Spieleranalyse: Deshalb ist Sangaré der ideale Achter für Rapid
Bundesliga 1.Juli.2024 Stefan Karger
Der SK Rapid verpflichtet den malischen Mittelfeldspieler Mamadou Sangaré und stattet den zentralen Mittelfeldspieler mit einem Vertrag bis Sommer 2028 aus. Wir wollen euch in dieser Spieleranalyse detailliert erklären, was sich die Rapid-Fans von ihrem neuen Legionär erwarten können. Was sind die Stärken und Schwächen des Maliers und welche Rolle könnte er beim SK Rapid einnehmen?
Sehen wir uns zunächst einmal Mamadou Sangarés bisherige Karriere an. Der am 26.06.2002 geborene Mittelfeldspieler wechselte Anfang September 2020 von Yeelen Olympique zu Red Bull Salzburg, wo er einen Fünfjahresvertrag erhielt. Für die Kampfmannschaft der Salzburger sollte der Malier allerdings keine einzige Partie bestreiten.
In seiner Debüt-Saison 2020/21 absolvierte er elf Spiele für den FC Liefering und steuerte dabei einen Treffer bei. Seinen Torhunger stillte er bei sechs weiteren Einsätzen für RB Salzburg in der U18 ÖFB Jugendliga, wo er gleich neun Mal traf.
Gute Saison im offensiven Mittelfeld des GAK
In der darauffolgenden Saison wurde er an den GAK verliehen und zeigte in der 2. Liga starke Leistungen. In 26 Einsätzen gelangen ihm fünf Tore und drei Torvorlagen. Beim GAK spielte er in einigen verschiedenen Formationen, wobei seine Rolle fast immer die des offensiven Mittelfeldspielers war. Zu Beginn der Saison spielte der GAK mit Dreierkette in einem 3-4-1-2 und Sangaré startete hinter den beiden Spitzen. Im Laufe der Saison sah man einige Male ein 4-2-3-1, ehe im Frühjahr stets ein 4-3-1-2 zu sehen war. In beiden Fällen agierte der Leihspieler aus Mali als Zehner hinter den beiden Angreifern.
Verlorenes halbes Jahr in Belgien
Nach der starken Saison beim GAK wechselte er im Sommer 2022 leihweise zu Zulte Waregem in die höchste belgische Spielklasse. Der Vertrag wurde aber bereits im Winter aufgelöst und der Malier wurde erneut verliehen, diesmal nach Hartberg. Bei Zulte Waregem stand er in den ersten beiden Partien in der Startaufstellung, wurde allerdings als rechter offensiver Flügelspieler in einem 4-2-3-1 eingesetzt. Der belgische Klub schlitterte nach einem Sieg am ersten Spieltag schnell in eine Krise und holte aus den nächsten zehn Partien nur zwei Punkte. Sangaré verlor schon nach der zweiten Runde seinen Platz in der Startaufstellung und kam meist nur noch als Joker zum Einsatz. Seinen einzigen Treffer erzielte er Anfang November 2022 beim 2:2-Unentschieden gegen Mechelen. Danach wurde er bei einem spektakulären 5:5-Unentschieden gegen Eupen noch einmal als Rechtsaußen aufgeboten, ehe er in den letzten Runden komplett aus dem Kader fiel und alle Beteiligten der Meinung waren, dass eine vorzeitige Beendigung des Leihgeschäfts besser sei. Zulte Waregem sollte am Ende der Saison absteigen.
Hartberg-Trainer Schopp fängt Sangaré auf
In der Rückrunde der Saison 2022/23 fand Sangaré beim TSV Hartberg wieder in die Spur und nach 15 Spielen und zwei Treffern einigten sich die Oststeirer mit RB Salzburg auf eine Verlängerung des Leihgeschäfts. Auffällig war in diesem Halbjahr zudem, dass Sangaré viele Tore einleitete. Insgesamt spielte er sechs Mal den Pass vor dem Assist eines Mannschaftskollegen, kam somit auf sechs Assist-Assists.
