidiger-Duo innerhalb der 4-1-2-1-2 Grundordnung. Ramalho bot nicht nur wegen seines entscheidenden Siegtreffers in der Nachspielzeit eine starke Vorstellung, er wusste auch in der Spieleröffnung mit einer hohen Passqualität zu überzeugen. Flankiert wurden die beiden von den Außenverteidigern Lainer auf rechts und Farkas auf links, der den erkrankten Ulmer ersetzte.
Den tiefsten Punkt der Raute im Mittelfeld besetzte wie gewohnt Samassekou, auf den beiden Halbpositionen kamen Berisha und Haidara zum Einsatz. Marco Rose setzte gegen die Admira auch wieder auf Youngster Xaver Schlager als Zehner hinter den beiden breiten Spitzen Dabbur und Hwang.
Admira-Coach Ernst Baumeister schickte seine Mannschaft mit einem 4-4-2-Mantel in die Partie gegen die Salzburger, gepaart mit etlichen lokalen Mannorientierungen innerhalb der eigenen Grundstruktur.
Personell hatte Baumgartner vor der Partie gegen die Bullen ebenfalls einigen Aderlass zu verzeichnen. So wechselte der Topscorer Knasmüllner in die zweite englische Liga und nach dem Wechsel-Theater um Wostry ist auch der aufbaustarke Innenverteidiger kein Thema mehr für die Startelf der Niederösterreicher.
Die Viererkette vor Torhüter Leitner setzte sich infolgedessen aus den beiden Innenverteidigern Strauss und Bagnack zusammen, wobei der junge Kameruner nach wenigen Minuten verletzungsbedingt durch Maier ersetzt werden musste. Der eigentliche Sechser Petlach rückte daraufhin in die Innenverteidigung und Maier ordnete sich auf der Doppelsechs neben Lackner ein.
Die laufintensiven Außenpositionen bekleideten Grozurek auf links und Jakolis auf der rechten Seite. Kalajdzic und Schmidt bildeten die Sturmlinie der Admiraner.
Bullen müssen auf die Flügel weichen
Die Spielcharakteristik entwickelte sich wie erwartet. Die Admiraner konzentrierten sich auf ihre Defensivarbeit und achteten darauf, kompakt und massiv den Bereich um den eigenen Sechzehner herum zu verteidigen. Offensive Akzente sollten, wenn überhaupt, über Umschaltmomente generiert werden. Der schönste Spielzug der Partie brachte den Südstädtern so aber den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer.
Die Aufgaben für die Salzburger waren aufgrund der gegnerischen Herangehensweise ebenfalls klar umrissen. Mittels flachem und scharfem Passspiel sollen die ohnehin schon eng gestaffelten gegnerischen Linien überspielt werden und im Anschluss mittels verschiedener Mechanismen (Steil-Klatsch-Steil, Doppelpässe, Dribblings) im Angriffsdrittel hinter die Abwehrlinie der Admira zu kommen.
Bezüglich der gewählten Pressinghöhe orientierten sich Kalajdzic und Schmidt an der Höhe des Salzburger Sechsers Samassekou. Dieser wurde immer von einem der beiden zugestellt und dadurch mussten die Salzburger das Spiel über die Halbräume bzw. die Flügel aufbauen. Ein anderes Mosaiksteinchen im Spiel gegen den Ball der Niederösterreicher waren die gegen Salzburg fast schon klassischen Mannorientierungen auf den Flügeln. Vor allem Grozurek orientierte sich sehr stark an der jeweiligen Position von Lainer und musste dadurch auch permanent sehr weite Wege nach hinten antreten. Dies wiederum führte dazu, dass bei der Admira häufig aufgefüllte Fünfer- bzw. sogar Sechserketten im Abwehrpressing zu sehen waren.
Die Mannorientierungen fanden aber nicht nur auf den Flügeln ihre Anwendung, sondern auch im Zentrum griff die Baumeister-Truppe darauf zurück. Vor allem die entgegenkommenden Bewegungen von Dabbur sollten neutralisiert werden, indem er konsequent entweder vom rechten Außenverteidiger Zwierschitz oder vom rechten Innenverteidiger Petlach verfolgt wurde. Wie man sich vorstellen kann, entstand dadurch für die Bullen eine äußerst mühsame und zähe Konstellation, auf die sie aber mittlerweile recht gut vorbereitet sind.
In der Grafik ein typischer Angriffsvortrag der Salzburger über deren rechte Seite. Ramalho führt den Ball im rechten defensiven Halbraum und dribbelt mit diesen am Fuß nach vorne an. Schmidt kommt daraufhin diagonal von der Mitte und kappt die Passverbindungen dorthin. Lainer macht das Spiel so breit und tief wie möglich und zieht deshalb seinen direkten Gegenspieler Grozurek weit nach hinten. Um ein Übergeben von Lainer für den Gegner schwer möglich zu machen, positioniert sich Stürmer Hwang zwischen Strauss und Außenverteidiger Posch und attackiert immer wieder diese Schnittstelle mit Läufen in die Tiefe. Achter Haidara postiert sich ebenfalls weit auf der rechten Seite und besetzt den Zwischenlinienraum im offensiven Halbraum und bietet sich dort für vertikale Pässe von Ramalho an, um dann den Angriff weiter über die rechte Seite vorzutragen bzw. zwischen den Halbräumen diagonal zu verlagern.
Für das, dass die Salzburger in der Vergangenheit (das war unter Roger Schmidt schon so) immer wieder für ihr zentrumslastiges Offensivspiel kritisiert wurden, haben sie mittlerweile sehr viele Varianten und die nötigen Strukturen, um auch über die Flügel zu Durchbrüchen zu kommen. Vor allem die rechte Seite um Lainer und Haidara präsentiert sich dabei schon äußerst stark und eingespielt. Trotzdem taten sich die Salzburger gegen den massiven Block der Admira äußerst schwer durchzubrechen. Marco Rose sah nach dem Spiel auch viele technische Fehler bei seiner Mannschaft, was ein zielstrebiges und schnelles Kombinationsspiel natürlich noch einmal erheblich erschwert. Zum Schluss musste in allerletzter Sekunde eine Standartsituation herhalten, um den Südstädter Abwehrblock in die Knie zu zwingen.
Unterm Strich kann man festhalten, dass beide Spitzenmannschaften der österreichischen Bundesliga ziemlich schwerfällig aus der Winterpause gekommen sind. Mit dem Unterschied aber, dass Salzburger schlussendlich das Spiel für sich entscheiden konnte und drei Punkte mitnahm und die Grazer mit leeren Händen die Heimreise antreten mussten.
Sebastian Ungerank, abseits.at
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