Der SK Rapid gab wenige Tage nach dem Abgang von Fally Mayulu ins englische Bristol die Verpflichtung eines neuen Stürmers bekannt. Der kroatische Internationale... Spieleranalyse: Das ist Rapids neuer Mittelstürmer Dion Beljo!

Der SK Rapid gab wenige Tage nach dem Abgang von Fally Mayulu ins englische Bristol die Verpflichtung eines neuen Stürmers bekannt. Der kroatische Internationale Dion Drena Beljo kommt vorerst leihweise vom FC Augsburg. Die Hütteldorfer sollen eine „teure, aber machbare“ Kaufoption besitzen. Wir sehen uns den Werdegang, sowie die Stärken und Schwächen des neuen Rapid-Stürmers im Detail an.

Der 195cm große, in Zagreb geborene Mittelstürmer begann seine Karriere beim kleinen Klub Cibalia Vinkovci. Sein Name Dion ist vom griechischen Gott des Weines, Dionysos, abgeleitet. Sein zweiter Vorname Drena war der Spitzname seines Großvaters, der aus Griechenland stammte.

Beljo wechselte im Alter von 17 Jahren zum NK Osijek, wo er in der zweiten Mannschaft in der zweiten kroatischen Liga zum Einsatz kam. Der Wechsel war erwartbar und folgerichtig, nachdem er im Nachwuchs durch seine großen körperlichen Vorteile alles zerschoss. Ein Hajduk-Split-Jugendcoach soll einmal gesagt haben, dass Beljo auf taktischer Ebene kaum etwas lernte, weil es durch die physische Überlegenheit gar nicht nötig war.

Die Zeit in Osijeks zweiter Mannschaft und das KM-Debüt

In seiner ersten Saison in Osijek kam er auf vier Tore in 14 Partien für die zweite Mannschaft und debütierte schließlich 18-jährig für die Kampfmannschaft, wo er zunächst im Saisonfinish sechsmal eingewechselt wurde.

Diese „Pendelkonstellation“ zwischen erster und zweiter Mannschaft gab es schließlich auch in der darauffolgenden Saison 2020/21, in der er auf fünf Tore und drei Assists in 24 Spielen für die zweite und ein Tor und einen Assist in zehn Spielen für die erste Mannschaft kam.

Die richtungsweisende Leihe nach Istrien

Im Sommer 2021 wurde aber nach reiflicher Saisonanalyse aber auch deutlich, dass Beljo mehr Spiele in der ersten Liga braucht, um schneller voranzukommen. Deshalb verlieh Osijek den Mittelstürmer an den NK Istra, wo er sich sofort einen Stammplatz erarbeitete und zu einem der besten Stürmer der kroatischen Liga heranreifte. Inklusive Cup kam er in seinem Leihjahr auf 37 Pflichtspiele, erzielte 20 Tore und bereitete vier weitere Treffer vor. Für diese 20 Treffer benötigte der Neo-Rapidler einen Wert von 14.17 xG, lief also über Erwartung bzw. war ausgesprochen effizient. Nur Rijekas Josip Drmic (21 Tore) und Schützenkönig Marko Livaja von Hajduk Split (28 Tore) trafen in dieser Saison öfter. Zudem debütierte Beljo in dieser Saison in der kroatischen U21-Nationalelf, nachdem er zuvor schon sämtliche Jugendmannschaften durchlief.

Über Osijek nach Augsburg

Die Saison 2022/23 begann Beljo schließlich beim NK Osijek, nachdem die Leihe die Erwartungen des Klubs übertraf. Und er machte dort weiter, wo er beim NK Istra aufhörte: Im Herbst kam er auf neun Tore und zwei Assists in 19 Pflichtspielen, womit er seine starken Vorjahresleistungen bestätigte und damit den nationalen Durchbruch schaffte. Diese Halbsaison werden wir uns später noch im Detail ansehen.