Starke Leistungen beim Afrika-Cup
In der Sommerpause wurde Sangaré zum U23 Afrika Cup einberufen und spielte ein bärenstarkes Turnier. Er schaffte es sogar zwei Mal in die Elf des Spieltags und steuerte in fünf Spielen zwei Tore bei. Mali musste sich erst im Halbfinale der U23-Mannschaft von Marokko geschlagen geben, als man im Elfmeterschießen knapp mit 5:6 verlor. Interessant ist jedenfalls, dass Sangaré im 4-2-3-1 auf allen Positionen hinter der Solospitze zum Zug kam. Er begann zwei Mal im offensiven Mittelfeld, zwei Mal als Linksaußen und einmal als Rechtsaußen. Mali gewann das Spiel um Platz 3 gegen Guinea im Elfmeterschießen und schloss den Afrika Cup damit auf Platz 3 ab.
Schopp betont Sangarés Stärken im Spiel mit und gegen den Ball
Markus Schopp sagte zur Verlängerung der Leihe: „Mamadou hat im Frühjahr bei uns einen riesengroßen Karriereschritt gemacht, ist sehr stabil geworden, war aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Er wurde dafür auch belohnt mit der Einberufung für den U23-Afrika-Cup, hat dort auch als Kapitän ein richtig gutes Turnier gespielt. Es freut mich sehr, dass er jetzt diese Aufgabe annimmt, noch stabiler zu werden und in seiner Entwicklung den nächsten Schritt gemeinsam mit uns gehen zu wollen. Mamadou ist eine richtige Bereicherung für unser Spiel sowohl gegen den Ball als auch im Ballbesitz, auch von der Persönlichkeit und was er uns in der Kabine gibt. Schön, dass er wieder zu uns zurückkommt.“
Hartberg statt Ligue 1
Im November gab Sangaré einem afrikanischen Fußballportal ein langes Interview und verriet, dass im Sommer 2023 Angebote aus Frankreich vorlagen. Sein Berater riet ihm allerdings dazu seinen Leihvertrag beim TSV Hartberg zu verlängern, da in seiner aktuellen Situation Einsatzminuten am wichtigsten wären und dies in der Ligue 1 nicht garantiert werden könne. Der Karriereplan sah es vor, dass er noch einen Schritt nach vorne macht, ehe der nächste Wechsel erfolgt.
Defensivere Ausrichtung unter Schopp
Interessant ist jedenfalls, dass Sangaré auch über seine Spielposition sprach. Während er beim GAK im offensiven Mittelfeld eingesetzt wurde und auch bei der U23-Nationalmannschaft in der vorderen Offensivreihe im 4-2-3-1 zum Einsatz kam, spielte er unter Markus Schopp etwas defensiver.
Sangaré erklärte gegenüber dem afrikanischen Fußballportal, dass er mit seinen Leistungen bei Hartberg zufrieden sei, aber dass er im Spiel nach vorne mehr Scorerpunkte beisteuern muss: „Ich möchte noch entscheidender sein. Das liegt aber sicherlich an meiner Position auf dem Spielfeld. Ich spiele sehr gut, aber der Trainer setzt mich als Sechser ein. Derzeit spielen wir mit zwei Sechsern. Er hat mir also erklärt, dass er mich aufgrund meiner guten Qualität im Passspiel lieber auf dieser Position einsetzt. Am Anfang war ich damit nicht ganz einverstanden. Aber ich bin ein vielseitiger und wettbewerbsfähiger Spieler. Daher habe ich schließlich akzeptiert, dass ich auf dieser Position spielen kann. Das Wichtigste für mich ist, dass ich auf dem Platz stehe, egal auf welcher Position.“
Wenn wir uns Sangarés Heatmap ansehen, dann sehen wir, dass er eher linkslastig agierte und einen recht großen Aktionsradius hat, was für seine umtriebige und intensive Spielweise spricht.
Mamadou Sangarés Heatmap; Quelle: Wyscout S.p.a.
Verglichen mit seinem Mitspieler Ousmane Diakité war er jedoch doch deutlich offensiver, wie wir hier sehen können:
Ousmane Diakités Heatmap zeigt eine deutlich defensivere Positionierung. Quelle: Wyscout S.p.a.
Ousmane Diakité war bei Hartberg der klassische zweikampfstarke Sechser, während Sangaré etwas offensiver agierte und sowohl in der Defensive als auch in der Offensive zahlreiche Aufgaben zu erfüllen hatte. Je nach Gegner spielte Sangaré beispielsweise etwas offensiver als Diakité im zentralen Mittelfeld neben Spielern wie Avdijaj, Prokop und Lang (bevor er zum SK Rapid wechselte) und diente als eine Art Verbindungsspieler. Er holte sich im Aufbauspiel Bälle von hinten und setzte seine Vorderleute ein.
Pragmatischerer Spielstil bei Rapid gefragt
Im Gegensatz zum SK Rapid fordert Markus Schopp beim TSV Hartberg so gut wie immer spielerische Lösungen ein. Selbst gegen starke Mannschaften wie RB Salzburg sieht man kaum weite Bälle nach vorne, sondern ein gepflegtes Kurzpassspiel vom Tormann bis zur Sturmspitze. Diese Konsequenz ist bewundernswert und es macht viel Spaß den Oststeirern zuzusehen, allerdings kann die Philosophie auch nach hinten losgehen, wenn man Probleme hat das Pressing von starken Mannschaften zu umspielen. Nicht umsonst endeten Hartberg-Partien gegen RB Salzburg immer wieder mit Kantersiegen für den Favoriten. Hier wird sich Sangaré ein wenig umstellen und in manchen Situationen weniger Risiko nehmen müssen. Rapid-Trainer Klauß wird die Qualitäten im Spielaufbau seines neuen Schützlings zu schätzen wissen, aber wenn es brenzlig wird, dann wird Sangaré in Zukunft manche Situationen risikofreier lösen müssen, als bei seiner letzten Leihstation.
Im Vergleich mit den zentralen Mittelfeldspielern der Bundesliga
Im nächsten und den darauffolgenden von uns erstellten Streudiagrammen sehen wir die wichtigsten zentralen Bundesliga-Mittelfeldspieler der vergangenen Saison. Dazu soll gleich festgehalten werden, dass es nur natürlich ist, dass beispielsweise rein defensive Mittelfeldspieler in manchen Metriken gegenüber offensiven Mittelfeldspielern schlecht aussehen. Anhand der Streudiagramme lassen sich aber viele Eigenschaften eines Spielers ablesen, weshalb wir euch auch selbst einladen, die Diagramme in Ruhe anzusehen und euch ein Bild von den Werten der Spieler zu machen. Schließlich sehen wir hier nicht nur Sangaré, sondern auch zahlreiche weitere Spieler der österreichischen Bundesliga und ein zweiter und dritter Blick lohnt sich bestimmt.
Involvement und Vertikalität
Im ersten Streudiagramm sehen wir uns auf der X-Achse eine selbst entwickelte Metrik an, die wir „Involvement“ getauft haben. Diese Metrik zeigt an, wie stark der Spieler in das Passspiel seiner Mannschaft eingebunden ist. Dazu muss erklärt werden, dass in dieser Metrik Spieler von Ballbesitzmannschaften tendenziell gut aussehen. Hartberg spielt unter Markus Schopp stets sehr viele Pässe, weshalb wir vermuteten, dass Sangaré weit auf der rechten Seite des Streudiagramms landet.
Auf der Y-Achse kann man ablesen, ein wie großer Faktor für das Offensivspiel ihrer Mannschaft die Spieler waren. Der Name Vertikalität ist ein wenig in Relation zu setzen, da hier nur vertikale Pässe ins letzte Drittel und in den Strafraum zählen. Ein vertikaler Pass, der im zweiten Drittel landet, wurde hier nicht bewertet. Die Y-Achse zeigt also nur vertikale Pässe in die gefährlichen Zonen an, um aufzuzeigen, ob die jeweiligen Spieler in der Offensive ein Faktor waren.
***Alle Diagramme lassen sich per Klick vergrößern***
Dass Sangaré als Dreh- und Angelpunkt im Hartberger Aufbauspiel diente, kann man gut anhand dieses Diagramms ablesen: Kein anderer zentraler Mittelfeldspieler war in das Aufbauspiel seiner Mannschaft so stark involviert wie der Rapid-Neuzugang, weshalb man ihm am rechten Rand des Diagramms findet. Positiv ist hier zudem, dass er auch durchaus zahlreiche Bälle in den gegnerischen Strafraum und ins letzte Drittel spielte.
Hier sehen wir zudem, dass der SK Rapid in der vergangenen Saison keinen zentralen, defensiven Mittelfeldspieler in seinen Reihen hatte, der Sangarés Profil aufweist. Sattlberger war im Aufbauspiel, was die Anzahl der Ballkontakte und die Gefahr nach vorne angeht, kein großer Faktor. Bei Grgic, der durch einen aktiveren Spielstil punktet, sieht man tatsächlich mehr „Involvement“, allerdings auch nicht viele Aktionen in die gefährlichen Zonen.
Offensive und defensive Duelle
Im zweiten Diagramm wollen wir uns ansehen wie viele offensive und defensive Duelle die zentralen Mittelfeldspieler in der österreichischen Bundesliga bestritten. Für klassische Box-to-Box-Spieler ist es üblich in beiden Werten hohe Zahlen vorzuweisen:
Auch hier eine Anmerkung vorweg: Legt man diese Werte in ein Streudiagramm, schneiden meistens die aktiven, quirligen Spieler gut ab, die aktiv Zweikämpfe suchen. Matthäus Taferner ist beispielsweise ein Spielertyp, der extrem umtriebig ist und von einem Duell ins nächste gerät. Spieler wie Sattlberger oder Jon Gorenc Stankovic, die viel mit ihrem guten Stellungsspiel wettmachen und nicht den allergrößten Aktionsradius haben, schneiden hier selbst bei den Defensivzweikämpfen meist durchschnittlich ab. Deshalb macht es auch wenig Sinn zu versuchen Spieler aufgrund solcher Diagramme nach Spielstärke einzuteilen. Viel mehr soll man ein Gefühl dafür bekommen, um was für eine Art Spieler es sich handelt und ob die Mannschaft ein solches Profil benötigt. Sangaré zeigt hier eine sehr gute Mischung aus Offensiv- und Defensivduellen und man sieht, dass er sowohl mit als auch gegen den Ball sehr aktiv ist.
Erfolgreiche Defensivaktionen und gewonnene Duelle
Das vorherige Diagramm zeigte nur die reine Anzahl an Offensiv- und Defensivduellen und sagt nichts über die Qualität dieser Zweikämpfe aus, weshalb wir uns auch ansehen wollen, welche Mittelfeldspieler viele erfolgreiche Defensivaktionen und gewonnene Duelle für sich verbuchen konnten.
Auf der X-Achse sehen wir die erfolgreichen Defensivaktionen pro 90 Minuten. Dazu gehören erfolgreiche Tacklings, Interceptions und Balleroberungen. Auf der Y-Achse sehen wir die Anzahl der gewonnenen Duelle pro 90 Minuten, wobei es sich hier sowohl um Defensiv- als auch Offensivduelle handelt.
Auch in diesem Diagramm lässt Sangaré keine Wünsche offen und landet in der Nähe seines Teamkollegen Diakité und Sturm-Staubsauger Jon Gorenc Stankovic.
Pressingresistenz
Selbst mit den fortgeschrittenen Daten von Wyscout ist es aber nicht ganz einfach die Qualität der Pressingresistenz in einer Metrik darzustellen, doch im Laufe der letzten Monate entwickelten wir ein Modell, das durchaus nützlich ist. Wenn man überlegt, welche Faktoren einen pressingresisteten Spieler auszeichnen, kann man erahnen welche Metriken wir miteinander kombinierten.
Eine der herausragenden Merkmale bei Sangaré ist seine Pressingresistenz. Der Malier kann sich auch direkt nach Ballannahmen meist gut aus engen Situationen befreien. Er dreht gerne auf und kann mit seiner Dynamik zu überraschenden Tempoläufen ansetzen, die oft im eigenen Strafraum beginnen. Wie schon oben erwähnt durfte er dafür beim TSV Hartberg reichlich Risiko nehmen, was sich beim SK Rapid ein wenig ändern könnte.
Auf der Y-Achse sieht man eine Kombination aus Schlüsselpässen, Pässen in die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr und Pässe ins letzte Drittel bzw. in den Strafraum. Hier sieht man einmal mehr, dass weder Grgic oder Sattlberger noch Kerschbaum das Spielerprofil haben, um in der Offensive auf diese Art regelmäßig Akzente zu setzen. Der SK Rapid war in der Offensive enorm von den vier vordersten Spielern im 4-2-3-1 abhängig, was eine Weile aufgrund der individuellen Klasse von Grüll, Seidl, Kühn und Burgstaller auch funktionierte, auf Dauer aber suboptimal ist.
Expected Goals und Expected Assissts
Was Expected Goals und Expected Assists sind, werden wir unseren aufmerksamen Lesern nicht erklären müssen. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass wir hier die Werte ausnahmsweise nicht pro 90 Minuten darstellen, sondern in absoluten Zahlen über die gesamte Bundesligasaison, da dies bei diesen Statistiken ein wenig anschaulicher wirkt. Taferner ist bei den xA-Werten und Irving bei den xG-Werten überragend, wobei Irving, so wie Bähre, drei Elfmeter schoss, die sich natürlich auch auf die Expected-Goals-Werte auswirken. Sangaré zeigte sich im oben erwähnten Interview mit „africafoot“ auch selbstkritisch was seine Scorerwerte angeht und er hat nicht ganz unrecht, denn ein Spieler seines Profils könnte bei seinem Aktionsradius im letzten Drittel sicherlich noch ein wenig konkreter und gefährlicher werden.
Ein Vergleich mit Sattlberger, Grgic, Kerschbaum und Seidl
Quelle: Wyscout S.p.a.
Hier präsentieren wir euch einige interessante Werte des Rapid-Neuzugangs, die wir nicht nur mit Sattlberger, Grgic und Kerschbaum, sondern auch mit Matthias Seidl vergleichen, um eine Referenz eines offensiven Mittelfeldspielers zu haben. Seidl nahm über weite Phasen der Saison eine Schlüsselrolle beim SK Rapid ein und wurde als Belohnung für seine Leistungen von Ralf Rangnick sogar zur Europameisterschaft mitgenommen.
Wir sehen, dass Sangaré sowohl die meisten defensiven als auch offensiven Aktionen aller Spieler hatte. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn Sattlberger, Grgic und Kerschbaum sind bei den Offensivwerten weit von Seidl entfernt. Sangarés Zweikampfstärke sieht man auch gut anhand der knapp 50% gewonnenen Offensiv-Duelle. Alle anderen Spieler liegen hier rund um 40%, Grgic fällt hier sogar weiter ab.
Der Malier spielte in der vergangenen Saison zudem die meisten Pässe in diesem Vergleich und tätigte auch die meisten Dribblings, die zudem die besten Erfolgsquoten aufweisen.
Sein einziges Manko sind die letzten Aktionen. Obwohl Sangaré viele gute Aktionen in der Offensive hat, wurde er in der vergangenen Saison nur sehr selten konkret und kam über die gesamte Spielzeit nur auf einen xG-Wert von 1.18 und einen xA-Wert von 1.77.
Sangarés Position beim SK Rapid
Sangaré weist im zentralen Mittelfeld sowohl in der Defensive als auch in der Offensive große Qualitäten auf und ist ein Spielertyp, den der SK Rapid zuletzt nicht in seinem Kader hatte. Von seiner Präsenz erinnert er von den Rapid-Mittelfeldspielern der vergangenen Jahre ein wenig an Robert Ljubicic, der aber etwas defensiver ausgerichtet war und auch andere Qualitäten besaß. Ljubicic war beispielsweise nicht ganz so dynamisch wie Sangaré, dafür allerdings noch etwas verbissener in den Zweikämpfen.
Sangaré ist im Mittelfeld ein sehr vielseitig einsetzbarer Spieler. Dank Hartberg-Trainer Markus Schopp ist er nicht nur als Zehner und Achter, sondern auch als Sechser eine Option. Dabei würde er aber die Rolle des offensiveren und im Spielaufbau aktiveren Sechsers einnehmen.
In einem 4-2-3-1 kann Sangaré demnach als Sechser, Achter und Zehner auflaufen und im Notfall auch auf beiden offensiven Flügelpositionen zum Zug kommen, wie er es etwa bei Malis U23-Nationalteam tat. Der SK Rapid wird ihn aber natürlich nicht als Rechts- oder Linksaußen verpflichtet haben.
Laut KURIER-Informationen sollen neben der 4-2-3-1-Grundformation auch Zwei-Stürmer-System zum Repertoire in der kommenden Saison gehören, was auf ein 4-2-2-2 hindeuten könnte. Auch hier kann Sangaré prinzipiell jede der vier Mittelfeldpositionen einnehmen. Man muss aber dazusagen, dass mit Seidl, Schaub und Lang die Konkurrenz im offensiven Mittelfeld in einem 4-2-2-2 durchaus groß ist.
Sangarés Rolle beim SK Rapid
Viel wichtiger als sein Platz in der Grundformation ist jedoch die Rolle, die der Malier beim SK Rapid einnehmen kann. Sangaré ist der fehlende Verbindungsspieler im Zentrum, der die Bälle hinten einsammelt und nach vorne trägt oder passt. Er kann auch beim SK Rapid zum Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld werden und eine dominante Rolle einnehmen. Sangaré deckt mit seiner starken Laufarbeit einen großen Aktionsradius ab, ist ballsicher, schnell und dynamisch. Wie weiter oben beschrieben hat er aber im letzten Drittel noch Verbesserungspotential und muss konkreter werden.
Eine interessante Facette könnte sich im Spiel gegen den Ball ergeben. Sollten Sattlberger, Grgic und Sangaré gemeinsam am Spielfeld stehen, könnte sich Sattlberger, wie man es schon in der vergangenen Saison beobachten konnte, zumindest gegen starke Gegner zwischen die Innenverteidiger zurückfallen lassen und Sangaré und Grgic würden den Sechserraum gemeinsam verteidigen, was eine große Intensität in dieser Zone und zusätzliche Stabilität im Abwehrzentrum verspricht.
Fazit
Mamadou Sangaré machte unter Hartberg-Trainer Markus Schopp in den letzten eineinhalb Jahren einen gewaltigen Sprung nach vorne und erfand sich quasi neu. Aus einem offensiven Mittelfeldspieler wurde ein vielseitig einsetzbarer Box-to-Box-Spieler, der zahlreiche Positionen ohne Qualitätsverlust bekleiden kann. In der vergangenen Saison ging den Hütteldorfer ein Spieler in der Mittelfeldzentrale ab, der sowohl zweikampfstark als auch ballsicher ist und gleichzeitig Akzente nach vorne setzen kann.
Ein weiterer Pluspunkt ist das große Entwicklungspotential des jungen Maliers, der vor wenigen Tagen erst seinen 22. Geburtstag feierte und in Zukunft eine heiße Transferaktie in Hütteldorf werden könnte. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass er seine positive sportliche Entwicklung, die er in den letzten eineinhalb Jahren in Hartberg genommen hat, auch in Hütteldorf fortsetzen kann.
Verbesserungspotential ist beim Endprodukt zu orten. Sangaré muss im letzten Drittel noch ein wenig zielgerichteter und effektiver werden, was ihm angesichts seiner Karriere aber durchaus zuzutrauen ist, denn im offensiven Mittelfeld fühlt er sich prinzipiell zu Hause. Ein weiterer Aspekt, der weiter oben auch angesprochen wurde, betrifft die Risikobereitschaft im Aufbauspiel, die beim SK Rapid geringer ausfällt als unter Schopp in Hartberg. Hier wird Sangaré lernen müssen, dass er im Zweifelsfall auch destruktive Methoden im Spielaufbau anwenden darf.
Stefan Karger
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