Das Wiener Derby war vor allem vom Duell zwischen Austrias Dreierpacker Haris Tabakovic und Rapids starkem Schlussmann Niklas Hedl geprägt. Nach dem Spiel haben... Spielerbewertungen: Duell Hedl vs. Tabakovic prägt das Derby

Das Wiener Derby war vor allem vom Duell zwischen Austrias Dreierpacker Haris Tabakovic und Rapids starkem Schlussmann Niklas Hedl geprägt. Nach dem Spiel haben Dalibor Babic (Austria) und Daniel Mandl (Rapid) die Protagonisten des 340. Duells der Stadtrivalen bewertet.

Notenschlüssel:
1= sehr schwach
10 = sehr stark
0 = zu kurz eingesetzt

FK Austria Wien

Christian Früchtl 6

Grundsolide Leistung des violetten Schlussmanns, der insgesamt sechs Paraden zeigte und bis auf eine Situation kurz vor Schluss, wo er beim Herauskommen zögerte, die meisten Situationen klären konnte. Einzig seine Passquote von nur 45 Prozent war stark ausbaufähig.

Reinhold Ranftl 8

Der violette Dauerläufer auf der rechten Seite war wie so oft in dieser Saison einer der Aktivposten seiner Mannschaft und kam so nicht umsonst auch zu den mit Abstand meisten Ballaktionen in diesem Spiel (87), wobei er dabei auch noch die drittmeisten Pässe in der gegnerischen Hälfte spielte (34) und auf die meisten erfolgreichen Dribblings seines Teams kam (4). Auch gegen den Ball zeigte er – abgesehen von anfänglichen Problemen – eine starke Vorstellung und führte nicht nur die zweitmeisten Duelle seines Teams (18), sondern gewann dabei starke 67 Prozent seiner Zweikämpfe und sammelte auch noch sieben abgefangene Bälle, drei erfolgreiche Tacklings und eine klärende Aktion. Ein rundum gelungener Auftritt also.

Lukas Mühl 5

Solide Vorstellung des violetten Kapitäns, der zwar nur zwei seiner neun Duelle für sich entschied, dafür allerdings sieben abgefangene Bälle, drei klärende Aktionen und zwei abgewehrte Schüsse verbuchte. Mit dem Ball am Fuß gab er sich auch keine Blöße und brachte 70 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler.

Marvin Martins 6

Der Abwehrchef der Violetten machte insgesamt ein ordentliches Spiel und bestach vor allem in der Luft mit seiner Zweikampfstärke, wodurch er nur ein einziges Kopfballduell verlor. Darüber hinaus sammelte er noch sieben klärende Aktionen, drei abgefangene Bälle und blockte einen Schuss ab. Mit dem Ball lieferte er eine souveräne Vorstellung ab und kam hier auf eine starke Passquote von 94 Prozent – Bestwert auf dem gesamten Feld. Einzig seine unglückliche Aktion vor dem Gegentreffer trübt seine Bilanz, weil er etwas zu forsch aus der Kette heraus attackierte und den Raum öffnete.

Matteo Meisl 4

Eine unauffällige Partie des Innenverteidigers, der die Hälfte seiner Duelle gewann und auch abgesehen davon statistisch kaum Nennenswertes verbuchte, außer drei klärende Aktionen, was für einen Innenverteidiger ungewöhnlich ist. Er nahm kaum Risiko und versuchte alles humorlos zu klären, wodurch ihm immer wieder die Ruhe fehlte. Auch beim Gegentreffer verhielt er sich taktisch nicht klug und verabsäumte es ins Zentrum einzurücken und die Lücke zu schließen, wodurch Burgstaller völlig frei zum Abschluss kam.

Doron Leidner 5

Feierte nach wochenlanger Verletzungspause sein Comeback in der Startelf und lieferte eine solide Vorstellung ab. Hier und da merkte man ihm noch den fehlenden Rhythmus und die letzte Spritzigkeit an, allerdings machte er seine Seite insgesamt gut dicht, sammelte fünf abgefangene Bälle, zwei erfolgreiche Tacklings und eine klärende Aktion und spulte wie üblich viele Kilometer ab. Offensiv blieb er etwas unter den Erwartungen und er gewann keines seiner fünf angesetzten Dribblings.

Manfred Fischer 6

Eine gute Vorstellung des violetten Führungsspielers, der sich im Vergleich zu den letzten Wochen verbessert zeigte und scheinbar von seiner Vertragsverlängerung beflügelt wurde. Ließ sich vom Druck des Gegners im Zentrum nicht beirren und bestach durch seine saubere Ballverarbeitung und Ruhe am Spielgerät. Er brachte knapp 75 Prozent seiner Zuspiele an und kam auf über 50 Ballaktionen. Auch gegen den Ball warf er sich in jeden Zweikampf und überzeugte speziell im Gegenpressing, allerdings ließ er sich dafür insgesamt zu häufig ausdribbeln (4).

