Der SK Rapid sichert sich die Dienste des ivorischen Mittelfeldspielers Romeo Amane vom schwedischen Topklub BK Häcken. Die Verpflichtung des 21-Jährigen ist durchaus als... Spieleranalyse: Das ist Rapids Neuzugang Romeo Amane!

Der SK Rapid sichert sich die Dienste des ivorischen Mittelfeldspielers Romeo Amane vom schwedischen Topklub BK Häcken. Die Verpflichtung des 21-Jährigen ist durchaus als Sensation zu werten, zumal Rapid vor gar nicht allzu langer Zeit kaum Chancen auf einen solchen Spieler gehabt hätte – schon gar nicht im Wintertransferzeit und nicht als Ersatz für jemanden, sondern „zusätzlich“.

Der Box-to-Box-Midfielder Amane stammt aus dem starken Nachwuchs von ASEC Mimosas von der Elfenbeinküste. Im Jänner 2022 wechselte er kurz vor seinem 19. Geburtstag nach Schweden und unterschrieb zunächst einen kurzfristigen Vertrag bei Häcken, der dann im folgenden September bis Ende 2026 verlängert wurde.

Schwedischer Meister in der ersten Profisaison

Obwohl er direkt aus der U19 von Mimosas nach Schweden wechselte, sparte man sich mit dem hochtalentierten Ivorer jegliches Vorsichtsgeplänkel. Bereits an seinem 19. Geburtstag debütierte er im Cup für sein neues Team, eine Woche später stand er, ebenfalls im Cup, erstmals in der Startelf. Unterm Strich kam er in der Saison 2022 auf 21 Einsätze bzw. etwa 750 Einsatzminuten, erzielte einen Treffer und zwei Assists. Häcken wurde erstmals schwedischer Meister, Amane traf am letzten Spieltag rechtzeitig zur Meisterparty erstmals für seinen Klub, erlebte den Titel vorerst aber nur als Ergänzungsspieler.

Schlüsselspieler am Weg zum Cupsieg

In der Saison 2023 machte der junge Achter aber den Sprung, den man sich bei Häcken erhoffte. Amane spielte sich in die erste Elf kam auf 40 Pflichtspieleinsätze – zumeist von Beginn an – erzielte drei Tore und vier Assists. Mit dem schwedischen Cupsieg gelang umgehend ein weiterer Titel, an dem Amane nun tragenderen Anteil hatte. Zudem durfte er auch erstmalig in Europa ran und spielte sich so weiter in die Auslage. In einer Europa-League-Gruppe mit Bayer Leverkusen, Qarabag Agdam und Molde verlor Häcken allerdings alle sechs Spiele.

Erstes Interesse aus dem Ausland

Speziell in der ersten Jahreshälfte 2023 machte Amane aber einen riesigen Sprung nach vorne. Vor allem seine Leistungen rund um den Cupsieg, aber auch in der Europacup-Qualifikation und in der Meisterschaft sorgten dafür, dass langsam größere Klubs aufmerksam wurden. Häcken soll allerdings vorerst noch einen recht hohen Preis von kolportierten fünf Millionen Euro ausgerufen haben.

Großer Aderlass bei Häcken mündet in schwerer Saison 2024

2024 war schließlich eine schwierigere Saison, sowohl für Amane, als auch für Häcken als Ganzes. Die Mannschaft wirkte nach erfolgreichen Vorjahren etwas ausgepumpt, verkaufte zudem mit Momodou Lamin Sonko (18, KAA Gent), Bénie Traoré (20, Sheffield United), Ibrahim Sadiq (23, Alkmaar) und Kristoffer Lund (21, Palermo) vier seiner größten Talente und Erfolgsgaranten, kassierte für diese Transfers fast 20 Millionen Euro. Häcken, das sich als Ausbildungsklub versteht, kaufte aber vor allem wieder Talent nach, das in der Saison 2024 noch nicht wirklich „griff“. Amane war mit seinen 21 Jahren nun schon so etwas wie ein Leader in der jungen Truppe, die aber in der Saison mehrere Rückschläge einstecken musste.

Europäisches Scheitern, konkretere Angebote

In der Allsvenskan, Schwedens höchster Spielklasse, wurde man schlussendlich nur Achter und verpasste die Qualifikation für Europa klar. In der Qualifikation zur Conference League schaltete man zwar Düdelingen und Paide Linnameeskond aus Estland aus, scheiterte aber im Playoff an Heidenheim. Amane war jedoch eine der Konstanten im Team, absolvierte 2024 erneut starke 36 Spiele, traf dreimal, bereitete drei weitere Tore vor.