Im Jänner 2023 trat schließlich der FC Augsburg auf den Plan und kaufte Beljo um drei Millionen Euro aus seinem Vertrag, womit er der viertteuerste Verkauf der Vereinsgeschichte Osijeks wurde. Und Augsburg-Coach Enrico Maaßen bot Beljo auch gleich auf – ließ ihn etwa in den ersten fünf Partien nach seiner Ankunft sofort von Beginn an spielen. Der heute 22-Jährige hatte am Ende seiner ersten Bundesliga-Halbsaison auch eine relativ gute Quote, kam in seinen ersten 18 Partien mit ca. 1.200 Einsatzminuten auf drei Tore und drei Assists. Am Ende der Saison nahm er für Kroatien an der U21-Europameisterschaft teil, wo Kroatien aber schwach performte und mit nur einem Punkt aus drei Spielen in der Vorrunde scheiterte.

Schwierige neue Situation ermöglichte Leihe

2023/24 startete er gut in die Saison, traf am zweiten Spieltag auswärts bei den Bayern, gleich danach zu Hause gegen Bochum. Nach einer schwachen Phase der Augsburger im Herbst wurde Maaßen allerdings als Coach vor die Tür gesetzt und Jess Thorup übernahm, was für Beljo eine schwere Zeit einläutete.

Der neue Coach setzte nur wenig auf Beljo. Der bosnische Kapitän Ermedin Demirovic war im zumeist von Thorup praktizierten 4-4-2 der Augsburger ebenso gesetzt, wie Philipp Tietz. Auch der 33-jährige Sven Michel bekam immer wieder seine Minuten – Beljo war damit irgendwo zwischen Stürmer drei und vier eingeordnet. Auch ein wenig zum Leidwesen der Augsburg-Fans, die in Beljo riesiges Potential schlummern sahen und ihn eigentlich schon auf dem Weg zum echten Goalgetter wissen wollten.

Diese unbefriedigende Situation sorgte schließlich dafür, dass Rapid überhaupt eine Chance auf die Verpflichtung Beljos hatte. Die schwierige Lage im Angriff unter Neo-Coach Thorup ließ auch seine Leistungen schlechter werden und er wirkte verkrampft und nicht kämpferisch genug. So kam es nach drei Profistationen also zum Wechsel nach Wien. Mehr Details zu seiner Zeit in Deutschland folgen ebenfalls im Verlauf dieser Analyse.

Rückschlüsse auf die Spielweise während der Istra-Leihe

Vor allem die technischen Fähigkeiten Beljos und sein Verhalten im Spiel gegen den Ball wurden in seiner Leihsaison beim NK Istra erstmals richtig augenscheinlich. Seine erste volle Erstligasaison war von der absoluten Leichtigkeit geprägt. In einem 4-2-3-1 war das Spiel perfekt auf Mittelstürmer Beljo zugeschnitten und obwohl Istra eine schwache Saison spielte und Vorletzter wurde, war der Neo-Rapidler – ligaweit – einer der größten Gewinner.

Beljo agierte 2021/22 als typischer Zielspieler, war nur wenig ins Kombinationsspiel seiner Mannschaft eingebunden, obwohl er eigentlich ein sehr guter Kombinationsstürmer ist. Im Schnitt spielte er nur etwa 15 Pässe pro 90 Minuten, allerdings bei einer Genauigkeit von 81%, was für einen Stürmer ein ausgezeichneter Wert ist. Die Rolle als Zielspieler wird auch dadurch unterstrichen, dass er pro 90 Minuten auf 23 Zweikämpfe kam und damit sehr hohe körperliche Präsenz an den Tag legen musste. In der jüngeren Rapid-Geschichte ist dieser Wert recht gut mit Ercan Kara vergleichbar, der ebenfalls stets eine enorm hohe Zweikampffrequenz abspulen musste.

