Der SK Rapid gab heute seine erste Neuverpflichtung für die neue Saison bekannt. Vom FC Kopenhagen kommt der 24-jährige Serbe Andrija Pavlovic, der in... Spieleranalyse: Das ist Rapids neuer Stürmer Andrija Pavlovic!

Der SK Rapid gab heute seine erste Neuverpflichtung für die neue Saison bekannt. Vom FC Kopenhagen kommt der 24-jährige Serbe Andrija Pavlovic, der in Rapid-Notizbüchern kein neuer Name ist.

Der Angreifer aus Belgrad verdiente sich seine ersten Sporen bei Rad Belgrad, ehe er über den guten Ausbildungsverein Cukaricki in Serbiens erster Liga so richtig auf sich aufmerksam machte. Vor zwei Jahren wechselte er um zwei Millionen Euro zum FC Kopenhagen. Schon damals hatte Rapid ein Auge auf den Stürmer geworfen.

Nachfolger von Stojiljkovic bei Cukaricki

189cm groß, als Mittelstürmer und hängende Spitze einsetzbar, Linksfuß. So die Eckdaten zum neuen Rapid-Stürmer, der einst schon das Interesse von Zoran Barisic weckte. Zunächst wollte Rapid als Beric-Ersatz Nikola Stojiljkovic verpflichten, der dann aber zu Sporting Braga wechselte. Auch Stojiljkovic spielte für Cukaricki, überzeugte dort aber weniger als Scorer, sondern eher mit seinen starken Bewegungen. In der Folgesaison schlüpfte Pavlovic in dessen Rolle und wurde nach der vorangegangen Eingewöhnungssaison mit nur einem Tor, zum Top-Torjäger 2015/16. Auf eine deutlich kompromisslosere Art und Weise.

Physisch stark und schnell

In 36 Spielen erzielte er 18 Tore, dazu noch zwei weitere im serbischen Cup. Pavlovic kam dabei fast durchgehend als Mittelstürmer zum Einsatz, wich nur sehr selten auf den linken Flügel aus. Überzeugen konnte er in seiner ersten Top-Saison vor allem mit seiner Unbekümmertheit. Auch routinierte Verteidiger wie Roter Sterns Aleksandar Lukovic bissen sich am jungen Angreifer massiv die Zähne aus. Speziell die Kombination aus physischer Stärke und Schnelligkeit wurde immer wieder gelobt.

Stark mit dem Rücken zum Tor

In dieser ersten Top-Saison kristallisierten sich auch weitere Stärken heraus. Pavlovic verfügt über eine starke Schusstechnik, ist Linksfuß. Auf den schwächeren rechten Fuß greift der Serbe nur selten zurück. Phasenweise beeindruckend wirkte auch sein Spiel in hohen Zonen mit dem Rücken zum Tor. Speziell die Fähigkeit sich in den Gegenspieler zu hängen, um dann eine sehr zielgerichtete Drehung in Richtung Tor zu machen, fiel immer wieder auf.

Trotz Rapid-Interesse: Um zwei Millionen nach Kopenhagen

Pavlovic entschied sich im Sommer 2016 für Kopenhagen und damit unter anderem gegen Rapid, was aber auch eine Geldfrage war. Rapid konnte nicht mit den zwei Millionen Euro mit, die der dänische Top-Klub auf den Tisch legte. Pavlovic erhielt einen Fünfjahresvertrag und war zuletzt bis 2021 gebunden. Die Anfangszeit begann vielversprechend und in seinen ersten elf Partien traf Pavlovic immerhin viermal, davon zweimal in der Champions League Qualifikation. In den Wochen davor hatte der Stürmer zudem beim Länderspieldoppel gegen Zypern und Israel im serbischen Nationalteam debütiert, für das er derzeit bei fünf Spielen hält.