Bereits im vergangenen Sommer wurden aufgrund des unaufhörlichen Leistungsanstiegs des jungen Ivorers erste Gerüchte über Interessenten laut. Schon seit längerer Zeit soll Amane auf der Liste von Royal Antwerpen, dem Southampton FC und vor allem Augsburg gestanden sein. Weiterhin soll Häcken fünf Millionen als Preis ausgerufen haben. Später wurde auch das Interesse von Klubs aus der US-amerikanischen Major League Soccer, der englischen Championship und eben Rapid bekannt.

Guter Zeitpunkt für einen leistbaren Transfer

Der Zeitpunkt zuzuschlagen, war für Rapid ein ausgesprochen guter. Durch die europäische Absenz stand Amane bei Häcken zuletzt nicht so sehr in der Auslage. Zudem ist das Wintertransferfenster für die meisten Klubs eher ein Zeitraum für Nachbesserungen, als für nachhaltige Kaderplanung. Rapid hat vor allem durch den starken Europacupherbst Geld frei, kann sich also schon frühzeitig auf kommende Abgänge – die spätestens im Sommer unweigerlich kommen werden – vorbereiten. Ein weiterer Vorteil ist der, dass Amanes Leistungsdaten in einer klar geschwächten Häcken-Elf nicht mehr so dominant waren, wie im Jahr zuvor, wodurch er bei größeren Klubs ein wenig durch den Raster fiel.

Ratenmodell gibt Rapid Planungssicherheit

Das Stemmen der doch stolzen Ablöse, die unter den früher geforderten fünf Millionen liegt, aber dennoch im Gesamtpaket Rapids Rekordeinkauf bedeutet, wird vor allem durch ein mittlerweile marktübliches Ratenmodell ermöglicht. Rapid zahlt für den Ivorer, der am 20. Februar seinen 22. Geburtstag feiert, also über mehrere Jahre, statt einen einmaligen Betrag von mehreren Millionen. Das macht die wirtschaftliche Planbarkeit des Transfers, auch vor dem Hintergrund von teuren Verkäufen in der Zukunft, für die Hütteldorfer deutlich sicherer.

Der Irrtum des Sangaré-Vergleichs

In Mainstream-Medien wird Amane, der weithin als zentraler Mittelfeldspieler ausgewiesen wird, häufig als „früher Sangaré-Ersatz“ interpretiert. Das entspricht allerdings nicht seinem eigentlichen Naturell, wie wir in weiterer Folge erklären werden.

Romeo Amanes Heatmap im Kalenderjahr 2024 (Screenshot von Wyscout S.p.a)

An der Heatmap des Neo-Rapidlers aus der Vorsaison ist sichtbar, dass er durchschnittlich eine deutlich höhere Position einnimmt, als Sangaré. Der Fokus auf die Halbräume zeigt, dass seine zuletzt praktizierte Position in einem 4-2-2-2, wie es Rapid derzeit spielt, eher mit der von Matthias Seidl vergleichbar ist.

Zum Vergleich sehen wir uns auch Seidls Heatmap aus der laufenden Saison an.

Matthias Seidl ließ sich durchschnittlich nicht so tief fallen wie Amane, weist insgesamt aber ein ähnliches Positionsnaturell auf

Speziell wenn man einige Schlüsselmetriken zwischen Amanes stärkster Saison, dem Kalenderjahr 2023, und Seidls Zeit bei Rapid vergleicht, findet man Parallelen. Beide Spieler kommen auf eine hohe Genauigkeit bei Vertikalpässen, spielen viele Bälle ins letzte Drittel und haben nahezu identische Werte, was Schlüsselpässe pro 90 Minuten betrifft.

Offensiver als Sangaré, aber ebenfalls großer Radius

Der große Unterschied ist aber der, dass Amane durch seine enorme Laufstärke und Agilität auch immer wieder eine Etappe tiefer Bälle absammelt und das Spiel aus der Tiefe heraus antreibt, wie es auch Sangaré gerne tut. Im Spielaufbau von Häcken war er häufig der erste Receiver im Sechserraum, der schließlich nach kurzen, schnellen Dribblings oder Aufdrehbewegungen suchte und dann das Tempo im Spiel durch das Mittelfeld vorgab.

„Sangaré-Seidl-Hybrid“

Man kann Amane im Rapid-Vergleich somit positionstechnisch als einen „Sangaré-Seidl-Hybrid“ bezeichnen. Genau wie Sangaré treibt er durch intensive Läufe mit Ball den Ball durchs Mittelfeld, sucht linienbrechende Tempodribblings, ist auch im Sechserraum weitgehend pressingresistent. Die eigentlichen Stärken Amanes liegen jedoch ein Stück weiter vorne, wo er durch seine sehr schnellen und direkten Aktionen für Unruhe sorgen kann, während er auch das Auge für seine Mitspieler hat.