Das „untypische“ Dribbeln

Gleichzeitig war aber auch auffällig, dass Beljo relativ häufig und gut dribbelte. Pro 90 Minuten kam er auf drei Dribblings, bei einer 40%-igen Erfolgsquote, was für einen Stürmer ein solider Wert ist. Der Grund dafür, dass er häufig in Dribblings kam ist der, dass sich Beljo gerne in den Zehnerraum fallen lässt, um dort Bälle abzusammeln und sich praktisch selbst den Assist-Assist für einen Torschuss oder sogar Treffer zu geben. Die guten Dribblings können durch seine starke Physis und Körperbalance erklärt werden.

Allgemein bringt Beljo stets gut seinen Körper zwischen Ball und Gegenspieler, sei es im Abdecken des Balles mit dem Rücken zum Tor oder in Dribblings, wo er seine Gegner kaum in die Nähe des Balles kommen lässt. Diese wuchtige Spielweise macht es sehr schwer, ihn zu verteidigen.

15 Saisontore in der Liga und fünf weitere im Cup sprechen für die wichtige Saison 2021/22 eine eindeutige Sprache. Bei einem größeren Klub wäre, sofern das Spiel genau so auf ihn zugeschnitten gewesen wäre, wohl noch mehr drin gewesen. Aber Beljo offenbarte auch seine Defizite bzw. die Punkte, in denen er sich noch verbessern musste.

Nicht immer konkret im Kampf um offene Bälle

Ähnlich wie bei Fally Mayulu ist Beljo dann am besten, wenn er den Ball bereits unter Kontrolle hat. Wenn er um offene Bälle kämpfte oder schwer zu verarbeitende Bälle bekam, hatte er noch Probleme in der Annahme, weshalb er weniger Ballbesitzphasen als erwartet hatte. Im taktisch nicht aufwändigen oder komplexen Spiel des NK Istra passten zudem die Laufwege in der Breite bzw. die Positionierungen noch nicht ganz, was wieder an besagten Satz eines Hajduk-Nachwuchstrainers erinnerte. Da das Spiel auf Beljo zugeschnitten war, musste er keine besonderen taktischen Kniffe auspacken.

Verschiedene Pressingansätze

Effektiv am ehesten problematisch war dieser Faktor im Anlaufverhalten. Beljo läuft zwar als erste Pressinginstanz energisch den Ballführenden an, allerdings häufig von der falschen Seite und mit falscher Körperhaltung, was dazu führt, dass er Bälle zwar häufig blocken kann, aber nur wenige Turnovers, also hohe Balleroberungen mit anschließender Ballkontrolle schafft. In weiterer Folge sollte sich dieses Verhalten in seinem Spiel zwar noch verbessern – nämlich in der Folgesaison bei Osijek – allerdings gibt es hier immer noch weiteres Verbesserungspotential.

Spannend ist auch, dass Beljo wohl fast besser presst, wenn er eine Etappe tiefer ins Pressing geht und so eher die erste Anspielstation zustellt, als den Ballführenden unter Druck zu setzen. Das erinnert beispielsweise an ein Derby unter Damir Canadi, als Giorgi Kvilitaia auf Raphael Holzhauser abgestellt war. In einer möglichen 4-4-2-Variation bietet diese Facette aber auch künftig eine spannende Synergie, zumal Burgstaller einer der besten Anläufer und „Pressingansager“ der Liga ist, während Beljo im Pressing stärker ist, wenn er aus der zweiten Etappe kommt und nach Ballgewinnen das Spiel vor sich hat. Das impliziert aber auch, dass die äußeren Mittelfeldspieler Rapids je nach aktiver Zone ebenfalls in erster Instanz anlaufen müssten. Hier bleibt abzuwarten, wie intensiv und clever dies vor allem von Louis Schaub praktiziert werden wird.

Der Mayulu-Vergleich

Klar ist aber, dass Beljo in der Spielphase gegen den Ball, sowohl im letzten, als auch im zweiten Drittel, eine klare Verbesserung zu Mayulu darstellt. Das Anlauf- und Weiterverarbeitungsverhalten sind allerdings dennoch Punkte, die der Stürmer noch perfektionieren muss – und womöglich auch einer der Gründe dafür, dass er in Deutschland noch nicht den ganz großen Durchbruch schaffte.

Zudem ist ein kleiner Mangel, dass er auf den ersten Metern nicht besonders explosiv ist, sondern erst in längeren Läufen in Fahrt kommt und Tempo aufnimmt. Eine kleine Ähnlichkeit zu seinem Vorgänger Fally Mayulu.

Zahlreiche Interessenten, zu teuer für Gladbach

Nach seiner Leihe mit dem NK Istra fragte mit Borussia Mönchengladbach im Sommer 2022 ein deutscher Bundesligist um Beljo an. Osijek rief aber einen enorm hohen Preis von kolportierten acht bis zehn Millionen Euro aus, weshalb die „Fohlen“ Abstand von einer Verpflichtung nahmen. Bereits zuvor soll Beljo in den Blöcken von Stuttgart, Wolfsburg, Dortmund, Basel und Anderlecht notiert gewesen sein.

Eine spannende Halbsaison, die sehr viele Fragen beantwortet

Wir reisen in unserer Analyse weiter in die Saison 2022/23 – und zwar ins erste Halbjahr der Saison. Beljo war nach seiner Supersaison für Istra, in der er auch gegen die vier Großen der kroatischen Liga Scorerpunkte sammelte, nach Osijek zurückgekehrt und sofort in die Stammformation gerutscht. Beljo erwies sich hier als äußerst flexibel, spielte phasenweise wieder als Zielspieler im 4-2-3-1, aber auch mit einem Nebenmann – dem Argentinier Ramon Mierez – in einem gut funktionierenden 4-4-2. Bereits in seinem ersten Saisonspiel gelangen ihm bei einem 2:1-Sieg über Gorica beide Treffer – am Ende standen neun Tore und zwei Assists in einer Halbsaison zu Buche.

Diese Halbsaison wollen wir nun genauer analysieren, da sie das Leistungsvermögen Beljos gut in Relation setzt und einige Stärken und Verbesserungen klar unterstreicht.

Die in Istrien gewonnene Leichtigkeit kam ihm auch in Osijek nicht abhanden, was die folgende Grafik verdeutlicht.

Die Diagramme lassen sich per Klick vergrößern und öffnen sich im selben Tab!

Die „Conversion Rate“ im kroatischen Ligavergleich in der Herbstsaison 2022. Von allen Mittelstürmern der kroatischen Liga kam Beljo zu den drittwenigsten Schüssen, verwertete aber prozentuell betrachtet die meisten. Knapp jeder dritte Schuss war drin – und damit setzte er sich auch gegen Ligagrößen wie den zweifachen Torschützenkönig Marko Livaja oder Dinamos Bruno Petkovic durch.

Dieses Streudiagramm ist ein gutes Beispiel dafür, wie große Klubs Mittelstürmer scouten, die klar fürs Toreschießen verpflichtet werden sollen. Sie unterstreicht die Effizienz eines Spielers, die wiederum auch von Beljos xG-Werten in dieser Saison bestätigt werden. Seine acht Ligatreffer in besagtem Halbjahr erreichte er mit einem Wert von nur 4.52 xG. Damit lief er klar über Erwartung bzw. präsentierte sich – erneut – äußerst effizient.

Starke offensive Duelle

Die zweite Metrik, die wir vergleichen, sind die Offensivduelle und ihre Erfolgsquote.

Beljos Anzahl an Offensivduellen pro 90 Minuten war durchschnittlich – seine Erfolgsquote allerdings sehr hoch. Nur zwei Mittelstürmer kamen auf bessere Duellwerte, allerdings ebenfalls ungefähr in der Range, in der sich Beljo bewegte. Das wiederum sprach für seine physisch-technische Etablierung in der kroatischen Liga und Beljo konnte nun als „kompletter Stürmer“ bezeichnet werden, nachdem er in der Vorsaison noch einen Wert von 29,7% gewonnenen Offensivduellen hatte. Hier fand also eine wichtige und klare Steigerung von über 10% statt.