Probleme beim ersten Kontakt und Formloch

Kopenhagen qualifizierte sich für die Champions League, woran Pavlovic mit seinem 1:0-Siegtreffer gegen APOEL Nikosia erheblichen Anteil hatte. In der Königsklasse durfte der 24-Jährige gegen Brügge, Leicester und Porto ran. Gleichzeitig fiel der Angreifer aber in ein Formloch und die Kritik in Dänemark wurde lauter. Pavlovic kam auf diesem höheren Level an einem Leistungs-Plafond an, vergab zu viele Chancen und hatte mit dem Tempo zu kämpfen, was sich zumeist im ersten Ballkontakt widerspiegelte. Da dieser häufig nicht sauber war, machte er ungezwungene Fehler und bremste die Mannschaft.

Halbes Jahr ohne Tor, dann ein 12-Minuten-Hattrick

Die fast nötige schwere Zeit durchtauchte der Serbe aber konsequent. Trainer Stale Solbakken lobte seinen Einsatz und betonte, dass sich Pavlovic nicht aufgab. Erst nach einem halben Jahr traf der Stürmer wieder und beendete damit eine Serie von 27 Pflichtspielen ohne Torerfolg. Wenige Wochen später gelang ihm beim 3:0 über Lyngby ein lupenreiner Hattrick innerhalb von 12 Minuten.

Meister mit Kopenhagen

Unterm Strich standen nach der ersten Saison in Kopenhagen immerhin elf Saisontreffer und sechs Assists. Davon fünf Tore im Meisterplayoff, wodurch ein Mythos aus dem ersten Halbjahr ein wenig entkräftet wurde. Pavlovic wurde zunächst nämlich vorgeworfen, dass er in großen Spielen nicht liefert und eher gegen schwächere Abwehrreihen groß aufspielt. Die von vielen prophezeite Leistungsexplosion blieb noch aus, Kopenhagen wurde dennoch klar und deutlich dänischer Meister. Die Leistungsdichte im Kader war hierbei recht groß und so waren Cornelius und Santander mit je zwölf Treffern die besten Kopenhagen-Torschützen. Dahinter kam Pavlovic mit acht Ligatoren.

Mannschaftsinterne Probleme bei Kopenhagen

Die Saison 2017/18 begann für Pavlovic fantastisch und bereits im ersten Pflichtspiel in der Champions-League-Qualifikation beim 3:1 in Zilina gelang ihm wieder ein lupenreiner Hattrick. Diesmal brauchte er dafür 15 Minuten. Aber die Dänen scheiterten im Playoff zur Königsklasse am aserbaidschanischen Klub Qarabag Agdam und die Probleme begannen. Auch wenn man über die Europa League Gruppe kam und erst in der ersten K.O.-Runde an Atlético Madrid scheiterte, ist die Ligasaison zum Vergessen und aktuell liegt Kopenhagen fünf Runden vor Schluss mit 22 Punkten Rückstand auf den Erzrivalen Bröndby auf Platz 4. Diese dauerhaft schwache Spielzeit führte zu mannschaftsinternen Problemen.

Die halbe Mannschaft musste zu den Amateuren

Es kam teilweise zu Spannungen innerhalb der Mannschaft, was sogar im Training zu Schwierigkeiten führte. Mehrere Spieler äußerten Wechselwünsche, so auch Pavlovic. Bei denjenigen, die sich Kopenhagen verbunden fühlten, stieß das auf Ablehnung und die Probleme wurden dadurch nicht weniger. Solbakken musste unpopuläre Entscheidungen treffen und verbannte kurzfristig zahlreiche Spieler zu den Amateuren. Beim 3:2 gegen die Helsingör Reserve im März – Pavlovic erzielte zwei Treffer – spielten nicht nur der neue Rapid-Stürmer, sondern auch die Top-Leute Jan Gregus, Pierre Bengtsson, Nicolaj Thomsen und Ex-Sturm-Spieler Uros Matic für die zweite Mannschaft. In der darauffolgenden Woche, beim 3:1 gegen die Bröndby Reserve, wieder mit Pavlovic-Tor, gesellte sich sogar noch der 78-fache dänische Teamspieler William Kvist dazu.