Flexibilisierung für das Rapid-Mittelfeld

Nach momentaner Einschätzung ist Amane also keineswegs ein früher Ersatz für Sangaré, sondern eher besser auf der Seidl-Position aufgehoben, wenngleich eine weitere Facette ihn noch interessanter macht: Selbst wenn Amane etatmäßig auf der offensiveren Position spielen würde, so würde er deutlich mehr Bälle von weiter hinten aufsammeln und das Kombinationsspiel durch die gesamte Zentralachse suchen, statt nur auf der Zehnerposition. Das wiederum bedeutet, dass Rapid schon im Aufbau viel häufiger Überzahlen schaffen und somit noch häufiger und noch schneller ins letzte Drittel kommen kann. Die Tatsache, dass Amane „zusätzlich“ kommt, macht Rapids Möglichkeiten im Mittelfeld deutlich fluider.

Der große Skandinavienvergleich 2024

Um klare Stärken und Schwächen Amanes in Relation zu setzen, haben wir Schlüsselmetriken aller Sechser und Achter aus den Kalenderjahrligen (2024) in Schweden und Norwegen, sowie die Herbstsaison in Dänemark verglichen. In diesem Vergleich ziehen wir 71 Sechser/Achter heran, die in diesen drei Ligen relevante Einsatzzeiten bekamen. Alle Grafiken sind auf Klick vergrößerbar.

Dieser „Scatter Plot“ zeigt das Verhältnis zwischen Defensiv- und Offensivzweikämpfen. Auch das bestätigt das oben beschriebene Naturell Amanes als eher offensiver Mittelfeldspieler. Zwar führt er auch seine offensiven Zweikämpfe häufig aus der Etappe heraus, aber die Masse der tatsächlichen Defensivzweikämpfe ist relativ gering. Sichtbar ist hier auch, dass er insgesamt sehr viele Zweikämpfe führt bzw. zieht.

Eine weitere Bestätigung ist auch das Verhältnis zwischen erfolgreichen Duellen pro 90 Minuten und erfolgreichen Defensivaktionen. Genau wie der vorherige Vergleichswert zeigt auch dieser, dass Amane relativ wenige Defensivaktionen aufweist. Was die erfolgreichen Duelle betrifft, ist er im Vergleichspool allerdings im oberen Drittel. Da er bei den Defensivaktionen relativ weit unten steht, zeigt, dass es eher die offensiven Duelle sind, in denen er reüssieren kann. Auch hier kann man wieder das „Nach-vorne-Verteidigen“, das Amane sehr gut beherrscht, ins Feld führen.

In der Relation zwischen Expected Assists und Expected Goals liegt Amane in unserem Vergleich im Durchschnitt. Hier haben vor allem auf der xG-Seite die Spieler einen Vorteil, die etwa bei Standardsituationen gefährlich sind, was beispielsweise auf viele Sechser zutrifft. Allerdings ist hier auch die Positionsdefinition ein wichtiges Thema: Kristian Eriksen von Molde, der hier die höchsten xG-Werte pro 90 Minuten aufweist, spielte etwa zumeist als Zehner. Gerade die zentralen Mittelfeldpositionen verschwimmen also leicht, weshalb solch allgemeine Metriken häufig schwer vergleichbar sind. Etwas negativ sind hingegen die etwas zu niedrigen xA pro 90 Minuten Werte zu bewerten, die jedoch in der Saison 2024 auch einer allgemein schwächeren Mannschaft geschuldet sind.

Für diesen Vergleich haben wir zwei selbst errechnete Metriken verwendet. Die Vertikalität eines Spielers und das „Involvement“, also die Intensität und Präsenz in verschiedenen Spielphasen, werden aus mehreren Metriken errechnet. In dieser Statistik liegt Amane im leicht oberen Durchschnitt. Aber auch hier können Detailpositionen ein Schnippchen schlagen: Würde er etwa etatmäßig auf der Sechs spielen, wäre seine Vertikalität automatisch höher, weil er deutlich progressiver agieren könnte bzw. müsste. In diesem Fall ist es also als positiv zu bewerten, dass er keine besondere „Ausreißerstatistik“, sondern eine balancierte hat.