Dribblings und die Ballbesitzsynergie

Im dritten Vergleichswert widmen wir uns den bereits zuvor erwähnten Dribblings – und einer wichtigen Ballbesitzsynergie.

Baumlange Mittelstürmer sind nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie häufig in Dribblings gehen oder dort ihre markanten Stärken haben. Beljo ist für seine 195cm Körpergröße allerdings ein exzellenter Dribbler, der seine Gegner gut von sich fernhalten kann.

Möglicherweise wirkt im obigen Streudiagramm der Vergleich mit der Passquote der beobachteten Spieler nicht sehr intuitiv und fehl am Platz. Allerdings liefert dieser Vergleich einen besonders wichtigen Aufschluss.

Die Kombination aus erfolgreichen Dribblings und erfolgreichen Pässen bildet nämlich vor allem die Ballbesitzphasen der Spieler ab. Wenn die Stürmer also nicht aufs Tor schießen, sind dies die beiden Dinge, die sie tun können, wenn sie am Ball sind: Entweder der Stürmer geht ins Dribbling oder er spielt den Ball ab.

Beljo weist hier sowohl eine Passerfolgsrate jenseits der 80% auf, was für einen Stürmer ein enorm hoher Wert ist, als auch eine Dribblingerfolgsrate von etwa 65%, was für einen Stürmer nicht nur hoch, sondern fast schon exorbitant ist. Zum Vergleich: Der beste dribbelnde Mittelstürmer der vergangenen Bundesligasaison in Österreich war Gustavo Santos von Altach mit 60%, gefolgt von Lukas Fridrikas von Lustenau mit 59,1%, wobei beide auch immer wieder tiefer oder am Flügel eingesetzt wurden, was bei Beljo nicht der Fall war.

Ein guter Vergleichswert aus Deutschland: Stuttgarts Superstürmer Serhou Guirassy kam in der abgelaufenen Saison auf einen Fabelwert von 69,09% erfolgreichen Dribblings – und erzielte auch deswegen 28 Saisontore.

Ausgezeichnete Dribbling-Werte

Je weiter vorne ein Spieler aufgeboten wird, desto schwächer ist normalerweise seine Dribblingerfolgsrate. Hier wird aber auch sichtbar, dass die Abkippbewegungen in den Zehnerraum für Beljo sehr wichtig ist, weil er sich so Platz für diese Dribblings verschaffen kann, den er in der direkten Gefahrenzone für gewöhnlich nicht hat.

Hier sehen wir noch die effektive Relation zwischen Anzahl an Dribblings und erfolgreichen Dribblings. Im Vergleich zu anderen Stürmern ging Beljo also weniger ins Dribbling, dafür aber mit der höchsten Erfolgsquote, was auch für die Entscheidungsfindung des Spielers spricht.

Die perfekte Entscheidungsfindung in der Osijek-Halbsaison

Wenn man die vier Streudiagramme nun in Relation setzt, zeigt sich, dass Beljo im beobachteten Halbjahr in Osijek nahezu „alles“ (das heißt: die effektiven, zielgerichteten Offensivaktionen) richtig machte. Er dribbelte ausgewogen und gut, passte gut, gewann seine Offensivduelle und schloss gut ab. Die Kombination dieser Metriken sorgten schließlich für einen markanten Marktwertsprung – und einen Wechsel in die deutsche Bundesliga im Jänner 2023.

Guter Start, aber weniger Aktionen in Augsburg

In Augsburg wurde Beljo von Ex-Coach Enrico Maaßen umgehend forciert, gab sein Debüt bei einer 3:4-Niederlage in Dortmund in der allerersten Frühjahrspartie, spielte gleich in den ersten fünf Spielen von Beginn an.

Naturgemäß kam der Stürmer nun aber in allen Belangen zu weniger Aktionen. Er schoss seltener aufs Tor als in Kroatien, kam in weniger Dribblings, gewann auch etwas weniger Offensivzweikämpfe, wenngleich die Frequenz der Duelle und auch der Pässe unverändert blieb. Durch die höhere Qualität der Gegenspieler und das höhere Tempo in der deutschen Bundesliga verlor er in seinem ersten Halbjahr auch mehr Bälle in Kroatien, was aber normal ist.

Drei Tore und drei Assists in seinen ersten 18 Bundesligaspielen für einen kleinen Klub wie Augsburg sind aber dennoch eine solide Quote und er brachte es im Schnitt auf einen Scorerpunkt pro 200 Minuten. Die Augsburg-Fans waren jedenfalls sofort von Beljo angetan, sahen riesiges Potential und einen Diamanten, den man nur richtig schleifen müsste. Kritikpunkte betrafen die bereits erwähnten Themen: Da und dort eine schlechte Ballannahme unter Druck und die eine oder andere nicht ganz intuitive Positionierung.

Dalic und Maaßen setzen auf Beljo…

In Augsburg erwartete man aber weitgehend, dass man mit Beljo einen zukünftigen Klassespieler in seinen Reihen hat. Befeuert wurde dies noch nach Ende der Saison, als Zlatko Dalic den Mittelstürmer erstmals ins kroatische A-Nationalteam einberief. In den UEFA Nations League Finalspielen gegen die Niederlande und Spanien saß er vorerst noch auf der Bank. Sein Debüt gab er im darauffolgenden Oktober, als er in der EM-Qualifikation beim 0:1 gegen die Türkei nach 80 Minuten eingewechselt wurde und beim darauffolgenden 1:2 in Wales bereits zur Halbzeit. Beljo steht derzeit also bei zwei Länderspielen für Kroatien.

Noch optimistischer wurden die Augsburg-Anhänger zu Beginn der Saison 2023/24, als Beljo bereits an den Spieltagen zwei und drei gegen Bayern München und den VfL Bochum traf. Der Kroate startete also gut in die Saison – lediglich der mannschaftliche Erfolg blieb aus. Nachdem Augsburg nach sieben Spieltagen nur bei fünf Punkten hielt und zu allem Überfluss zu Hause mit 1:2 gegen Darmstadt verlor, musste Maaßen gehen. Sein Nachfolger Jess Thorup sollte für Beljos weitere Entwicklung Probleme mit sich bringen.

Thorup allerdings nicht

Thorup veränderte die Offensive, nahm Beljo aus der Mannschaft, platzierte Kapitän Demirovic nach und nach offensiver und nicht als Zehner oder Linksaußen wie sein Vorgänger Maaßen. Zudem spielte mit Thorups Ankunft auch Phillip Tietz, Beljos härtester Konkurrent, plötzlich stärker. Der Weg in die Startelf schien für den Kroaten somit vorerst verbaut. Auch weil Tietz deutlich mehr für die Mannschaft arbeitete, speziell gegen den Ball, was im Abstiegskampf eher gefragt war.

Beljo zeigte in weiterer Folge nicht die Reaktion, die man sich von ihm erwünscht hätte. Durch den Vertrauensentzug ließ er eher den Kopf hängen, als sich konsequent zurückzukämpfen. Die Leichtigkeit der vergangenen zwei Jahre war dahin – und Beljo begann falsche Entscheidungen zu treffen, wodurch er in einen schwierigen Mechanismus abdriftete. Die Statistiken sprachen grundsätzlich weiterhin für ihn und veränderten sich in ihrem Profil im Vergleich zu seinen erfolgreichsten Zeiten nicht wesentlich. Die Situation, dass Beljo unter Thorup ausschließlich von der Bank kam und kein einziges Mal von Beginn an ran durfte, gab ihm aber einen mentalen Knacks und sorgte in letzter Instanz für Verkrampfung.