James Holland 6

Rutschte durch den krankheitsbedingten Ausfall von Braunöder in die Startelf und der Australier machte insgesamt ein gutes Spiel. Zwar brauchte er einige Minuten, um ins Spiel zu finden, doch danach bildete er gemeinsam mit Fischer ein starkes Duo und sie räumten gemeinsam vieles im Zentrum ab. So gewann der Sechser über 50 Prozent seiner Duelle und sammelte darüber hinaus vier abgefangene Bälle und drei erfolgreiche Tacklings. Auch mit dem Ball war sein Auftritt in Ordnung und wäre er beinahe zum Torerfolg gekommen, doch sein Abschluss konnte auf der Linie geklärt werden.

Dominik Fitz 9

Eine herausragende Vorstellung des violetten Spielmachers, der einen Gala-Auftritt in diesem Wiener Derby hinlegte. Nahezu jede Offensivaktion lief über den Mittelfeldspieler und so kam er nicht nur auf starke 60 Ballaktionen, sondern brachte dabei 88 (!) Prozent seiner Zuspiele an, was auf seiner Position ein sensationeller Wert ist. Dank seiner tollen Übersicht und seinem feinen Füßchen bereitete er auch insgesamt neun Torschüsse vor, gab selber einen ab und steuerte insgesamt zwei Torvorlagen bei, womit er sich nun an die Spitze der ligaweiten Assist-Wertung setzte.

Andreas Gruber 6

Lange stand ein Fragezeichen hinter dem Einsatz des Offensivspielers, er biss jedoch die Zähne zusammen und stellte sich in den Dienst der Mannschaft. Seine tolle Einstellung brachte er dann auch auf den Platz, wo er viele Kilometer abspulte, mit seinen Tiefenläufen Räume für seine Mitspieler schuf und dank seines Tempos dem Gegner einige Probleme bereitete. So gab er insgesamt drei Torschüsse ab und steuerte zwei Schlüsselpässe bei, was sehr ordentlich ist – und das bei einer starken Passquote von knapp 80 Prozent.

Haris Tabakovic 10

Der Mann der Stunde bei den „Veilchen“ und auch der große Derbyheld. Bei dem Schweizer gehen langsam die Superlativen aus, trifft er doch wie am Fließband und strahlt eine unheimliche Präsenz auf dem Feld aus, die jedem Gegner Probleme bereitet. Starke acht (!) Schüsse gab der Angreifer ab und erzielte dabei drei Treffer, wobei er noch weitere ein, zwei Top-Chancen liegen ließ. Doch nicht nur das, auch seine Arbeit gegen den Ball und seine Einsatzbereitschaft waren imposant, führte er doch die meisten Duelle in diesem Spiel (21) und gewann davon starke 14. In der Form wird der Stürmer für die „Veilchen“ nur schwer zu halten sein.

Nikola Dovedan 0

Aleksandar Jukic 0

Mathias Braunöder 0

Alle zu kurz eingesetzt.

 

SK Rapid

Niklas Hedl 10

Mit einer Weltklasseleistung bewahrte der junge Rapid-Keeper seine Mannschaft vor einem wahren Derby-Debakel. In der zweiten Halbzeit verhinderte er mit großartigen Paraden mehrere Gegentreffer, bei den drei Gegentoren durch Tabakovic wiederum war er machtlos. Logischerweise war Hedl damit der mit Abstand beste Rapid-Spieler.

Denso Kasius 4

Der Rechtsverteidiger war noch einer der bemühteren Rapid-Spieler, leistete einen schönen Assist zu Guido Burgstallers Anschlusstreffer, war jedoch im Spiel selbst ebenfalls nicht immer griffig. Allerdings gewann Kasius verhältnismäßig viele Zweikämpfe (63%) und versuchte auch mal unerwartete Aktionen, die für Überraschungsmomente hätten sorgen können. Leider allerdings nicht sonderlich viele davon.

Michael Sollbauer 3

Im Duell Mann gegen Mann agierte der Rapid-Innenverteidiger zumeist recht abgebrüht, aber ansonsten erwischte er, wie die meisten seiner Kollegen einen gebrauchten Tag. Bei den ersten beiden Gegentoren wirkte er schläfrig, auch sonst hatte er in den hitzigen Strafraumszenen nur selten einen guten Überblick. Der Spielaufbau lief zudem (womöglich geplant?) an ihm vorbei.

Kevin Wimmer 3

Sollbauers Innenverteidigerkollegen gelang etwas mehr und er behielt zumindest, was die Klärungsaktionen betrifft, immer wieder einen kühlen Kopf. Dadurch half er zwar kaum, einen sauberen Spielfluss zu gewährleisten, aber immerhin rettete er da und dort in höchster Not. Am Ende gewann Wimmer allerdings nur 31% seiner Duelle und damit noch weniger als Sollbauer. Ein völlig unnötiger Infight in der Nachspielzeit nahm Zeit von der Uhr, die Rapid beim Stand von 1:2 noch brauchen hätte können.