Auch die beiden Werte Pressingresistenz und Zielzonenpässe haben wir aus mehreren verschiedenen, ineinandergreifenden Metriken entwickelt. Amane ist hier im Vergleichspool bzw. -zeitraum recht klar im Durchschnitt. Die Zielzonenpassstatistiken korrelieren ein wenig mit den leicht zu niedrigen xA pro 90 Minuten Werten, waren aber in der Vorsaison besser, weil auch Mannschaft und demnach Abnehmer stärker waren. Dass er in der Pressingresistenz „nur“ im Durchschnitt liegt, ist auch der Tatsache geschuldet, dass seine Feldposition im Schnitt recht hoch war und er es häufig mit attackierenden Sechsern, statt beispielsweise Zehnern zu tun hatte. Spieler wie Brink oder Ottosson sind eher Ankersechser und haben mehr Zeit und Platz, um sich den Ball herzurichten bzw. einfachere Gelegenheiten für Rückpässe.

Ausbalancierte Leistungswerte

Die von uns verglichenen Statistiken zeigen also, dass Amane im Grunde in keiner breiten Vergleichsmetrik heraussticht. Angesichts seiner eigenen Position und den Positionen der verglichenen Spieler, ist das allerdings insgesamt ein positives Bild. Es zeigt, dass er im Sechser- und im Achterraum praktisch in jeder Spielphase Stärken hat. Wichtiger als das „Nicht-Herausstechen“ ist hier das „Nicht-Abfallen“, was ein wesentlich größeres Problem wäre.

Typische Werte eines Box-to-Box-Midfielders

Ein Vergleich mit klassischen Zehnern oder „klareren“ Offensivspielern ist nur schwer zulässig, weil sie schlichtweg andere Primäraufgaben aufweisen. Um im Rapid-Vergleich zu bleiben: Der Fokus von Isak Jansson ist ein völlig anderer, als der von Romeo Amane. Seidl wiederum hat in seinem Spiel einen architektonischen Ansatz, was den Vergleich mit Amane eher zulässt.

Sämtliche Metriken legen also nahe, dass Amane vom Sechser- bis in den Zehnerraum eine tragende, äußerst präsente Rolle einnimmt und das Spiel seines Teams damit facettenreicher gestaltet. Sein hohes Maß an Dynamik mit dem und gegen den Ball wird Rapid noch eine Spur schwerer zu bespielen machen.

Mehr Flexibilität in den „zähen“ Spielen

Gerade wenn man zähe Beispiele aus dem Herbst heranzieht, wäre Amane ein sehr wichtiger Faktor gewesen, um Überraschungsmomente zu generieren. Das betrifft etwa das 1:1 in Klagenfurt in Überzahl, das 0:0 in Tirol oder die 0:1-Heimniederlage gegen Blau-Weiß Linz, wo Rapid händeringend nach Lösungen suchte, aber der Esprit, den Sangaré auf der Sechserposition zeigt, eine Etappe höher, also im Achter- oder Zehnerraum ausblieb.

Stärkere Gegenspieler als spannender Faktor

Mit Spannung zu erwarten ist außerdem, wie Amane mit seinen neuen Mitspieler zurechtkommen wird. Seine hohe Passgenauigkeit im Vertikalspiel ist eine individuelle Stärke. Nun spielt er in seiner bisher besten Mannschaft, wodurch Mitspieler seine guten Momente wohl auch besser antizipieren können. Zudem ist er durch seine Umtriebigkeit und Agilität auch ein guter Passabnehmer im Aufbauspiel durch Raux-Yao.

Neuerlicher Ligensprung als Fragezeichen

In seiner Entwicklung ist Amane sicher noch nicht am Plafond angekommen, aber natürlich gibt es einige offene Fragen in Bezug auf seine Adaptierungsfähigkeiten. Den Wechsel von der Elfenbeinküste nach Schweden hat er ohne große Anlaufzeit verkraftet. Der Transfer nach Österreich ist jedoch noch einmal ein Klassensprung. Auch deshalb ist es wichtig, dass er ein halbes Jahr bekommt, um sich in einer intakten Mannschaft einzugewöhnen, ehe er 2025/26 unumstrittener Stammspieler sein sollte. Gerade im ersten Halbjahr sollte man angesichts der stärkeren und auch härteren Liga noch keine Wunderdinge von Amane erwarten.

Kleine Blessur könnte Debüt verzögern

Zudem könnte es sein, dass die Rapid-Fans sich noch ein wenig gedulden müssen, ehe sie dem jungen Ivorer erstmals auf die Füße schauen können. Zwar reist der Neuzugang ins Trainingslager nach Benidorm mit, allerdings hat die intensive letzte Saison Spuren hinterlassen und Amane hat noch kleinere Probleme an der Zehe, die auskuriert werden sollten. Im Meisterplayoff, wenn es in der heimischen Bundesliga um die Wurst geht, sollte der 21-Jährige allerdings ein heißes Thema für Rapids Mittelfeld sein.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen