Srdjan Grahovac bis 2017 bei Rapid: Das ist der bosnische U21-Teamkapitän!
Bundesliga 14.Juni.2014 Daniel Mandl 0
Der SK Rapid Wien verstärkte sich für die nächsten drei Jahre mit dem bosnischen U21-Teamkapitän Srdjan Grahovac. Hierzulande ist der 21-Jährige unbekannt, aber in Bosnien galt er bereits in jungen Jahren als einer der besten Fußballer der Liga. abseits.at bringt Licht ins Dunkel und stellt die grün-weiße Neuverpflichtung vor.
Srdjan Grahovac war bereits U17-Teamspieler, als er im August 2009 für seinen Heimatklub Borac Banja Luka sein Kampfmannschaftsdebüt gab. Damals war er erst 16 Jahre alt, galt aber schon als riesiges Talent, das für dieses junge Alter schon sehr weit war. Die Saisonen 2009/10 und 2010/11 waren für Grahovac Eingewöhnungsspielzeiten, in denen er 15 Spiele von Beginn an machte, 18-mal eingewechselt wurde und je ein Tor und einen Assist beisteuerte. 2010/11 wurde Borac Banja Luka bosnischer Meister.
Verschiedene Spielsysteme
Ab der Saison 2011/12 gehörte Grahovac zum unumstößlichen Stamm von Borac Banja Luka. Ein interessanter Aspekt war in besagter Saison die Sprunghaftigkeit, was das Spielsystem von Borac angeht: Die bosnische Mannschaft, die die Saison auf dem dritten Platz abschloss, spielte mal in einem 4-2-3-1, dann wieder in einem 4-3-2-1 oder sogar in einem 4-4-2 mit Mittelfeldraute. Grahovac fand in jedem System Platz, mimte Sechser und Achter, organisierte das defensive Mittelfeld auch mal alleine. In 28 Pflichtspielen erzielte er einen Treffer und bereitete zwei vor.
Box-to-Box
In der Saison 2012/13 ging schließlich Grahovacs Stern auf und er zeigte sich im Vergleich zur Vorsaison noch einmal deutlich verbessert. Nominell spielte Borac zumeist mit einer Doppelacht und einem klassischen Zehner im Mittelfeld, wobei Grahovac die wichtigste Rolle auf der Zentralachse einnahm. Der damals 20-Jährige war zum Box-to-Box-Mittelfeldspieler gereift, der schnell hinter den Ball kam und Höhe und Tempo des Spiels seiner Mannschaft steuerte. Durch seinen wachsenden Aktionsradius wurden auch seine Leistungsdaten besser: In 31 Spielen erzielte Grahovac drei Tore und steuerte fünf Assists bei.
Pressingresistent und fast immer anspielbar
Während Grahovac im Verein eine sehr flexible Rolle einnahm, ist er im bosnischen U21-Nationalteam, in dem er die Rückennummer 10 trägt, eher als Sechser zu bezeichnen. Auf einer defensiveren Position ist Grahovac insgesamt betrachtet etwas besser aufgehoben, weil er seine Stärken besser ausspielen kann. Der junge Bosnier ist enorm ball- und passsicher, hat Übersicht, versteht es das Spiel zum richtigen Zeitpunkt zu verlagern. Durch seine intelligenten Bewegungen und den richtigen Instinkt für Raum und Zeit ist er sehr pressingresistent. Grahovac ist dafür bekannt, sehr häufig und gut anspielbar zu sein, weil er ohne Ball sehr clever in die Breite arbeitet und zumeist am aktiven Flügel als Knotenpunkt für seine offensiveren Mitspieler agiert.
Die Suche nach dem tödlichen Pass
Gleichzeitig kann er seinen natürlichen Offensivdrang aber nur schwer verbergen: In Ballbesitz orientiert sich Grahovac zumeist nach vorne. Er ist ein Mittelfeldspieler, der keine abwartende Haltung einnimmt, sondern der mit dem Ball viel in Bewegung ist und mit kurzen, schnellen Antritten und entschlossenen Pässen nach vorne versucht, Lücken in die gegnerische Mittelfeldordnung zu reißen. Wenn Grahovac durch die Mitte nach vorne stößt, ist er zudem dauernd auf der Suche nach Lücken in der gegnerischen Abwehrreihe. Es gab kaum eine Partie von Grahovac für Borac Banja Luka, in der er keine „tödlichen Pässe“ versuchte. Gut antizipierende, in die Spitze stechende Flügelspieler liegen ihm hierfür als Mitspieler.
Nur noch als „Architekt“
In der vergangenen Saison kam Grahovac auf 26 Ligaspiele, einen Treffer und drei Assists. In den Saisonen davor wurde er immer wieder auf ungewohnten Positionen ausprobiert, spielte zum Beispiel fallweise im rechten Mittelfeld. Allerspätestens ab der Spielzeit 2013/14 war es mit diesen Experimenten aber vorbei und der Bosnier wurde zum Mittelfeldstrategen, dessen Position am ehesten als Sechser zu bezeichnen ist, allerdings von ihm selbst sehr frei und variabel interpretiert wird. Betrachtet man die gesamte taktische und technische Fähigkeitspalette des 21-Jährigen, ist er getrost als Prototyp eines Box-to-Box-Mittelfeldspielers zu bezeichnen.
Mal als „Leser“, dann wieder beinhart
Auffällig ist auch, dass Grahovacs Zweikampfführung in der Liga und auf U21-Teamebene unterschiedlich ist. In der Liga präsentierte sich Grahovac ohne Ball häufig etwas zurückhaltender und legte sein Hauptaugenmerk auf das Stellungsspiel. Der Bosnier versucht immer wieder das Spiel zu lesen und seine Feldposition bei gegnerischem Ballbesitz so zu wählen, dass er im Idealfall gar nicht in einen Zweikampf gehen muss. In der U21-Nationalelf ist seine Gangart etwas härter und er fährt schon mal aggressiver in die Parade. Dies hat wohl auch damit zu tun, dass er im Spiel gegen Alterskollegen physisch sicherer ist und in der harten bosnischen Liga gegen abgebrühte Gegenspieler eher auf seine Spielintelligenz vertraut. Bei Rapid muss Grahovac diese Tugenden vereinen, zumal die österreichische Bundesliga als eine der härtesten Ligen Europas gilt und man als zentraler Mittelfeldspieler oft nicht um Zweikämpfe herumkommt. Was die Spielintelligenz, Passsicherheit, technische Fähigkeiten und taktisches Verständnis im Allgemeinen angeht, ist Grahovac aber mehr als nur bereit für Fußball in Österreichs Oberhaus.
Die offene Frage nach der Größe des Schritts
Kritikpunkte an Grahovac hört man aus Bosnien nur sehr wenige. Den Beobachtern des bosnischen Fußballs war bereits klar, dass der talentierte Spieler kurz vor dem nächsten Karriereschritt steht. In Bosnien gilt Grahovac als großes Talent, das das Zeug hat, auf lange Sicht in einer europäischen Topliga unterzukommen. Dennoch gibt man sich aktuell etwas vorsichtig, zumal man nicht gut einschätzen kann, wie groß der Unterschied zwischen der bosnischen Premijer Liga und der österreichischen Bundesliga ist. Konkrete Kritik gab es lediglich an seinen zu kurz getretenen Eckbällen, die aber aufgrund der „architektonischen“ Fähigkeiten des Neo-Rapidlers zu verschmerzen sind.
Star in Bosniens U21
Angesichts dessen, dass Srdjan Grahovac im bosnischen U21-Nationalteam die Schaltzentrale und schon so etwas wie ein Star ist, darf man davon ausgehen, dass Rapid bald einen bosnischen A-Nationalspieler in seinen Reihen haben wird. Grahovac ist nun einer von insgesamt sechs Legionären in der bosnischen U21. Bei Rapid dürfte der Bosnier eher die Rolle einnehmen, die er bei Borac Banja Luka innehatte. Die Nationalteam-Variante, in der hohe defensive Verantwortung auf Grahovac ruht, ist zumindest für den Beginn seiner Österreich-Zeit wohl noch kein Thema.
Enorm variable Rapid-Mittelfeldzentrale
Es ist naheliegend, dass Grahovac und Petsos eine Doppelacht bilden. Angesichts dessen, dass Stefan Schwab nicht als Zehner zu bezeichnen ist, könnte es im Rapid-Mittelfeld in Zukunft sogar eine äußerst spielstarke „Dreifach-Acht“ geben. Der aktuelle Mangel an Flügelspielern (der jedoch noch behoben werden soll) könnte auch ein Revival von Steffen Hofmann als rechter Mittelfeldspieler einläuten. Für die Mitte hat Rapid mit Dominik Wydra als defensivere und Louis Schaub als offensivere Option noch zwei spielstarke Ersatzleute. Zoran Barisic hat also die Qual der Wahl und kann sein Team speziell auf der Zentralachse enorm variabel gestalten. Geht man vom taktischen und räumlichen Naturell von Petsos, Grahovac, Schwab, Hofmann, Wydra und Schaub aus, könnte man Rapids zentrales Mittelfeld nun wohl sogar als variabelstes in der gesamten Liga bezeichnen. Nun gilt es, die richtige Mischung zu finden und Automatismen zu verankern.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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