Richtige Schlüsse aus schwieriger Situation ziehen

Dies ist natürlich eine Situation, die Beljo bei Rapid nicht blüht, zumal er in Hütteldorf wohl fix gesetzt sein wird. Es war dennoch wichtig zu sehen, wie der 22-Jährige auf eine solche Situation reagieren würde. Das zeigte auch, dass er für die allergrößten Aufgaben mental noch nicht gefestigt genug ist. In Augsburg fiel auch auf, dass Beljo nach seinen Einwechslungen unter Thorup nicht das absolute Maximum aus sich herausholte, sondern teilweise eher lustlos und zu wenig aggressiv agierte, was im Frühjahr schließlich auch den Fans, die ihn sonst immer mit Lob überschütteten, sauer aufstieß. Nachdem er über zwei Jahre hochgelobt wurde und ein weiterer Schritt nach vorne nur wie eine Frage der Zeit schien, wurde er so wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die richtigen Schlüsse aus dieser Situation muss er nun selbst ziehen.

Wien statt Stuttgart

Trotz diesen enttäuschenden knapp neun Monaten war Beljo auch anderorts ein gefragter Spieler. Nachdem bereits klar war, dass Thorup ihn nicht besonders forcieren würde, trat der VfB Stuttgart auf den Plan und wollte den Kroaten im Jänner 2024 verpflichten. Offenbar waren die Forderungen der Augsburger im vergangenen Winter aber zu hoch für die Stuttgarter bzw. die Kaufoption nicht im vertretbaren Rahmen.

Mit dem vergangenen Frühjahr, in dem Beljo einerseits keine gute Figur machte und sich vor allem im direkten Vergleich mit Tietz nicht ausreichend aggressiv ins Team zurückkämpfte, veränderte sich die Situation allerdings. In Thorups Gunst stieg Beljo so weiter ab und mit dem 192cm großen Franzosen Samuel Essende vom portugiesischen Klub Vizela holte Augsburg bereits einen ähnlichen Spielertyp für das Sturmzentrum.

Während im Winter ein Abgang aufgrund der Kaderdichte noch schwieriger für Augsburg gewesen wäre bzw. ein Nachrüsten nötig gemacht hätte, hat man nun bereits einen anderen „Brecher“ und die Leihe des Kroaten wurde nun von Seiten der Augsburger deutlich „leichter“ möglich gemacht, als es noch vor einem halben Jahr der Fall war. Und auch Stuttgart schaut sich mittlerweile nach dem überraschenden Vizemeistertitel anderweitig um, hat etwa Meschack Elia (YB Bern), Emil Höjlund (FC Kopenhagen), Semih Kilicsoy (Besiktas) und sogar Augsburgs Ermedin Demirovic auf seiner Liste stehen.

Beljo hatte auch Angebote von den beiden Großklubs der kroatischen Liga – Hajduk Split und Dinamo Zagreb. Sehr überraschend konnten sich schließlich aber doch Markus Katzer und der SK Rapid durchsetzen.

Fazit

Mit Dion Drena Beljo sicherte sich der SK Rapid einen absoluten Wunschspieler. Der junge Kroate hat alles, was man für eine große Karriere braucht und das blieb kaum jemandem verborgen, der ihn länger beobachtete – auch nicht dem kroatischen Teamchef Zlatko Dalic.

Man konnte aber auch beobachten, dass Beljo Sicherheit und Vertrauen braucht, um sein volles Leistungspotential auszuschöpfen. Wenn er dies aber bekommt und sich dessen sicher sein kann, ein elementarer Bestandteil der Mannschaft zu sein, dann dankt er es mit Toren, einer ausgesprochen starken Entscheidungsfindung und auch gutem Kombinationsspiel.

Beljo hat in einigen Spielphasen sicher noch Verbesserungspotential und auch für Rapid-Trainer Robert Klauß wird der zweifache Nationalspieler ein spannendes, noch nicht „abgeschlossenes“ Projekt. Mit fortschreitender Routine und einem entsprechenden Spielrhythmus kann der 195cm große 22-Jährige aber definitiv zu einem der besten Stürmer der heimischen Bundesliga werden.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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