Pavlovic‘ Statistik dennoch solide

Bei Kopenhagen blieb also in der laufenden Saison kein Stein auf dem anderen und ein Umbruch im Sommer ist unabdingbar. Seit dem 0:1 bei Atlético Madrid am 22.Februar spielte Pavlovic keine Partie mehr für die Kampfmannschaft. Er wird die Saison demnach erneut mit elf Toren in 33 Spielen beenden. Damit erzielte er für den FC Kopenhagen einen Treffer mehr als für Cukaricki, wobei er acht Spiele mehr absolvierte, aber bei Kopenhagen im Unterschied zu Cukaricki keine Elfmeter schießen durfte.

Dänischer Topklub als interessanter Fischteich

Gerade die laufende Saison warf einige Fragen auf, bot bzw. bietet aber auch interessante Möglichkeiten. Der FC Kopenhagen ist aktuell ein Pool aus sehr guten Einzelspielern, die nicht zusammenpassen und schlichtweg kollektiv versagten. Die Dänen geben demnach einige Spieler zu vernünftigen Tarifen ab – also in etwa um die Ablösesumme, die sie selbst bezahlten, abzüglich des Ablöse-Prozentsatzes der vergangenen Vertragsjahre. Rapid und Kopenhagen dürften sich demnach irgendwo zwischen einer und anderthalb Millionen Euro geeinigt haben.

Rapid sogar beim Training zugegen

Wie schon unter Barisic war Pavlovic aber auch heuer der Wunschstürmer Rapids. Deshalb war Fredy Bickel auf den Transfer bestens vorbereitet, ließ sogar die Trainingsleistungen des Stürmers vor Ort scouten und befand diese für stark. Dass Pavlovic zudem eine „Krätz’n“ und nicht unbedingt ein braver Stürmer ist, spricht in Zeiten der Mentalitätsfrage bei Rapid für ihn. Dass er in Kopenhagen unterm Strich zu viele Chancen vergab, ist auch nicht zwangsläufig ein Problem. Wie bei aktuellen Rapid-Spielern wie etwa Joelinton oder Murg, liegen auch Pavlovic‘ Expected Goal Statistiken recht hoch. Die Tore, die er in Serbien noch wie am Fließband erzielte – auch gegen die Top-Teams – blieben in Dänemark weitgehend aus. Und dennoch ist seine Gesamtstatistik recht solide.

Konsolidierung in einem homogenen Team

Bei Rapid kommt es für den fünffachen serbischen Teamstürmer darauf an, sich wieder in einem homogenen Team zu stabilisieren. Dass sein neuer Trainer Goran Djuricin serbokroatisch spricht und Wien näher an seiner Heimat liegt, werden ihm dabei helfen. Auch wird es wichtig sein, dass der Linksfuß mehr Freiheiten bekommt als in Kopenhagen, wo er sich immer wieder hinter verdienten Spielern wie etwa Federico Santander einreihen und sehr viel „zuarbeiten“ musste. Pavlovic hatte bei Kopenhagen praktisch nur dann einen Stammplatz, wenn das Team mit zwei Stürmern spielte, während bei Cukaricki alles auf ihn als Solospitze zugeschnitten war.

Wichtiger, früher Spielertransfer

Der Knoten muss platzen, die Stimmung muss passen. So kann man die Anforderungen des giftigen serbischen Stürmers am besten beschreiben. Wenn für Pavlovic das Rundherum passt, werden auch die selbstverständlichen Tore zurückkommen, die bei Cukaricki gelangen und in Kopenhagen nicht. Ein großes Plus für Rapid ist definitiv der Zeitpunkt des Transfers: Die Hütteldorfer können hiermit gut vorausplanen, hätten sogar einen möglichen Kvilitaia-Abgang im Vorfeld abgefedert und ein Häkchen mehr auf der langen To-Do-Liste für den Sommer.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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