Martin Moormann 2

Grundsätzlich wäre er als Linksverteidiger hinter Nicolas Kühn mit einer für ihn passenden Aufgabe betraut gewesen, aber Moormann konnte Rapids Dribblanski nie den Rücken freihalten, agierte defensiv extrem unsicher, verursachte den unnötigen Eckball, der zum 0:1 führte. Trug kaum etwas zu einem soliden Spielaufbau bei und war vor allem am Boden defensiv zweikampfschwach. Viel zu wenig für einen Klub wie Rapid.

Roman Kerschbaum 1

Nicht bundesligatauglich. Bei Kerschbaum hat man seit geraumer Zeit das Gefühl, dass ihm alles zu schnell geht. Der Ex-Admiraner wirkt extrem langsam im Kopf, sowohl mit, als auch ohne Ball. Seine Passquote war für einen Sechser schwach (61%) und er wurde in zahlreiche Zweikämpfe verwickelt, weil die Austria ihn auch als Pressingopfer auserkoren hatte. Die Hälfte davon gewann er. Der Routinier ist leider nach wie vor absolut kein Stabilisator, sondern eher ein Unruheherd für seine Mannschaft. Über die gesamte Saison gesehen, aber vor allem im gestrigen Derby, ist bzw. war Kerschbaum viel zu schlecht für Rapid.

Patrick Greil 2

Etwas aktiver als Kerschbaum, aber dennoch zeigte auch Greil viel zu wenig Leistung. Pomadiges Anlaufverhalten, nur selten das Gefühl, dass er einen Ball wirklich mit Nachdruck und unbedingt haben will. Er gewann nur 38% seiner Zweikämpfe, auch weil er einen besseren Wert nie wirklich zu erzwingen versuchte. Dafür war er im Passspiel geringfügig besser als Kerschbaum, aber auch für ihn gilt: In dieser Verfassung zu schlecht für Rapid.

Oliver Strunz 1

Große Enttäuschung mit frühem, bitterem Ende. Nachdem der Eigenbauspieler der Grün-Weißen einen neuen Vertrag bis 2027 unterzeichnete, hätte man annehmen können, dass er topmotiviert ist und alles zerreißen will. Das Gegenteil war der Fall und auch Strunz startete unentschlossen und mutlos, kam immer wieder einen Schritt zu spät, zeigte nie den nötigen Nachdruck, machte dann auch noch einen haarsträubenden, defensiven Fehler. Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings bereits angeschlagen und nach etwa einer halben Stunde musste er mit einer Muskelverletzung ausgewechselt werden.

Ferdy Druijf 2

Am Zehner der Hütteldorfer lief das Spiel komplett vorbei. Bis zu seiner Auswechslung nach einer Stunde kam er nur auf elf Pässe. Im Gegenpressing setzte er praktisch keine Akzente und torgefährlich wurde er auch nicht. Fügte sich nahtlos in das katastrophal agierende Mittelfeldzentrum ein und war eigentlich schon in der ersten Halbzeit ein logischer Kandidat für eine Auswechslung.

Nicolas Kühn 6

Der einzige Rapid-Spieler mit Spielwitz. Beim Deutschen sah man immer wieder, dass er etwas Besonderes hat und den Austrianern mit Einzelaktionen wehtun könnte. Allerdings ist Kühn noch etwas zu ballverliebt bzw. nicht konkret genug im Fertigspielen seiner Aktionen. Dennoch lieferte er eine – den Umständen entsprechend – gute Partie ab und war nach Burgstaller eindeutig der zweitgefährlichste Rapid-Spieler.

Guido Burgstaller 7

Einmal mehr war der 34-Jährige derjenige, der versuchte, seine Mannschaft wieder aufzurichten und mit dem 1:2 ließ er sie nochmal an einem Punkt schnuppern. Wieder einmal war er einer der ganz wenigen Spieler Rapids, die mit der nötigen Eigeninitiative versuchten, das Spielgeschehen zu kippen. Ähnlich wie unter Feldhofer ließ er sich teilweise in den Achterraum zurückfallen, um Bälle aufzusammeln, weil er bemerkte, dass das komplette Zentrum erneut underperformte. Vorwerfen kann man dem 19-fachen Saisontorschützen am Ende nur, dass er in der Schlussminute nicht den Ausgleich erzielte. Allerdings gibt es angesichts seiner aufopferungsvollen Leistungen kaum einen Rapid-Fan, der ihm das tatsächlich vorwirft…

Marco Grüll 4

Wieder einmal kämpfte Grüll beherzt gegen sein Formloch an, aber es will einfach spielerisch nichts gelingen. Lediglich einmal konnte er sich am Flügel kraftvoll gegen Ranftl durchsetzen und eine gute Torchance für Greil vorbereiten. Ansonsten war in seinem Spiel viel Kampf und Krampf, aber wenig Zählbares.

Bernhard Zimmermann 3

Der Joker stand insgesamt 39 Minuten auf dem Platz, war etwas umtriebiger als Druijf, agierte aber viel zu fahrig und brachte nie eine Linie in sein Spiel.

Ante Bajic 0

Zu kurz eingesetzt.

Dalibor Babic